Sprachgeschichte des B/K/S Proseminar zur Synchronie des B/K/S WS 2006/07 Franz Schantl.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Nation als imagined communities oder als aggregation individueller Interessen? Janick Mollet.
Advertisements

Inhalt: Einführung Dialekte Norditaliens
Einführung in das Altitalienische
Latein Die Besonderheiten des Mittellateins.
Aus der Geschichte der Schrift
Zwangsumsiedlung als Folge des Zweiten Weltkrieges
INTERNATIONALES SYMPOSIUM ÜBER VATROSLAV JAGIĆ Wien, 1. Oktober 2005.
Institut für Slawistik der Universität Innsbruck
KOSOVO.
Aus.
Traditionelle Dialektologie
Die Herausbildung des Bosnischen/Bosniakischen,Kroatischen, Serbischen
Die Bosančica und das lateinische Schriftsystem Bosančica i Latinica (Kerstin Gruber) Institut für Slawistik, Graz
Karl-Franzens-Universität Graz Institut für Slawistik
Jezična situacija u Bosni i Herzigojivi
Bosnisches/Bosniakisches, Kroatisches und Serbisches Schriftsystem Glagolitisches und kyrillisches Schriftsystem Glagoljica i ćirilica (Daniel Dugina)
SRPSKI I HRVATSKI RAZLIKOVNI RJEČNICI
SLAWISCHE SRIFTSYSTEME
Germanismen im kroatischen Langenscheidt-Universal-Wörterbuch
Russismen im Kroatischen und Serbischen
BERUFSPRAKTIKUM 2014 / 15.
Institut für Slawistik der Karl-Franzens Universität Graz Graz, 25. November 2010 Evaluierung der Grazer Sprachwissenschaft von 2005 bis 2009 Einführung.
Migration – Kontakt - Identität 5min. Migration Untersuchungen zu MigrantInnen, insbes. in der zweiten Generation, aus dem BKS-Raum und dem russischsprachigen.
Germanismen im B/K/S Sabine Bergner & Sabrina Cölestin
Das Serbische CPПCKИ – Srpski
Germanismen im serbischen Langenscheidt-Universal-Wörterbuch
SLAWISCHE SRIFTSYSTEME
SLAWISCHE SRIFTSYSTEME
Italianismen im Kroatischen
Germanismen im Gralis-Korpus
Die Herausbildung des Bosnischen/Bosniakischen,Kroatischen, Serbischen
Die serbische Sichtweise des Verhältnisses zwischen dem Serbischen, Kroatischen und Bosniakischen in der 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts SE Nationale Sichtweisen.
Institut für Slawistik PS „Zur Synchronie des B/K/S“ (Was ist Bosnisch/Bosniakisch, Kroatisch und Serbisch?) Leiter: Branko Tošović Das Bosnische Bosanski-bošnjački.
Religion in Staat und Gesellschaft Russlands
Die Wahl der 2. Fremdsprache
Das lange 19. Jahrhundert Österreich
Sprachgeschichte des Deutschen
Einteilungen der Slavia
Kroatisch-Burgenlandkroatisch
Serbien Von Luki und Kroni.
Die slawischen Sprachen
3. Die anderen Europäer.
Serbisch und Slawenoserbisch Srpski i Slavenosrpski
Institut für Slawistik PS zur Synchronie des BKS Branko Tošović
Referat von Mayr Claudia
Gesellschaftsstrukturen in Israel. Hauptbevölkerungsgruppen In Israel existieren, zusammen mit der arabischen Minderheit, auch mehrere jüdische Bevölkerungsgruppen.
1 Die Herausbildung des Bosnischen/Bosniakischen /Kroatischen/Serbischen Branko Tošović.
Königin Reformatorin Mutter
1 Branko Tošović Slawische grammatische Systeme BKS.
1 Branko Tošović SLAWISCHE PHONEMSYSTEME B/K/S SERBISCH KROATISCH BOSNIAKISCH /BOSNISCH SERBOKROATISCH.
Das Serbische / Српски / Srpski
2. Vorlesungseinheit: Grammatik-Übersetzungsmethode
K ROATEN IN Ö STERREICH. Z AHLEN ca (laut Studie im Jahre 2007)
Wien, die Hauptstadt der Habsburgermonarchie
Minderheiten- und Regionalsprachen in Lettland Schutz und Förderung Symposium unter FOLKBALTICA Veranstaltungen 2010 Ewa Chylinski ECMI Vizedirektorin.
Schweizer Geschichtsbuch 4 Handreichungen für den Unterricht Folie 0© 2012 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Folie 1 5. Osteuropa nach.
Inhalt  Besuche  Tamil Education Service Switzerland  Sprachschule im Schulhaus „Aemtler A“  Sprachgeschichte  Verbreitung  Schrift und Aussprache.
MARIA THERESIA (1717 – 1780).
Schweizer Geschichtsbuch 4 Handreichungen für den Unterricht Folie 0© 2012 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. 5. Osteuropa nach dem Kalten.
o relativ junger Begriff o Der Bestandteil des Lebens, der Innen- und Außenpolitik o EXPLIZITE SPRACHENPOLITIK Grundsätze, Regelungen, Gesetze, finanzielle.
Wenn du die griechischen Buchgelehrten danach fragst, wer und wann ihre Buchstaben geschaffen hat und ihre Bücher übersetzt hat, dann wissen es die wenigsten.
Jugoslawien Zerfall-Krieg.  Slowenien  Kroatien  Bosnien-Herzegowina  Serbien  Montenegro  Makedonien Die 6 Teilstaaten von Jugoslawien:
Warum ist der Balkan ein „Pulverfass“?
II. Die Junge Akademie | Mainz
Branko Tošović (Univerzitet Graz, Austrija) 1
KOSOVO Createt by Samir. GLIEDERUNG Einwohner Einwohner Sehenswürdigkeiten Sehenswürdigkeiten Intaresante fakten Intaresante fakten Reise nach Kosovo.
 Präsentation transkript:

