Darstellung fremder Völker

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 Präsentation transkript:

Darstellung fremder Völker Vortrag von Katrin Karl und Mirjam Brockmann

Übersicht Das Thema im Berliner Rahmenlehrplan Beitrag zum Kompetenzerwerb Welche Kompetenzen sollen gefördert werden? Welche Autoren sind geeignet? Anregungen zur Umsetzung des Themas im Unterricht Diskussion

Das Thema im Rahmenlehrplan Q1: Thema a3  wird im 1. Semester behandelt gut kombinierbar mit folgenden Themen: e1. Krieg und Frieden e2. Romidee und Romkritik

Beitrag zum Kompetenzerwerb (1) Die Schülerinnen und Schüler… informieren sich über die Lebensweise von Nachbarvölkern der Römer (Informationsbeschaffung und -aufbereitung) untersuchen die Autorenperspektive und die Funktion völkerkundlicher Darstellungen

Beitrag zum Kompetenzerwerb (2) Die Schülerinnen und Schüler… bewerten den Umgang der Römer mit fremden Völkern und Kulturen und reflektieren ihre eigene Einstellung zu Fremdem diskutieren die Kontinuität von Vorurteilen gegenüber Fremden von der Antike bis heute

1. Lebensweise von Nachbarvölkern der Römer Nachbarvölker: Germanen, Kelten, Griechen Geeignete Autoren: Caesar (BG IV, VI) Tacitus (Germania) Informationsbeschaffung und -aufbereitung z. B. durch: Recherche (Bibliothek, Internet) Referate, Präsentationen

2. Autorenperspektive und Funktion völkerkundlicher Darstellungen Grundlage ist Weltbild der Römer und ihre Sicht fremder Völker: Vergleich von fremden Völkern mit der eigenen Kultur Vermischung von objektiven Beschreibungen und subjektiven Wertungen  Wirklichkeitsgehalt schwer bestimmbar

Modelle zur Beurteilung fremder Völker Antagonistisches Modell Ethnozentrisches Modell Deszendenz-Modell Idealisierende Darstellungen

Antagonistisches Modell (1) Kontrast zwischen: Eigener Kulturnation Fremden Völkern („Barbaren“) Bildung, Gesittung, Gesetz, geordnetes Staatswesen Keine verständliche Sprache, Gesetzlosigkeit, Unfähigkeit zu einem geordneten Staatswesen

Antagonistisches Modell (2) Bei den Römern: ethnisch-teleologisches Modell, d. h. Römer sollen den Nachbarvölkern Gesittung und Frieden bringen (vgl. Vergil, Aeneis) In Mittelalter / Neuzeit: Christen  Heiden (vgl. Vespucci, Busbecq)

Ethnozentrisches Modell (1) Fließender Übergang von den Kulturzentren zu den Kulturrändern Begründung: geographisch klimatologisch ergologisch z. B. bei Tacitus (Germania)

Begründung des ethnozentrischen Modells Geographisch: Vom Zentrum der Welt (Griechenland, Rom, Jerusalem) zu den Rändern hin nimmt die Barbarei zu Klimatologisch: Klimatische Bedingungen beeinflussen Charakter, Kriegstüchtigkeit und geistige Fähigkeiten der Menschen Ergologisch: Ordnung der Völker nach Lebensweise (Hochkulturen, Bauern, Viehzüchter, Wildbeuter)

Deszendenz-Modell Menschheitsgeschichte als stufenweiser Prozess des Abstiegs z. B. Zeitalter bei Ovid, Lukrez Moralische Entwicklung Technische und zivilisatorische Entwicklung

Idealisierende Darstellungen anfangs Idealisierung des eigenen Volkes und der eigenen Kultur mit zunehmender Zivilisationskritik Suche nach moralisch überlegenen Völkern (utopisch oder real) als Vorbilder z. B. bei Tacitus und Caesar teilweise idealisierte Darstellung der Gallier und Germanen

