Überblick Die Zeichentheorie der Antike Die Redeteile Grammatik

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Überblick Die Zeichentheorie der Antike Die Redeteile Grammatik Antike Grammatik Überblick Die Zeichentheorie der Antike Die Redeteile Grammatik

Antike Grammatik – Überblick – Griechen Philosophische Ursprünge Platon 427–347 v.Chr Aristoteles 384–322 v.Chr Stoiker 3. – 2. Jhd. v. Chr Philologische Orientierung Aristarch 217–145 v.Chr. Dionysius Thrax 2. Jhd. v. Chr. (?) Appolonius Dyskolos ca. 100 (?)

Antike Grammatik – Überblick – Römer Lateinische Grammatiker Varro 116–? v. Chr. Quintilian 35 – ca. 98 Donatus fl. 350 Priscian ca. 500 Mittelalterliche Spekulative Grammatik Modisten fl. 1250–1450 Thomas von Erfurt fl. 1300

Hierarchie der intellektuellen Fähigkeiten Hierarchie der intellektuellen Fähigkeiten (griechische Antike) ðåsñá peîra Fertigkeit (Skill) dìðåéñßá empeiría praktisches Wissen (Handlungswissen) ôÝ÷íç téchnē Wissenschaft dðéóôÞìç epistēmē Erkenntnis

Hierarchie der intellektuellen Fähigkeiten Stoiker Alexandriner empeiría téchnē Anomalie Analogie Sprache nicht regelhaft oder aus allgemeinen Prinzipien ableitbar Sprachliche Form folgt allgemeinen Prinzipien Kein griechischer Grammatiker vertrat offenbar die Ansicht, daß die Sprachwissenschaft die Ebene der epistmē erreichen könne.

Die Zeichentheorie der Antike Platon Aristoteles Die Stoiker Die Epikureer Zeichentheorie des Hl. Augustinus

Das aristotelische Zeichenmodell Nun ist das, was wir [beim Sprechen] mit der Stimme äußern, ein Symbol für das, was [dabei] unserem Geist widerfährt, und das, was wir aufschreiben, [ein Symbol] für das, was wir mit der Stimme aussprechen. Und wie nicht alle [Menschen] mit denselben Buch-staben schreiben, so sprechen sie auch nicht alle dieselbe Sprache. Die geistigen Widerfahrnisse, für welche diese [sprachlichen Äußerungen] an erster Stelle Zeichen sind, sind jedoch bei allen [Menschen] dieselben; und so sind denn auch die Dinge, von denen diese [geistigen Widerfahrnisse] Abbildungen sind, [für alle] dieselben. Von diesen [geistigen Widerfahrnissen] nun ist bereits in den Büchern über die Seele die Rede gewesen, denn sie gehören in eine andere Abhandlung. [De Interpretatione]

Das aristotelische Zeichenmodell Wie sich aber in unserem Geist bald ein Gedanke befindet, ohne daß es ihm zukäme, wahr oder falsch zu sein, bald aber auch einer, dem notwendigerweise eines von beidem zukommt, so äußern wir auch mit der Stimme [teils sprachliche Ausdrücke der einen und teils solche der anderen Art]. Denn Falschheit wie Wahrheit sind an Verbindung und Trennung geknüpft. Es gleichen nun die Nennwörter und die Aussagewörter für sich allein einem Gedanken ohne Verbindung und Trennung, wie z.B. das Wort 'Mensch' oder das Wort 'weiß', wenn man nicht noch etwas hinzufügt; denn [für sich allein] ist [ein solches Wort] noch nicht falsch oder wahr. Ein Anzeichen hierfür ist, daß ja auch das Wort 'Bockhirsch' zwar etwas bedeutet, aber [deshalb] noch lange nicht wahr oder falsch ist, wenn man nicht hinzufügt ‑ sei es schlechthin, sei es in einer temporal abgewandelten Form‑, daß [das mit ihm Gemeinte] existiert oder nicht existiert (16 a 3‑18). [De Interpretatione]

Das aristotelische Zeichenmodell geistige Widerfahrnisse (Gedanken) symbolisieren (bezeichnen) gemeinte Dinge bilden ab gesprochene Worte geschriebene Worte symbolisieren

Der Zeichenbegriff bei den Stoikern Die wesentlichen Aspekte des Zeichenprozesses wurden bereits im Altertum von den Griechen herausgearbeitet, insbesondere von den Stoikern. Über deren Zeichenbegriff berichtet der griechische Arzt und Philosoph Sextus Empiricus (um 200–250 n.Chr.) wie folgt: Es gab bei ihnen noch eine andere Meinungsverschieden-heit, bei der die einen die Ansicht vertraten, das Wahre und das Falsche liege in dem Bezeichneten, andere dagegen, es liege im Wort, und wieder andere, es liege im Denkprozeß. Die Stoa ist eine weitverbreitete Strömung der griechischen Philosophie, die um 300 v. Chr. von Zenon aus Kition begründet wurde. Zenon versammelte seine Schüler in der Stoa poikile, einer Säulenhalle in Athen, daher der Name.

