Geschichte der Semasiologie Teil 2
Semasiologie/Onomasiologie Ausgangspunkt: das Wort (lautliche Form) Untersuchung: die damit verknüpften Inhalte (Bedeutungen) in ihrer Vielfalt (Polysemie) und in ihrem Wandel Bedeutungswandel
Semasiologie/Onomasiologie Ausgangspunkt: Inhalte Untersuchung: verschiedene Lautformen (Bezeichnungen), welche den betreffenden Inhalt bezeichnen können => Bezeichnungswandel
Semasiologie Bedeutungswandel Wie ist es möglich, dass das Wort A, das normalerweise X bedeutet, die für es neue Bedeutung Y annehmen kann?
Onomasiologie Bezeichnungswandel Wie kommt ein Sprecher, der die Sache Y bezeichnen will, dazu, statt des bisherigen normalen Ausdruckes dafür A zu sagen, das für gewöhnlich X bedeutet?
Beispiel A = [hostis] X = Auswärtiger Y = Feind bisheriger, normaler Ausdruck: [perduellis]
Semasiologie Interpretation des Hörers ‘Auswärtiger’ / Intention [hostis] ‘Auswärtiger’ / Intention
Semasiologie \ Kontext, Assoziationen Hörer: Sprecher: ‘Auswärtiger’ / [hostis] ‘Auswärtiger’ / Intention [hostis] ? \ Kontext, Assoziationen
Semasiologie \ Kontext, Assoziationen Hörer: Sprecher: ‘Auswärtiger’ / [hostis] ‘Auswärtiger’ / Intention [hostis] ‘Feind’ \ Kontext, Assoziationen
Onomasiologie Intention des Sprechers [ ? ] ‘Feind’
Onomasiologie ‘Feind’ {[X] } [ ? ] {[hostis] ‘Auswärtiger’} Intention des Sprechers {[perduellis] ‘Feind’} [ ? ] {[hostis] ‘Auswärtiger’} ‘Feind’ {[X] } {[Y] }
Onomasiologie ‘Feind’ {[X] } [hostis] Intention des Sprechers {[perduellis] ‘Feind’} [hostis] ‘Feind’ {[X] } {[Y] }
Aspekte des Bedeutungswandels 1. Ursachen/Gründe des Bedeutungswandels 2. Arten des Bedeutungswandels 3. Auswirkungen des Bedeutungswandels auf die synchrone Sprache
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) (Semasiologie) Franz Dornseiff (1934) (Onomasiologie)
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) (Semasiologie) Bedürfnis nach Bedeutungswandel bei Kulturwandel (Englisch car, write, dinner)
Objektiver/ Subjektiver Bedeutungswandel Oskar Hey 1892 Einteilung auf ursächlicher Grundlage: Objektiver Bedeutungswandel: Ursachen außerhalb der Seele 2. Subjektiver Bedeutungswandel: Ursachen innerhalb der Seele
Objektiver/ Subjektiver Bedeutungswandel Oskar Hey 1892 Einteilung auf ursächlicher Grundlage: Objektiver Bedeutungswandel: Ursachen außerhalb der Seele changement historique Darmesteter 1925 2. Subjektiver Bedeutungswandel: Ursachen innerhalb der Seele modification psychologique Darmesteter 1925
Die Gründe des Bedeutungswandels: Karl Schmidt (1894) 2. Deutlichkeitstrieb wenn ein Wort mehrere Bedeutungen hat, wird die ein oder andere abgestoßen, wenn sich ein Ersatz dafür findet.
Die Gründe des Bedeutungswandels: Dornseiff (1934) I.Negative Gründe/das Wort zeigt Mängel Mängel sprachökonomischer Art
Die Gründe des Bedeutungswandels: Dornseiff (1934) I.Negative Gründe/das Wort zeigt Mängel Mängel sprachökonomischer Art Homophonie wenn ein Wort mehrere Bedeutungen hat, wird die ein oder andere abgestoßen, wenn sich ein Ersatz dafür findet.
