Klassische Werke empirisch-theoretischer Soziologie Industriearbeit und Arbeiterbewusstsein Referent. Christian Urban 7. 7. 2006
Die Autoren Prof. Dr. Horst Kern Geboren 1940 Abitur 1959 Professor für Sozialwissenschaften (1974) und Soziologie (1977) Präsident der Uni Göttingen (1998 – 2004) Hervorzuhebende Werke: Industriearbeit und Arbeiterbewusstsein (1970) Das Ende der Arbeitsteilung? (1984) Madame Doctorin Schlözer (1988)
Die Autoren Prof. Dr. Michael Schumann Geboren 1937 Studium der Soziologie in Frankfurt, Marburg und Göttingen Professor für Soziologie in Bremen (1975 – 1985) Professor für Soziologie in Göttingen (1985 – 2002) Hervorzuhebende Werke: Wer den Ast absägt, auf dem er sitzt, kann deshalb noch längst nicht fliegen (2006) Metamorphosen von Industriearbeit und Arbeiterbewusstsein (2003) Der soziale Prozess bei technischen Umstellungen (1972)
Allgemeines Die Studie hat zwei Schwerpunkte: Erscheinungsformen industrieller Arbeit Verhältnis von technischem Wandel und Arbeiterbewusstsein Unterscheidung dreier industrieller Phasen: Handwerklich geprägte Industrie Industrielle Massenfertigung (Fließbänder) Automatisierte Produktion
Methode und Durchführung der Feldarbeit Technischer Wandel und industrielle Arbeit: Beobachtungen am Arbeitsplatz Technischer Wandel und Arbeiterbewußtsein: Interviews mit den Arbeitern Insgesamt wurden zwischen 1965 und 1967 neun Betriebe untersucht (122 Arbeitsplatzbeschreibungen, 80 Funktionsbeschreibungen, 32 Anlagenbeschreibungen, 981 Interviews
Technischer Wandel und industrielle Arbeit Kategorien der Auswertung und Analyse z. B.: Produktionsbereiche (Stoffgewinnung, Stoffumwandlung, Stoffverformung, usw.) Funktionen des Arbeitsplatzes (Kontrollfunktion, produktive Funktionen, soziale Funktionen) Betrachtung der persönlichen Situation (Arbeitsbelastung, Qualifikation, usw.)
Mechanisierungsgrad und industrielle Arbeit Unterscheidung folgender Stufen: Handbetrieb Fließbandfertigung Einzelaggregate Aggregatsysteme Teilautomatisierte Einzelaggregate
Tendenzen der aktuellen technischen Entwicklung / Veränderung der industriellen Arbeit Stoffumwandlung: Arbeiter an Apparaten überflüssig, Arbeit in Meßwarten Stoffverformung: Reine Automatenkontrolle Montierende Prozesse: Handarbeit weiterhin dominierend (man bedenke den Zeitpunkt der Studie!) Verpackende Prozesse: Wegfall vieler Handarbeiten durch massive Mechanisierung (wichtig, um auf schnell auf den Markt reagieren zu können)
Technischer Wandel und Arbeiterbewusstsein Keine Pauschalaussagen über Veränderungen möglich, da Arbeit stark differenziert Generell relativ große Zufriedenheit der Befragten mit der Arbeitssituation (mehr als 2/3), Ausreißer bei repetitiver Teilarbeit / Automatenkontrolle (nur 26% zufrieden) Allgemeiner Zusammenhang: Je restriktiver die Arbeitssituation, desto geringer die Zufriedenheit
Menschliche Aspekte Soziale Schichtung: Technischer Fortschritt verbessert die soziale Stellung (z. B. weniger Unterschied zu Angestellten) Höherer Lebensstandard: reduzierte Arbeitszeit, mehr Verdienstmöglichkeiten Geringere Arbeitsplatzsicherheit Besseres berufliches Vorwärtskommen durch Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften
Ein Klassiker – warum? Großer Klärungsbedarf in der damaligen Zeit. Einfluss des technischen Wandels wurde äußerst widersprüchlich beurteilt, viele Fragen blieben offen (begrenzte Thematik / problematische Erhebungsmethoden) Revolutionäres Ziel der Studie: Untersuchung nicht nur der Sichtweise der Arbeiter, sondern auch der Entstehung dieser Sichtweise durch Beleuchtung der Gesamtsituation Arbeiter „Stiefkinder“ der Soziologie (Nischendasein der Industriesoziologie)
Danke für Eure Aufmerksamkeit!