Sprachgeschichte des B/K/S Proseminar zur Synchronie des B/K/S WS 2006/07 Franz Schantl

Serbisch Srpski 863 „Slawenmission“ →Altkirchenslawisch Kyrillische verdrängt ursprüngl. Glagolica 1180 Unabhängigkeit der serb. Nemanjiden 1217 Königskrone Stefan Nemanja → Hagiographien

Serbisch Srpski Serbisch-Kirchenslawisch Merkmale: Zusammenfall der Laute ъ und ь Übergang y → i (Gesamtsüdslawisch) Abspaltung Jat in e oder ije (je) Miroslav-Evangelium

Serbisch Srpski Ab 14. Jh. Juristische Dokumente in Volkssprache. Herkunft nach Jat erkenntlich: ekawisch aus Raška ikawisch aus Bosnien jekawisch aus SW (Monten. & Herzeg.)

Serbisch Srpski Ab 15.Jh. Verbreitung Ritterromane (volksspr. Elemente) und Genre der Chroniken (letopis): Konstantin von Kostenec(Biographie über Despoten Stefan Lazarivić, Traktat O Pismenech

Serbisch Srpski Vormarsch der Türken 1389 Schlacht am Amselfeld Türkenherrschaft: Vernichtung serb. Aristokratie Beschränkung der Literatur auf Bewahrung der Identität

Serbisch Srpski Serb.-Kirchenslawische blieb relativ einheitliche Sprache (Kommunikation mit Bulgarien & Russland) Buchdruck → Druckereien: Zeta, Goražde, Venedig, Trgovişte

Serbisch Srpski 17. Jh. Vergrößerung des Territoriums des serbischen Sprachraums: Vojvodina, Kroatien, Dalmatien, Slawonien & Bosnien Friedensschlüsse 1699 Karlowatz, 1717 Passarowitz, K&K-Herrschaft

Serbisch Srpski Ab 1726 russische Lehrer mit russisch- kirchenslawischen Büchern nach Vojvodina Bis 1760/70 Russisch-Kirchenslawisch (ruskoslovenski) & Russisch Schriftsprache → Slawenoserbisch (slavenosrpski)

Serbisch Srpski 1810 Vorschlag einer Reform der russisch-kyrillischen Schrift: Jeder Buchstabe sollte einen Laut repräsentieren 1866 fand Sprachreform Vuk Karadžić offizielle Anerkennung

Serbisch Srpski Illyrische Bewegung und Serbokroatische

Kroatisch Hrvatksi Alphabete: 9./10. Jh. Glagolica 12. Jh. Kyrillica 14. Jh. Latinica Bis ins 15. Jh. Existierte MA-Schrifttum, basierend auf kroatisch (zunächst vorallem čakawisch) –kirchenslawischen Analgam

Kroatisch Hrvatksi Ab 15. Jh. Entwicklung regionaler Literaturen auf Basis des Ča-, Kaj- und Štokawischen 19. Jh. Stanardsprachenausbau, illyrische Bewegung: Kroatisch vereinigung durch Štokawische Idee einer südslawischen Standardsprache

