Psychopharmaka bei Autismus- Möglichkeiten und Grenzen

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 Präsentation transkript:

Psychopharmaka bei Autismus- Möglichkeiten und Grenzen Pritzwalk, 3.11.2011 Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung Autismus kann weder durch Medikamente noch durch Vitamine noch durch Diäten kausal behandelt werden Autismus ist keine Indikation für eine Behandlung mit Psychopharmaka Autismus – in den aktuellen psychiatrischen Klassifikations- und Diagnostiksystemen (ICD-10 und DSM-IV) definiert als „tiefgreifende Entwicklungsstörung“ – stellt für sich genommen keine Indikation für eine medikamentöse, psychopharmakologische Behandlung dar. Denn seine drei „Grundstörungen“, auf denen die Diagnostik beruht (gestörte Kommunikation und soziale Interaktion, Stereotypien und Rituale) sind mangels genauer Kenntnis ihrer Ursachen keiner kausalen (an diesen Ursachen gezielt ansetzenden) pharmakologischen Behandlung zugänglich. Wenn dennoch eine Vielzahl von Menschen mit autistischer Störung mit Psychopharmaka behandelt werden, hat dies im wesentlichen zwei Gründe: Neben der autistischen Störung können (zumindest in einer der Durchschnittsbevölkerung vergleichbaren Häufigkeit) weitere psychische (und gezielt psychopharmakologisch behandelbare) Störungen vorliegen: psychotische Störungen (0,8 %) Depressionen (5%) Angststörungen (15%) Zwangsstörung (2,5%) Lebenszeitprävalenz psychischer Störungen in der Allgemeinbevölkerung nach konservativer Einschätzung) Autismus kann – nach ICD-10/DSM-IV - mit Begleitsymptomen einhergehen, für die etablierte psychopharmakologische Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus autistische Menschen können zusätzlich unter psychischen Störungen leiden, z.B. psychotische Störungen (0,8 %) Depressionen (5%) Angststörungen (15%) Zwangsstörung (2,5%) (% = Lebenszeitprävalenz in der Allgemeinbevölkerung) Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus Begleitsymptome des Autismus wie Schlafstörungen, Essstörungen, Wutausbrüche und Ängste, Aggressionen können eine medikamentöse Behandlung erforderlich machen Schlafstörungen Eßstörungen Wutausbrüche Ängstlichkeit Aggressionen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus Psychische Störungen sollen Begleitsymptome des Autismus können mit Medikamenten behandelt werden sie sollen es, wenn heilpädagogische, psychotherapeutische oder milieutherapeutische Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen Wann sollen Psychopharmaka angewendet werden? Für mit operationalisierten Kriterien nach den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-IV zu diagnostizierende psychische Störungen ( psychotische Störungen, Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen) bestehen auf kontrollierten Studien basierende Behandlungsleitlinien, die auch auf Menschen mit autistischen Störungen übertragbar sind. Da die Wirksamkeit der in diesen Leitlinien empfohlenen Behandlungen erwiesen ist, wäre es ein Fehler und ein Versäumnis, sie autistischen Menschen (wie auch anderen Menschen mit geistiger Behinderung) vorzuenthalten. In der Regel handelt es sich bei den Behandlungsvorschlägen um eine Kombination von Psycho- und Sozio- (Milieu-)mit medikamentöser Therapie, wobei bei psychotischen Störungen Medikamente den Vorrang haben, während sonst die einzelnen Therapien je nach Art und Schwere der Störung einzusetzen sind. Für die aufgezeigten Begleitsymptome autistischer Störungen ( Schlaf-störungen, Störungen der Impulskontrolle, Ängste und Zwänge, die nicht den Kriterien einer „Störung“ i.S. von ICD und DSM entsprechen) sollten in erster Linie heilpädagogische´, psycho- und milieutherapeutische Behandlungsansätze gewählt werden, die (wenn sie allein nicht zum gewünschten Erfolg führen) mit einer medikamentösen Behandlung kombiniert werden können. Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Psychopharmaka bei autistischen Störungen Neuroleptika (Antipsychotika) Antidepressiva Stimmungsstabilisatoren („mood stabilizer“`); z.T. auch bei Impulskontrollstörungen und Aggressionen Benzodiazepine (Tranquilizer) Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus Neuroleptika Gruppe psychoaktiver Substanzen gemeinsamer Wirkungsmechanismus: Blockade zentraler Dopamin-D2-Rezeptoren erwünschte Wirkung: produktive, psychotische Symptome (Wahn, Halluzinationen) psychomotorische Erregung aggressives Verhalten Einteilung und Einsatz von Psychopharmaka Psychoaktiv wirksame Substanzen werden auf entweder auf Grund gemeinsamer Wirkprinzipien (z.B. Neuroleptika, Benzodiazepine) oder gemeinsamer Indikationen (Antidepressiva, „mood-stabilizer“, Psychostimulanzien) eingeteilt. Zur Gruppe der „Neuroleptika“ (vom griechischen „die das Nervensystem ergreifen“) wurden in den 50-er Jahren Substanzen zusammengefaßt, die sich vor allem zur Behandlung sogenannter „produktiver“ Symptome bei Psychosen (Halluzinationen, Wahnvorstellungen), aber auch bei psychomotorischer Erregung und aggressivem Verhalten bewährt hatten. Nachdem alle Medikamente dieser Gruppe in unterschiedlichem Maße sogenannte „extrapyramidale“ oder „extrapyramidal-motorische“ Wirkungen auslösten, war man der Auffassung, das Auftreten dieser Nebenwirkungen sei zum Erreichen der erwünschten psychischen Effekte unausweichlich. Akute Dystonien (Zungen-Schlundkrämpfe, Blickstarre, andere Muskelkrämpfe) Neuroleptisches Parkinson-Syndrom (Parkinson-ähnliche Symptome Akathisie (Sitz- und Stehunruhe Tardive Dyskinesien (Spätdyskinesien; abnorme, unwillkürliche, in der Regel unbewußte Bewegungen, die bei längerer Dauerbehandlung auftreten können) Extrapyramidale Nebenwirkungen von Neuroleptika Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus Einteilung der Neuroleptika typisch (herkömmlich) Haloperidol®, Decentan®, Melleril®, Neurocil®, Truxal®, Dipiperon®, Eunerpan® atypisch (neuentwickelt) Leponex®, Nipolept®, Risperdal®, Zyprexa®, Seroquel®, Solian®, Zeldox®, Invega®, Abilify® Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Einteilung der Neuroleptika nach dem Rezeptor- und Wirkungsprofil D2 - Rezeptorblockade antipsychotisch, affektdämpfend, antiaggressiv extrapyramidale Nebenwirkungen, Prolaktin  5-HT2 - Rezeptorblockade EPS  Sedierung, Schlaf , Appetit  α1- Rezeptorblockade Antriebssteigerung Orthostatische Hypotension, Schwindel, Tachykardie Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

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Einteilung der Neuroleptika nach dem Rezeptor- und Wirkungsprofil mAch- Rezeptorblockade EPS  Akommodationsstörungen, Mundtrockenheit, Sinustachykardie, Obstipation, Harnverhalt, Merkfähigkeitsstörungen, Delir H1-Rezeptorblockade Sedierung Gewichtszunahme, Verstärkung zentral wirkender Substanzen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Unerwünschte Neuroleptikawirkungen Extrapyramidale Nebenwirkungen (EPS) akute Dystonien (Frühdyskinesien) Zungen-Schlundkrampf, Blickstarre, Torticollis Therapie: Akineton® Parkinson-Syndrom Rigor, Akinese, (Tremor), Verlangsamung, Salbengesicht, Speichelansammlung im Mund Therapie: Dosis ; Akineton®, Medikamentenwechsel Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Unerwünschte Neuroleptikawirkungen Extrapyramidale Nebenwirkungen (EPS) Akathisie (Sitz- und Stehunruhe) Trippeln, rastloses hin- und herlaufen Therapie: Dosis ; Medikamentenwechsel Tardive Dyskinesie (Spätdyskinesie) abnorme, unwillkürliche, meist unbewußte stereotype Bewegungen (Mundbereich) Therapie: symptomatisch Tiapridex®; Medikamentenwechsel Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Unerwünschte Neuroleptikawirkungen Vegetative Nebenwirkungen Blutdruck , Herzschlag , Temperatur , Obstipation, Glaukom, Speichel  Blutbild Leukozytose, Leukopenie, Agranulozytose (Leponex®, Taxilan®) Allergische Hautreaktionen vor allem bei Phenothiazinen (z.B. Taxilan®) Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Unerwünschte Neuroleptikawirkungen