werden-Konstruktionen

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 Präsentation transkript:

werden-Konstruktionen

werden-Konstruktionen Kopula: ich werde krank/Lehrer (seit Ahd.) > Hilfsverb Vorgangspassiv: ich werde geschlagen (seit Ahd.) > Hilfsverb Futur: ich werde gehen (seit 13. Jh.) > Hilfsverb Konjunktiv: ich würde gehen (seit 14. Jh.)

werden-Konstruktionen Ursprung der Kopula ist das intransitive Vollverb ahd. werdan mit der Bedeutung ‚entstehen, geschehen‘ ahd. uuerde uuillo diin so in himile sosa in erdu Vgl. auch lat. vertere ‚drehen, wenden‘

Ursprünge werden-Passiv Kopula sīn + prädikatives Partizip Perfekt trans. (zu Subjekt) ‚X ist (ein) erschlagen(er)‘ Kopula werdan + prädikatives Partizip Perfekt trans. (zu Subjekt) ‚X wird (ein) erschlagen(er)‘

werden-Passiv Desemantisierung im Ahd. ‚werden‘ + Partizip Perfekt trans. Zukünftiger Eintritt in neuen Zustand > Handlung in der Gegenwart (evtl. mit Bezug zur Zukunft) > Ingressivität geht verloren (ambiger Kontext > konversationelle Implikatur) Alt: X wird (ein) erschlagen(er) Neu: X erhält Schläge von Y (und wird als Folge davon (ein) erschlagen(er))

werden-Passiv Extension im Ahd. Es werden auch Verben möglich, die selbst nicht Ingressivität, d.h. einen Beginn, signalisieren: perfektive V > imperfektive V: X wird geschlagen Kopula > Hilfsverb > Vorgangspassiv (werden + PII trans)

werden-Passiv Dekategorialisierung: Keine Ingressivität und keine Zustandsbedeutung mehr möglich Erosion: worden statt geworden

Futur Deutsch ist einzige germ. Sprache, die ein werden-Futur besitzt Die meisten Sprachen haben Modal- oder Bewegungsverben grammatikalisiert Auch Mhd. verwendet neben dem Präsens Modalverben (v.a. sollen, seltener wollen)

Futur Bis zum Fnhd. gibt es auch eine Verlaufsform mit Partizip I: ‚X ist (ein) sprechend(er)‘ ‚X wird (ein) sprechend(er)‘ Die Form mit werden signalisiert Ingressivität und damit zukünftigen Eintritt in Ereignis

Futur Desemantisierung im Mhd. ‚werden‘ + Partizip Präsens Zukünftiger Eintritt in Ereignis > Ereignis in der Zukunft > Ingressivität geht verloren (ambiger Kontext > konversationelle Implikatur) Alt: X wird sprechend Neu: X tritt in das Sprechen ein, was das Sprechen selbst in der Zukunft impliziert

Futur Extension im Mhd. Extension der alten Konstruktion ist schon maximal Kopula > Hilfsverb > Futur (werden + PI)

Futur Dekategorialisierung: Keine Ingressivität mehr möglich Erosion: -d fällt weg (Partizip I > Infinitiv, ab 14. Jh.) Infinitiv evtl. auch gesteuert durch: Vorliegen zukunftsgerichteter Konstruktion Modalverb + Infinitiv Vorliegen zukunftsgerichteter Konstruktion beginnan + Infinitiv

würde-Konjunktiv Im Fnhd. werden > Konjunktivauxiliar würde In süddt. Dialekten täte (statt würde) Analytischer Konjunktiv v.a. bei schwachen Verben, da dort Konjunktiv Präteritum identisch mit Indikativ Präteritum In süddt. Dialekten führt der Präteritumschwund dazu, dass es keinen Prät. Ind. mehr gibt, so dass der formgleiche synth. Prät. Konj. bleibt und das t-Element sogar auf starke Verben übertragen wird (ostfrk. es regnet(e) ‚es würde regnen‘, ich laufet(e), singet(e) ‚ich würde laufen, singen‘ usw.).

würde-Konjunktiv Ursprung ist die Verlaufsform mit Partizip I bzw. Infinitiv im Präteritum (s.o. zum Futur): ‚X war (ein) sprechend(er)‘ ‚X wurde (ein) sprechend(er)‘ Die Form signalisiert Ingressivität und damit vergangenen Eintritt in Ereignis Tritt inzwischen nur noch mit Nebensätzen im Konj. mit dem Merkmal Irrealität auf