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) 3. Bequemlichkeitstrieb wenn der geforderte Ausdruck nicht gleich gefunden wird.
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) 4. Nachahmungstrieb Macht des Beispiels: wenn ein Prominenter ein Wort in einer neuen Bedeutung verwendet.
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) Beeinflussung durch die Umgebung des Wortes
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) Beeinflussung durch die Umgebung des Wortes NEG persona (nicht eine Person) NEG passus (geht nicht einen Schritt)
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) Beeinflussung durch die Umgebung des Wortes ne personne ne pas
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) Beeinflussung durch die Umgebung des Wortes personne (NEG) pas (NEG)
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) Sinnliche Kraft des Ausdrucks wenn in affektbetonten Augenblicken die landläufige Bedeutung eines Wortes als nicht ausreichend empfunden wird und man daher ein anderes Wort mit stärkerer Gefühlsbetonung wählt.
Die Gründe des Bedeutungswandels Dornseiff (1934) II. Positive Gründe Bedürfnis nach einem bildhafteren und drastischeren Ausdruck
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) Sinnliche Kraft des Ausdrucks Die Party war sehr langweilig.
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) Sinnliche Kraft des Ausdrucks Die Party war schrecklich langweilig.
Historische Rekonstruktion [sair] ‘wund, schmerzlich‘ / \ [sø:] [ze:r] sore sehr ‘wund‘ ‘INTENS. ‘sehr‘
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) Sinnliche Kraft des Ausdrucks starve „sterben“ > „verhungern“ Ich verhungere/ ich sterbe vor Hunger
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) 7. Zartgefühl/Euphemismus
Die Gründe des Bedeutungswandels Dornseiff (1934) Negative Gründe, das Wort zeigt Mängel B. Einwände geistiger Art => Meidung des bisher gebrauchten Wortes
Die Gründe des Bedeutungswandels Dornseiff (1934) Negative Gründe, das Wort zeigt Mängel B. Einwände geistiger Art => Meidung des bisher gebrauchten Wortes Hemmungen folgender Art: religiös/sozial/sittlich/ästhetisch
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) 7. Zartgefühl/Euphemismus nicht „sterben“, sondern heimgehen, pass away
Die Gründe des Bedeutungswandels Karl Schmidt (1894) 8. Höflichkeit/ Tabu nicht „ass“ ‚Esel‘ sondern donkey (ass = arse)
Die Gründe des Bedeutungswandels Schmidt (1894) 8. Höflichkeit/ Tabu nicht chicken breast, thigh sondern white/red meat
Die Gründe des Bedeutungswandels Ursprüngliche Perspektive: Semasiologie (Schmidt 1894) => Sicht des Hörers Spätere Perspektive: Onomasiologie (Dornseiff 1934) => Sicht des Sprechers
Die Gründe des Bedeutungswandels Ursprüngliche Perspektive: Semasiologie (Schmidt 1894) => Sicht des Hörers Spätere Perspektive: Onomasiologie (Dornseiff 1934) => Sicht des Sprechers Heutiger Konsens: Ursachen sind begründet in Intentionen des Sprechers
M. Bréal (1897) Sprache als Institution Sprechen als Mittel der Kommunikation
M. Bréal (1897) Sprache als Institution Sprechen als Mittel der Kommunikation => semantischer Wandel
