Empfehlungen für den Masterplan an die DFG Eva Schlotheuber / Jürgen Wolf Mittelalterliche Handschriften Digitalisierung Erschließung Verknüpfung mit der.

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 Präsentation transkript:

Empfehlungen für den Masterplan an die DFG Eva Schlotheuber / Jürgen Wolf Mittelalterliche Handschriften Digitalisierung Erschließung Verknüpfung mit der Wissenschaft Vita der hl. Radegunde (Ste-Croix, Poitiers) Ende 11. Jh., fol. 43v

I. Erschließungsebenen: Tiefenerschließung und Digitalisierung müssen getrennt betrachtet werden. A) Erschließung im Rahmen der Katalogisierung Eine Tiefenerschließung ist in jedem Fall wünschenswert und mit oberster Priorität anzustreben, aber in absehbarer Zeit nicht für alle Bestände durchgehend realisierbar. Eine ‚Minimalerschließung‘ ist auf keinen Fall ausreichend! Beispiele: Wie in den alten Katalogen von:  Degering  von Heinemann  Petzet Oder in neueren Inventarisierungsinitiativen:  Handschriftencensus Rheinland

B) Erschließung für die Digitalisierung  Aufbauend auf erfolgte Tiefenerschließung = unproblematisch  Parallel zu laufender Tiefenerschließung = fast unproblematisch Problemfelder:  Zeitfaktor  Finanzierung  Aufbauend auf Alt-Erschließung= problematisch Problemfelder:  Ggf. lückenhafte Erschließung  Ggf. überholte/falsche Angaben  Ggf. überholte/falsche Identifizierungen von Autor, Werk usw.  Aufbauend auf Inventarisierung= problematisch Problemfelder:  Lückenhafte Erschließung  Ggf. fehlende Identifizierungen von Autor, Werk  Leipziger Modell= fast unproblematisch

 Aufbauend auf Alt-Erschließung= problematisch Problemfelder:  Ggf. lückenhafte Erschließung  Ggf. überholte/falsche Angaben  Ggf. überholte/falsche Identifizierungen von Autor, Werk usw.  Aufbauend auf Inventarisierung= problematisch Problemfelder:  Lückenhafte Erschließung  Ggf. fehlende Identifizierungen von Autor, Werk Die Alterschließung /alte Katalogbeschreibungen sind eine gute Basis, sie setzen aber Prüfung und ggf. Revision voraus!

II. Kurzerschließung für die Digitalisierung Die Basisinformationen müssen hierarchisiert und standardisiert angeboten werden. Basics (GND): - Ort / Einrichtung / Signatur (Normdatensatz) - Datierung - Status (Fragment /Hss.) - Sprache - Beschreibstoff - Autor und Werk - Umfang /Größe - Basisliteraturangabe (oder Link zu einer Datenbank) ► fester Link zum Digitalisat ► fester Link zur Handschriftenbeschreibung (falls vorhanden) - Ausstattung (Buchmalerei, Wappen, Notation) - Schrift - Nachweis in Datenbanken, MM und HSC

Beispiele Kurzbeschreibung Leipzig, UB, Ms Astronomisch-astrologische Sammelhandschrift Pergament, Vorsatzblatt Papier Textualis lateinisch u. hebräisch I I Bll. 28 x 22 Nordfrankreich (?) Um 1300 / 1. Viertel 14 Jh.

Leipzig, Klemm-Sammlung I 103 Kopfdokument – gelungenes Beispiel Leipzig, Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Klemm-Sammlung, I, 103 Franciscus Petrarca: Rerum senilium libri · Epistola posteritati Nicholson, Charles, Hope, John Adrian Louis; Vorbesitz: London, Sotheby, Wilkinson and Hodge, Vorbesitz: Leipzig, Zentralantiquariat der DDR; Entstehungsort: Mittelitalien; um 1390, um 1420/1440 Es fehlen ggf.: Sprache, Umfang, Beschreibstoff Link zu: Beschreibung + Digitalisate

Problematisch Das Einspielen alter Kataloge oder Katalogdaten ist im Gegensatz dazu problematisch und erscheint uns nur sehr bedingt ratsam:  Gefahr der Datenverunreinigung  Alte – z.T. überholte – Angaben  Unbedingt notwendig wäre eine Aktualisierung z.B. im Bereich Bestand (z.B. aktuelle Signatur, aktueller Aufbewahrungsort), Status (z.B. ausgelöste Fragmente, entfernte Blätter, neuer Einband)  Zentrale Angaben wie Autoridentifizierungen, Werkidentifikation  Unbedingt notwendig wäre:  Prüfung der Angaben zu Autor, Werk, Datierung etc.  Informationspool entspricht vielfach nicht dem Forschungsstand  Unbedingt notwendig wäre:  Aktualisierung der Forschungsliteratur  Vernetzung mit aktuellen online-Ressourcen

