Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie Basisvariablen

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 Präsentation transkript:

Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie Basisvariablen Master Klinische Sozialarbeit: Professionelle Beziehungsgestaltung und Motivationsarbeit Prof. Dr. Ralph Viehhauser

08.04.2017 Prof. Dr. Ralph Viehhauser; Vorlesung "Klinische Sozialarbeit"

Definition „Empathie“ Rogers (1959, S. 210) definierte Empathie als das genaue Wahrnehmen des inneren Bezugssystems eines anderen, samt der emotionalen Komponenten und Bedeutungen, so als wäre man der andere, ohne dabei aber je diese „Als-ob“-Bedingung aus den Augen zu verlieren.

Mitfühlen, aber nicht mitleiden! Empathie heißt: Mitfühlen, aber nicht mitleiden!

Funktion der Empathie wichtig für den Aufbau einer vertrauensvollen, tragfähigen Therapeut-Klient-Beziehung Voraussetzung für angstfreie Atmosphäre Klient gewinnt einen gewissen Abstand zum Problem wichtiges Instrument der Selbstexploration des Klienten hilft die notwendige positive Wertschätzung für den Klienten zu entwickeln

Tiefergehende Empathie erfordert, sich auch in die „nebelige Zone am Rande der Gewahrwerdung“ einzufühlen. erfordert, dass das empathische Verstehen über das Gegenwärtige hinaus geht: D.h., der Therapeut sollte nicht nur versuchen, das vom Klienten Gesagte widerzuspiegeln, er sollte auch versuchen, über das vom Klienten unmittelbar Ausgedrückte hinaus Erlebnisanteile in Worte zu fassen und ihm mitzuteilen, als etwas, was er (der Therapeut) verstanden zu haben meint.

Was gehört dazu, um die Kunst des einfühlenden Verstehens zu erlernen? Zeigen Sie Ihr ehrliches Bemühen, dass Sie den Klienten verstehen möchten! Lernen Sie die Rolle Ihrer eigenen Gefühle und Bedürfnisse und deren Einfluss auf die Hilfebeziehung zu hinterfragen und zu kontrollieren! Verstehen allein genügt nicht. Sie müssen Ihrem Klienten auch verbal mitteilen, wie Sie ihn verstehen!

Was bedeutet positive Wertschätzung? Bedingungsfreie Anerkennung / nicht an Bedingungen geknüpfte Wertschätzung Den Klienten in seinem Anders- und Fremdsein akzeptieren Aufrichtiges Interesse dem Klienten gegenüber Den Klienten als Person, um seiner selbst willen akzeptieren Emotionale Wärme, freundlicher und herzlicher Kontakt, Vertrauen, Wohlwollen und Ermutigung Respekt für den Klienten Sich auf eine existenzielle Begegnung mit dem Klienten einlassen

Funktion von positiver Wertschätzung Grundvoraussetzung für einen partnerschaftlichen und vertrauensvollen Umgang. Klient gewinnt Sicherheit und kann sich leichter öffnen. Klient lernt, sich selbst besser zu akzeptieren. Für bislang abgelehnte, mit sich selbst unzufriedene Klienten ist die positive Wertschätzung doppelt wichtig.

Relativierung des Konzeptes unbedingte positive Wertschätzung Man muss nicht notwendigerweise mit allen Einstellungen, Werten oder Verhaltensweisen der Person übereinstimmen. Einzelne Verhaltensweisen, nicht die Person kritisieren. Entscheidend ist, dass ein genügend großes Ausmaß an positiven Gefühlen dem Klienten gegenüber vorhanden ist. Leichtgläubige Haltung, aber nicht alles glauben müssen.

Was tun, wenn das mit der Wertschätzung nicht klappt? Es handelt sich um ein anzustrebendes Ideal! Unechte Wertschätzung ist auf Dauer kaum möglich. Positive Wertschätzung kann nicht i.S. einer Intervention eingesetzt werden. Notwendig ist eine fortlaufende Selbstreflexion bzgl. des Vorhandenseins bzw. Fehlens wertschätzender Gefühle. Abweichungen von der bedingungsfreien Anerkennung können gezielt als Signal genutzt werden und sogar der Schlüssel für ein besseres Verständnis des Klienten sein. Bei unauflösbaren Inkongruenzen Supervision oder notfalls die Therapie nicht fortführen.

Wie kann ich positive Wertschätzung entwickeln? Wertschätzung hängt auch vom Wahrnehmungsfokus ab. Das Wertschätzen sollte integraler Bestandteil der eigenen Persönlichkeit sein (nicht nur ein aufgepfropftes Ideal). Verständnis ist der Schlüssel für die Entwicklung von Wertschätzung. Andere wertschätzen zu können, hat auch etwas mit der Wertschätzung für sich selbst zu tun. Andere wertschätzen zu können, hat auch etwas mit den eigenen Abwehrmechanismen zu tun. Wertschätzung fällt leichter, wenn man das psychoanalytische Konzept der Übertragung verstanden hat. Andere Menschen gegenüber ohne Hemmung Gefühle der positiven Wertschätzung zu äußern ist eine erlernbare Fähigkeit.

