Die Benrather Linie Die zweite Lautverschiebung und ihre Auswirkungen auf die deutsche Sprache und ihre Varietäten.

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 Präsentation transkript:

Die Benrather Linie Die zweite Lautverschiebung und ihre Auswirkungen auf die deutsche Sprache und ihre Varietäten

Die Benrather Linie ist nach dem Düsseldorfer Vorort „Benrath“ benannt. Nördlich dieser gedachten Linie hat die zweite Lautverschiebung nicht vollständig stattgefunden. Lediglich die Wandlung vom th zum d hat sich dort vollzogen. Die Benrather Linie trennt die Formen des Niederdeutschen und Nieder-ländischen von den hochdeutschen Varietäten.

Eine Darstellung der Benrather Linie, die auch als „ich/ ick- Linie bekannt ist

Einige ausgewählte Beispiele für die 2 Einige ausgewählte Beispiele für die 2. Lautverschiebung (südlich der Linie) Englisch Althoch-deutsch Deutsch p => pf Got. pund As. appel pound apple pfunt apfuli Pfund Apfel t => (t)s Got. tiuhan As. settian draw (?) sit ziohan setzen ziehen setzen k => k/ch As. wekkian As. makon wake make wecchan mahhon wecken machen

Die Westgermanischen stimmlosen Verschlusslaute p, t und k werden im Hochdeutschen zu den Affrikaten pf / f, tz / z und k / ch oder zu doppelten Frikativen, z.B. ff. Wie sich die Affrikaten wandelten, wurde von ihrer ursprünglichen phonetischen Umgebung bestimmt.

Zur 2. (hochdeutschen) Lautverschiebung Die 2. Lautverschiebung vollzog sich vor etwa 1200 bis 1500 Jahren. Die beschriebene Benrather Linie ist jedoch nicht mit den heutigen Grenzen der Sprachgebiete gleichzusetzen. Sie befindet sich im Gebiet von nur einer Sprache, dem Deutschen, und repräsentiert bestenfalls Zonen dialekter Übergänge.

Der Wandel von k zu dem Krachlaut kch vollzieht sich nur im äußersten Süden, sprich der Schweiz, Südösterreich und sehr begrenzten Teilen Süddeutschlands.

Stimmlose, dentale Reibelaute wie das westgermanische th wurden im Zuge der zweiten Lautverschiebung zum d: Vergleiche „thing“ und „Ding“.

Die Verschiebung zu den Affrikaten pf, tz und kch trat genau dann ein, wenn p, t und k im Wortanlaut, im Inlaut und Auslaut nach den Konsonanten l, r, m oder n und der Verdopplung bzw. Doppelkonsonanz pp, tt oder kk vorkamen.

Die Zersplitterung in die verschiedenen Deutschen Dialekte Oberdeutsche Dialekte: Im südlichen Teil des deutsch-sprachigen Raumes verläuft südlich von Frankfurt aber nördlich von Würzburg von Ost nach West die Germersheimer bzw. Speyrer Linie. Hier hat sich die 2. Lautverschiebung so gut wie vollständig in dem von westgermanischen Dialekten ererbten Wortschatz durchgesetzt. Ausnahme ist nur die für den äußersten Süden charakteristische Verschiebung von anlautendem k zu kch. Die südlich von der Germersheimer Linie beheimateten Dialekte werden als Oberdeutsche Dialekte bezeichnet.

Mitteldeutsche Dialekte: Zwischen der Benrather und der Germersheimer Linie finden wir Dialekte, die unter der Bezeichnung „Mitteldeutsch“ zusammengefasst werden. Was diese Formen vereint, ist die partielle Durchführung der 2. Lautverschiebung, doch welche Merkmale jeweils zur Ausprägung gekommen sind, variiert erheblich.

Eine Übersicht über den deutschen Sprachraum

Übungsaufgaben In den folgenden Übungen ist es Ihre Aufgabe, die Tabelle zu vervollständigen, indem Sie die Formen vom Westgermanischen bis zur Hochdeutschen Form berücksichtigen.

Übungen Westgerm. Form Art der Verschiebung Hochdeutsche Form hopen p > f ick ich t > z zehn wi maakt k > ch brodher d > t Kind

Auflösungen Westgerm. Form Art der Verschiebung Hochdeutsche Form hopen p > f hoffen ick k > ch ich ten t > z zehn wi maakt wir machen brodher d > t Bruder Chind Kind

Kurs: Geschichte der Deutschen Sprache Dozent: Prof. Dr Kurs: Geschichte der Deutschen Sprache Dozent: Prof. Dr. Ulrich Seelbach Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaften Wintersemester 03/04 Präsentation erarbeitet von: Anja Röding Julia D. Hillebrandt

Quellenangaben Barbour, S./ Stevenson, P.: Variation im Deutschen. Soziolinguistische Perspektiven. Berlin, New York: de Gruyter, 1998 Polenz, P. von: Geschichte der deutschen Sprache. Berlin, New York: de Gruyter, 1978 Materialien und Informationen aus dem Kurs „Geschichte der deutschen Sprache bei Prof. Dr. Ulrich Seelbach, WS 2003/2004