Die neuen industriellen Metallberufe im europäischen Kontext

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 Präsentation transkript:

Die neuen industriellen Metallberufe im europäischen Kontext Workshop 3 Rainer Bremer, Bernd Haasler Die neuen industriellen Metallberufe im europäischen Kontext – Problem der Anschlussfähigkeit bei der Berufsentwicklung Fachtagung „Die neuen industriellen Metallberufe 2004 – Lernen und Arbeiten im Geschäftsprozess“ Bad Godesberg, 09. Juni 2004

Traditionslinie I Die protestantischen Länder — mit Ausnahme der angelsächsischen — kennen außer Berufsbildungssystemen in staatlicher Verantwortung auch duale Strukturen auf, d. h. Unternehmen sind in mehr oder weniger geregelte Ausbildungswege eingebunden. Den Grad der Ausprägung dualer Strukturen in etwa widerspiegelnd, läßt sich eine Rangfolge benennen: Deutschland, Österreich, Südtirol, Luxemburg, Schweiz, Liechtenstein, Dänemark, Niederlande, Norwegen und Schweden. In diesen Ländern spielt die Berufsbildung eine staatlich und teilweise auch privatwirtschaftlich zu organisierende und zu verantwortende Rolle.

Traditionslinie II Die katholischen Länder bieten kaum eine Stufung des »Nichts« an Berufsbildungs-systemen. Es sind: Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Monaco, San Marino und Andorra. Außer der handwerklichen Ausbildung gibt es dort keine arbeitsmarktintegrativen Berufsbildungssysteme.

Traditionslinie III England, Schottland, Wales, Nordirland und die Republik Irland haben ebenfalls keine Berufsbildungssysteme, allenfalls berufliche Bildungswege für Jugendliche, die älter als 16 Jahre sind und nur wenig Chancen auf Beschäftigung haben. Beispiele dafür sind die NVQs.

Berufsordnung als Basis der Berufsbildung in der EU — eine Statistik

Harmonisierungsverbot!? Es soll keine politisch erzwungene Angleichung der Berufsbildungssysteme geben! Was kann dann für eine Konvergenz im »europäischen Raum der Industrie–, Bildungs– und Sozialpolitik sorgen?« Hypothese: »Kernberufe«, die auf beruflichen Aufgaben beruhen, werden sich herausbilden!

Subsystematische Ebenen individueller Entwicklung: Individuelle Voraussetzungen für Bildung und Entwicklung werden durch traditionale (»kulturtechnische«) Curricula gelegt. Phänomen: Stabile Divergenzen in Form kultureller Separarierung. Technologie und Ökonomie weisen einen »harten Kern« von Gesetzmäßigkeiten auf. Phänomen: Stabile Konvergenzen in und bei Steuerungsmechanismen.

Subsystematische Konsequenzen: Die individuelle Entwicklung wird in der (nichtakademischen) Post 16–Phase durch ein Lernen bestimmt, das intentional auf die Bewältigung beruflicher Anforderungen vorbereitet, die sich in Form von Aufgaben stellen. In beruflichen Arbeitsaufgaben konvergieren solche Anforderungen, mithin auch die, denen ein Berufsbildungssystem genügen können muß.

Und deshalb »Kernberufe«? Ja: Zwischen Zurichtung der Arbeitskraft durch Zersplitterung der Arbeitszusammenhänge etc. und den Überforderungen durch Flexibilität etwa gibt es eine hinreichend dimensionierbare Kontaktfläche zwischen individuell aufgebautem Potential und objektiv gesetzten Anforderungen. Tritt das ein, sprechen wir von »Sinn« oder »Beruf«.

»Kernberufe« — eine Idylle? Zwar gilt traditional: Eine englische Krankenschwester kann auch portugiesische Patienten in liechtensteinischen Krankenhäusern versorgen. Aber es gilt auch modern: In Sellafield würden sich deutsche Anlagenmechaniker auch zurecht finden!

Merkmale von Kernberufen Ablösung von Berufen, die allein am Verrichtungsprinzip orientiert sind. Orientierung der Berufszuschnitte an den in die betrieblichen Geschäftsfelder und Aufgabenbereiche integrierten technologischen Entwicklungen anstatt an der Oberfläche von Technologien. Wenige Ausbildungsberufe mit „zukunftsfesten“ offenen dynamischen Zuschnitten der Ausbildungsinhalte. Abkehr von trennscharfen schmalen Berufsbildern.

Methoden zur Identifizierung von Anforderungen Experten-Facharbeiter-Workshops Erhebung gegenwärtiger charakteristischer Beruflicher Arbeitsaufgaben Abgleich der Ordnungsmittel Feststellen von Überschneidungen und Differenzen Untersuchung der Betriebsrealitäten Erfassen und Abgleichen der unternehmens- spezifischen Besonderheiten Ermittlung von Arbeitsprozessen und Qualifikationen Führungskräfte-Workshops Ausblick auf technologische und organisatorische Entwicklungen

Experten-Facharbeiter-Workshops in EVABCOM Erhebung der individuellen Berufsbiographien durch eine strukturierte Vorstellungsrunde Sammlung und Analyse der charakteristischen Beruflichen Arbeitsaufgaben in Kleingruppenarbeit Zusammenfassung der Beruflichen Arbeitsaufgaben im Plenum Standards zur Bewertung beruflichen Lernens unterhalb der systemischen Ebene

Vorgehensweise in EVABCOM Experten-Facharbeiter-Workshops in den Branchen: Flugzeugbau, Automobilbau, Chemische Industrie, Dienstleistung. Länder: Frankreich, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Tschechien, Slovakei, Polen. Berufsprofile: Mechanik, Elektrik, Mechatronik, Chemie.

Die europäische Dimension zur Diskussion: Öffnung der Berufe zu Anwendungsfeldern durch Verzicht auf Fachrichtungen. Aber: Es bleibt bei willkürlich gezogenen Berufsgrenzen!  Die Definition eines Berufskerns erzwingt die Auswahl und Ausgestaltung eines oder mehrerer Einsatzgebiete durch die Betriebe und damit eine Adaption der betrieblichen Anforderungen auf die Ausbildung. Aber: Dies muß nicht konsequent über 3½ Jahren geschehen!  Mit Konsequenz schlägt sich dies in der Prüfungsregelung nieder: Die Anforderungen werden in die Prüfungen eingearbeitet. Aber: Es gibt das Variantenmodell!