Handlungs- und Produktionsorientierung

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3. Was ist guter Literaturunterricht?
 Präsentation transkript:

Handlungs- und Produktionsorientierung Ein Paradigma im Literaturunterricht

Gliederung Begriffsklärung Systematik der produktiven Verfahren Didaktische Begründungen Produktive Verfahren als „Schändung des Kunstwerks“? Kritik an produktionsorientierten Verfahren Didaktisches Phasenmodell von Günter Waldmann Literatur

Handlungs- und Produktionsorientierung 1. Begriffsklärung

Begriffsklärung Handlungs- und Produktionsorientierung als Gegenposition zum traditionell analytischen, einseitig kognitiv aus gerichteten, vor allem sprachlich vermittelten Literaturunterricht Ein Deutschunterricht, bei dem die Schüler produktiv tätig werden, indem sie Texte ergänzen, umformen, imitieren usw. Die Produktions- und Handlungsorientierung ist als didaktisches Paradigma zu betrachten, das ausgehend von einem rezeptionsästhetischen Literaturverständnis Kreativität und Produktivität fördern will und das klassisch-analytisch angelegte Texterschließungsprozesse ersetzen oder ergänzen kann.

2. Systematik der produktiven Verfahren Handlungs- und Produktionsorientierung Systematik der produktiven Verfahren (nach Haas, Rupp und Waldmann) Abgrenzung nach Produktionsgegenstand/ Lernprodukt (s. PD, 1994, H. 123, S. 17-25): • textliche Gestaltung/ textproduktive Verfahren:  restaurieren/ antizipieren (betrifft insb. Struktur, Aufbau, Inhalt)  transformieren (betrifft insb. Figuren, Perspektive, Darbietungsformen) • szenische Gestaltung • visuelle Gestaltung • akustische Gestaltung 2. Systematik der produktiven Verfahren

Textproduktive Verfahren Restaurieren und Antizipieren Einen Text aus seinen Teilen zusammensetzen Zwei ineinander gearbeitete Texte entflechten Versgliederung herstellen Ausgelassene Wörter/Sätze einfügen Mit vorgegebenen Reimwörtern ein Gedicht machen Ein Akrostichon schreiben, z. B. zu FRIEDE, LIEBE, FREUDE usw. Zu einem Titel /zu Schlüsselwörtern einen eigenen Text verfassen Montage-Gedichte gestalten Den Schluss eines Textes selber verfassen Während der Lektüre eines Textes an einer Stelle eine Fortsetzung entwerfen Zu einer Phantasiereise einen Text verfassen Einen Text aus seinen Teilen selber zusammensetzen (z. B. ein in seine ein­zelnen Verse auseinandergeschnittenes Gedicht - oder aus den alphabetisch aufgelisteten Wörtern ein eigenes Gedicht verfassen) Texte entflechten (z. B. ein Gedicht, das von der Lehrkraft aus zwei Gedichten zusammengefügt worden ist) Versgliederung herstellen (wenn ein Gedicht wie Prosa geschrieben vorgelegt wird) Die syntaktische Struktur herstel­len (bei einem Text, der mit veränderter Satzstellung vorgelegt wird - z. B. eine Gedichtstrophe von Hölderlin) Ausgelassene Wörter/Sätze einfü­gen Mit vorgegebenen Reimwörtern ei­nes Gedichtes ein eigenes Gedicht ma­chen Ein reimloses Akrostichon schrei­ben, z. B. zu FRIEDE, KRIEG, LIEBE, FREUDE usw. Zu einem Titel oder zu Schlüssel­wörtern einen eigenen Text verfassen Montage-Gedichte gestalten: aus vorliegenden Texten (z. B. Schlagzeilen, Kurzmeldungen, Anzeigen/Werbetexten usw.) ein Gedicht aufbauen Den Schluss eines Textes selber verfassen Während der Lektüre eines Textes an einer Stelle einhalten und eine Fort­setzung entwerfen Sich durch eine Phantasiereise („Stell dir vor, du...“) in eine Textsitua­tion hineinführen lassen und dazu einen Text verfassen

