Chronische Erkrankungen und Behinderungen: Das Krankheitsfolgenmodell und rehabilitative Interventionen Uwe Koch Institut und Poliklinik für Medizinische.

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 Präsentation transkript:

Chronische Erkrankungen und Behinderungen: Das Krankheitsfolgenmodell und rehabilitative Interventionen Uwe Koch Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zentrum für Psychosoziale Medizin Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 12.01.2006

Typische chronische Erkrankungen Muskuloskeletale Erkrankungen Herz – Kreislauf - Erkrankungen Stoffwechselerkrankungen Chronische Niereninsuffizienz Neurologische Erkrankungen Krebserkrankungen

Anwachsen chronischer Erkrankungen und ihre Folgen durch: Demographische Entwicklung Entwicklungen in der Arbeitswelt Fortschritte der Akutmedizin

Charakteristika chronischer Erkrankungen Ursachen oft nicht bekannt – meist vielfältige Gründe Unvorhersagbarkeit des Krankheitsverlaufs, oft nicht völlig umkehrbar – meist keine Heilung Dauerhafte Abhängigkeit von medizinischen Spezialisten Fehlen einer ursächlich ansetzenden Therapie Vielfältige Auswirkungen und Verluste in personeller und sozialer Hinsicht

Prozesse der Krankheitsbewältigung Belastungen Anpassungsprozesse Bewältigungsergebnis Krankheit: Diagnose, Rezidiv Behandlung Krankenhaus Vorher bestehende Belastungen Ausgangsbedingung: Individuelle Verarbeitung Soziale Unterstützung Professionelle Hilfen, u.a. Psychoonkologie Einschränkungen in der Lebensführung Lebensqualität

Belastungen im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen Belastungsbereiche Zielgruppen Differenzierung nach Phase des Krankheitsverlaufs Krankheitsfolgen Folgen medizinischer Maßnahmen Settings Probleme jenseits der Erkrankung Patienten Angehörige Medizinisches Personal Prädiagnostische Phase Diagnose Behandlung Rezidive Terminale Phase

Krankheitsfolgen (1) 1. Gestörtes emotionales Gleichgewicht  durch neue oder verstärkte Gefühle  durch innere oder äußere Bedrohung 2. Körperintegrität und Wohlbefinden sind verändert:  durch Verletzung oder Behinderung  durch Schmerz und Beschwerden von Krankheit und/oder durch Therapie  durch Invalidität 3. Verändertes Selbstkonzept:  durch Autonomie- und Kontrollverlust  durch verändertes Körperschema und Selbstbild  durch Ungewissheit über Krankheitsverlauf, künftiges Familien- und Sozialleben

Krankheitsfolgen (2) 4. Verunsicherung hinsichtlich der sozialen Rollen und Aufgaben  durch Trennung von Familie, Freunden, Bekannten  durch Aufgeben wichtiger sozialer Funktionen  durch neue soziale Abhängigkeit 5. Veränderte Umgebung:  durch neue Beziehungen mit Ärzten und Pflegekräften  durch Hospitalisation  durch Konfrontation mit neuen Verhaltensregeln, Werten und (Fach-)Sprache 6. Bedrohung des Lebens:  durch akute Krise oder chronische Progredienz  durch Vielzahl von Verlusterlebnissen

Ziele der Rehabilitation: Funktionen und Körperstrukturen Aktivitäten Teilhabe

(Gesundheitsstörung oder Krankheit, ICD) Bio-psycho-soziales Modell der ICF (WHO) Gesundheitsproblem (Gesundheitsstörung oder Krankheit, ICD) Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Teilhabe Umweltfaktoren materiell sozial verhaltensbezogen persönliche Faktoren Alter, Geschlecht Motivation Lebensstil

Funktionale Gesundheit Eine Person ist funktional gesund, wenn – vor ihrem gesamten Lebenshintergrund – ihre körperlichen Funktionen und Körperstrukturen allgemein anerkannten Normen entsprechen sie nach Art und Umfang das tut oder tun kann, wie es von einem Menschen ohne Gesundheitsprobleme erwartet wird (Aktivitäten) sie ihr Dasein in allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, in der Art und in dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Schädigung der Körperfunktionen/-strukturen und Aktivitätseinschränkungen erwartet wird (Teilhabe).

