Theaterelemente und Rollenspiel im DaF-Unterricht

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 Präsentation transkript:

Theaterelemente und Rollenspiel im DaF-Unterricht DAAD-Workshop 21.-23. Juli 2014

Theater und Spiel im DaF-Unterricht „Die Begegnung mit fremder Sprache ist Arbeit, (...) Teil der Arbeit (...) nicht deren Negation, kann es sein zu spielen. Mit ‚Spielen’ kann im FU auf recht unterschiedliche Aktivitäten Bezug genommen werden. Es kann sich um Tätigkeiten handeln, die zeitlich sehr begrenzt als Übungen zielgerichtet für das Lernen einer Fertigkeit oder sprachlichen Einheit eingesetzt werden, oder um größere Aktivitäten, die (...) als generelle Alternative zu lehrmaterialgeleitetem Unterricht zu sehen sind. (Rösler 1994, S. 132f.)

Anwendungsmöglichkeiten im DaF-Unterricht A: Der gesamte Kurs baut auf Drama/Theater auf: Theater/Dramapädagogik als Methode für den Unterricht B: Projekteinheit oder Projektkurs: Fremdspracheninszenierung, Workshop oder einige Sitzungen C: Theaterelemente als Ergänzung des Unterrichts im „Normalkurs“: Einzelne Bereiche, die geeignet scheinen, werden mit Theaterelementen und Rollenspielen umgesetzt, andere Bereiche werden mit anderen Methoden unterrichtet.

Vorteile von Theaterelementen für den Unterricht Lernen mit allen Sinnen (so wie Kinder beim Spracherwerb) Körpergebundenheit interaktionalen Sprechens (Chance, Sprache handelnd auszuprobieren) Theater und Rollenspiel als „Probehandeln“ Im Spiel kulturelle Zusammenhänge entdecken und wahrnehmen (Unterschiede zur eigenen Kultur werden erkannt)

Sprachenlernen bei Kindern „Der Sprachgewinn der Kinder durch die Übung im soziodramatischen Spiel ist also nicht ein zufälliges Nebenergebnis, sondern aus dem hier gelungenen Ineinander von selbstentwickeltem Spiel und innerer Stimulation durch die Spielrollen durchaus erklärlich. Ja vielleicht wird eine nachhaltige Sprachförderung bei sozial benachteiligten Kindern nur dann gelingen, wenn solche Spielformen systematisch ausgebaut werden können, in denen sich Erfahrungsgewinn, Handlungsmöglichkeit und Sprechmotivation miteinander verbinden.“ (Flitner 1972, 94) Flitner bezieht sich hier auf Untersuchungen der israelischen Pädagogin Sara Smilansky (Smilansky 1968).

Spiel und Rollenspiel im Vorschulalter „Im Spiel handeln Kinder im Bedeutungsfeld, das sie aktiv durch Umdeuten des Sichtfelds erzeugen.“ (Andresen 2002, 68) „Sich aus der Situation heraus zu phantasieren und gleichzeitig in eine konkrete Interaktion mit anderen involviert zu sein, sind im Vorschulalter zwei grundlegende, zusammen gehörende Charakteristika des Rollenspiels.“(a.a.O., 176)

Können Sprachlerner von Kindern lernen? „Mit Hilfe von Methoden, [die] sich aus dramatischen Kunstformen ableiten lassen, werden im Unterricht fiktive Kontexte geschaffen, in denen Lehrende und Lernende sprachlich und nichtsprachlich in intensiver Weise handeln – die fremde Sprache wird ‚inszeniert‘.“ (Schewe 1993, 4)

Pädagogik oder Ästhetik? „Was die Durchdringung von Aisthesis und Ästhetik in der Theaterpädagogik betrifft, so findet […] in der multimodalen Kunstform Theater eine ästhetische Integration der sprachsinnlichen Kommunikation statt […], insofern als die Schauspielkunst [...] nicht nur über das gesprochene Wort kommuniziert, sondern primär auch durch Körperzeichen.“ (Huber 2003, 321)

Einige Theaterelemente 1) Dramaturgie des Unterrichts. 2) Übungen zum Einstimmen: Gruppenübungen Kennenlernspiele Vertrauensspiele Konzentrationsspiele

Einige Theaterelemente 3) Sprechübungen (Theatereinheiten geben oft den Grund/Anlass) für Atemübungen, Übungen zu Stimmklang, Emotionen Übungen zu Satzbetonungen Artikulationsübungen Spontanes Sprechen

Einige Theaterelemente 4) Zuschauer-Publikum-Situation definieren! Zuschauer; Spieler 5) „Bühne“ definieren: Situation und realer Ort im Raum Es ist wichtig, dass der Kursleiter a) bestimmt wo im Kursraum die Bühne ist und wo das Publikum b) definiert, was für ein Theaterraum es ist..(Na Copa Cabana...)

Einige Theaterelemente 6) Proben und Probieren „Probesituationen“ statt „Ernstfall“   7) Das Vorspielen (nicht immer gleich Aufführung) Hier können Teilnehmer Erprobtes anwenden und Hemmungen überwinden 8) Dazu gehört: Rückmeldung, Feedback und Applaus! Wie beim Proben im Theater müssen die Spieler ständig ein Feedback bekommen und zu jeder (auch noch so kleinen) Miniaufführung / jedem Vorspielen und sei es nur ein Satz gehört Applaus!!