Eindeutig auffindbare und qualitativ kontextualisierte Objektverfügbarkeit, denn mittelalterliche Handschriften sind keinesfalls selbsterklärend. Und übrigens…. Die Kompetenz, schriftliche und materielle Original- quellen vergangener Zeiten entschlüsseln und für die eigene Fragestellungen fruchtbar machen zu können, ist die Grundvoraussetzung für die Arbeit aller historisch ausgerichteten Disziplinen — nicht nur in der Geschichtswissenschaft, sondern auch in benachbarten Fächern wie den Philologien, der Philosophie, Theologie, Kunst- oder der Rechtsgeschichte. Die Fähigkeit zur eigenständigen Erschließung und wissen- schaftlichen Würdigung (Quellenkritik) der Originalüber- lieferung hat sowohl im Studium als auch in der Wissenschaft in den letzten Jahren erkennbar abgenommen. III. Ziel der Digitalisierung Lex Salica St. Gallen, Cod. Sang. 731 (Lyon, 793)

► Die Bibliotheken müssen die Metadaten zu ihren Digitalisaten so gestalten, dass auch ‚weniger kompetente‘ wissenschaftliche Nutzer eine Chance haben, das Angebot adäquat verwenden zu können. ► Das heißt, dass die Handschriften / Digitalisate, Nachweise und Einordnung auch dann sicher aufgefunden und zugeordnet werden können, wenn der Nutzer „nicht sicher weiß, was er /sie sucht“, also die jeweiligen Bestände nicht aus eigener Anschauung kennt. Unser Vorschlag……

3-Ebenen-Modell, in die jeweils Schnittstellen implementiert oder implementierbar sind (interne und externe Verbindungen), organisiert als ‚Datenbaum‘ Vorschlag für eine begleitende Informationsstruktur zur Handschriftendigitalisierung 1.Ebene Signaturennormdokumente als Kopfdokument Ausschließlich Normdatensätze 2. Ebene Alle Einzelinformationen (Beschreibung) Interne + externe Verknüpfungen/Vernetzung mit der Forschung Möglichst Normdatensätze 3. Ebene Datenbanken (z.B. Manuscripta Mediaevalia

Vorschlag für eine begleitende Informationsstruktur zur Handschriftendigitalisierung Semi-Statische Seiten  Direkt-Nachweisinstrument  ‚einfache Direktzugriffe‘ Via: Baumstruktur  Orts-/Bibliotheksbaum  Autor-/Werkbaum Zugang zu Digis Datenbank  Komplexes Gesamtinfopaket  Komplexe Zugriffsoptionen Via: Suchmaske  Suchergebnisse Direktzugang Suchzugang Ebene 1+2 Ebene 3 Datenbaum Suchmaske

Für die Pilotphase zentral Semi-Statische Seiten  Direkt-Nachweisinstrument  ‚einfache Direktzugriffe‘ Via: Baumstruktur  Orts-/Bibliotheksbaum  Autor-/Werkbaum Zugang zu Digis Datenbank  Komplexes Gesamtinfopaket  Komplexe Zugriffsoptionen Via: Suchmaske  Suchergebnisse Direktzugang Suchzugang Ebene 1+2 Ebene 3

Ausschließlich Normdatensätze Signaturennormdokumente (ggf. via GND) als Kopfdokument - Ort, Einrichtung, Signatur - fester Link zum Digitalisat, - fester Link zur Beschreibung (mit URN)  Absolut saubere Datenebene!  redaktionelle Prüfung  ggf. händische Eingabe Dazu gehört eine durchsuchbare Schlagzeile mit Basisinformationen wie: - Status (Fragm. / Hss.), - Sprache - Beschreibstoff - Entstehungsort - Datierung - Vorbesitzer - zentrale Informationen wie z.B. Autograph etc. 1. Ebene (Baum) Brief Lupus von Ferrières an Einhard in Seligenstadt 836

Möglichst Normdatensätze Daran hängt in erster Instanz alles, was als Norminformation gegeben werden kann. Hier werden die Informationen der ersten Ebene spezifiziert: Autor, Werk, Vorbesitzer etc.  Alle Einzelinformationen  interne und externe Verknüpfungen  Vernetzung mit Fach- und Spezialportalen (KdiH, WZIS, HSC,GND, Einbanddatenbank und z.B.  Verknüpfung mit Editionen und Forschungsliteratur, Editionsplattformen und ggf. Projekthomepages usw. Work in progress: Autor- und Werknormdokumente können in Form von Projekten / als Forschungsaufgabe erarbeitet werden. Forschungspartner könnten z.B. sein: Verfasserdatenbank, HSC, Geschichtsquellen … Diese Ebene stellt die notwendige Verknüpfung von Wissenschaft und Bibliothek dar. 2. Ebene(Baum)

Auch ‚nicht normierte‘ Informationen Forschungsdatenbank + Suchebene  Via ManuMed 3. Ebene (Suchmaske)

Was wird benötigt? 1. Basisregeln für die Digitalisierung und die begleitenden Erschließungsmodelle (in mehreren Tiefenstufen) 2. Helfendes Regelheft und Regelwerk für alle NICHT-Zentren, d.h. es müssten neben allgemeinen Regel, Hinweisen, Hilfestellungen möglichst eine Art DFG-Musterantrag entwickelt werden, der für die Antragstellung begleitend angeboten wird. 3. Allgemeine Betreuungsangebote durch die Zentren  technische Betreuung (Digitalisierung, begleitende Restaurierung etc.)  inhaltliche Betreuung (Metadaten, Datentransfer, Datennormierung etc.) 4. Vernetzungsoptionen / Kompetenzverbünde anbieten 5. Zentrales Sammelinstrument für alle Digis + Metadaten IV. Handschriften zentren Digitalisierung + Normierung