Leber und Galle transienter Anstieg der Transaminasen Cholestase, Ikterus Thrombosen Krampfanfälle (0,05%) endokrine Nebenwirkungen und sexuelle Funktionsstörungen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Vorteile der Neuroleptika Gute antipsychotische und affektdämpfende Wirkung unerwünschte Nebenwirkungen sind lange bekannt, durch niedrige Dosierung vermeidbar, durch Gegenmittel steuerbar Kein Suchtpotential Langzeitanwendung i.d.R. unproblematisch Therapeutisch vorteilhaft bei den Neuroleptika sind die zuverlässige antipsychotische, psychomotorisch und affektiv dämpfende Wirkungen, die neben Halluzinationen und Wahnvorstellungen auch Zwängen und Impulskontrollstörungen vorteilhaft beeinflussen können. Textkasten Patient Das Nebenwirkungsrisiko der Neuroleptika ist nicht unerheblich. Für die meisten Substanzen liegen aber therapeutische Erfahrungen über Jahrzehnte vor, so daß keine unerwarteten und nicht bekannten Nebenwirkungen zu erwarten sind. Die bekannten Nebenwirkungen sind z. T. dosisabhängig und mit Gegenmitteln (z.B.Biperiden/Akineton®) gut beherrschbar. Auch bei längerer Anwendung besteht keine Toleranzentwicklung, so daß weder Gewöhnung noch Abhängigkeit zu befürchten sind. Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Antidepressiva Wirkungsmechanismus Hemmung der Wiederaufnahme von Botenstoffen (Transmitter) in die präsynaptische Nervenendigung dadurch Erhöhung des Transmitterangebotes als Langzeitfolge Veränderung von Rezeptor- eigenschaften und intrazellulären Signal-systemen (second messenger) Antidepressiva Diese Gruppenbezeichnung faßt sowohl strukturell als auch hinsichtlich des Wirkungsmechanismus unterschiedliche Substanzen zusammen, die sich durch eine vergleichbare Wirksamkeit auf depressive Symptome und Störungen auszeichnen. Einige Substanzen haben sich auch bei der Behandlung von Ängsten und Zwängen bewährt. Gemeinsam ist allen Antidepressiva, daß sie im Gehirn ein erhöhtes Angebot der Transmitter Serotonin oder/und Noradrenalin bewirken, das mittelbar zu veränderten Rezeptoreigenschaften und Modifikationen der intrazellulären Signalvermitlung (sog. „second messenger“) nachgeschalteter Nervenzellen führt. Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

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Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Antidepressiva Keine wesentlichen Unterschiede bezüglich der Wirksamkeit auf depressive Syndrome einzelne Substanzen wirken bei Angst- und Zwangsstörungen unterschiedliches Profil unerwünschter Wirkungen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Antidepressiva tri- und tetrazyklische Substanzen vegetative Nebenwirkungen (Akkomodation , Blutdruck, Mundtrockenheit, Obstipation, orthostat. NW, Herzrhythmus, Harnverhalt), Delir, Krampfanfälle); allerg. Reaktionen; Blutbildveränderungen, Intoxikation Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Antidepressiva Serotonin-Aufnahmehemmer (SSRI) Appetitminderung, Übelkeit, Nausea, Kopfschmerzen, Schwitzen, Schlafstörungen, innere Unruhe, Agitiertheit, sexuelle Funktionsstörungen NA-Wiederaufnahmehemmer Tremor, Tachykardie, Unruhe, Kopfschmerzen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Alternative Johanniskraut und Kava-Kava? wirksam bei leichteren depressiven Störungen Gefahr der Photosensibilisierung (Allergie) pharmakokinetische Interaktionen mit verschiedenen Medikamenten (z.B. AIDS) Kava-Kava wegen toxischer Leberschädigungen aus dem Handel genommen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Einsatz von Antidepressiva bei Depressiven Störungen bei Menschen mit geistiger Behinderung zu wenig erkannt Antriebsstörung und Rückzug werden positiv bewertet Angst- und Panikstörungen Phobien Zwangsstörung Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Behauptet, aber nicht belegt von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmstoffen (SSRI) Antiaggressive Wirkungen positive Wirkung bei Störungen der