Textproduktive Verfahren b) Transformieren Eine Fortsetzung zu einem Text schreiben Eine Vorgeschichte zu einem Text schreiben Eine im Text nur angedeutete Handlung ausfabulieren Inneren Monolog, erlebte Rede, Brief oder Tagebuchnotiz einer Figur verfassen Einen Text verkürzen oder ausbauen Einen Text in eine andere Sprachvarietät/ einen anderen Stil umschreiben Einen Text aus veränderter Perspektive umschreiben Einen Text in eine andere Textsorte umschreiben Einfügen von Kommentaren, Bemerkungen, Zwischenrufen, Gegenaussagen usw. Paralleltexte, Gegentexte schreiben Textcollagen herstellen 1.2.1 Eine mögliche Fortsetzung zu einem Text schreiben 1.2.2 Eine mögliche Vorgeschichte zu einem Text (bzw. zu einer einzelnen Figur) schreiben 1.2.3 Eine im Text nur angedeutete Handlung ausfabulieren 1.2.4 Paralleltexte verfassen. Z. B. schreiben die Schüler zu einem Gedicht mit dem Thema ‚Sommer’ oder ‚Krieg’ oder ‚Hass’ usw. thematische Varianten in analoger Form 1.2.5 Einen inneren Monolog, eine erlebte Rede, einen Brief oder eine Tage­buchnotiz einer Figur verfassen 1.2.6 In Ich-Form Figuren des Textes vorstellen („Ich heiße Pippi...“) 1.2.7 Sich selber in einen Text hineindichten und eine Szene gestalten 1.2.8 Eine Figur aus einer Geschichte herauslösen und in einer anderen Welt auftreten lassen (z. B. Eulenspiegel sitzt eines Morgens in unserer Klasse) 1.2.9 Einen Text verkürzen (z. B. ein lan­ges Gedicht verknappen) oder einen Text ausbauen (z. B. eine Kürzestgeschichte zu einer kleinen Erzählung ausbauen) 1.2.10 Einen Text für andere Adressaten bzw. in einem anderen Stil nacherzählen 1.2.11 Einen Text in eine andere Sprachvarietät umschreiben (z.B. eine Dramenszene in Dialekt setzen) 1.2.12 Einen Text aus veränderter Perspektive umschreiben 1.2.13 Dem Text eine andere Aufbaustruktur geben (z. B. vom Schluss der Geschichte her erzählen) 1.2.14 Einen Text in eine andere Text­sorte umschreiben (z. B. aus einem Kurzprosatext ein Gedicht machen) 1.2.15 Interpretierendes Schreiben von Gedichten: Zwischen die originalen Zeilen werden Kommentare, Bemerkungen, Zwi­schenrufe, Gegenaussagen, Beschwich­tigungen usw. eingefügt 1.2.16 Einen Gegentext schreiben, z. B. zu einem idyllisierenden Naturgedicht einen Text über Umweltzerstörung 1.2.17 Textcollagen herstellen 1.2.18 Nach dem Muster eines Textes selbst einen Text schreiben 1.2.19 Eine Hörszene zu einem Text er­arbeiten 1.2.20 Ein Karten-/Würfel-/Quizspiel zu einem Text herstellen und durchführen (z. B. ein Würfelspiel zu einem Abenteu­erbuch oder ein Quartett zu bekannten Kinderbüchern).

Szenische Gestaltungen Eine Textsituation als lebendes Bild darstellen Pantomimisch eine stillgestellte Ausdrucksfigur gestalten, die die Botschaft eines Textes zur Anschauung bringt Eine Textstelle pantomimisch darstellen Innere Dialoge unter Anleitung eines Spielleiters führen Abstrakte Begriffe auftreten und sprechen lassen Einen Text oder Textteil auf spielerische Weise darstellen, auch als Puppen-, Marionetten-, Schattenspiel oder als Videoszene Eine Textsituation als lebendes Bild darstellen (als wenn ein Fotograf ein Foto einer Spielszene gemacht hätte) Pantomimisch eine stillgestellte Ausdrucksfigur (Statue) gestalten, die die Botschaft eines Textes (im genauesten Sinn des Wortes) zur Anschauung bringt (zwei bis sechs Personen) Eine Textstelle pantomimisch darstellen Innere Dialoge unter Anleitung eines Spielleiters führen (Leiter fragt z.B. eine Figur, was sie über eine andere denkt, fragt dann die andere, was sie zu diesen Gedanken sagt usf.) Abstrakte Begriffe auftreten und sprechen lassen (z.B. zu Aschenbachs Versuch, Venedig zu verlassen: Der Tod, das Meer, die Liebe, die Kunst treten auf und reden zu Aschenbach, raten ihm zur Abfahrt oder zum Hierbleiben) Einen Text oder Textteil auf spielerische Weise darstellen, auch als Puppen-, Marionetten-, Schattenspiel oder als Videoszene

