Ökonomische Analyse des Gesellschaftsrechts Eigentum und Eigentumsrechte “Economic growth will occur if property rights make it worthwhile to undertake.

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 Präsentation transkript:

Ökonomische Analyse des Gesellschaftsrechts Eigentum und Eigentumsrechte “Economic growth will occur if property rights make it worthwhile to undertake socially productive behavior.“ Douglas C. North and Robert Paul Thomas Dr. Ingo Fiedler Auf der Grundlage von Milgrom/Roberts: Economics, Organization & Management, Kapitel 9

Das Coase-Theorem und seine Annahmen Ökonomische Aktivität ist effizient, wenn Keine Transaktionskosten Keine Verhandlungskosten Vollständige Durchsetzung von Verträgen möglich Keine Externalitäten Präferenz- und Bewertungsstabilität Aber in der Regel: Verträge sind unvollkommen und Transaktionskosten bestehen Bounded Rationality Informationsasymmetrien Unsicherheit der Zukunft Für Transaktionen zudem notwendig: Klar definierte und handelbare Eigentumsrechte Dr. Ingo Fiedler

Wertmaximierungsprinzipg Bei Abwesenheit von Vermögenseffekten ist eine Transaktion nur dann effizient, wenn sie das Gesamtvermögen der Beteiligten erhöht Kuchengröße maximieren Annahme: Umverteilung verändert nicht die relative Bewertung der Güter Ermöglicht die Beurteilung von Transaktionen unabhängig von Verteilung Problem: In Realität abnehmender Grenznutzen Dr. Ingo Fiedler

Eigentum und Eigentumsrechte Eigentum zusammen mit dem Schutz der Eigentumsrechte sind der übliche und effizienteste Weg, um Menschen dazu zu veranlassen, Güter zu schaffen, zu erhalten und zu verbessern. Kommunismus ging an der Ineffizienz und Fehlen dieser Rechte unter(Man behandelt sein eigenes Auto anders als das von Avis) Ökonomische Analyse der Eigentumsrechte konzentrieren sich auf zwei Punkte: Das Innehaben der Restentscheidungsrechte (residual control) Die Aufteilung der Gewinne (residual returns) Dr. Ingo Fiedler

Eigentum Zu unterscheiden sind Entscheidungsrechte Residualempfang Entscheidungsrechte: Recht, Entscheidungen bezüglich der Nutzung eines Assets zu treffen Nutzung kann auch Abgabe der Rechte sein (Weiterveräußerung, Vermietung o.ä.) Neben Entscheidungsmacht, ist das Ausschlussrecht entscheidend: ohne Einigung und Zahlung darf keiner die Sache nutzen Residualempfang: Recht auf Aneignung des Gewinns (Gewinn hier: Der Betrag der übrig ist, nachdem jeder bezahlt wurde – kann auch negativ sein) Entscheidungsrechte und Residualempfangsrechte notwendig, da vollständige Verträge unmöglich Dr. Ingo Fiedler

Keine vollständigen Verträge möglich! Perfekte und vollständige Verträge: umfassende Regelung aller Situationen: Unmöglich! (Theorie des allgemeinen Gleichgewichts) Begrenzte Vorhersagekraft Ungenaue Sprache Kosten der Vorhersage und Niederschrift führen zu Unvollständigkeit Bounded rationality Folge ist mögliches „opportunistisches Verhalten“ Angst davor schreckt Verträge ab; (imperfect commitment), Beispiel: Erntehelfer streiken bei Ernte Zusätzlich Problem der „privaten Information“ Ziel: Berücksichtigung dieser Anreizprobleme (incentive constraints) und Schaffung eines Systems, bei dem diese Probleme abgemildert werden Langfristige Verträge nur als grober Rahmen, Ergänzung durch implizite Verträge Dr. Ingo Fiedler

Transaktionskosten (1) Transaktionskosten sind die Kosten, die ein Vertragsabschluss mit sich bringt Kosten, den richtigen Vertragspartner zu finden (Suchkosten) Kosten, der Verhandlungen (Verhandlungskosten) Kosten der Vertragsdurchsetzung (Durchsetzungskosten) Kosten der Rückgängigmachung der Vertragsfolgen („irreversible Kosten“; „sunk costs“) Verschiedene Verhandlungskosten Entscheidungsfindung Vertragsentwurf Vertragsdurchsetzung Dr. Ingo Fiedler

Transaktionskosten (2) Gründe für die Kosten Kommunikationskosten Informationsasymmetrien Beobachtungs- und Nachweisaufwand Opportunismus Bounded Rationality Keine Transaktion, wenn Transaktionskosten > Effizienzgewinn Folge: „Allocation of property rights does effect value!“ Dr. Ingo Fiedler

Eigentum (2) Zusammenschluss von Kontrolle und Residualempfang Entscheider trägt die finanziellen Konsequenzen seiner Entscheidungen Effiziente Anreizstruktur Auseinanderfallen von Kontrolle und Residualempfang Entscheider trägt nur einen Teil der Konsequenzen, so wird er einige Effekte unberücksichtigt lassen Moral Hazard Ineffiziente Entscheidungen Beispiel: Mietwohnung Ineffiziete Instandhaltung Überwachungsschwierigkeiten Begrenzungen der Nutzungsmöglichkeit durch Mietvertrag ( Verlust von Nutzungsmöglichkeiten) Etc. Dr. Ingo Fiedler

Moral Hazard (1) Ausdruck kommt von Versicherungsindustrie: Handlungen des Versicherten haben Einfluss auf Risiko und sind nicht beobachtbar Behandlung von Mietwagen Ineffizient: Nutzen-Kosten nicht balanciert Moral-Hazard ist weitverbreitet: Kranke, Auto, Haftpflichtversicherungen Selbstmordhäufigkeit und -verteilung defensive Medizin Bankberater Portfolioverwaltung Mieter Arbeitnehmer Manager („Principal-Agent-Problem“) Dr. Ingo Fiedler