Impuls-kontrolle Wirkung bei Zwangssymptomen und Eßstörungen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Stimmungsstabilisierende Substanzen (mood stabilizer) Lithiumsalze Quilonum®, Hypnorex®, Lithium duriles® Wirkungsmechanismus nicht aufgeklärt; wahrscheinlich Beeinflussung des intrazellulären Ionengleichgewichts Wirkung Häufigkeit und Intensität von Stimmungs-schwankungen und Affektdurchbrüchen  Stimmungsstabilisierende Substanzen – „mood stabilizer“ Unter diesem Namen werden chemisch heterogene Stoffe wie Lithiumsalze (z.B. Quilonum®, Hypnorex®), und Antikonvulsiva wie Carbamazepin (Tegretal®, Timonil®) oder Valproinsäuredeivate (Orfiril®, Leptilan®, Convulex®) zusammengefaßt. In der Psychiatrie haben sich diese Substanzen sowohl zur Akutehandlung wie auch zur Pophylaxe bei phasenhaft verlaufenden affektiven Störungen (z.B. der manisch-depressiven Erkrankung) bewährt. Am längsten bekannt sind die Lithiumsalze, die auch bezüglich ihrer Wirkung auf Affektdurchbrüche und Impulskontrollstörungen untersucht worden sind. Ihr Problem sind hauptsächlich unerwünschte Nebenwirkungen: Lithium, ein in der Natur vorkommendes Erdalkalimetall ist ab Konzentrationen von 1,5 mmol/l für den menschlichen Organismus toxisch, ab 3,5 mmol/l lebensbedrohlich mit z.T. irreversiblen Folgen. Man spricht von einer geringen therapeutischen Breite: bewußte oder unbewußte Einnahmefehler, Durchfallerkrankungen oder hoher Flüssigkeitsverlust können zu toxisch veränderten Plasmakonzentrationen führen, sodaß hohe Einnahmezuverlässigkeit und regelmäßige Laborkontrollen erforderlich sind. Sind diese Voraussetzungen gegeben, sind Lithiumsalze relativ sicher. Antikonvulsiva wie Carbamazepin und Valproinsäurederivate haben sich als Alternative zu Lithiumsalzen bewährt, wenn diese entweder keine Wirkung zeigten, bw. Nicht vertragen wurden. In der BRD hat Carbamazepin eine Zulassung zur Behandlung affektiver Störungen unter bestimmten Voraussetzungen (Lithium nicht wirksam oder unverträglich). Valproinsäurederivate sind in den USA zur Mitbehandlung bei akuter Manie, in der BRD noch nicht zugelassen. Nach Aufklärung durch den Arzt und Einwilligung des Patienten bzw. seiner rechtlichen Vertretung können jedoch für andere Indikationen zugelassene Medikamente im Rahmen der „Kurierfreiheit“ eingesetzt werden. Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Lithiumsalze - Unerwünschte Wirkungen und Probleme feinschlägiger Tremor Müdigkeit, Muskelschwäche Polyurie, Polydipsie, Gewichtszunahme, Ödeme Diarrhoe, Übelkeit, Völlegefühl Struma (vermehrte TSH-Ausschüttung) kardiale Rhythmusstörungen Leukozytose Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Unerwünschte Wirkungen und Probleme Geringe therapeutische Breite therapeutischer Plasmaspiegel 0,6 - 0,8 mmol/l toxische Symptome ab 1,5 mmol/l vitale Gefährdung ab 3,5 mmol/l erhöhte Plasmaspiegel durch Einnahmefehler, Flüssigkeits- und Elektrolytverlust Nachweislich teratogenes Risiko Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Antikonvulsiva als „mood stabilizer“ Carbamazepin Tegretal®, Timonil® Valproinsäure Convulex®, Ergenyl®, Leptilan® Gabapentin Neurontin® Lamotrigin Lamictal®, Elmendos® Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Stimmungsstabilisierende Substanzen (mood stabilizer) Lithiumsalze Quilonum®, Hypnorex®, Lithium duriles® Wirkungsmechanismus nicht aufgeklärt; wahrscheinlich Beeinflussung des intrazellulären Ionengleichgewichts Wirkung Häufigkeit und Intensität von Stimmungs-schwankungen und Affektdurchbrüchen  Stimmungsstabilisierende Substanzen – „mood stabilizer“ Unter diesem Namen werden chemisch heterogene Stoffe wie Lithiumsalze (z.B. Quilonum®, Hypnorex®), und Antikonvulsiva wie Carbamazepin (Tegretal®, Timonil®) oder Valproinsäuredeivate (Orfiril®, Leptilan®, Convulex®) zusammengefaßt. In der Psychiatrie haben sich diese Substanzen sowohl zur Akutehandlung wie auch zur Pophylaxe bei phasenhaft verlaufenden affektiven Störungen (z.B. der