ICF – Fallbeispiel I Eine Krankheit führt zu einem Schaden und zu einer Aktivitätsstörung und, abhängig von den Umständen, zu einem Partizipationsproblem: Aufgrund einer degenerativen Wirbelsäulenerkrankung sind bestimmte Funktionen bzw. Strukturen des Haltungs- und Bewegungsapparates gestört bzw. geschädigt, mit der Folge, dass die betreffende Person wichtige Aktivitäten des täglichen Lebens oder Arbeitens... nur noch eingeschränkt erledigen kann, so dass die Gefahr der Desintegration aus dem Erwerbsleben besteht. Zur Desintegration wird es kommen, wenn keine positiv wirkenden Umweltfaktoren vorhanden sind, die dies (vorläufig) verhindern (z.B. Halbtagsbeschäftigung).

ICF – Fallbeispiel II Eine Krankheit führt zu einem Schaden, jedoch zu keiner Aktivitätsstörung und, abhängig von den Umständen, zu einem Partizipationsproblem: Ein Kind mit Diabetes Typ-I, die gut eingestellt ist, braucht keine Aktivitätsstörungen zu haben. Wohl aber können sich Partizipationsprobleme ergeben, wenn das Kind z.B. zu einem Kindergeburtstag eingeladen wird oder wenn eine Klassenreise ansteht.

Klassifikation der Körperfunktionen Kapitel 1: Geistig/seelische Funktionen Kapitel 2: Sensorische Funktionen Kapitel 3: Stimm- und Sprechfunktionen Kapitel 4: Funktionen des kardiovaskulären, des hämatologischen, des Immun- und des Atmungssystems Kapitel 5: Funktionen des Verdauungs-, des Stoffwechsel- und des endokrinen Systems Kapitel 6 : Funktionen des Urogenitalsystems und Reproduktion Kapitel 7: Neuromuskuloskeletale und bewegungsbezogene Funktionen Kapitel 8: Funktionen der Haut und der Hautanhangsgebilde © Dr. Michael F. Schuntermann, Rehabilitationswissenschaftliche Abt. des VDR, Stand: 16.03.2000

Klassifikation der Aktivitäten   Kapitel 1: Aktivitäten des Lernens und der Wissensanwendung Kapitel 2: Aktivitäten der Kommunikation Kapitel 3: Elementare Bewegungsaktivitäten sowie Handhabung von Gegenständen Kapitel 4: Aktivitäten der Fortbewegung Kapitel 5: Aktivitäten der Selbstversorgung Kapitel 6: Häusliche Aktivitäten Kapitel 7: Interpersonelle Aktivitäten Kapitel 8: Aufgabenbewältigung und bedeutende Lebensaktivitäten © Dr. Michael F. Schuntermann, Rehabilitationswissenschaftliche Abt. des VDR, Stand: 16.03.2000

Klassifikation der Partizipation   Kapitel 1: Partizipation an der persönlichen Selbstversorgung Kapitel 2: Partizipation an Mobilität Kapitel 3: Partizipation am Informationsaustausch Kapitel 4: Partizipation an sozialen Beziehungen Kapitel 5: Partizipation am häuslichen Leben und an der Hilfe für andere Kapitel 6: Partizipation an Bildung und Ausbildung Kapitel 7: Partizipation an Erwerbsarbeit und Beschäftigung Kapitel 8: Partizipation am Wirtschaftsleben Kapitel 9: Partizipation an der Gemeinschaft, am sozialen und am staatsbürgerlichen Leben © Dr. Michael F. Schuntermann, Rehabilitationswissenschaftliche Abt. des VDR, Stand: 16.03.2000

Störungen von Körperfunktionen bei onkologischen Erkrankungen gastrointestinalem Tumor: Passagestörungen mit Auswirkungen auf Ernährung, körperliche Leistungsfähigkeit gynäkologischem Tumor: operationsbedingte Schädigungen wie Lymphödem und Einschränkungen der Schulter-Arm-Beweglichkeit, Störungen der Sexualfunktionen und im psychischen Bereich Bronchialkarzinom: Einschränkung der Lungenfunktion, Angst vor Luftnot und Erstickung hämatoonkologische Systemerkrankung: Störungen des Immunsystems urogenitalem Tumor: Sexualfunktion und Kontinenz