Moral Hazard (2) Drei Vorraussetzungen für moral hazard: 1. Interessenkollision 2. Interesse an einem Leistungsaustausch 3. Schwierigkeiten bei der Feststellung der Vertragserfüllung oder der Vertragsdurchsetzung (Grund sind Kontrollprobleme: Fehlen beim Wissen oder beim Beweisen) Gegenmittel: Anreizverträge mit Bezahlung gekoppelt an proxys (da Anstrengungen, Loyalität, Sorgfalt und Kreativität nicht direkt beobachtbar und messbar) Stücklohn Verkaufsprovisionen Erfindervergütungen Gewinnbeteiligungen Dr. Ingo Fiedler

Bewältigung von moral hazard Problemen Investition in Kontrolle Nutzung des Wissens von Wettbewerbern, jedoch Vorsicht bei gemeinsamen Interessen (Krebsgefahr bei Zigaretten) Explizite Anreizverträge: Kontrolle teuer Beobachtung ex post: Unfälle Problem: Kausalität Anreizverträge sind mit Risiko verbunden Problem bei Risikoaversion! Teure Aktienoptionspläne bei Managern: wegen Risiko von diesen als geringwertig eingestuft Gute Anreizprobleme erzeugen Zielkongruenz Gestaltung von Alternativen: Im Büro statt zuhause bei schönem Büro Abschneiden von Alternativen: totalitäre Institutionen, Religionssysteme Dr. Ingo Fiedler

Eigentum (3) Einschränkungen von Eigentumsrechten oder Recht auf Residualempfang Einschränkungen durch Gesetz, z.B. Kündigungsschutzgesetz Einschränkungen durch freiwillige Verträge Beispiel Tarifverträge und festgeschriebene Beförderungen Umweltschutzvorschriften Einschränkungen durch Steuern … Eigentum bedeutet nach Belieben entscheiden zu können, was noch nicht anderweitig festgelegt ist  Merke: Je eingeschränkter die Eigentumsrechter, desto weniger sind sie wert! Dr. Ingo Fiedler

Effiziente Zuordnung von Eigentumsrechten Bei Gültigkeit der Annahmen des Coase-Theorems: Irrelevant Aber: Annahmen hingegen  Aufgabe von Law & Economics, die Eigentumsrechte effizient zu verteilen Besondere Bedeutung bei erstmaliger Vergabe von Eigentumsrechten an neuen Ressourcen (z.B. UMTS Frequenzen) Aber auch: Modifizierung und Transfer bestehender Eigentumsrechte bei ineffizienter Nutzung Beispiel: Verschmutzungsrechte bei Externalitäten Oftmals viele leicht Geschädigte durch Umweltverschmutzung Hohe Verhandlungskosten, z.B. durch Free-Rider-Problematik Daher: Verschmutzungsrechte vergeben, z.B. CO2-Emmissionsrechte Weiteres Beispiel: Eigentümerstruktur von Unternehmen (Hansmann) Dr. Ingo Fiedler

Nicht fest definierte Eigentumsrechte: Tragedy of the Commons Viele Personen haben das Recht eine gemeinsame Ressource zu nutzen bzw. keiner kann davon ausgeschlossen werden Folge: Overuse bzw. Undersupply Wenn Residualaneignung weit gestreut ist, dann fehlt es an Investitions- und Instandhaltungsanreizen Beispiel: Fischerei Übernutzung führt zum Versiegen der Ressourcenquelle Bei zu vielen Fischern: Übernutzung Kein Schutz des Fischbestandes, da Nutzen externalisiert und Kosten internalisiert Lösungsmöglichkeit: Einführen von fest definierten Eigentumsrechten Dr. Ingo Fiedler

Nicht handelbare und unischere Eigentumsrechte Nicht handelbare Eigentumsrechte: Ineffiziente Ressourcennutzung Ressourcennutzung kann nicht dorthin transferiert werden, wo der größte Nutzen entsteht Beispiel: Subventionen für bestimmte Ressourcennutzung, z.B. Wasser für Landwirtschaft („use it or lose it“) Unsichere Eigentumsrechte: Ineffiziente Ressourcennutzung Fehlende Investitionsanreize in Entwicklung und Instandhaltung der Ressource Beispiel: Diebstahl Dr. Ingo Fiedler

Ökonomische Begründung der Eigentumsrechte Bei freiwilligem Transfer von Gütern steigt der Gesamtnutzen der Beteiligten (Cooperative Surplus / Paretoverbesserung), da eine Verschlechterung unter den Behaltenswert („Drohwert“, „Threat Value“) von jeder Vertragsseite blockiert werden kann Ohne staatlichen Schutz der Eigentumsrechte sind die Menschen gezwungen erhebliche Mittel in die individuelle Verteidigung z.B. gegen Diebstahl und Raub zu investieren und die Produktion bestimmter Güter zu unterlassen Ackerbau Software Medikamente Dr. Ingo Fiedler

Wohlstand durch Eigentumsschutz Es gibt Skalenvorteile bei der Anwendung von Gewalt („natürliches Monopol“). Bei staatlichem Schutz des Eigentums ist eine erhöhte Produktion von Konsumgütern möglich. Probleme bei der Gewaltmonopolisierung: Private: Mafia Staat: Unterdrückung Fehlende Eigentumsdefinitionen führen zu Marktversagen: „Tragedy of the Commens/ common ressource problem/public goods problem, free rider problem“ Fischereirechte Ocean: Federal Telecommunications Commission Minderheitsanteile in AG Corporate Governance Dr. Ingo Fiedler