manisch-depressiven Erkrankung) bewährt. Am längsten bekannt sind die Lithiumsalze, die auch bezüglich ihrer Wirkung auf Affektdurchbrüche und Impulskontrollstörungen untersucht worden sind. Ihr Problem sind hauptsächlich unerwünschte Nebenwirkungen: Lithium, ein in der Natur vorkommendes Erdalkalimetall ist ab Konzentrationen von 1,5 mmol/l für den menschlichen Organismus toxisch, ab 3,5 mmol/l lebensbedrohlich mit z.T. irreversiblen Folgen. Man spricht von einer geringen therapeutischen Breite: bewußte oder unbewußte Einnahmefehler, Durchfallerkrankungen oder hoher Flüssigkeitsverlust können zu toxisch veränderten Plasmakonzentrationen führen, sodaß hohe Einnahmezuverlässigkeit und regelmäßige Laborkontrollen erforderlich sind. Sind diese Voraussetzungen gegeben, sind Lithiumsalze relativ sicher. Antikonvulsiva wie Carbamazepin und Valproinsäurederivate haben sich als Alternative zu Lithiumsalzen bewährt, wenn diese entweder keine Wirkung zeigten, bw. Nicht vertragen wurden. In der BRD hat Carbamazepin eine Zulassung zur Behandlung affektiver Störungen unter bestimmten Voraussetzungen (Lithium nicht wirksam oder unverträglich). Valproinsäurederivate sind in den USA zur Mitbehandlung bei akuter Manie, in der BRD noch nicht zugelassen. Nach Aufklärung durch den Arzt und Einwilligung des Patienten bzw. seiner rechtlichen Vertretung können jedoch für andere Indikationen zugelassene Medikamente im Rahmen der „Kurierfreiheit“ eingesetzt werden. Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Antikonvulsiva als „mood stabilizer“ Antiaggressive Wirkung günstige Wirkungen bei Störungen der Impulskontrolle belegt für Carbamazepin alle anderen Substanzen sind diesbezüglich noch im Versuchsstadium Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Benzodiazepine Wirkung Potenzierung der GABA-vermittelten synaptischen Hemmung durch verlängerte Öffnung von (Chlorid)-Ionen-Kanälen Klinisch: schlafanstossend, sedierend aggressionshemmend, spannungslösend muskelrelaxierend, antikonvulsiv Angst lösend Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

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Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Benzodiazepine Nebenwirkungen nahezu keine (Schläfrigkeit, Wurstigkeit, Muskelschwäche) bei Langzeiteinnahme evtl. Antriebsstörungen Problem Entwicklung einer körperlichen (Entzug!) und psychischen Abhängigkeit bei Einnahme > 4 - 6 Wochen und entsprechender Disposition Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Benzodiazepine Präparate Valium®, Tavor ®, Tafil ®, Rivotril ® Ximovan ®, Stilnox ®, Bikalm ® ein geringeres Abhängigkeitsrisiko wird behauptet, ist aber nicht wirklich bewiesen Bespar ®, Insidon ® sind keine Benzodiazepine haben (bei leichteren Störungen) ähnliche Wirkung Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

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Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Melatonin Hormon, das in der Epiphyse (Zirbeldrüse) und im Gastrointestinaltrakt gebildet wird Plasmahalbwertszeit 50 min (!) beeinflußt zirkadiane Rhythmen nachts vermehrte Melatoninausschüttung > 300 pg/ml bei 3-jährigen 80 pg/ml bei jungen Erwachsenen 30 pg/ml bei älteren Menschen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Melatonin - Schlafmittel? Studien liegen über ca. 160 Probanden vor Heterogenität der Gruppen Gesunde, alte Menschen, chronisch Kranke, Menschen mit Schlafstörungen Fazit: vielversprechendes Mittel Probleme Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nicht erwiesen; tiefer Eingriff in hormonelle Regel-kreise; kein zugelassenes Präparat in der BRD Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Melatonin - Schlafmittel? Baskett et al., 2003 (Age and Aging 32) 40 gesunde Probanden 20 normale Schläfer 20 „Problem“-Schläfer doppel-blind, randomisiert 5 mg Melatonin oder Placebo Tagebücher, Schlaf-Fragebogen, Aktigrafie subjektiv und objektiv kein Einfluss von Melatonin auf das