3 a) Umgang der Römer mit fremden Völkern und Kulturen Geeignete Aspekte sind beispielsweise... Kriegsdarstellungen, z. B. bei Caesar Siegesdenkmäler, z. B. Triumphbögen, Trajanssäule Interpretatio Romana, z. B. bei Caesar, Tacitus

3 b) Eigene Einstellung zum Fremden (1) Mögliche Aspekte / Leitfragen: Voreinstellungen und Vorurteile  Bereitschaft zum Kennenlernen fremder Kulturen Führungsanspruch  Anerkennen der Eigenart einer fremden Kultur Umgang mit fremden Völkern: gewaltsame Unterdrückung, Assimilation oder multikulturelles Nebeneinander?

3 b) Eigene Einstellung zum Fremden (2) Grenzen der Toleranz: Eingriffe in die Angelegenheiten fremder Staaten zum Schutz Unschuldiger? Gewaltsame Umerziehung oder gewaltfreies Überzeugen? Zurück zur Natur oder zivilisatorischer Fortschritt? Barbaren in unserer Zeit?

4. Kontinuität von Vorurteilen Vorurteile der Römer gegenüber Fremden, z. B. bei Caesar, Cicero Vorurteile der Christen gegenüber den Heiden, z. B. bei Busbecq, Vespucci Vorurteile in moderner Zeit, z. B. gegenüber der Türkei als möglichem EU-Beitrittsland

Mögliche Textgrundlage Reader mit Texten von Caesar, Cicero, Tacitus, Plinius, Ovid, Busbecq, Vespucci, Martyr und Sepúlveda im Internet unter http://userpage.fu-berlin.de/~mirjamk/dav/

Anregungen zur Umsetzung Textauswahl aus: Caesar Vespucci Tacitus Neuzeit Antike

Texte der Antike Caesar BG VI 21 - 24 Vorteile und Gründe Prüfungsautor klassisches Latein Grundwortschatzbezug inhaltlich und als Autor bekannt (L1 u. L2) römische Gedankenwelt Alle Kompetenzen können bedient werden.

Texte der Antike - Caesar BG VI 23: Ruhm und Macht bei den Germanen Mögliche Behandlung: • Zusammenhang VI 21 – 24 herstellen / lesen • Text BG VI 23 „objektiv“ lesen Tabellen zu Caesars Urteil: Nicht ersichtliches Urteil Bewunderung Kritik

Texte der Antike - Tacitus Arbeitsteilige deutschsprachige Lektüre der Parallelstellen aus Tacitus‘ Germania: Kap. 11  Volksversammlung Kap. 12  Recht Kap. 7 / 8  Krieg Kap. 15  Frieden

Lateinische Texte der Neuzeit Warum? + Nähe zur heutigen Welt + relativ niedriges sprachliches Niveau + geeignete Hinführung zu weiterführenden oder kontrastiven Texten klassischer Autoren + Abrundung / Abschluss / Überleitung von der Antike zur Neuzeit

Lateinische Texte der Neuzeit Amerigo Vespucci: „Mundus Novus“ + Erkundung der Funktion der völkerkundlichen Darstellung + Einladung zu Stellungnahmen zu Urteils- und Vorurteilsbildung + Aufzeigen der Kontinuität von Vorurteilen gegenüber Fremden / Fremdem + Vernetzung zu Geschichte, Geographie, PW

Lateinische Texte der Neuzeit Amerigo Vespucci: „Mundus Novus“ Mögliche Behandlung: • Verfassen eines Briefes über Reiseerlebnisse • Visualisierung durch unterschiedliche Karten • Historisches Interview / Tagebuch • Verfassen eines (reißerischen) Zeitungsartikels • Erarbeiten von Stellungnahmen verschiedener Leser a) Portugiesischer König c) Händler b) Papst d) „entdeckte“ Völker