Was bedeutet Echtheit/Kongruenz des Beraters/Therapeuten? Der Helfer: spielt in der Begegnung mit dem Klienten keine „Rolle“; zeigt sich so, wie er ist; spürt offen seine Gefühle und Gedanken, die ihn im Augenblick bewegen; kann seine Gefühle für das Verständnis des Klienten nutzen und ggfs. in den Kontakt mit dem Klienten einbringen; wird vom Klienten als in sich stimmig wahrgenommen (=Signalkongruenz); macht dem Klienten gegenüber sein Vorgehen jederzeit transparent.

Funktion von Echtheit/Kongruenz Voraussetzung für die Realisierung von Empathie und Wertschätzung Voraussetzung für das Vertrauen des Klienten zum Helfer Wichtiges Modell für den Klienten

Relativierung des Konzeptes Echtheit/Kongruenz Echtheit verlangt vom Berater Ehrlichkeit, aber eine hilfreiche und keine destruktive Ehrlichkeit. Echtheit heißt nicht Unbeherrschtheit! Rücksichtnahme und Achtung dürfen niemals außer Acht gelassen werden! Es geht um selektive Echtheit/disziplinierte Spontaneität. Was Sie zum Klienten sagen, sollte authentisch sein, aber nicht alles Authentische muss gesagt werden!

Wie kann die helfende Person Kongruenz entwickeln? Roger (1997, S. 213) meint dazu: „Niemand erreicht diesen Zustand ganz und gar, aber je mehr der Therapeut imstande ist, akzeptierend auf das zu achten, was in ihm selbst vor sich geht, und je besser es ihm gelingt, ohne Furcht das zu sein, was die Vielschichtig-keit seiner Gefühle ausmacht, umso größer ist die Übereinstimmung mit sich selbst“.

Vier verschiedene Arten von Selbstmitteilungen Eigene Probleme des Helfers Äußerungen über die Rolle als Helfer Reaktionen des Helfers auf den Klienten (Feedback) Reaktionen des Helfers auf die Helfer-Klienten-Beziehung. Im Allgemeinen sind Äußerungen der beiden letztgenannten Art nützlicher!

Wann ist die Mitteilung eigener Gefühle sinnvoll? wenn der Klient dadurch mehr Sicherheit und Klarheit im Hinblick auf die Beziehung zu Ihnen, der Klient an Ihrem Modell lernen kann oder durch die Mitteilung Ihrer gefühlsmäßigen Reaktionen ein wichtiges Feedback erhält.

Notwendige Schritte bei der Mitteilung eigener Gefühle Versuchen Sie als Erstes, sich Ihrer emotionalen Erlebnisinhalte bewusst zu werden. Dann versuchen Sie zu klären: Inwieweit sind meine Gefühle Reaktionen auf Äußerungen des Klienten (Gegenübertragung)? Inwieweit kommen sie (unabhängig vom Klienten) aus mir und meiner Lebensgeschichte (Übertragung des Therapeuten auf den Klienten)? Dann klären Sie, was Sie dem Klienten – und sich selbst – in diesem Augenblick zumuten können, und welche Ziele Sie damit verfolgen. Wenn Sie sich, dazu entschlossen haben, etwas von Ihren Gefühlen mitzuteilen, versuchen Sie, Ihre Gefühle konstruktiv auszudrücken.

Beispiel für unterschiedliche Grade an Echtheit Klient: (Nach einer Aggression, die den Therapeuten deutlich irritiert hat.): Sie sehen ja ganz schön mitgenommen aus. Das hätten Sie wohl nicht gedacht, dass ich Ihnen mal so die Meinung sage. Potenzielle Antworten des Therapeuten: Stufe1: Denken Sie, das macht mir etwas aus…? Stufe 2: Sie hatten das Bedürfnis, mich zu treffen? Warum eigentlich? Stufe 3: Ja, das kam schon überraschend. Ich mache mir jetzt Gedanken, was eigentlich die Ursache für diese Aggression war. Stufe 4: Ich empfand Sie vorhin als geradezu feindselig und war erschrocken, vielleicht auch ein wenig verletzt. Jetzt frage ich mich, was auf Sie so provozierend gewirkt hat. Stufe 5: Ich erlebte Sie plötzlich ganz anders als in unseren bisherigen Gesprächen. Ich habe nun ein zwiespältiges Gefühl. Einerseits freut es mich, Sie so eigenwillig und kraftvoll zu sehen, andererseits fühle ich mich verletzt, missverstanden. Es wäre mir wichtig, wenn wir klären könnten, woraus sich diese Spannung zwischen uns ergeben hat.

Kriterien für konstruktives Feedback ist direkte (auf den Klienten bezogene) Kommunikation, konkret, im Präsens formuliert, „Hier-und-Jetzt-Kommunikation“, ist authentisch, beinhalten neben Gedanken und Gefühlen des Beraters auch Beschreibungen des Klientenverhaltens, vermeidet jegliche negative Wertung und Bevormundung, bezieht sich auf veränderbares Verhalten, sollte einen Bezug zu den gemeinsam vereinbarten Zielen haben, sollte bezüglich seiner Wirkung auf den Klienten überprüft werden.