Ursache des Bedeutungswandels Paul “Wechsel- wirkung” Bréal: Folge des willentlichen Sprechens
Arten des Bedeutungswandels logisch: Bedeutungsverengung Bedeutungserweiterung Bedeutungsverschiebung: a. Metapher b. Metonymie
Arten des Bedeutungswandels Einsicht: Die in der klassischen Rhetorik beschriebenen Formen des ornatus (Metapher) entsprechen alltäglichen Verwendungsweisen von Ausdrücken
Arten des Bedeutungswandels logisch: Bedeutungsverengung Frz. traire “ziehen” > “melken”
Arten des Bedeutungswandels logisch: 2. Bedeutungserweiterung Tier “wildes Tier” > “Tier” bird “junger Vogel” > “Vogel”
Arten des Bedeutungswandels logisch: Bedeutungsverschiebung: a. Metapher toll/irre “wahnsinnig” > “sehr gut”
Arten des Bedeutungswandels BEGEISTERUNG IST WAHNSINN
Arten des Bedeutungswandels Kontrollverlust / \ BEGEISTERUNG IST WAHNSINN
Arten des Bedeutungswandels logisch: Bedeutungsverschiebung: b. Metonymie Frz. gehine “Geständnis” > “Folter” WIRKUNG URSACHE
Arten des Bedeutungswandels axiologisch: Bedeutungsverbesserung nice “unwissend” > “nett”
Arten des Bedeutungswandels axiologisch: 2. Bedeutungsverschlechterung Dirne “junge Frau” > “Prostituierte”
Aspekte des Bedeutungswandels 1. Ursachen/Gründe des Bedeutungswandels 2. Arten des Bedeutungswandels 3. Auswirkungen des Bedeutungswandels auf die synchrone Sprache
Aspekte des Bedeutungswandels 3. Auswirkungen des Bedeutungswandels auf die synchrone Sprache Mögliche Enstehung von Polysemie
Bedeutungsauffassung Vorherrschend bis 1950: Vorstellungstheorie von der Bedeutung: “die Bedeutung eines Wortes ist die mit ihm assoziierte Vorstellung”
Bedeutungsauffassung Vorstellungstheorie von der Bedeutung: Widerlegt durch Wittgenstein Beispiel: erhalten / bekommen Unterschiede bedingt durch unterschiedliche Vorstellungen?
Bedeutungsauffassung Vorstellungstheorie von der Bedeutung: Widerlegt durch Wittgenstein Beispiel: erhalten / bekommen Unterschiede bedingt durch unterschiedliche Vorstellungen? => Verwendungsweisen
Bedeutungsauffassung Beispiel: erhalten / bekommen Unterschiede bedingt durch unterschiedliche Vorstellungen? Verwendungsweisen einen Brief erhalten/bekommen
Bedeutungsauffassung Beispiel: erhalten / bekommen Unterschiede bedingt durch unterschiedliche Vorstellungen? Verwendungsweisen ein Kind ?erhalten/bekommen
Bedeutungsauffassung Beispiel: erhalten / bekommen Unterschiede bedingt durch unterschiedliche Vorstellungen? Verwendungsweisen Magenkrämpfe *erhalten/bekommen
Bedeutungsauffassung Vorstellungstheorie im Zusammenhang mit Bedeutungswandel: Zirkularitätseinwand: Die Bedeutung des Wortes hat sich geändert, weil die Vorstellung sich geändert hat. Die Vorstellung hat sich geändert, weil die Wortbedeutung sich geändert hat.
Bedeutungsauffassung “Die Bedeutung eines Wortes ist die Regel seines Gebrauchs in der Sprache” Wittgenstein
Strukturelle Semantik Trennung: Sprache vs. Sprechen Synchronie vs. Diachronie Untersuchung von Sprache als System
Strukturelle Semantik Trier (1931) Wortfeldtheorie Annahme: die Bedeutungen verschiedener Wörter sind gegeneinander abgegrenzt und bedingen sich gegenseitig. Deshalb: nicht „Einzelschicksale“ untersuchen sondern ganze Wortfelder.
