Die Jenaer Opposition in der DDR Yafen Zhao 19.06.03
Opposition in den 40er Jahren 1945-1948 die liberale Hochschulgruppe Leitfigur: Hans Leisegang Ziel: Einfluss der SED-Kader auf die Uni und somit Begrenzung der Bildungsinhalte Ergebnis: Verweis des Professors von der philosophischen Fakultät; Flucht nach Westberlin
Opposition in den 50er Jahren • 17.Juni.1953 Volksaufstand • 1954-1958 Eisenberger Kreis Ort: Eisenberg und Jena Ziel: gegen die SED-Diktatur Leitfigur: Thomas Ammer, Johann Frömel Ergebnis: Verhaftung der Mitglieder; insgesamt zu 114 Jahren Zuchthaus Einfluss: die größte und aktivste Widerstandsgruppe der 50er Jahre in der DDR
Opposition in den 60er Jahren 1967/68: Gründung einer Gruppe von bis zu 20 Studenten der Uni Jena Tätigkeiten: Demonstration durch Kleidung, Frisuren und Auftritte Ziel: gegen „sozialistischen Menschenbild“ Endziel: Ablösung der SED Ergebnis: bis Nov. 1973 Exmatrikulation der Studenten aus diesem Kreis
Opposition in den 70er Jahren Arbeitsgruppe Lehrlinge Hintergrund: mangelnde kulturelle Infrastruktur, somit die Beschränkung der Freizeitmöglichkeit Leitfigur: Jochen Anton Friedel Ziel: Reform der DDR, Verlangen nach einem besseren Sozialismus 1973 Anfang mit der Lehrlingsarbeit 1974 Gründung der Jenaer Jazztage Tätigkeiten: Arbeit in Lehrlings- und Studentenklub (Rosenkeller), das Studentenkabarett und Singergruppen 1983 Ausreise von Friedel aus der DDR
Opposition in den 70er Jahren Der Arbeitskreis Literatur (1) Mitglieder: Jürgen Fuchs, Lutz Rathenow etc. Tätigkeit: Wöchentliches Treffen von 30 jungen Menschen aus allen Schichten Diskussion / Lesung eigener Lyrik und Prosa Erhitzung an ihrem Ideal, dem Prager Frühling, und an der Wirklichkeit, dem Zentralismus und der Meinungsmanipulation Ziel: Verbesserung des Sozialismus
Der Arbeitskreis Literatur (2) 1975 Selbstauflösung Ursache: Kontrolle der „staatliche Mitarbeiter Kultur“; Sabotage der Diskussionsrunden bei allen Veranstaltungen Ergebnisse: Nach der Auflösung des Arbeitskreises Literatur werden die ehemaligen Mitglieder vom MfS Jena heimlich überwachtet Die Exmatrikulation von Jürgen Fuchs Einberufung von vier Leuten (Graf, Makowski, Scheer, Sonntag) zur NVA
1950 geb. in Reichenbach/ Vogtland 1968 Abbruch des Studiums aus politischen Gründen, Armeedienst 1970 Psychologiestudium in Jena Seit 1971 literarische Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien der DDR 1975 Zwangsexmatrikulation 1976 –77 Stasi-Haft 1977 Gedächtnisprotokolle, Internationaler Pressepreis 1988 "Das Ende einer Feigheit". Kritikerpreis für Literatur Seit 1989/90 Mitarbeit in Bürgerkomitees zur Auflösung des DDR-Geheimdienstes Jürgen Fuchs (1950-1999)
Leiter des Arbeitskreises Literatur 1952 geb. in Jena März 1977 politische Exmatrikulation aus der Uni September 1977 Übersiedlung nach Berlin 1980 kurzzeitige Verhaftung; Erreicht DDR- Öffentlichkeit überwiegend durch Lesungen in Kirchen und Wohnungen Kuriertätigkeit zwischen Berlin und Jena, Verbreitung der Materialien von Jürgen Fuchs und anderen in der DDR Lutz Rathenow Leiter des Arbeitskreises Literatur
Opposition in den 70er Jahren Jena und die Biermann Ausbürgerung 1976 16.11.1976 Protest und Treffen der Jugendlichen im Hinterhaus in der Jungen-Gemeinde Jena 17.11.1976 Mitteilung der Schriftstellerpetition von Jurek Becker auf seiner Buchlesung in Jena 18.11.1976 Junge-Gemeinde-Abend: 80 Leuten, Lesung, Diskussionen, Unterzeichnung des Schriftstellerpetition Ab 19.11.1976 Eine Reihe von Verhaftungen 21.11.1976 Freilassung der Verhafteten Ergebnisse: Exmatrikulation von Lutz Rathenow und Sybille Havemann aus der Uni