Visuelle Gestaltungen Schreibgestaltung: Einen Text in eine seine Aussage bezeichnende Schreib- oder Druckform übersetzen Bilder/ Bildcollagen zu einem Text malen/ gestalten Graphische Verlaufskurve für eine Erzählung mit eingefügten Schlüsselsätzen oder -wörtern gestalten Literaturzeitung herstellen Einen Text in eine seine Aussage be­zeichnende Schreib- oder Druckform übersetzen (Größe, Volumen, Farbe, Form der Buchstaben, Wörter, Sätze): sog. Schreibgestaltung Bilder zu einem Text zeichnen/malen Bildcollagen zu einem Text erstellen Für eine Erzählung die graphische Verlaufskurve mit eingefügten Schlüsselsätzen oder -wörtern gestalten Eine Literaturzeitung herstellen. Der mögliche Inhalt am Beispiel von Wedekinds Frühlings Erwachen: eine Inhaltsangabe - ein fiktives Gespräch mit einem Regisseur - die Charakterisierung der Figuren des Dramas anhand von fiktiven Tagebucheinträgen, Briefen, Dialogen, Verhören, Nachrufen u. a. - fiktive Szenenfotos - die Personenkonstellation in Form einer Collage - ausgewählte Gedichte mit thematischen Anklängen - Dialog eines damaligen mit einem heutigen Lehrer - Äußerungen fiktiver Leser/Zuschauer - die Biographie Wedekinds u. a.

Akustische Gestaltungen Subtext mitsprechen: Mit verschiedenen Vortragsweisen experimentieren (einen Text z. B. ärgerlich, pathetisch, befehlend … vorlesen) Einen Text vertonen (z. B. mit Orff-Instrumenten) Die passende Hintergrundmusik zum Vorlesen/Lesen eines Textes suchen Mit verschiedenen Vortragsweisen experimentieren (einen Text z. B. ärgerlich, pathetisch, befehlend vorlesen) Einen Text vertonen (z. B. mit Orff-Instrumenten) Zum Vorlesen/Lesen eines Textes die passende Hintergrundmusik suchen, in der sich der Inhalt in gewisser Weise spiegelt oder in der sich die Gefühle der Hörer ausdrücken bzw. mit deren Hilfe Hörer den Text ‚interpretieren’

3. Didaktische Begründungen Handlungs- und Produktionsorientierung 3. Didaktische Begründungen

Perspektivenübernahme Entwicklung von Empathiefähigkeit und Fremdver-stehen durch einen Perspektivwechsel; dazu müssen Leerstellen gefunden und gefüllt werden Vorstellungstätigkeit sichtbar und kommunizierbar machen; dabei bleibt das Produkt in seiner Ausgestaltung allerdings immer hinter dem zurück, was die Leerstelle an Vorstellungsräumen öffnete, insofern entstehen neue Leerstellen Perspektivwechsel als Ausgangspunkt eines tieferen Verstehens des Textes, da der Leser aus seiner Weltsicht- und Weltdeutung gelöst wird

Verfremdung Distanz schaffende Wirkung von Literatur; reflexive Distanz wird durch Verfremdung erreicht moderne Literatur weist stärkere Tendenzen dazu auf, die Innenperspektive darzustellen (personales Erzählen, erlebte Rede, innerer Monolog, Bewusstseinsstrom) und rückt somit die Figur näher an den Leser; Verfremdungen (Ironie, Parodie) schaffen wieder jene Distanz, die zur wertenden Auseinandersetzung nötig ist

Wertende Auseinandersetzung Stellungnahme zum Text, zur Aussage, Wirkung, zu den Figuren, ihrem Handeln produktive Verfahren als Grundlage differenzierter statt pauschaler Wertungen

Literarische Bildung produktive Verfahren als Chance, literarische Erfahrung zu machen und Differenzen kennen zu lernen; Sensibilität für literarische Kategorien gewinnen; Produziertheit verstehen; Ergänzung des analytischen Zugangs sich selbst literarisch ausdrücken können, Kreativität entfalten Lesefähigkeit entwickeln (Verstehenskompetenz), Leseinteresse schaffen aktives, eine höhere kognitive Leistung forderndes kulturelles Verhalten statt passiver Medienkonsum zudem: soziales Lernen durch ‚Veräußerung’ (Präsentation, Verhandlung, Bewertung) der Produkte

Ergänzende Begründungsansätze Lerntypenargument: produktive Verfahren bieten Möglichkeiten, allen Begabungstypen und Fähigkeiten gerecht werden zu können Kompetenzentwicklung: produktive Verfahren fördern Selbsttätigkeit/ Selbstständigkeit, methodische und soziale Kompetenzen handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht eröffnet Chancen zur Individualisierung

4. Produktive Verfahren als "Schändung des Kunstwerks"? Handlungs- und Produktionsorientierung 4. Produktive Verfahren als "Schändung des Kunstwerks"?

Texttheoretischer Rechtfertigungsansatz Literarische Texte bilden die Wirklichkeit nicht ab, sie stellen eine erfundene Wirklichkeit dar; daher sind literarische Texte selbstreferentiell Kriterium des literarischen Textes ist nicht die Objektivität bzw. Wirklichkeitsreferenz, sondern die Ästhetik Als etwas Autoreflexives sind literarische Texte etwas vom Autor Konstruiertes und gleichzeitig etwas vom Leser Fremdkonstruiertes, sie sind also nicht 'autonom'; der Autor wählt aus, formt die Wirklichkeit, wählt und nutzt literarische Kategorien, poetisiert. Es entstehen Differenzen von literarischer Wirklichkeit und Wirklichkeit, literarischer Sprache/ Form und Alltagssprache, literarischem Text und Alltagstext literarische Texte verstehen zu wollen heißt ihre Produziertheit (und damit die vom Autor getroffene Wahl) verstehen zu wollen Literarische Texte bilden die Wirklichkeit nicht ab, referieren nicht unmittelbar auf sie, sie stellen eine erfundene Wirklichkeit dar; daher sind literarische Texte autoreflexiv/ selbstreferierend/ autoreferentiell  Kriterium des literarischen Textes ist nicht die Objektivität bzw. Wirklichkeitsreferenz, sondern die Ästhetik  Als etwas Autoreflexives sind literarische Texte etwas vom Autor Konstruiertes und gleichzeitig etwas vom Leser Fremdkonstruiertes, sie sind also (im Gegensatz zur Auffassung der Produktions- oder Autonomieästhetik) nicht 'autonom'; der Autor wählt aus, formt die Wirklichkeit, wählt und nutzt literarische Kategorien, poetisiert.  Es entstehen Differenzen von - literarischer Wirklichkeit und Wirklichkeit - literarischer Sprache/ Form und Alltagssprache - literarischem Text und Alltagstext  literarische Texte verstehen zu wollen, heißt ihre Produziertheit (und damit die vom Autor getroffene Wahl) verstehen zu wollen

Differenztheoretischer Ansatz Sprache ist ein in viele Differenzreihen gegliedertes Bedingungssystem (gewählte Sprache ist, was sie ist, aber auch das, worin sie sich von anderen unterscheidet). Dies trifft auch auf literarische Texte zu. Außendifferenz: Differenz zwischen literarischem Text und Alltagstext Binnendifferenz: Differenz literarischer Texte untereinander Ein literarischer Text ist nicht mit sich identisch, er verweist (kontrolliert oder unkontrolliert) auf andere literarische Texte, ist intertextuell; der Leser ist Co-Autor. Grundannahme: Differenz zwischen literarischen Texten und pragmatischen Texten bzw. literarischem Lesen und nicht-literarischem Lesen; Selbstreferenzialität literarischer Texte: referieren nicht auf außersprachliche Wirklichkeit, sondern entwirft seine eigene Wirklichkeit mit den Mitteln der Sprache Gegensatz zwischen realer und literarischer Wirklichkeit: reale Personen, Vorgänge, Räume… sind durch unendlich viele Merkmale spezifiziert  literarische Personen, Handlungen, Räume… nur durch einige wenige Merkmale spezifiziert, die der Autor dem Text mitgegeben hat Literarische Wirklichkeit hat zahllose Unbestimmtheitsstellen / „Leerstellen“ (W. Iser), ist gekennzeichnet durch „Ambiguität“ (U. Eco), „Polyfunktionalität“ (S. J. Schmidt), „schematisierte Ansichten“ (R. Ingarden) Wirklichkeit wird nur mit einigen wenigen Merkmalen gegeben, den Rest muss sich der Leser in seiner Fantasie ausmalen => Konkretisationen (= subjektive Aneignungen des Textes) Konsequenzen für den DU:  Die mit- und ausphantasierende Aneignung ist die Bedingung der Möglichkeit, einen literarischen Text wirklich als Literatur zu lesen DU muss der subjektiv-imaginativen Aneignung durch die Schüler Raum geben Umgang mit Texten muss methodisch so gestaltet werden, dass jeder Schüler Gelegenheit hat, sich aktiv imaginativ in den Text einzubringen Handlungs- und produktionsorientierte Verfahren fördern die aktive Aneignung literarischer Texte und werden so der Literarizität literarischer Text am ehesten gerecht Neben der Differenz zum Außerliterarischen sind auch binnenliterarische Differenzen wichtig Der literarische Text erhält seine spezifische Wirkung durch die Kombinatorik bestimmter literarischer Merkmale (Formstrukturen, Stilmittel, Personen-, Ort-, Zeitstrukturen usw.) Bei der Analyse von Formelementen ist den Schülern oft nicht transparent, was diese Beschäftigung für ihr Textverständnis bringen soll Man kann den Zusammenhang zwischen Inhalt und Form eines Textes natürlich rein analytisch „besprechen“ Alternative: Schüler formen den Text um, imitieren, parodieren … und erproben so die Leistung wesentlicher Formmerkmale (z. B. Er-Erzählung in Ich-Erzählung umformen; umarmenden Rein durch Kreuzreim ersetzen usw.) Der Schüler vollzieht so den literarischen Schaffensprozess des Autors nach: Der Autor wählt aus allen literarischen Ausdruckmöglichkeiten bestimmte Inhalte und formale Mittel aus. Die literarische Ausdrucksweise ist bestimmt und verstehbar durch die Ausdrucksmöglichkeiten, von denen sie sich abgrenzt. Die Leistung bestimmter Gestaltungsmittel wird greifbar durch die Veränderung zu dem, was sie nicht sind, aber hätten sein können, wenn ich z. B. ein klassisches aristotelisches Drama in episches Theater umschreibe Die Schüler bekommen ein Gespür für die Leistung literarischer Ausdrucksmittel, z. B. für die „Überstrukturiertheit“ eines literarischen Kunstwerkes, indem sie z. b. eine Szene des „Faust“ in Alltagssprache umformen

Leserorientierter Ansatz Die unabänderliche (bewusste) 'Unvollständigkeit' des literarischen Entwurfes drückt sich in Unbestimmtheitsstellen aus (Co-Autorschaft des Lesers im Rezeptionsprozess). Der Leser konstituiert Sinn durch die Imagination und das Füllen der Leerstellen. Er aktualisiert das dem literarischen Werk inhärente Sinnsystem, dabei prägt die Individualität des Lesers diese Sinnaktualisierung. Literarische Wirklichkeit hat zahllose Unbestimmtheitsstellen / „Leerstellen“ (W. Iser), ist gekennzeichnet durch „Ambiguität“ (U. Eco), „Polyfunktionalität“ (S. J. Schmidt), „schematisierte Ansichten“ (R. Ingarden) Wirklichkeit wird nur mit einigen wenigen Merkmalen gegeben, den Rest muss sich der Leser in seiner Fantasie ausmalen => Konkretisationen (= subjektive Aneignungen des Textes)

5. Kritik an produktions-orientierten Verfahren Handlungs- und Produktionsorientierung 5. Kritik an produktions-orientierten Verfahren

Vorwürfe Produktive Verfahren … … bedingen eine ins Subjektiv-Unverbindliche führende Auseinandersetzung mit Literatur, fördern also Beliebigkeit … dienen lediglich der Veranschaulichung formaler Textaspekte, der Reproduktion, der Weckung kreativer Potenziale oder werden als Auslöser für gestalterische Arbeit 'missbraucht' … nehmen zu viel Unterrichtszeit in Anspruch … sind Ausdruck der Respektlosigkeit vor dem literarischen Text („geschundenes Kunstwerk“) Befürworter versuchen diese Einwände zu entkräften, indem sie eine sinnvolle, auf einen Mehrwert verweisende Einbettung der Verfahren in einen hermeneutischen, auch klassisch-analytische Schritte berücksichtigenden Erschließungsprozess propagieren.

6. Didaktisierung im Ablauf: Ein Phasenmodell Handlungs- und Produktionsorientierung Von Günther Waldmann 6. Didaktisierung im Ablauf: Ein Phasenmodell

Didaktisches Phasenmodell Vorphase: Spielhafte Einstimmung in literarische Texte Lesen und Aufnehmen literarischer Texte Konkretisierende subjektive Aneignung literarischer Texte Textuelles Erarbeiten literarischer Texte Textüberschreitende Auseinandersetzung mit literarischen Texten

Spielhafte Einstimmung in literarische Texte Literaturspiele zur Lyrik Metaphern-Baukasten Fantasiereise Reihum-Gedicht Literaturspiele zum Erzählen Sandwich-Geschichten Geschichtenpuzzle Reizwortgeschichten Literaturspiele zum Drama Figurendrama tektonisches Drama Dramenkern

Aktives und produktives Lesen - literarischer Texte Aktives Hören und Sehen: Vorlesen, Anhören, Verfilmungen, Hörfassungen … (Arbeiten im Medienverbund) Aktives Lesen: Lesekette, verzögertes, gespieltes, kommentierendes … Lesen Visualisierendes Lesen: unterstreichendes, kolorierendes, typografisch gestaltendes … Lesen Antizipatives Lesen: Assoziieren zu Titel, zum Textanfang, sukzessives (abschnittsweises) … Lesen Aktives und produktives Lesen: verwürfelte Textteile rekonstruieren, fehlende Textteile ergänzen … Rekonstruierendes Lesen: Entflechten ineinander geschobener Texte … Ergänzendes Lesen: Ergänzen von Kernwörtern, des Schlusses, Mittelstücks, der Überschrift … Aktives und produktives Lesen - teilweise veränderter - literarischer Texte   Aktives Hören und Sehen Vorlesen Anhören, -sehen auf CD, VHS, DVD… Inszenierungsvergleich Hörspielfassungen, Literaturverfilmungen Aktives Lesen „inszenatorische“ Lektüre gespieltes Lesen (in besonderen Situationen) verzögertes Lesen unterstreichendes Lesen kommentierendes Lesen Lesen mit verteilten Rollen Reihumlesen im Sitzkreis Visualisierendes Lesen kolorierendes Lesen schreibendes Lesen (typografische Gestaltung) Antizipatives Lesen Assoziieren zum Titel, zu Kernwörtern Lesen des Textanfangs, Sukzessives (abschnittweises) Lesen, Rekonstruktion von verwürfelten Textstellen Lesen des Anfangs mit Schlussvarianten Lesen von Textstellen zweier Texte, Zuordnen Vermutung des Fortgangs, Handlungsgeschehens Aktives und produktives Lesen Zusammenfügen zerschnipselter Verszeilen zu einem neuen Gedicht Multiple-Choice-Gedicht Fehlende Textteile, Schluss ergänzen Rekonstruierendes Lesen Herausfiltern unpassender Wörter Zusammenfügen zerlegter und vermischter Textteile Versform aus Prosaanordnung herstellen Reimwörter ergänzen Entflechten zweier ineinandergeschobener Texte Säubern eines Textes von fremden Einschüben Ergänzendes Lesen Ergänzen getilgter Kernwörter Ein Gedicht zu Reimwörtern, Kernwörtern schreiben Ergänzen des Schlusses Ergänzen eines Mittelstücks

