Trends im europäischen Privatisierungsprozess Christina Deckwirth, FEI
Privatisierungen in Europa: Einnahmen und Transaktionen 1977-2006
FEI-Projekt: „Die Reorganisation der öffentlichen Infrastruktur in der EU“
Welche Länder? Deutschland, Frankreich, Großbritannien Niederlande Spanien, Portugal Schweden Estland, Ungarn, Slowenien
Welche Sektoren? Telekommunikation Post Bahn Energie: Elektrizität und Gas Wasser
Europäische Vorgaben und die nationalen Modelle der Reorganisation
Slowenien Kapitalismusmodell Art der Liberalisierung Vorreiter Großbritannien marktliberal frühe radikale Privatisierung Schweden sozialdemokratisch-korporatistisch frühe Marktöffnung und formale Privatisierung soziale Abfederung Mitläufer Deutschland korporatistisch Schrittweise Liberalisierung und Privatisierung gezielte Generierung von TNKs, konsensual Niederlande Nachzügler Frankreich interventionistischer Staat: protektionistisch u. Industriepolitik romanische Rechtstradition Späte Lib. und Privatisierung konfliktgeladen starker Einfluss der EU Spanien Portugal Aufholer Estland „Schocktherapie“ Einfluss EU und EBRD Anziehung von ADI „Investitionslücken“ Privatisierungskonsens Ungarn eingebetteter Liberalismus Slowenien korporatistische Transformation
Anpassung der Regulierungsmodelle
Der lange Weg zum Wettbewerb Entflechtung und Kontrolle des früheren staatlichen Monopolisten Aufgabenregulierung und Wettbewerbsregulierung
Regulierungsmodelle Großbritannien Schweden - Wettbewerbsregulierung - Aufgabenregulierung - Materielle Privatisierung - formale Privatisierung Europäisches Modell verstärkt harte Wettbewerbsvorgaben sowohl Wettbewerbs- als auch Aufgabenregulierung sektorale Differenzen
„Best practice“? Marktliberale Liberalisierer Hohe Durchdringung mit ausländischen Direktinvestitionen Wenige erfolgreiche TNKs Großbritannien und mittel- und osteuropäische Länder Strategische Liberalisierer Gezielte Generierung erfolgreicher TNKs Deutschland, Frankreich, Spanien, Niederlande Portugal und Schweden
Erfolgreiche TNKs Telekommunikation: Deutsche Telekom, France Télécom, Telefónica Post: Deutsche Post, La Poste, TNT Bahn: Deutsche Bahn, SNCF Energie: E.on, Suez, RWE Wasser: Veolia, Suez, Agbar Deutschland: 4 Frankreich: 4 Spanien: 2 Niederlande: 1
Transnationalisierung der Marktstrukturen
Der neue europäische Infrastrukturmarkt Frühere staatliche Monopolisten Eurochampions, TNKs der „ersten Reihe“ TNKs der „zweiten Reihe“ Grenzüberschreitende Expansion Erste Reihe: global Zweite Reihe: ehem. Kolonien und Nachbarregionen Verschärfte Konkurrenz auf europäischem Markt Übernahmeschlachten Teilweise Rückzug
Verlauf, Konflikte und Widerstände
Verlauf der Reorganisation Veränderte Kräfteverhältnisse Alte fordistische Allianz: Regierungsvertreter, staatliche Bürokratie, Gewerkschaften Neue liberalisierungsfreundliche Allianz: neoliberale Politiker, Finanzmarktakteure (Shareholder), Manager und kaufkräftige Nutzer Verlauf Häufig zunächst konservative Regierungen Gewerkschaften: „Bis hier hin und nicht weiter!“ Sozialdemokratische Regierungen ab Mitte 1990er: kaum Abschwächung
Proteste national und sektoral Korporatistische Länder: wenige Proteste Marktliberale und etatistisch Länder: konfliktreicher Osteuropa: schwache Gewerkschaften, schwache Zivilgesellschaft Rechtspopulismus Sektoral Post/Bahn: starke Gewerkschaften Telekommunikation: Legitimationsgrundlage für weitere Privatisierungen Energie: verstärkt machtpolitische Konflikte Wasser: soziale Bewegungen, dezentrale Proteste
Trends und Ausblick Wohin geht‘s? EU-Ebene gewinnt an Bedeutung: weitere Ausdehnung der Wettbewerbsregulierung National und lokal: vermehrte Proteste Verzögerungen, Reregulierung, Reverstaatlichung, Alternativmodelle aber auch: Konfliktverlagerung auf EU-Ebene Regierungen versus EU-Kommission Pan-europäische Proteste