Einschränkungen der Aktivitäten bei onkologischen Erkrankungen Fortbewegung und Beweglichkeit (z.B. Gehen, Treppensteigen) körperliche Belastbarkeit (z.B. Arbeitsbelastung, Ausdauer) Verhalten und Kommunikation (z.B. Familie, Beruf, Freizeit) Ausübung der Aktivitäten des täglichen Lebens: Waschen, An-/ Ausziehen, Nahrungszubereitung u.a. Krankheitsbewältigungsstrategien (u.a. Probleme in der Akzeptanz der Erkrankung)

Einschränkungen der Teilhabe bei onkologischen Erkrankungen physische/psychische/soziale Unabhängigkeit Mobilität soziale Integration und Reintegration Beschäftigung (z.B. Schulbesuch, Erwerbsfähigkeit, Freizeitaktivitäten) soziale Interaktion (z.B. bei Tumoren im Kopf-/ Halsbereich)

Reha-Einleitung und Reha-Diagnostik

Voraussetzungen für die Gewährung von Reha-Maßnahmen Die Prüfdienste der Reha-Kostenträger klären: versicherungsrechtliche Voraussetzungen Antragstellung des Versicherten Reha-Bedürftigkeit (RV) Erwerbsfähigkeit ist aufgrund einer gesundheitlichen Schädigung erheblich gefährdet oder bereits gemindert und medizinische Reha ist die geeignete Bewältigungsstrategie Reha-Fähigkeit Belastbarkeit des Versicherten zur aktiven Teilnahme an der Heilbehandlung Motivation Bereitschaft des Versicherten zur Mitarbeit

Das Reha-Assessment Beurteilung des Gesundheitszustande und intervenierender Merkmale Sozialmedizinische Begutachtung Übergreifende Instrumente Spezifische Instrumente Funktionszustand/ Wohlbefinden Behandlungszufriedenheit Gesundheitsverhalten/ Rehabilitationsmotivation Soziale Unterstützung/ Krankheitsbewältigung Schmerz Skelett/Muskeln/ Bindegewebe Kreislaufsystem Atmungsorgane Stoffwechsel/Verdauung Neubildungen Neurologie/ Neuropsychologie Psychosomatik/ Psychiatrie Sucht Behinderung/ Rehabilitations- bedürftigkeit Berufliche Beurteilung Pädiatrie Geriatrie

Patienten Rehabilitations-Motivation (PAREMO) Version 4 Patienten Rehabilitations-Motivation (PAREMO) Version 4.1 (Haafen et al. 2001) (Ausgewählte Items)

Belastungs-Thermometer (Holland et al. 2002)

Dimensionen der Lebensqualität Körperlicher Status Funktionaler Status (Selbstversorgung, Mobilität, sex. Aktivität, physische Aktivität, Erfüllung sozialer Rollen, beruflicher Status) Psychischer Status (Lebenszufriedenheit, Zukunftserwartungen, Angst, Depression) Soziale Interaktion (familiäre Beziehungen, soziale Unterstützung, Freizeit)

Gesundheitsbezogene Lebensqualität (Messung - Beispiele) Quality of Life Questionnaire (QLQ - C30): Tumor, akute Therapie SF - 36 General Health Survey: chronisch Kranke, Tumor Spitzer-LQ-Index (Quality of Life Index): Aktivität, Alltagsleben, Gesundheit, Umwelt-beziehung, Zukunft Karnofsky-Index (Fremdeinstufung): Pflegebedürftigkeit Belastungs-Thermometer

Aufbau des SF-36 – mit acht Skalen zur Lebensqualität 4 Wochen („Standardversion“) 1 Woche („Akutversion“) Selbstbeurteilung Fremdbeurteilung Schriftlich Interview SF-36 SF-12 Zeitfenster Beurteiler Befragungsart

Aufbau des SF-36 – mit acht Skalen zur Lebensqualität Skala Anzahl Items körperliche Funktionsfähigkeit 10 körperliche Rollenfunktion 4 körperliche Schmerzen 2 allg. Gesundheitswahrnehmung 5 Vitalität soziale Funktionsfähigkeit emotionale Rollenfunktion 3 psychisches Wohlbefinden