Der Zeichenbegriff bei den Stoikern Die erste Auffassung vertraten die Stoiker, die sagten, daß dreierlei sich miteinander verbinde, das Bezeichnete (ô’ óçìáéíüìåíïí) und das Bezeichnende (ô’ óçìásíïí) und das Objekt (ô’ ôõã÷Üíùí), und zwar sei das Bezeichnende das Lautgebilde (½ öùíÞ), wie z.B. Dion, das Bezeichnete sei die durch das Lautgebilde angezeigte (äçëïýìåíïí) Sache selbst, die wir zwar verstehen, indem wir das mit dem Lautgebilde sich gleichzeitig Darstellende denken, die die Ausländer aber nicht verstehen, wenn sie auch das Lautgebilde hören; das Objekt schließlich sei das außer uns Existierende, wie z.B. Dion selber. Von diesen dreien seien zwei materiell (óþìáôá), nämlich das Lautgebilde und das Objekt, eins aber immateriell, nämlich die bezeichnete und ausgesagte (ëåêôüí) Sache, welche wahr oder falsch werde. (Sextus Empiricus, zit.nach Arens 1969, I.17f.)

Der Zeichenbegriff bei den Stoikern Es werden also bei jedem Zeichenprozeß drei Dinge unterschieden (cf. Eco 1977: 28): das sēmainon (das Bezeichnende), d.h. das eigentliche Zeichen als physische Entität; das sēmainomenon (das Bezeichnete), d.h. das, was vom Zeichen ausgesagt wird und keine physische Entität darstgellt; das prāgma, d.h. das Objekt (im weitesten Sinne), auf das das Zeichen sich bezieht und das wiederum eine physische Entität oder ein Ereignis bzw. eine Handlung ist (gr. ðñOãìá hat ein sehr weites Bedeutungsfeld).

Der Zeichenbegriff bei den Stoikern

Der Zeichenbegriff bei den Stoikern Referenzobjekt (tygchánon) Signifikant (sēmainon/phōnē) Signifikat (prāgma/sēmainómenon) Bedeutung (lektón) physisch weder wahr noch falsch aphysisch wahr oder falsch

Redeteile – mérē lógou – partes orationis Platon Nominale Komponente (üíïìá) verbale Komponente (¼yìá)

Redeteile – mérē lógou – partes orationis Aristoteles nominale Komponente (üíïìá) verbale Komponente (¼yìá) Bindewörter oder -glieder (óýíäåóìïò)  "Subjekt"  "Prädikat"  "Konjunktionen, Präposi-tion, Artikel, Pronomen" kleinster Teil des Satzes, der sich nicht in kleinere bedeutungstragende Einheiten teilen läßt sagt etwas über die nominale Komponente aus, beschreibt eine Handlung oder Eigenschaft (inkl. Adjektive) haben keine eigene Bedeutung, sondern bekommen sie erst im Satzzusammenhang beide Satzteile werden flektiert, d.h. es gibt unterschiedliche Wortendungen über die Flexion dieser Wortklasse hat Aristoteles offensichtlich keine weiteren Überlegungen angestellt keine Zeitbestimmung; es gibt Endungen für 3 Genera: "männlich, weiblich, dazwischen" Zeitbestimmung; es gibt Handlungen, die in der Gegenwart stattfinden und solche die in der Vergangen-heit stattfanden.

Redeteile – mérē lógou – partes orationis Stoiker Eigen-namen (üíïìá) Gattungs-namen (ðñïóyãïñßá) Adverbien (ìåóüôåó) Verben (¼yìá) Konjunktionen Präpositionen (óýíäåóìïé) Pronomen (Tñèñá) individuelle Eigenschaft "allgemeine Eigenschaft" "die in der Mitte" gehören semantisch zum Verb, morphologisch zum Nomen Die Adjektive sind aus dieser Klasse verschwunden und werden zum Nomen gezählt. nicht flektiert flektiert Diese Trennung wurde später wieder aufgehoben Spezifizierung der Flexion: 5 Kasus 3 Genera Spezifizierung der Flexion kein Kasus beim Verb Aktiv-Passiv transitiv-intransitiv 2 Aspekte 2 Tempora

Dionysius Thrax Nomen Partizip Adverb Verb Konjunk-tion Präposi-tion Pronomen Artikel Kasus-bildend Flexion wie Nomen und Verb, bloß ohne Personen und Modi keine Flexion ohne Kasus Flexion wie Nomen beschreibt Dinge Hand-lungen halb Nomen halb Verb Tätigkeit Leiden Aussage zur Odnung der Gedanken kann vor alle Satzteile treten vertritt das Nomen hat 3 Genera 2 Arten 3 Formen 3 Numeri 5 Kasus 5 Modi 3 Personen 3 Tempora