Schlafverhalten Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Ritalin®(Methylphenidat) für Autisten? Ritalin® ist ein BtmG-pflichtiges Stimulans Indikation: hyperkinetische Verhaltensstörung bei Kindern, Narkolepsie bei Erwachsenen diskutiert wird der Einsatz von Ritalin® beim hyperkinetischen Syndrom des Erwachsenenalters, bzw. bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung Autismus ist keine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyper-aktivitätsstörung eine Indikation zur Gabe von Ritalin® besteht derzeit nicht Methylphenidat (Ritalin®) zur Behandlung autistischer Störungen? Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus Pragmatisches Vorgehen Diagnostische Zuordnung eines Störungsbildes Spezifische Pharmakotherapie bei psychotischer Symptomatik: Neuroleptika bei Depressionen, Ängsten, Zwängen  Antidepressiva, evtl. Phasenprophylaxe Störungen der Impulskontrolle  Carbamazepin, evtl. SSRI‘s Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus Pragmatisches Vorgehen diagnostische Zuordnung ist nicht möglich, aber die Störung ist behandlungsbedürftig Zielsymptomatik festlegen Psychomotorische Unruhe  Neuroleptika Aggression, Autoaggression  Carbamazepin, SSRI‘s Schlafstörungen  sedierende Neuroleptika  Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Medikamentöse Therapie für Menschen mit Autismus Pragmatisches Vorgehen in Notfällen Tavor® 1 - 2,5 mg (bis zu 3 x) bei unkooperativem Verhalten Tavor expidet ® (das sind Plättchen, die sich beim Kontakt mit Mundschleimhaut sofort auflösen) wenn keine orale Einnahme möglich ist  1 Rectiole Diazepam bzw. Injektion vornehmen lassen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Was ist zu beachten? Psychopharmaka modulieren die Aktivität des Nervensystems Sofortwirkungen sind i.d.R. nicht zu erwarten Faktor Zeit (3-Tage sind zu wenig) Organismen sind adaptationsfähig Nebenwirkungen treten zu Beginn der Behandlung bei zu rascher Aufdosierung auf Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Was ist zu beachten? Psychopharmaka sind keine Drogen sie verändern nicht die Persönlichkeit sie erzeugen (mit Ausnahme der Benzo-diazepine) keine körperliche und keine psychische Abhängigkeit auf ein Medikament zur Stabilisierung des psychischen Befindens angewiesen zu sein bedeutet nicht „Abhängigkeit“ i.S. von Sucht Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Was ist zu beachten? Nebenwirkungen verschwinden häufig ab dem dritten Behandlungstag 30 von 100 Probanden entwickelten in einer Studie unter Placebo alle Nebenwirkungen, die ihnen auf dem „Waschzettel“ mitgeteilt worden waren Wägen Sie zwischen möglichem Nutzen und tatsächlichen Risiken ab Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Was ist zu beachten? Arzneimittelwechselwirkungen Carbamazepin beschleunigt, Fevarin® und Fluctin® verlangsamen erheblich den Stoffwechsel anderer Medikamente Fragen Sie den Arzt nach möglichen Interaktionen, wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden sollen und weisen Sie ihn auf Ihre Medikamente hin. Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Sensationelle Neuigkeiten? Seriöse Publikation? Abstrakts und Zeitungsartikel sind keine seriösen Publikationen wissenschaftliche Zeitschriften haben ein „peer review“ Verfahren Seriöse Studie? Design (Ein- und Ausschlußkriterien, Placebo-kontrolliert, doppel-blind, Zielkriterien, Statistik) Patientenzahl, Gruppengröße Replikationsstudie? Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. Matthias Dose Isar-Amper-Klinikum Klinik Taufkirchen Danke für‘s zuhören Prof. Dr. med. Matthias Dose Isar-Amper-Klinikum Klinik Taufkirchen Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen

Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen Kontakt Psychiatrische Institutsambulanz Tel 08084-934-455 Kontakt zur evtl. stationären Aufnahme Tel 08084-934-212 (Sekretariat Dose) www.iak-kt.de Prof. Dr. med. M. Dose, Isar-Amper Klinikum, Klinik Taufkirchen