SF-36 Beispielitems (1) I. Ihre Gesundheit Bei den folgenden Fragen geht es um die Beurteilung Ihres Gesundheits-zustands. Diese Fragen ermöglichen es, im Zeitverlauf nachzuvollziehen, wie Sie sich fühlen und wie Sie im Alltag zurechtkommen. 1. Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand im allgemeinen beschreiben?  ausgezeichnet  sehr gut  gut  weniger gut  schlecht 2. Im Vergleich zum vergangenen Jahr, wie würden Sie Ihren derzeitigen Gesundheitszustand beschreiben?  derzeit viel besser als vor einem Jahr  derzeit etwas besser als vor einem Jahr  etwa so wie vor einem Jahr  derzeit etwas schlechter als vor einem Jahr  derzeit viel schlechter als vor einem Jahr

SF-36 Beispielitems (2) Hatten Sie in den vergangenen 4 Wochen aufgrund Ihrer körperlichen Gesundheit irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit oder anderen alltäglichen Tätigkeiten im Beruf bzw. zu Hause ? ja nein a. ich konnte nicht so lange wie üblich tätig sein........................   b. ich habe weniger geschafft, als ich wollte..............................   c. ich konnte nur bestimmte Dinge tun...................................... .  d. ich hatte Schwierigkeiten bei der Ausführung (z.B. ich musste mich besonders anstrengen)..............  

SF-36 für Patienten mit Diabetes im Vergleich zur alters- u SF-36 für Patienten mit Diabetes im Vergleich zur alters- u. geschlechtsspezifischen Normpopulation

Aufbau des IRES Fragebogens Rehabilitations-Status Somatischer Status Funktionaler Status Psychosozialer Status Belastungen im Beruf Psychische Belastungen Schmerzen/Symptome Behinderungen im Alltag Soziale Probleme Risikofaktoren

Funktionsfragebogen Motorik

Neuropsychologische Tests Geteilte Aufmerksamkeit Trail Making Test B (TMT-B) selektive Aufmerksamkeit d2-test , Untertest Go/Nogo Aufmerksamkeit  Kognitive Informations-verarbeitungsgeschwindigkeit Trail Making Test A (TMT-A) tonische & phasische Alertness Untertest Alertness Verbales Gedächtnis Zahlenspanne, VLMT Gedächtnis  Visuelles Gedächtnis Visuelle Merkspanne , CFT Divergentes Denken formallexikalische Wortflüssigkeit, semantisch-kategorielle Flüssigkeit Exekutivfunktionen  Interferenzanfälligkeit Farb-Wort-Test Schlussfolgerndes Denken LPS 3 und 4

Neuropsychologische Testbeispiele Bereich: Aufmerksamkeit Trail Making Test, Teil B „Paper-and-Pencil-Test“ Aufgabe: Zahlen und Buchstaben möglichst schnell und in alternierender Reihenfolge (1-A, 2-B, 3-C usw.) miteinander verbinden (registriert wird die Bearbeitungszeit) erfasst geteilte Aufmerksamkeit kognitive Flexibilität visuelle Explorationsgeschwindigkeit visuo-motorische Leistungen (Reitan, 1958)

Neuropsychologische Testbeispiele Bereich: Gedächtnis Rey-Osterrieth Complex Figure Test „Paper-and-Pencil-Test“ Aufgabe 1: Abzeichnen der Figur erfasst visuelle Wahrnehmungsorganisation visuo-motorische Leistungen räumlich-konstruktive Leistungen 30 Minuten später: Aufgabe 2: Zeichnen aus dem Gedächtnis erfasst zusätzlich visuelles Gedächtnis (Osterrieth, 1944; Rey, 1941)

Neuropsychologische Testbeispiele Bereich: Exekutivfunktionen LPS (Leistungsprüfsystem) 3 und 4 „Paper-and-Pencil-Test“ Aufgabe: In Symbol- (LPS 3) oder Zahlen- und Buchstaben- reihen (LPS 4) soll der „Druckfehler“, d.h. dasjenige Zeichen markiert werden, das nicht in die Reihe hineinpasst. Dafür muss jeweils die logische Regel erkannt werden, nach der eine Reihe aufgebaut ist. erfasst schlussfolgerndes Denken Exekutivfunktionen = kognitive Prozesse höherer Ordnung (u.a. beteiligt an Problemlöseprozessen) Beispielaufgaben aus dem LPS 3 (Horn, 1983, 2., erw. Aufl.)

Fragebogen zum Sozialen Umfeld

Return to work ausgewählte Items Wie denken Sie selbst über Ihre zukünftige Erwerbstätigkeit? Ich möchte so schnell wie möglich wieder erwerbstätig sein Erwerbstätig zu sein, ist für mich wichtig, aber nur, wenn meine Gesundheit das zulässt Ich glaube, ich möchte nicht mehr erwerbstätig sein Haben Sie einen Antrag auf Rente gestellt? Ja - Ich beabsichtige aber in naher Zukunft einen Rentenantrag zu stellen Nein Wie bald nach Abschluss der Reha-Maßnahme hoffen Sie Ihre Erwerbstätigkeit wieder aufzunehmen? Innerhalb von: einem Monat - drei Monaten - sechs Monaten - zwölf Monaten überhaupt nicht Wenn Sie an Ihren derzeitigen Gesundheitszustand und Ihre berufliche Leistungsfähigkeit denken: Glauben Sie, dass Sie bis zum Erreichen des Rentenalters berufstätig sein können? Sicher – Vermutlich - weiß nicht - vermutlich nicht - auf keinen Fall bin nicht berufstätig

Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung

Rehabilitative Angebotsformen und Interventionen Allgemeine Heilmaßnahme Abschlussreha Frühkreha Setting stationär ambulant / teilstationär Nachsorge Indikationsspezifische Angebote, u.a. ortho, neuro, kardio, onko Sucht, Psychosomatik

Indikationsspezifische Konzepte: Orthopädie Die orthopädische Rehabilitation findet häufig als AHB (Anschlussrehabilitation) (nach Operationen der Bandscheibe und Gelenke) statt oder als allgemeine Heilbehandlung bei chronischer Erkrankung Ziel: Rückgewinnung der Normalfunktion oder bestmöglicher Funktion Im Mittelpunkt stehen: intensive physikalische Therapie und Krankengymnastik medikamentöse Behandlung, umfassende Schmerztherapie Versorgung mit Hilfsmitteln wenn erforderlich Gesundheitsbildung (z.B. Ernährungsumstellung bei Adipositas, Bewegungstherapie, Entspannungstraining)

Indikationsspezifische Konzepte: Kardiologie Als AHB (z.B. nach Herzinfarkt und Bypass-Operationen) als allgemeine Heilbehandlung bei chronischer Herzerkrankung. Im Mittelpunkt stehen: Funktionsdiagnostik und deren Verlausbeobachtung Medikamentöse Langzeittherapie – Planung und Kontrolle dosiert, kontrollierte Bewegungstherapie Gesundheitstraining, Ernährungsumstellung... Krankengymnastik, nach Herzoperationen Unterstützung (ggf. durch Psychologen) bei der Krankheitsbewältigung

Indikationsspezifische Konzepte: Neurologie Häufig als AHB nach Schlaganfall, auch als allgemeine Heilbehandlung bei chronischen neurologischen Erkrankungen. Im Mittelpunkt stehen: Gezielte Krankengymnastik Neuropsychologie (Hirnleistungstraining) Sprachtherapie Ergotherapie Hilfen bei Krankheitsverarbeitung

Indikationsspezifische Konzepte: Diabetes mellitus Ziel: Umfangreiche Schulung, sofern sie ambulant nicht geleistet werden kann, Einbeziehen von Partnern (Kochkurse), gute Stoffwechseleinstellung mit individuellem Behandlungskonzept Im Mittelpunkt stehen: Motivation zu eigenverantwortlichen Handeln Wissensvermittlung Verhaltensänderung bewirken (Ernährung...) Diagnostik und Therapie der Folgekrankheiten/ Risikofaktoren Sozialmedizinische Beratung

Indikationsspezifische Konzepte: Psychosomatik Die psychosomatische Rehabilitation kommt bei einer Reihe von psychosomatischen Erkrankungen (Neurosen, Persönlichkeitsstörungen, Angsterkrankungen...) dann infrage, wenn eine ambulante Psychotherapie nicht ausreicht. Im Mittelpunkt stehen: Verständnis und Analyse des eigenen Verhaltens Einsichtsvermittlung (was ist schädlich, besser, gesünder) Verhaltenseinübung Sozialberatung

Ärztliche Aufgaben Aufnahme-, Zwischen- und Abschlussuntersuchung Koordination und Überwachung der rehabilitativen Maßnahmen Rehabilitationsdiagnostik und Rehabilitationsplanung ärztlich-therapeutische Maßnahmen Versorgung mit Arznei-, Verbandmitteln und mit Hilfsmitteln Visiten und Sprechstundenangebote Leitung des Rehabilitationsteams Entlassungsbericht mit sozialmedizinischer Beurteilung Nachsorgeplanung Evaluation und Qualitätssicherung

Psychologische Beratung / Psychoonkologie Abbau von Ängsten und Depressionen Unterstützung der Krankheitsverarbeitung und Bewältigungsstrategien Verbesserung des Selbstbewusstseins und der sozialen Kompetenz Schmerzbewältigung

Physiotherapie in der onkologischen Rehabilitation Ziele: die Erhaltung und Besserung der Mobilität und Beweglichkeit die Verhütung und Therapie von Schädigungen und Beeinträchtigungen der Aktivitäten. Elemente: Physiotherapie einschließlich Atemgymnastik (bei eingeschränkter Lungenfunktion) und Beckenbodengymnastik (z.B. bei Harninkontinenz) Physikalische Maßnahmen einschließlich Lymphdrainage (Lymphödemprophylaxe und –behandlung) Sport- und Bewegungstherapie Körperwahrnehmungstrainings: Physiotherapie mit kognitiven Elementen (z.B. bei gestörtem Körperbild nach Mamma-Amputation)

Beratung, Schulung und Gesundheitstraining bei Tumorpatienten Schulung von Rehabilitanden mit Stoma: Erlernen der Stomaversorgung und -pflege Schulung in der Ösophagussprache nach Laryngektomie Prothesenberatung (z.B. nach Mammaamputation) Gehschule (z.B. nach Extremitätenamputation) Ernährungsberatung und –schulung Beratung und Anleitung der Bezugspersonen.

Soziale Beratung und Hilfestellung für Tumorpatienten Hilfen zur Reintegration in Beruf und Alltag Beratung im Hinblick auf Sozialleistungen Beratung zur Verhinderung von Pflegebedürftigkeit Informationen zu Selbsthilfeorganisationen, Rehabilitationssport, Tumornachsorge, Hilfsmöglichkeiten am Wohnort

Schmerztherapie in der onkologischen Rehabilitation medikamentösen Maßnahmen (Erlernen des Umgangs mit Schmerzpumpen) physikalischen und physiotherapeutischen Verfahren psychologische Verfahren zur Schmerztherapie (z.B. Entspannungstechniken, kognitive Verfahren)

Nachsorgemaßnahmen Nachsorgeempfehlungen der BfA

Therapieplan in der orthopädischen Reha 1. Woche

Therapieplan in der orthopädischen Reha 2. Woche

Therapieplan in der orthopädischen Reha 3. Woche

Personelle Ausstattung in der onkologischen Rehabilitation Arzt 1 : 15 – 1 : 20 Diplom-Psychologe 1 : 50 – 1 : 60 Physiotherapeut/Sporttherapeut /Medizinischer Bademeister (Lymphdrainage) 1 : 13 – 1 : 15 Diätassistent/Ernährungsberater 1 : 50 – 1 : 80 Ergotherapeut 1 : 70 – 1 : 90 Sozialarbeiter/Sozialpädagoge 1 : 80 – 1 : 100 Gesundheits- und Krankenpfleger einschließlich Stomatherapeut

Evaluation von Reha-Maßnahmen Reha-Wissenschaft: Bedarfsgerechtigkeit (Über- und Unterinanspruchnahme, Zielgenauigkeit) Outcome (Zufriedenheit, funktionale Veränderungen, berufliche Reintegration) Qualitätssicherungsprogramme Struktur Prozess Ergebnis

Definition erfolgreicher beruflicher Wiedereingliederung Patienten die nach der Rehabilitation ihre Erwerbstätigkeit wieder aufgenommen haben Fehlzeiten von unter 12 Wochen haben (im Jahr nach der Reha) Personen sind nicht berentet Personen haben keinen Rentenantrag gestellt Personen haben keine Intention geäußert einen Rentenantrag zu stellen

