Soziale Diagnostik als Bestandteil der Methodik

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Diagnose – Förderung Förderdiagnose - Förderdiagnostik
Advertisements

Sie müssen nicht Ihren Unternehmensansatz in ein Modell pressen.
Qualitative Marktforschung
H - A - M - L - E - T Handlungsmuster von Lehrerinnen und Lehrern beim Einsatz neuer Medien im Unterricht der Fächer Deutsch, Mathematik und Informatik.
Angebot für Führungskräftetraining:
Einführung in das Konzept der Kollegialen Fallberatung
Prof. Dr. Liggesmeyer, 1 Software Engineering: Dependability Prof. Dr.-Ing. Peter Liggesmeyer.
BIBB-Modellversuchs-schwerpunkt „Wissensmanagement“
Wissenschaftliches Arbeiten
Wissenschaftliches Arbeiten als Arbeitsprozess
Interkulturelle Kompetenz der Lehr- und Fachkräfte LWL Münster 10./
Wurzeln der Gemeinwesenarbeit
Common Quality Assurance Framework (CQAF) und seine Bedeutung für
Arbeits- und Präsentationstechniken 1 Teil A: Wissenschaftstheoretische Grundlagen Prof. Dr. Richard Roth WS 2011/2012 APT 1 Prof. Dr. Richard Roth.
Praxisprojekt IKommHelp WS 05/06
Forschungsprogramm Subjektive Theorien (FST)
Dialogische Hörgeschädigtenpädagogik
Informationswissenschaft und Sprachtechnologie im Diskurs
Wissensmanagement mit semantischen Netzen – Analyse und Vergleich verschiedener Softwarelösungen Autor: Holger Wilhelm Referentin: Prof. Dr. Uta Störl.
„Wissenschaftliches Arbeiten“ Was soll denn das sein?
Unterrichtsevaluation: Was geschieht im Klassenraum?
Informationsveranstaltung für Diplomkulturwirte Allgemeine Hinweise Zur Diplomprüfung im Fach Politikwissenschaft Sophie Haring Lehrstuhl für Politikwissenschaft.
Beobachtung als Methode
„Arbeit“ als Thema des Lehrplans AWT von 2004
4 Philologische Methoden Vorlesung 1
Pädagogische Beobachtung und diagnostische Gesprächsführung
Qualitative Forschung
Dualer Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
Einführung von Groupware
Was ist qualitative Forschung?
Wiederholung zum Thema Informationsverarbietungsmodelle.
Forschungsprozess Car
Methodisches Problemlösen - die INVENToolbox ® der INVENT NET ® GmbH
„Wer aufhört besser zu werden, hört auf gut zu sein.“
Merkmale einer neuen Lernkultur
Entwicklung standardorientierter Aufgaben – am Beispiel naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinnung Jürgen Mayer.
Vorlesung 1 Methoden & Diagnostik in der Sozialen Arbeit
Einführung zur «Reflection in Action» in den Handlungssequenzen
Arbeitstitel der Dissertation:
Gemeinsames Verständnis von Qualität
Ein Beratungskonzept für die nephrologische Pflegefachperson
Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz
Ausgangslage Mangelhafte Führungs-kompetenz Schlechtes Betriebsklima
Assistent/-in Gesundheit und Soziales EBA
Problemstellung und Hypothesenbildung
Ergebnisse und Wirkungen der Politik: Ein Überblick
Erhebungsverfahren: Der verbale Zugang, das Gespräch, spielt in der qualitativen Forschung eine besondere Rolle. Aus Beobachtungen lassen sich subjektive.
GPO-WM-Analyse Die GPO-WM-Analyse unterstützt Sie,
Das Auffinden einer authentischen Stimme unter den Dialekten der inneren Polyphonie   E. Ukolova GLE-Kongress, Lindau May 2011.
Qualitätsentwicklung in Ganztagsschulen der Sekundarstufe I
Hinweise zur Entwicklung von Ausbildungskonzeptionen im Hinblick auf Übereinstimmung mit den Rahmenrichtlinien für Qualifizierung im Bereich des DOSB.
ILEB Modul „Diagnostik“
Reflexionsmodell Prozessschritt Wissensressourcen
Fachhochschule Erfurt Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften Fachrichtung Soziale Arbeit und Fachrichtung Bildung und Erziehung von Kindern Kinder-
Einführung „Humanistischer Ansatz“
Ganzheitliche Unternehmensführung als Basis nachhaltiger Wertsteigerung © all rights reserved.