Kroatisch Hrvatksi 1850 Wiener Sprachenvertrag Bečki književni dogovor: gemeinsame kroatisch und serbische Standardsprache nach ijekawischer Mundart (sprachliche Grundlage: neuštokawische Dialekt der Ostherzegowina

Kroatisch Hrvatksi 19. Jh. Auseinandersetzungen um Sprachbezeichnung (Illyrisch, Kroatisch, Kroatisch oder Serbisch, Serbisch, Serbokroatisch oder Jugoslawisch) und Normierungsvorschläge

Kroatisch Hrvatksi Innerhalb Kroatiens Sprachstreit zwischen „Schulen“ (u.a. kroat. Vuhovci)→ Vuksche Sprachkonzeption Vor Ende 19. Jh. Keine gemeinsame Schriftsprache 1918 Ausbau gemeinsamer serbokroatischer Standardsprache & jugoslawischer Sprachpolitik

Kroatisch Hrvatksi →Serbokroatisch Ende1980, Anfang 90er Jahren Rekroatisierung, Purismus Verfassung von 1990: Amtsssprache des Kroatischen ist die lateinische Schrift verankert

Bosnisch Bosanski Bis 15. Jh. Einheitlichkeit des bosnisch- herzegowinischen Dialektes in štokawischer Mundart Mitte 15. Jh. Islamisierung, Migrationprozess von S nach N und NW → neuštokawische Dialekte Übernahmen Vorherrschaft

Bosnisch Bosanski Trennung des Reflex šća & šta in bosnische und herzegowinische Mundarten Im Verlauf des Krieges ( ) kam zu Umsiedlungen→ Sprachlandschaften gravierend verändert

Bosnische Bosanski Turzismen Romanismen ( zweithäufigsten Lehnwörter) 2 Schriftsysteme (Lateinische, Kyrillische)

Serbokroatisch Srpskohrvatski Standardsprache der Serben & Kroaten, Bosniaken & Montenegriner von der zweiten Hälfte des 19. bis gegen Ende der achtziger Jahre des 20. Jh. Nach Zerfall Tito-Jugoslawiens aufgegeben „tote“ Sprache

Serbokroatisch Srpskohrvatski Wiedergeburtsbewegung der Südslawen durch Vuk Karadžić 1814 Pismenica serbskoga jezika (Grammatik der serbischen Sprache) 1818 Srpski rječnik istolkovan njemačkim i latinskim riječima (Serbisches Wörterbuch mit deutschen und lateinischen Übersetzungen)

Serbokroatisch Srpskohrvatski Führende kroatische Illyristen kam dieses Konzept entgegen→ štokawische Schriftsprache Verwirklichung: 1867 Bosnien 1868 Serbien 1877 Kroatien Normierungsprozesse oft eigenständig und gegensätzlich

Serbokroatisch Srpskohrvatski Führte zu sprachlicher Entfremdung Trennung durch Kroaten konsequent und aggressiv realisiert Tito-Jugoslawien verfolgte stärkere Verwurzelung Matica srpska legte 1967 vollständiges einsprachiges Wörterbuch vor

Serbokroatisch Srpskohrvatski Rečnik srpskohrvatskoga književng jezika (Wörterbuch der serbokroatischen Schriftsprache) Aggressiv vertretener Nationalismus führte nach Titos Tod zu bewusster Zerstörung Kroatiens

Serbokroatisch Srpskohrvatski Bezeichnung existiert nur mehr auf wissenschaftlichen Sektor

Slawenoserbisch Sprache des weltlichen Schrifttums, die die serbische Bevölkerung der Habsburgermonarchie von ca bis 1850 verwendete Vojvodina Bewahrung der orthodoxen Kultur und Schriftsprache

Slawenoserbisch Bezug zu Rußland (einzig souveräne orthodoxe Staat) Serbisch-Kirchenslawisch→ Russisch- Kirchenslawisch Entstehung slawenoserbische Kulturmodell

Slawenoserbisch „Amalgamsprache“ Entwicklunsphasen: Regierungszeit Maria Theresias (Thronbesteigung Joseph II.) bis 1815 (serbische Aufstände gegen Türken)

Slawenoserbisch gut 100 Bücher erschienen; Zaharija Orfelin ( ) Werk umfasst verschiedene Genres mehr als 250 Bücher

Slawenoserbisch Sprachreform von außen durch Vuk Karadžić (Sprache der Bauern und Hirten als rein und echte Serbische) und setzte Sprachmodell durch

Quellen: