Institut für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments Sommersemester 2009 Basismodul-Unterseminar: Wege ins Neue Testament. Einführung in die.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Die Facharbeit am Amplonius-Gymnasium
Advertisements

Institut für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments Sommersemester 2009 Basismodul-Unterseminar: Wege ins Neue Testament. Einführung in die.
Gliederung der Ausführungen: Einleitung, Hauptteil, Schluss
Äpfel und... Bananen Überlegungen zum Werkvergleich im kompetenzorientierten Literaturunterricht.
Materialien im Abitur:
Das Erstellen einer Hausarbeit
Bearbeiten einer Quelle
Der Düsseldorfer Bachelor-Studiengang „Germanistik“
Neuronale Grundlagen der Gestaltwahrnehmung
Institut für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments Sommersemester 2009 Basismodul-Unterseminar: Wege ins Neue Testament. Einführung in die.
Institut für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments Sommersemester 2009 Basismodul-Unterseminar: Wege ins Neue Testament. Einführung in die.
Die Pragmatische Analyse
Literar- und Überlieferungskritik
Der Synoptische Vergleich
Se: Texte verfassen Schreibdidaktik.
Leistungskurs Deutsch
4 Philologische Methoden Vorlesung 1
Lesen und Exegese 1) Hilfe zum umfassenderen Verstehen. 2) Schutz vor Fehlinterpretationen. Wie verhalten sich Lesen und Exegese zueinander?
Zur Geschichte der neutestamentlichen Exegese:
Proseminar NT –– Leitfaden
Einführung in das wissenschaftliche Schreiben
Neue Medien im Erdkundeunterricht
Die Facharbeit in der SII
Die Rollenspiele in Urs Widmers „Top Dogs“
Seminarplan Film und Diskussion Biblische Impulse zu Person und Werk
Workshop 2 Praktische Instrumente für den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen Dirk Klein:
Studentisches Seminar
Voraussetzungen einer biblischen Exegese
Entstehung der Bibel.
Übungstypologie Wie setzt man Video ein?.
Die Erweiterung unserer Perspektiven durch das Reich Gottes
«Vorhang auf!» Einstieg in die Kapital-Lektüre mit PolyluxMarx
in Gedanken an Peter Dschulnigg
Auf dem Weg nach Galiläa - Das Markusevangelium als Erzählung lesen
Helga Esselborn - Krumbiegel Von der Idee zum Text
FAU Erlangen-Nürnberg Department Geschichte Professur für Alte Geschichte Herzlich Willkommen zum ModulEinführung in die Arbeitsweise der Altertumswissenschaft.
Bibelkunde NT Das Synoptische “Problem”.
Evangelium = gute Botschaft Zusammenstellung der Schriften:
Storytelling: Where‘s the story?
Facharbeit der Jgst.Q1 in 2014 Ganztagsgymnasium Johannes Rau
Die Inhaltsangabe Methodik und Gestaltung von Dr. Christian Bauer, Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf.
Bibel als Wort Gottes – E2
Leistungskurs Deutsch
Generelle methodische Aspekte
Werk im Kontext Werk im Kontext
PROJEKTARBEIT.
TECHNIKEN WISSENSCHAFTLICHEN ARBEITENS
Sprachlich-syntaktische Analyse und Semantische Analyse
Leistungskurs Deutsch
Unterrichtsvorbereitung und Unterrichtsplanung
Storytelling: Where‘s the story? Tipps und Tricks für eine spannende Story.
Format Zeilenabstand (doppelt) Fußnoten (oder Endnoten) mit Seitenzahl
Examen IB Geschichte.
O BJEKTIVE H ERMENEUTIK Fallrekonstruktive Familienforschung Katharina Engelmann.
Die Erzählungen von der Kindheit Jesu
Literaturverfilmung.
Subjektivit ä ts- und Intersubjektivit ä tsforschung zu den chinesischen Faust- Ü bersetzern Referentin: Sun Yu Doktorvater: Prof. Dr. WEI Yuqing (Fudan)
Masterarbeitsvorbereitung
1.Könige Themen und Schwerpunkte. 1.Hintergrundinformation Datum, Verfasserschaft.
Neu ergriffen von der Lehre Gottesdienst
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
Die Evangelien und der historische Jesus. Die Evangelien sind die Bücher der Bibel, die am ausführlichsten über das Leben Jesu berichten. Dabei sind sie.
Lesen & Schreiben Aufgabenkultur & Leistungsermittlung Rechtenthal 16./17. März 2015 Tel.:
Textinterpretation Schlagt folgende Begriffe nach: (z.B. in der App AbiDeutsch) Interpretation werkimmanent – werkübergreifend Hermeneutik / kritisch-hermeneutische.
Leistungskurs Deutsch
Voraussetzungen und Anwendung biblischen der Exegese
Leistungskurs Deutsch
Leistungskurs Deutsch Hilfestellung zur Kursauswahl Abitur 2022
 Präsentation transkript:

Institut für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments Sommersemester 2009 Basismodul-Unterseminar: Wege ins Neue Testament. Einführung in die Exegese neutestamentlicher Texte Redaktionskritik

Durchlaufen der ntl. Texte einer längeren Entstehungsgeschichte bis hin zu ihrer endgültigen Form: Übernahme, Bearbeitung und Verbindung vielfältiger Traditionen und Vorlagen zu einer Einheit -> Fortschreibung im Sinne von Akzentverlagerung und Neuinterpretation Zurückgehen der Endfassung der Texte auf die neutestamentlichen Schriftsteller als Endredaktoren Text in seiner Endgestalt zugleich Gegenstand der synchronen Analyse -> Schließen des Kreises Aufgabe der redaktionskritischen Analyse der ntl. Schriften: Rekonstruktion des Vorgangs der Redaktion und der Rolle des Redaktors

Redaktionskritik Antwort der Redaktionskritik auf die unterschiedliche Akzentuierung der Jesus-Geschichte durch den jeweiligen Evangelisten Erklärung der Endgestalt eines Werkes und der redaktionellen Bearbeitung von Traditionen: der dem Redaktor zur Verfügung stehenden Materialien, der Auswahlkriterien und der Kriterien für die Überarbeitung und Anordnung des Materials, der selbst beigetragenen Elemente, des historischen und theologischen Standortes des Verfassers, der verwendeten Mittel der Leserlenkung und der Intention des (impliziten) Verfassers sowie der intendierten Adressaten und ihrer Situation => Ermittlung der die Redaktion beeinflussenden Faktoren und Rückschluss auf die Relation zwischen Autor und Leser unter hist. Kriterien (Ort, Zeit und Situation der Kommunikation)

Redaktionskritik Redaktionsgeschichte: Untersuchen des theologischen Profils des Werkes bzw. der Intention des Redaktors und der Faktoren für die Integration einzelner Texte in einen übergeordneten kompositionellen Gesamtzusammenhang Voraussetzung für die Redaktionskritik ist die Trennung von Tradition und Redaktion (was geht vom konkreten Text materialiter auf den Redaktor zurück) durch die Literarkritik bzw. für Mt und Lk durch den synoptischen Vergleich Tradition und Redaktion ≠ Gegensatz, sondern komplementäre Aspekte

Redaktionskritik Methodik und Ergebnisse der Literar- und Überlieferungskritik als Voraussetzung für die Redaktionsgeschichte Traditionsanalyse -> Ausgehen von den vorliegenden ntl. Texten und Frage nach den vorausgehenden Traditionen Redaktionsanalyse -> Voraussetzung der Traditionsanalyse für das Schreiben der Redaktionsgeschichte einer kleinen Einheit vom Ursprung bis zum vorliegenden Text des NTs Bei Nachweis von Traditionen in der literarkritischen Analyse -> Aufgabe der Redaktionskritik der umfassenden Beschreibung der Bearbeitung dieser Traditionen

Redaktionskritik Kontinuität zwischen Gattungs- und Redaktionskritik: Frage nach dem Sitz im Leben von Überlieferungen Redaktionsgeschichte: Evangelisten individuelle Schriftstellerpersönlichkeiten mit theologischen Schwerpunkten und Wirkabsicht, aber auch Tradenten bzw. Schreiber für ihre Gemeinde -> Eingehen der frühchristlichen Gemeinden mit ihren spezifischen Problemen in die Evangelienkonzeption Zwei Ebenen des Kommunikationsprozesses zwischen Evangelist und Adressaten: Die textinterne Ebene der fortlaufenden Jesuserzählung Die textexterne Ebene der Gemeinde, auf die hin die Jesusgeschichte konzipiert wurde

Redaktionskritik 1) Sammeln: Benutzung von Mk und der Logienquelle und Sammlung weiterer Quellen bzw. Informationen über Jesus + Einarbeitung in das jeweilige Evangelium durch Mt und Lk (Kindheitsgeschichten; Ostererzählungen) 2) Auswahl: Nicht alles an Informationen erhält Eingang in die Evangelien 3) Überarbeitung: keine unveränderte Übernahme der Traditionen bei den Synoptikern: stilistischen Verbesserungen Umstellungen innerhalb einer Perikope kleinere oder größere Kürzungen der Überlieferung Erweiterungen der Überlieferung (topographische Angaben zu Beginn der Perikope, Erzählerkommentare, Summarien)

Redaktionskritik 4) Anordnen: Zusammenfügen der Einzelüberlieferungen, kleineren Sammlungen und umfangreicheren Quellen (Passionsbericht und Logienquelle) zu einem größeren Ganzen 5) Erzählerisch Profilieren: Erzählen einer fortlaufenden Geschichte, einer Story, eingebettet in die chronologische und topographische Rahmung -> spezifisch erzählerische Profilierung dieser Story durch den jeweiligen Evangelisten: Prolepsen, Analepsen, Erzählerkommentare, Leserlenkung und Wirkabsicht

Redaktionskritik Grundregel: Anfang und Ende eines Einzelabschnittes als bevorzugte Orte redaktioneller Tätigkeit Aufgabe der Evangelisten der Verknüpfung ursprünglich nicht zusammengehörender Überlieferungen -> Indizien für die Redaktion der Evangelisten bei einzelnen Perikopen und im engeren Kontext: Orts- und Zeitangaben, Überleitungen und inhaltliche Verknüpfungen Hinweise auf theologische Interessen und inhaltliche Schwerpunkte des Evangelisten: Sprachlich-stilistische Eigenheiten des Redaktors und redaktionelle Vorzugswörter und Wendungen Anordnung des Stoffes bzw. Aufriss des Evangeliums (geographische und chronologische Gliederung)

Redaktionskritik Komposition des Stoffes d.h. die Art und Weise der Integration von Traditionen im engeren und weiteren Kontext (Stichwortverknüpfungen, Anreihung von Stücken gleichen Inhalts/thematisch verwandten und/oder gattungsgleichen Stücken) vgl. Vermittlung eines bestimmten Jesusbildes Wichtige Themen eines Evangelisten: Messiasgeheimnistheorie bei Mk, Gerechtigkeit bei Mt, Gegensatz „arm und reich“ bei Lk Rückschlüsse auf die Adressaten: Rückschluss aus der konkreten Nennung von Problemen und der Leserlenkung des Evangelisten auf Situation der Gemeinde