Methoden der Sozialwissenschaften
Datenschutz und Internetrecht für Pädagogen. Datenschutz  Sicherheit im Umgang mit Daten  Grundrecht: Informationelle Selbstbestimmung  Schutz vor.
Referat am Thema: Familientherapeutisch- systemische Ansätze Seminar: ADS mit und ohne Hyperaktivität.
Vergleichsarbeiten (VERA)
Seeing Die Qualität im U School of Facilitating 2015 Berlin; Frankfurt; Wien.
Übertragung H. Löffler-Stastka. Die Gesamtsituation Übertragung stellt eine emotionale Beziehung zum Analytiker dar, in der eine unbewusste Phantasie.
Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie Weiterentwicklungen – Anwendungen – Bewertung – Bedeutung für KlinSA Vorlesung „Klinische Sozialarbeit“ Prof.
1 Systemische Beratung Clemens Finger – Martin Steinert Systemische Beratung
NMS ENTWICKLUNGSBEGLEITUNG BUNDESWEITES VERNETZUNGSTREFFEN APRIL 2009 Herzlich Willkommen!
Hürde Wirtschaftskunde/Klappacher 1 Univ. Doz. Prof. Mag. Dr. Oswald Klappacher Hürde Wirtschaftskunde.
Werkstattbericht Projekt MEKiS
Fallarbeit vermitteln
 Präsentation transkript:

Soziale Diagnostik als Bestandteil der Methodik Ursula Hochuli Freund, Raphaela Ursprung, Walter Stotz Soziale Diagnostik als Bestandteil der Methodik Kooperative Prozessgestaltung Zusammenfassung: Dieses Poster führt in die Methodik Kooperative Prozessgestaltung ein und fokussiert die ersten drei Schritte als Ausdifferenzierung Sozialer Diagnose. Dabei werden in der Analyse insbesondere die Hypothesenbildung als Komplexitätsreduktion sowie in der Diagnose die Methode Theoriegeleitetes Fallverstehen ausgeführt. Eine besondere Bedeutung kommt der Kooperation zu. Methodik Kooperative Prozessgestaltung Analyse Die Methodik Kooperativer Prozessgestaltung ist ein professionstheoretisch fundierter, methodenintegrativer, generalistischer, kooperativer Ansatz für das professionelle Handeln in der Sozialen Arbeit. Die wichtigsten Merkmale sind: Der Prozessbogen wird in sieben Schritte unterteilt. Diese sind idealtypisch aufeinanderfolgend angeordnet, in der Praxis aber fallbezogen situativ auszugestalten In jedem Prozessschritt können unterschiedliche Methoden und Instrumente beigezogen werden Bei jeder Methode wird die Eignung für die Kooperation auf der Ebene der KlientInnen wie auf der Fachebene beurteilt Die Methodik ist hinsichtlich Methoden und Instrumente für unterschiedliche Praxisfelder zu konkretisieren Sämtliche Methoden werden überprüft, inwiefern sie professionsethischen Werten genügen (z.B. Ressourcenorientierung, Autonomie). Das Modell unterscheidet neben Prozesschritten auch durchgängig zwei Kooperationsebenen Hier stehen eine Vielzahl von unterschiedlichen Methoden zur Verfügung (z.B. Notationssysteme, Perspektivenanalyse, qualitative oder quantitative Klassifikationssysteme, systemische Analyse). Ausdifferenzierung des methodischen Vorgehens bei jeder Analysemethode Hypothesenbildung ist ein wichtiges methodisches Hilfsmittel bei der Auswertung. Das Ergebnis einer Analyse ist die herausgearbeitete Fallthematik . Kooperation geschieht durch eine gemeinsame Auslegeordnung sowie durch Einbringen fachlicher Überlegungen zur Analyseauswertung in den Dialog. Diagnose Neben den bekannten rekonstruktiven Diagnosemethoden kann auch die Methode Theoriegeleitetes Fallverstehen eingesetzt werden. Voraussetzung hierfür ist eine mittels Analyse herausgearbeitete Fallthematik. Es lassen sich folgende Vorgehensschritte unterscheiden: Theoriewahl: Welche unterschiedlichen Wissensbestände (Theorien, Konzepte, Forschungsergebnisse) können die Fallthematik erhellen? Theoriegeleitete Fallüberlegungen: Welche Verbindungen lassen sich zwischen Wissensbeständen und Fall/Fallthematik herstellen? Erklärende Hypothesen: Welche Erklärungen zur Fallthematik können aus diesen Fallüberlegungen abgeleitet werden? Handlungsleitende Arbeitshypothese: Welches sind die wichtigsten Erklärungen, und welche Handlungsimplikationen werden hiervon für den Unterstützungsprozess abgeleitet? Fragestellung für die Professionellen: Welche Aufgaben ergeben sich für die Professionellen aus den wichtigsten Erklärungen? Soziale Diagnose Die ersten drei Prozessschritte stellen eine Ausdifferenzierung Sozialer Diagnose dar.   