Strukturelle Semantik Trier (1931) Wortfeldtheorie Mittelhochdeutsche Intellektualwörter wîshet / \ kunst list
Strukturelle Semantik Trier (1931) Wortfeldtheorie Mittelhochdeutsche Intellektualwörter wîshet Wissen - Weisheit / \ kunst - list Kunst (-> List)
Strukturelle Semantik Mittelhochdeutsche Intellektualwörter wîshet Wissen - Weisheit / \ kunst - list Kunst (-> List) Bedeutungswandel: Änderung in der Struktur des Wortfelds
Strukturelle Semantik Trier (1931) Wortfeldtheorie Annahmen zur „Geschlossenheit“ der Wortfelder und ihrer psychischen Realität nur von wenigen akzepiert. Aber: wichtige Impulse für nachfolgende Forschung
Strukturelle Semantik Coseriu (1964): Diachronische strukturelle Semantik Wortfeld: lexikalisches Paradigma Bedeutungswandel: Aufgabe oder Einführung einer distinktiven Opposition auf der Inhaltsebene
Strukturelle Semantik Bedeutungswandel: Latein: patruus - avunculus ‚Vaterbruder‘ ‚Mutterbruder‘ amita - matertera ‚Vaterschwester‘ ‚Mutterschwester‘
Strukturelle Semantik Bedeutungswandel: Latein: Französisch patruus - avunculus ‚oncle‘ ‚Vaterbruder‘ ‚Mutterbruder‘ ‚Elternbruder‘ amita - matertera tante ‚Vaterschwester‘ ‚Mutterschwester‘ Elt.schw.
Strukturelle Semantik Kritik: - theoretischer Status der distinktiven Merkmale (sprachl. Ausdrücke, universell) Bezug auf die Ebene der Sprache (statt der Rede) Unterschätzung von Polysemie - strikte Trennung von semantischem und enzyklopädischem Wissen
Strukturelle Semantik strikte Trennung von semantischem und enzyklopädischem Wissen linguistisches Wissen versus Weltwissen“ „real world knowledge“ Hund: vier Beine, bellt, wedelt mit dem Schwanz
Strukturelle Semantik Biologisch: Maus- Ratte Englisch [mouse] - [rat] Japanisch: ein Wort Sprachspezifische Bedeutungen cat (she, cat-like, catty, cat-house
Strukturelle Semantik Distributionsanalyse: Wortbedeutung wird bestimmt durch: - paradigmatische Assoziationen syntagmatische Umgebungen eines Wortes => Kollokationen
Strukturelle Semantik => Kollokationen bellen - Hund fällen - Baum beißen - Zähne blond - Haare
Strukturelle Semantik => Kollokationen (Sperber 1923) bellen - Hund fällen - Baum (MHD: vellen - hirz, bürge) beißen - Zähne blond - Haare
Kognitive Semantik (1980 -) Lakoff, Langacker - keine Unterscheidung zwischen semantischem und enzyklopädischem Wissen. - keine Unterscheidung von sprachlicher und kognitiver Ebene
Kognitive Semantik (1980 -) keine Unterscheidung von sprachlicher und kognitiver Ebene HAPPY is UP (Körperhaltung, Gesten, upper, cheer up, ..) SAD is DOWN (Körperhaltung, Gesten, downer, turn down ..)
Kognitive Semantik (1980 -) Körper/Geist Metaphorik SEHEN ist VERSTEHEN (I see your point, wissen) - HÖREN ist GEHORCHEN (kannst du nicht hören?, gehorchen)
Grammatikalisierung Antoine Meillet (1912) grammaticalisation “ le passage d’un mot autonome au rôle d’élément grammatical”
Aristoteles principals: Wörter, die eine selbständige Bedeutung haben accessories: Wörter, die nur im Zusammen-hang der Rede eine Bedeutung gewinnen
Grammatikalisierung Antoine Meillet (1912) gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires
Grammatikalisierung Antoine Meillet (1912) gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires ich bin, die ich bin (existentiell)
Grammatikalisierung Antoine Meillet (1912) gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires ich bin, die ich bin (existentiell) ich bin müde
Grammatikalisierung Antoine Meillet (1912) gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires ich bin, die ich bin (existentiell) ich bin müde (Kopula) ich bin gelaufen (Tempus-Morphem)
Grammatikalisierung Antoine Meillet (1912) gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires Die Sonne scheint.
Grammatikalisierung Antoine Meillet (1912) gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires Die Sonne scheint. Die Sonne scheint warm.
Grammatikalisierung gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires Die Sonne scheint. Die Sonne scheint warm. Peter scheint freundlich (zu sein) Es scheint zu regnen.