Produktive Konkretisation literarischer Texte Darstellende Konkretisation: szenisches Lesen oder Darstellen, Rezitation zu Musik … Visuelle Konkretisation: Umschlagbild gestalten, Illustrieren von Texten, Comic … Konkretisation der Handlung: Rollenspiel, Dramatisieren, Ausfüllen von „Leerstellen“ … Konkretisation der Figuren: Steckbrief, Rollenbiografie, fiktives Interview … Konkretisation von Zeit und Ort: Malen wichtiger Ort und Räume, Entwurf eines Bühnenbildes … Darstellende Konkretisation szenisches Lesen szenisches Darstellen / Interpretieren Darstellung als Pantomime Rezitieren mit unterlegter (eigener) Musik   Visuelle Konkretisation Herstellen eines Umschlagbildes, Werbeplakates für einen Text Illustrieren von Texten / Textteilen durch Bilder, Collagen … Umsetzen eines Textes in einen Comic Konkretisation der Handlung Rollenspiel Fortführen eines Textes über den Schluss hinaus (Folgen, Auswirkungen) Hineindichten der eigenen Person in einen Text Dramatisieren von Texten / Textteilen (z. B. Botenbericht) Ausführen von Aussparungen (Leerstellen) im Text (z. B. innerer Monolog) Konkretisation der Figuren Rollenbiografie Steckbrief Standbilder Darstellen innerer Vorgänge (z. B. durch Sprechblasen) Fiktives Interview Tagebucheintrag, Brief Hinzuerfinden der Vorgeschichte einer Figur Dialog mit einer Textfigur Sichversetzen in eine Textfigur Versetzen einer Figur in eine andere Situation (z. B. in unsere Alltagswelt) Schreiben eines Nachrufs, einer Grabrede o.ä. Konkretisation von Zeit und Ort Malen wichtiger Ort und Räume, Schauplätze Tatortskizze Entwurf eines Bühnenbildes Zeichnen von wichtigen Dingen, z. B. Requisiten

Produktive Veränderung literarischer Texte Veränderung der Handlung: Kürzen eines Textes, Umstellen von Textteilen, Lesen oder Spielen mit Eingreifen der Zuschauer, Umschreiben des Schlusses … Veränderung der Figuren: Herstellen einer Anti-Figur … Veränderung von Zeit und Ort Transponieren eines Textes in die Gegenwart … Veränderung der Sprachform Umschreiben in Alltagssprache, Dialekt…, Verwandeln der Redeformen, direkte in indirekte Rede oder inneren Monolog … Veränderung der literarischen Form: Einbauen von Stilmitteln in ein Gedicht, Collagieren von zwei Gedichten, Dramatisieren eines Erzähltextes , Umschreiben Er- /Ich-Form, Umformen der Erzählhaltung: auktorial, personal … Kürzen eines Textes (z. B. Dramenszene) Umstellen (z. B. von Szenen eines Dramas der offenen Form) Lesen oder Spielen mit Eingreifen der Zuschauer („Stop!“- Methode) Schreiben von Paralleltexten Umschreiben des Schlusses   Veränderung der Figuren Verändern einer Figur Herstellen einer Anti-Figur Veränderung von Zeit und Ort Transponieren eines Textes in die Vergangenheit / Gegenwart/ Zukunft Veränderung der Sprachform Umschreiben in Alltagssprache, Umgangssprache, Dialekt, flapsige oder jargonhafte Sprache (bei Lyrik und Dramatik) Verwandeln der Erzählerrede in Figurenrede (und umgekehrt) Verwandeln der Redeformen, z. B. direkte in indirekte Rede, erlebte Rede oder inneren Monolog (bei Epik) Veränderung der literarischen Form Umformen der Reimstellungen (Lyrik) Einbauen von Metaphern u.a. Stilmitteln in ein Gedicht Umformen von Zeilenstil in Enjambements und umgekehrt Verschneiden (Collagieren) von zwei Gedichten Dramatisieren eines Erzähltextes (Hörspiel, Drehbuch, Drama) Umschreiben Er- /Ich-Form Umformen der Erzählhaltung: auktorial, personal, neutral Wechsel der Erzählperspektive Einfügen fremder Personen in ein Drama Episierung eines Dramentextes …