Danke für Ihre Aufmerksamkeit

Erwartungen an die onkologische Rehabilitation (Settingspezifisch)  Verbesserung der Beweglichkeit  Steigerung der Ausdauer  Schmerzlinderung  Information durch Gespräche mit Betroffenen  Abbau von Ängsten  Hilfe bei Antrag auf Schwerbehindertenausweis  Ernährungsverbesserung  Wiedereingliederung in den Beruf  Haushalt selbst führen können  Selbstpflege Teilstationär % Stationär % 80 73 67 63 53 66 45 31 26 24 82 76 62 67 55 47 63 17 41 40 (n=139) (n=237) Quelle: Koch et al. 2000

Inanspruchnahme rehabilitativer onkologischer Maßnahmen (Settingspezifisch) Teilstationär Stationär Inanspruch- nahme (%) Inanspruch- nahme (%) Maßnahmen  Krankengymnastik einzeln  Krankengymnastik Gruppe  Sport-/Bewegungstherapie  Beschäftigungs-/Ergotherapie  Entspannungstherapie  Massagen  physikalische Anwendungen 44 77 60 42 80 68 70 30 73 56 41 58 65 69 Skala von 1=schlecht bis 5= sehr gut (n=139) (n=237) Quelle: Koch et al. 2000

Bewertung der onkologischen Rehabilitation (Settingspezifisch) Quelle: Koch et al. 2000

Ziel erreicht/ teilweise erreicht Ziel erreicht/ teilweise erreicht Ergebnisse der onkologischen Rehabilitation: (Settingspezifische Zielerreichungsgrad) Teilstationär Stationär Ziel erreicht/ teilweise erreicht Ziel erreicht/ teilweise erreicht % % Zielbereich  Seelische Belastung  Mehr Information und Aufklärung  Körperliche Leistungsfähigkeit  Schmerzlinderung  Sozialer Bereich  Umgang mit Behandlungsfolgen  Verbesserung berufliche Leistungsfähigkeit  Lebensplanung  Alltag zu Hause  Ernährung und Gewicht 85 89 89 84 86 92 70 92 95 83 89 92 84 85 79 83 73 84 91 81 (n=139) (n=237) Quelle: Koch et al. 2000

Partizipation (Teilhabe) Funktionen/Strukturen Die drei Dimensionen der Funktionsfähigkeit Der Mensch als selbständig Handelndes Subjekt Aktivitäten der Person Der Mensch als Subjekt in Gesellschaft und Umwelt Partizipation (Teilhabe) an Lebensbereichen körperliche und geistig/seelische Verfassung Körper und Körpersysteme Funktionen/Strukturen © Dr. Michael F. Schuntermann, Rehabilitationswissenschaftliche Abt. des VDR, Stand: 16.03.2000

Einfachreaktionszeit Ergebnisse LTX-Patienten vor und zu 2 Zeitpunkten nach OP Bei einer Reaktions-zeit, die auch nur gering über dem kritischen Wert liegt, handelt es sich mit 95% Wahrscheinlich-keit um einen Test-wert, der ein Zeichen für eine der Hepati-schen Enzephalo-pathie spezifischen Verlangsamung ist. post2 post1 prä 1100 1000 900 800 700 600 500 400 Einfachreaktionszeit Wahlreaktionszeit LTX msec 95% CI

Screening Psychische Belastungen (%)

Progredienzangst bei Krebspatientinnen 18.8 3.64 Probleme, in der Familie offen zu sprechen 35.8 3.69 Sich weniger wertvoll fühlen 32.5 Unterschiedliche Infos von unterschiedlichen Ärzten 49.9 3.71 Angst, nicht mehr arbeiten zu können 87.4 3.81 Angst vor Fortschreiten der Erkrankung 62.1 3.82 Angst, nicht mehr für die Familie da sein zu können 72.6 3.86 Angst vor Hilflosigkeit und Siechtum 17.6 3.88 Verschlechterung der Paarbeziehung Häufigkeit (%) Stärke 1-5 Quelle: Herschbach, 2000

Maladaptive Bewältigungsstile (fatalistisches) Akzeptieren: „Es ist nicht mehr zu ändern, ich muss mich dreinschicken“. Passive Kooperation: „Die wissen schon, was sie tun“. Resignation: „Ich glaube, es hat alles keinen Sinn mehr“. Selbstbeschuldigung: „Ich verdiene es nicht besser“. Isolieren: „Das hat mich überhaupt nicht beunruhigt“.