Netzeffekte und Marktversagen Führen Netzeffekte zu Marktversagen?

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 Präsentation transkript:

Netzeffekte und Marktversagen Führen Netzeffekte zu Marktversagen? Tim Weitzel 19.01.2000

Netzeffekte Versagen Märkte bei modernen IuK-Technologien? Theorie(n) der Netzeffekte Können Märkte unrettbar „locked-in“ in bekanntermaßen schlechtere Produkte sein? Pfadabhängigkeiten als alternative Perspektive  Führen Netzeffekte zu Marktversagen?

Netzeffekte Netzeffekte beschreiben den positiven Zusammenhang zwischen dem Wert eines Gutes und der Menge seiner Nutzer [Kindleberger 1983, Arthur 1989, Katz/Shapiro 1985, Farrell/Saloner 1985...]  „nachfrageseitige Skalenerträge“ direkt: Telefon indirekt: Komplementärprodukte und Services Fokuswechsel im Laufe des 20. Jh. von produktionsseitiger zu nachfrageseitiger (Kompatibilität  IuK-Technologien!) Betrachtung

Koordinationsprobleme bei Netzeffekten Interdependenz der Entscheidung über die Nutzung von Netzeffektgütern bei ansonsten autonomen Akteuren  Koordinationsprobleme technolog. Unterversorgung (Attentismusproblem) [Kindleberger 1983, Dybvig/Spatt 1983] technolog. Überversorgung (intertemp. Strategien) [Katz/Shapiro 1986] free-riding [Kindleberger 1983] „tippiness“ [Besen/Farrell 1994] „lock-in“ (multiple GG) [Arthur 1989] Diskrepanz zw. privatem und sozialem Nutzen der Netzteilnahme bei Existenz von Netzeffekten  pareto-inferiore Marktergebnisse

Koordinationsprobleme bei Netzeffekten Da Märkte, in denen Kompatibilität eine wichtige Produkt-eigenschaft ist, stets auch Märkte sind, auf denen starke Netzeffekte zu finden sind..... .....stellt sich die (alte) Frage, ob für moderne IuK-Technologien das Laissez-Faire dezentraler Märkte durch zentralisierten (Staats-) Interventionismus ersetzt werden sollte, um vorteilhafte „Markt“-Ergebnisse bei Existenz von Netzeffekten zu gewährleisten.

Kritik traditioneller Ansätze der Netzefekttheorie Aber.....sind Netzeffekte immer Externalitäten? In „sponsored networks“ ist eine Internalisierung grundsätzlich möglich: Es existieren private Anreize, diese „unexploited network gains“ zu realisieren (property rights, Schumpetersche Unternehmer). Tankstelle/Auto Bars ...

Kritik traditioneller Ansätze der Netzefekttheorie Und.....sind die Ergebnisse wirklich derart generalisierbar? erschöpfende Netzeffekte nicht homogene, akteursabhängige Netzeffekte heterogene Präferenzen Kosten der Netzwerkgröße keine Unterscheidung direkter und indirekter Netzeffekte ...

“History matters” Pfadabhängigkeiten stellen eine Alternative zur neoklassischen Perspektive dar („new“ oder „positive feedback economics“, Arthur 1990); die Sequenz zufälliger Ereignisse ist bedeutsam. Netzeffekte in der Pfadabhängigkeitsliteratur als „learning by using“ (Bsp.: Benzin- vs. Wasserdampf- vs. Elektromotor; VHS vs. Beta) Bedeutung zufälliger, früher „insignificant“ oder „small events“ für Marktergebnisse dadurch nicht-ergodische Prozesse der Technologiediffusion Multiple Gleichgewichte bei Netzeffekten, Lock-In pareto-inferiore Gleichgewichte

“History matters” Payoff-Matrix zweier inkompatibler Technologien A und B in Abhängigkeit der Nutzermenge; die prospektiven Käufer haben homogene Präferenzen. Die Erweiterung um heterogene Präferenzen und Zufallsereignisse ergibt, daß bei positiven Netzeffekten der Adoptionsprozeß nicht vorhersagbar (multiple GG) nicht „pfad-effizient“ („Bedauern“) nicht ergodisch (Reihenfolge entscheidet) nicht „flexibel“ (unendliche Subvention) ist Quelle: Arthur 1989

“History matters” „History Matters“, aber ist der direkte Schluß auf Marktversagen zulässig?

“History matters” first-degree path dependance: Frühe Ereignisse determinieren Pfad, Wechsel mit Kosten verbunden, GG ist (möglicherweise nicht als einziges) optimal (Bsp.: Scheitel, Rasierklingen)  intertemporale Effekte, keine implizite Ineffizienz second-degree path dependance: Nicht perfekte Information kann zu Ergebnissen führen, die sich ex post als ineffizient erweisen; Unterlegenheit eines Pfades war ex ante nicht erkennbar  intertemporale Effekte, keine (sinnvolle) Ineffizienz third-degree path dependance: Frühe Ereignisse determinieren ineffi-zientes Ergebnis auf Pfad, der hätte verlassen werden können  intertemporale Effekte, vermeidbare (ex ante) Ineffizienz

Zusammenfassung „Marktversagen“nur bei Informationsdefiziten „Verluste“ aus Pfadineffizienzen  positive Anreize für bessere Lösungen Durch Privatinitiative nicht behebbare intertemporale Koordinationsprobleme sind möglicherweise gar nicht behebbar.

Staatseingriffe? In einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung müssen Eingriffe in individuelle Handlungsfreiheit und privaten Besitz sorgfältig legitimiert werden. Theoretische Fundierung? Empirische Fundierung? „Narrow Windows“ für Interventionen vor lock-in „Blind Giants“, zumal bei „offenem Fenster“ „Angry Orphans“ investieren evtl. gar nicht Fehlanreiz, prospektiv geförderte, nicht beste Technologie zu entwickeln  „The government’s track record of picking winners is not encouraging”