Wolf Biermann (1936 - ) Liedmacher 1936 geb. in Hamburg 1953 Übersiedlung in die DDR 1955-1957 Studium der politischen Ökonomie an der Humboldt-Universität Berlin 1965 Erscheinen seines Gedichtbandes "Die Drahtharfe" und seiner ersten Langspielplatte in der BRD; Auftritts- und Publikationsverbot durch die DDR-Behörden. 16. 11. 1976 die Ausbürgerung aus der DDR. Begründung: Sein Programm in der Bundesrepublik richtete sich gegen die DDR und den Sozialismus Wolf Biermann (1936 - ) Liedmacher
Opposition in den 80er Jahren 1982/83 unabhängige Friedensbewegung(1) Eine außerhalb kirchlicher Räume unabhängig agierende politische Basisgruppe ohne Leitung und ohne eingeschriebene Mitglieder Hintergrund: Zunehmende Militarisierung in der DDR, zunehmende Tendenz zur Wehrdienstverweigerung 14. 11.1982 Ein Schweigekreis für den Frieden von 70 jungen Leuten auf dem Zentralen Jenaer Platz Nov. 1982 Entstehung der Jenaer Friedensforderungen Inhalt: Abschaffung des Wehrkundeunterrichts; Abzug der Besatzertruppen aus Osteuropa und beiden deutschen Staaten
Opposition in den 80er Jahren 1982/83 unabhängige Friedensbewegung(2) Offizielle Gründung der Friedensgemeinschaft nach den Haftentlastungen Tätigkeiten: Offene Briefe, Appelle, Flugblätter, Klebeaktionen und fotografische Dokumentationen 18/19.03.1983 Demonstrationen mit Schildern 18.03.1983 ein beim Friedensgottesdienst von 96 Teilnehmern unterzeichneter Protestbrief an Honecker Vom 19.05.1983 „Gegenschlag“ von der Stasi, „Übersiedlungsaktion“
Frieden schaffen ohne Waffen Mitglieder der Jungen Gemeinde und der Friedensgemeinschaft auf dem Weg zur staatlichen Friedensbekundung.
ab 1975 Angehöriger der Jungen Gemeinde Jena Stadt-Mitte 12.6.1957 geb. in Görlitz ab 1975 Angehöriger der Jungen Gemeinde Jena Stadt-Mitte November 1976 Beteiligung am Protesten gegen die Biermann-Ausbürgerung; Unterzeichnung einer Protestresolution von Künstlern 10.04.1981 Verhaftung im Zug nach Berlin 12.04.1981 gestorben in der U-Haft des MfS (Die Ursache bleibt bis heute ungeklärt.) Matthias Domaschk (1957-1981)
Gegen seine Exmatrikulation protestierte Roland Jahn mit diesem Foto 14.7.1953 geb. in Jena 1975 Studium der Wirtschaftswissenschaft an der FSU Jena 1976 Kritik an die Ausbürgerung von Biermann an der Uni , anschließend Exmatrikulation 01. 09. 1982 Verhaftung wegen "Missachtung staatlicher Symbole" März 1983 Mitbegründer der unabhängigen Friedensgemeinschaft Jena Juni 1983 gewaltsame Ausbürgerung Gegen seine Exmatrikulation protestierte Roland Jahn mit diesem Foto
1982/83 unabhängige Friedensbewegung(3) 1983 Jenaer Weißer Kreis weiße Blusen und weiße T-Shirts, gewaltfreie Demonstration Tätigkeit: Demonstration am 18. und 25. 06.1982 morgens um neun Uhr auf dem Zentralen Jenaer Platz der Kosmonauten (heute: Eichplatz) Ergebnis: Etwa 70 Personen bekamen gleich ihre Entlassung aus der Staatsbürgerschaft
Hannelore und Rüdiger Studanski (im Vordergrund) führten 1982 den Weißen Kreis Jenaer Markt
1983 Jenaer Weißer Kreis
Abkürzungen: DDR: Deutsche Demokratische Republik FDJ: Freie Deutsche Jugend FSU: Friedrich – Schiller- Universität Jena KD: Kreisdienststelle des MfS MfS: Ministerium für Staatssicherheit NVA: Nationale Volksarmee SED: Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Stasi: Staatssicherheitsdienst U-Haft: Untersuchungshaft