Ludwig Erhard und das Wirtschaftswunder Rolle der sozialen Marktwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg
Überblick Werdegang Ludwig Erhards Das Wirtschaftswunder Idee der sozialen Marktwirtschaft Einfluss des System auf den Aufschwung
Ludwig Erhard Lebensdaten: * 4. Februar 1897 in Fürth, † 5. Mai 1977 in Bonn Ausbildung: 1913 Mittlere Reife, 1913-1916 Kaufmännische Lehre, 1919-1922 Diplom-Kaufmann, 1925 Promotion zum Dr. rer. pol. Beruf: 1925 Geschäftsführung des elterlichen Betriebes (1928 Konkurs in der Weltwirtschaftskrise) 1928-1942 Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware (wissenschaftlicher Assistent, stellvertretender Leiter) 1942-1945 Leiter des Instituts für Industrieforschung Politik: 1945-1946 Staatsminister für Handel und Gewerbe 1947 Leiter der Expertenkommission Sonderstelle Geld und Kredit → Vorbereitung der Währungsreform 1948 Direktor der Verwaltung für Wirtschaft der Tri-Zone 1949 Bundesminister für Wirtschaft unter Bundeskanzler Adenauer 1963 – 1966 Bundeskanzler (glücklose Amtszeit)
Katastrophale Ausgangslage Personal: Mangel vor allem in Produktion, aber auch Verwaltung [4,3 Mio. Tote Männer, 100000 Verstümmelte, 100000 Kriegsgefangene (bis 1955); Teile der technischen und administrativen Elite interniert]; Kriegsbedingt lediglich elementare, lückenhafte Ausbildung Infrastruktur: Verkehrsinfrastruktur stark zerstört, Energieversorgung mangelhaft, Hälfte der Wohnungen unbewohnbar, teilweise Demontage der größtenteils unbeschädigt gebliebenen Industrie Politik: Ostgebiete verloren (Ernährung und Kohleversorgung), Saarland unter französischer Verwaltung (bis 1957), sämtliches öffentliches und privates Auslandsvermögen verloren, ebenso alle Patent- und Schutz-Rechte; Erholung Deutschlands noch nicht beabsichtigtes Ziel der Siegermächte
Wirtschaftspolitische Ursachen Grundlagen: Neuordnung der Handelsbeziehungen der europäischen Staaten untereinander und zu den USA; Währungsreform; Soziale Marktwirtschaft innerhalb Deutschlands (→ System) Begünstigung: Ausländische Kredite und wenige Zuschüsse („European Recovery Program“ / Marshall-Plan), Unternehmensinvestitionen, notwendige Eigeninitiative der Bürger wegen anfänglich vergleichsweise niedriger Sozialleistungen Multiplikator: Hohe Güterqualität und schnelle Lieferzeiten führen zu großen Exporterfolgen (Modernisierung der Produktionsverfahren und Ausbau der Kapazitäten); Preisstabilität in Deutschland (Kosten – und damit Preisvorsprung im internationalen Vergleich); Vorteile der europäischen Zollunion; großzügige Regelung der Altschuldung (nahezu halbiert im Londoner Schuldenabkommen von 1953)
Ausmaß Zeitraum: 1949-1966 Dynamischer wirtschaftlicher Aufschwung 1950 erfolgreichstes Jahr mit 10,5% realem Wirtschaftswachstum und 10% realen Lohnerhöhungen Produktion: 1960 Deutscher Export 4,5-mal so hoch wie 1950, Verdopplung des Bruttosozialprodukts
Die soziale Marktwirtschaft Geschichte: Synthese aus den beiden gegenüberstehen Wirtschaftstheorien des 19. Jahrhunderts: „Dritter Weg“ zwischen reinem Manchester- Kapitalismus (Laissez-faire-Liberalismus) und Zentralverwaltungswirtschaft (Sozialismus) Geistige Väter: „Freiburger Schule“ um Walter Eucken; Franz Oppenheimer, Alfred Müller-Armack, Ludwig Erhard (Ordoliberalismus) Prinzipien: Politik bestimmt die Rahmenbedingungen der Wirtschaft unter der Intention eines möglichst freien Wettbewerbs zur Verhinderung eines Übergewichts des „Schädigungswettbewerb“ gegenüber dem „Leistungswettbewerb“; „Wohlstand für alle“ Methoden: Staatlicher Wettbewerbsschutz (Verbote von Kartellen, Preisabsprachen, De-Monopolisierung); Umverteilung der erarbeiteten Güter durch das Steuer- und Abgabensystem