Situationserfassung: Es geht um die Feststellung bzw. Klärung des Auftrags und – nach fallangemessener Bestimmung des Realitätsausschnitts – um das Erfassen der wesentlichen Informationen zur Fallsituation (Situation eines Individuums, eines Systems, einer Gruppe). Dies geschieht mit einer Haltung von Offenheit, ohne eigene Bewertungen vorzunehmen: Was liegt vor? (IST-Zustand). Ziel ist es, ein erstes Bild zu erhalten von der Fallsituation und allenfalls vorläufige Themen festzustellen. Analyse: Durch eine strukturierte Auslegeordnung – gezieltes Erheben weiterer Daten und deren Bewertung – wird die Situation systematisch auseinander genommen und bewertet. Ziel ist, die Fallthematik zu bestimmen: Worum geht es hier genau? Daraus sind Folgerungen abzuleiten: Entweder ist herauszuarbeiten, was in einem nächsten Schritt erklärt und verstanden werden soll (Diagnose), oder es ist – bei geklärtem Handlungsbedarf – abzuleiten, welche Unterstützung indiziert ist (Ziele, Intervention). Diagnose: Mittels differenzierten, wissens- oder methodengestützten Deutungen wird ein Fall bzw. eine Fallthematik erhellt. Es geht darum, die subjektive Sichtweise und Eigenlogik von Klienten (-systemen) zu entschlüsseln und – im Sinne von Hypothesen – Erklärungen für das, was problematisch in einem Fall problematisch ist , zu generieren: Wie kann man die Fallthematik erklären und – gemeinsam mit den KlientInnen – verstehen? Ziel ist, auf der Grundlage von Fallverstehen Hinweise für hilfreiche Interventionen abzuleiten. Illustration des Vorgehens bei der Methode Theoriegeleitetes Fallverstehen Die diagnostischen Erkenntnisse sind in anschlussfähiger Weise in den Verständigungsprozess einzubringen. Die von Klienten(-systemen) validierten Erklärungen werden in besonderem Masse für den Interventionsprozess genutzt. Schlussfolgerung Um Unterstützungsprozesse für und mit KlientInnen zu gestalten, ist methodisches Wissen unerlässlich. Professionelle der Sozialen Arbeit müssen über die Fähigkeit verfügen, aus der Vielzahl an Methoden fall- und organisationsbezogen geeignete auszuwählen und diese in der Prozessstruktur professionellen Handelns zu verorten. Darüber hinaus bedürfen sie der Fähigkeit, Methoden nicht nur auf Fachebene und als ExpertInnen zu nutzen, sondern auch für die Kooperation mit KlientInnen. Die Methodik Kooperative Prozessgestaltung bietet hierfür eine geeignete Denk-, Orientierungs- und Handlungsstruktur. Situationserfassung Situationserfassung: Methoden hierfür sind: - Erkundungsgespräche: informell, formell-strukturiert (z.B. narratives Interview) Beobachtung (Fremd- und Selbstbeobachtung; teilnehmend-unstrukturiert, strukturiert) Aktenstudium. Die Situationserfassung ist je nach Praxisfeld sinnvoll zu strukturieren, um die für einen Auftrag relevanten Informationen zu sammeln bzw. aufzulisten. Es werden Kooperationsmöglichkeiten gesucht und Formen von Kooperation initiiert. Literatur & Link Hochuli Freund, Ursula / Stotz, Walter (2011). Kooperative Prozessgestaltung in der Sozialen Arbeit. Ein methodenintegratives Lehrbuch. Kohlhammer, Stuttgart. www.soziale-diagnostik.ch Hochschule für Soziale Arbeit, Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut für Professionsforschung und kooperative Wissensbildung Ursula Hochuli Freund, Prof. Dr., Dozentin (ursula.hochuli@fhnw.ch) Raphaela Ursprung, wissenschaftliche Mitarbeiterin (raphaela.ursprung@fhnw.ch) Walter Stotz, Prof., lic. phil., Dozent (walter.stotz@fhnw.ch)