Einige Theaterelemente 9) „Szenen“ definieren   10) Bühnenbild 11) Requisiten 12) Kostüme bzw. Kostümteile 13) Masken

Einige Theaterelemente 14) Verfremden!! Über- oder unterdeterminiert (sehr klein, sehr groß) Durch das Ungewohnte horchen wir auf, es wird Interesse geweckt   15) Standbilder und Pantomime zum Erraten von Wörtern oder Situationen (helfen aufzulockern, wecken Aufmerksamkeit) Alternative zum „Galgenmännchen“ Pantomime andere verschriftlichen, was gespielt wird andere sprechen, was Pantomimen vorspielen Passiv / Aktivsätze formulieren

Rollenspiele und Simulationen Vorteile des Sprechens und Spielens in der Rolle sind: sich in jemanden (in die Kultur) hineindenken sich selbst nicht entblößen, nichts Privates preisgeben müssen als „Pattern Drill“ oder als freie Kommunikation vielfältig einsetzbar Bestimmte kulturübliche Gesprächsformen können eingeübt werden (Pro und Contra bei Diskussionen, Small Talk, Höflichkeitsformen)

Einige Rollenspiele und Vorübungen zum Rollenspiel 1) Interview   2) Spielkarten a) als Einstieg für eine Rolle b) als Spiel oder Gesprächsanlass 3) Rollenkarten (selbst geschrieben) a) für kurze Dialoge, teils mit sprachlichen Hilfen b) für längere Einheiten bei Fortgeschrittenen; je fortgeschrittener die Lerner sind, um so besser können sie selbst formulieren, „Leerstellen“ füllen.

Einige Rollenspiele und Vorübungen zum Rollenspiel 4) Eine Rolle erarbeiten (mündlich oder schriftlich) a) ein Teilnehmer sitzt auf Stuhl: Wer, Wo, Wie, Wann, Was, Warum... b) Gruppenrolle Gefühle   5) Stimmcollagen als Hilfe zum Rollenspiel a) Person (Rolle) sitzt da, alle anderen äußern Gedanken / Ideen zur Rolle b) Stattdessen Geräusche zur Person... 6) Detektivspiele (Mörder) Rollen (mit Karten), Wer ist der gesuchte Dieb oder Mörder? Frageformen üben: Wann, Was, Wo, Warum, Wie und vor allem WER??

Einige Rollenspiele und Vorübungen zum Rollenspiel 7) Dialoge (weiter) schreiben und spielen   8) Improvisation in einer fremden Rolle eine längere Einheit, wenn man an einem Text arbeitet Als Reporter Aufnahmen machen – evtl. selbst aufnehmen In der Rolle diskutieren, machen wir gleich oder In einer Rolle agieren (klassische Improvisation) 9) Minidramen / kurze Geschichte oder Gedichte Teilnehmer lernen Literatur kennen Die Texte werden, so wie bei „richtige“ Theaterinszenierungen Teil der Person, des Wortschatzes Teilnehmer lernen, wie die Betonungen die Bedeutung ändern können

Loriot http://www.youtube.com/watch?v=zArEBFsviHs

Nachteile und Schwierigkeiten: - Kursleiter/innen benötigen Anleitung und Praxis. Die Bücher zu Rollenspielen und theaterpädagogischen Elementen / deren praktischen Anwendung sind in den letzetn Jahren viel besser geworden! Aber eigentlich werden Workshops benötigt, um den Dozenten die nötige praktische Erfahrung zu vermitteln.   - Nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprechen gleich gut auf den kreativen, spielerischen Zugang an. Hier muss man realistisch sein und austarieren, was die Lernkultur des Gastlandes vorsieht – und wie weit man davon abweichen kann, ohne die Lerner zu verschrecken. - Nicht alles lässt sich mit Theaterelementen/Dramapädagogik gleich gut vermitteln.

Vorteile und Highlights Motorisches und affektives Gedächtnis werden angesprochen Spielfreude schafft zusätzlich eine positive Einstellung zum Sprachenlernen. Andere Bereiche des Sprachenlernens bekommen einen Sinn, weil die Sprache im Theater- oder Rollenspiel angewandt wird. Es wird eine Ich-Flexibilität (Rollenwechsel, Wechsel der Perspektiven) unterstützt, die für eine kulturelle Annäherung an eine neue Kultur hilfreich ist. Abbau von Sprechhemmungen  

Vorteile und Highlights Freiheit des Spiels; hier dürfen Fehler gemacht werden, was bei den Teilnehmern oft ein Gefühl der „Unbedrohtheit“ hervorruft. Der Gruppenzusammenhalt und die Lernatmosphäre im Kurs werden entscheidend verbessert. Eine Distanzverminderung zur fremden Sprache und Kultur ist zu beobachten. Sie wird im Spiel angeeignet und in der Realität angewandt. Elemente des Theaters, wie Verfremdung, Vergrößerung, Vorspielen, Requisiten, ... schaffen Aufmerksamkeit, Spannung und bewirken, dass die Teilnehmer aktiv bei der Sache sind.

Fazit Ich empfinde Theaterelemente und Rollenspiele als GROSSE Bereicherung für den DaF-Unterricht, aber ich sehe sie nicht als Allheilmittel an – und „mühelos“ bzw. das Gegenteil von Arbeit sind sie weder für die Kursleiterinnen noch für die Teilnehmerinnen.