Produktive Auseinandersetzung mit literarischen Texten Produktive Darstellung des Gesamtverständnisses: Schreiben / Spielen eines Verhörs, einer Gerichtsverhandlung, Schreiben eines Nachworts, Nachspiels, Schreiben eines fiktiven Briefs, Interviews … mit einer Figur, Verfassen eines Klappentextes, einer Rezension… Nachproduktion von Formen literarischer Texte: Gedichte nach Rezept, Schreiben eigener Texte mit den Merkmalen von Märchen, Fabel, Kurzgeschichte… Aktualisierung von in der Vergangenheit spielenden Texten: Umschreiben eines Märchens etc .in die Gegenwart Umformung von Texten in eine Gegenfassung: Umschreiben einer Textgattung in eine andere, Umschreiben eines Schlusses, Schreiben einer Parodie auf ein Gedicht, Dramenszene… Schreiben eines Gegentextes … Produktive Darstellung des Gesamtverständnisses Schreiben / Spielen eines Verhörs, einer Gerichtsverhandlung, einer Diskussion … zu Verhalten, Schuld … einer Figur Schreiben eines Nachworts, Nachspiels … Schreiben eines fiktiven Briefs, Nachrufs, Interviews … mit einer Figur / einem Autor Verfassen eines Klappentextes, einer Buchanzeige, Rezension… Verfassen eines Programmheftes zu einem Drama   Nachproduktion von Formen literarischer Texte Gedichte nach Rezept (Sonett, Elfchen, Konkrete Poesie…) Schreiben eigener Texte mit de Konstruktionsmerkmalen eines Märchens, einer Fabel, Kurzgeschichte… Aktualisierung von in der Vergangenheit spielenden Texten Umschreiben eines Märchens, einer Sage, Legende … in die Gegenwart Ausstatten eines in der Vergangenheit spielenden Textes mit Anspielungen auf die Gegenwart Umformung von Texten in eine Gegenfassung / Schreiben von Gegentexten Umschreiben einer Textgattung in eine andere, z. B. Zeitungsbericht in ein Drama oder umgekehrt… Trivialisierung eines Textes, z. B. Drama als Foto-Lovestory, Krimi, Western… Umschreiben eines Schlusses in sein Gegenteil Umschrieben eines Textes in eine Grotesk- oder Nonsensfassung (Tarzan, Superman, Biene Maja, Donald Duck…) Schreiben einer Parodie auf eine Gedicht, eine Dramenszene… Schreiben eines Gegentextes, z. B. zu einem Naturgedicht

Handlungs- und Produktionsorientierung 7. Literatur

Literaturauswahl Fritzsche, Joachim: Zur Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts. Band 3. Umgang mit Literatur. Stuttgart 1994 Haas, Gerhard/ Menzel, Wolfgang/ Spinner, Kaspar H.: Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht. In: Praxis Deutsch (PD) 1994, H. 123, S. 17-25 Haas, Gerhard: Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht. Theorie und Praxis eines "anderen" Literaturunterrichts für die Primar- und Sekundarstufe. Seelze-Velber 1997 Spinner, Kaspar H. (Hrsg.): Neue Wege im Literaturunterricht. Hannover 1999 Spinner, Kaspar H.: Wider den produktionsorientierten Literaturunterricht. In: Bogdal, Klaus Michael/ Korte, Hermann (Hrsg.): Grundzüge der Literaturdidaktik. München 2002, S. 47-257 Waldmann, Günter: Produktiver Umgang mit Literatur. In: Lange, Günter/ Neumann, Karl/ Ziesenis, Werner (Hrsg.): Taschenbuch des Deutschunterrichts. Baltmannsweiler 1998, Band 2, S. 488-507 Waldmann, Günter: Produktiver Umgang mit Literatur im Unterricht. Grundriss einer produktiven Hermeneutik. Theorie - Didaktik - Verfahren - Modelle. Baltmannsweiler 1998