Grammatikalisierung gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires Die Sonne scheint/ hat geschienen. Die Sonne scheint warm. Peter scheint freundlich (zu sein) Es scheint/ *hat geschienen zu regnen.
Grammatikalisierung gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires Si habent schôn gessen.
Grammatikalisierung gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires Si habent (ser) schôn gessen. ‘auf sehr schöne Weise’
Grammatikalisierung gradueller Übergang mots principaux ---> mots accessoires Si habent (*ser) schôn gessen. ‘früher als erwartet’
Grammatikalisierung Ursache dieses Wandels? Meillet: Frequenz führt zu Verlust von Ausdrucksstärke. Folge: Ersatz durch neue Ausdrucksweisen.
Grammatikalisierung Desinteresse aufgrund des aufkommenden Strukturalismus Trennung: Sprache vs. Sprechen Synchronie vs. Diachronie
Grammatikalisierung Seit 1970: stetig ansteigendes Interesse Todays’s morphology is yesterday’s syntax Givon 1971
Grammatikalisierung Seit 1970: stetig ansteigendes Interesse Todays’s morphology is yesterday’s syntax Givon 1971 Diskurs > Syntax > Morphologie > Ø
Grammatikalisierung Mr Smith lives down the street. Topikalisierung (Diskursfunktion): I. Mr Smith, he lives down the street.
Grammatikalisierung Mr Smith, he lives down the street. (* Mr Smith lives down the street)
Grammatikalisierung Mr Smith, he lives down the street. III. Mr Smith helive down the street.
Grammatikalisierung III. Mr Smith helive down the street. IV. Mr Smith [\]live down the street. V. Mr Smith Ølive down the street.
Grammatikalisierung Elizabeth C. Traugott (1980 - jetzt) Subjektivierung: “most pervasive change identified to date”
Grammatikalisierung Elizabeth C. Traugott (1980 - jetzt) Subjektivierung: Prozess, wobei Sprecher für bestimmte Wörter Bedeutungen entwickeln, die Einstellungen, Wertungen beinhalten anstatt sich auf beobachtbare Fakten in der “realen Welt” zu beziehen”
Grammatikalisierung Elizabeth C. Traugott (1980 - jetzt) Subjektivierung: Beschreibung der “objektiv” beobachtbaren “realen Welt” Beschreibung der Welt relativ zu einem empfindenden, evaluierenden Subjekt.
Grammatikalisierung Subjektivierung: mere wine [reiner, nicht mit Wasser vermischter Wein] mere wine [nicht mehr/ nichts besseres als Wein]
Grammatikalisierung Subjektivierung: mere wine [reiner, nicht mit Wasser vermischter Wein] *very mere wine [nicht mehr/ nichts besseres als Wein]
Grammatikalisierung Subjektivierung: die bloße Haut [nackte/unbedeckte Haut] der bloße Gedanke [Einstellung des Unwohlseins/Entsetzens]
Grammatikalisierung Subjektivierung: die fast bloße Haut ?die Blöße der Haut der *fast bloße Gedanke *die Blöße des Gedankens
Grammatikalisierung Subjektivierung: She sold one car. She sold a car.
Grammatikalisierung Elizabeth C. Traugott (1980 - jetzt) Subjektivierung: “most pervasive change identified to date” Während er die Zeitung las, räumte sie auf. Temporal > Konzessiv (Wahrheitsbedingungen)
Grammatikalisierung Während er die Zeitung las, räumte sie auf. Temporal > Konzessiv Read as much into an utterance as is consistent with what you know about the world
Grammatikalisierung Während er die Zeitung las, räumte sie auf. Was der Sprecher gesagt hat ist signifikant. Warum? Die beiden Propositionen passen eigentlich nicht zusammen => Konzessiv
Grammatikalisierung Erklärung von Bedeutungswandel direkt mit Bezug auf die Gesprächssituation: Sprecherstrategien (beeindrucken wollen, Aufmerksamkeit erheischen wollen, manipulieren wollen) und Hörerstrategien (signifikante Informationen erhalten)