Vorlesung Entwicklungsökonomie WS 07/08

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Vorlesung Entwicklungsökonomie WS 07/08 Einheit 9 Finanzmärkte 2: Ausländische Direktinvestitionen Karin Küblböck Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Definitionen Motive Trends Potentielle Effekte Inhalt Definitionen Motive Trends Potentielle Effekte Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment - FDI) (eher längerfristige) Investitionen in Unternehmen bei denen ein bedeutendes Mitentscheidungs-recht an den ausländischen Investor übertragen wird. Übernahme eines Unternehmensanteils von mindestens 10 % (UNCTAD) Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Arten von FDI „greenfield investments“ Neugründung eines Unternehmens im Ausland „Mergers and Aquisitions“ (M & A) Übernahmen von - oder Zusammenschlüsse mit bereits bestehenden Unternehmen Die zweite und weitaus häufigere Form ist jedoch die der Auch die in den letzten Jahren verstärkt erfolgenden Privatisierungen von staatlichen UN zählen zu dieser Kategorie. Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Sektoren Dienstleistungen Verarbeitende Industrie Primärgüter Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Motive für FDI Firmenspezifische Vorteile Internalisierungsvorteile Wettbewerbsvorteile, z. B. Marktzugang Technologische Vorteile Internalisierungsvorteile d.h. dass firmeninterne Transaktionen den Markttransaktionen vorgezogen werden Standortfaktoren im Ausland u. a. Arbeits- und Energiekosten, Rohstoffvorkommen, u. wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen: BITs, Labour Standards, Privatisierung, Steuersystem, etc. Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Private Kapitalflüsse in Entwicklungsländer Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

FDI-Inflows 1980-2005 Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Weltweite FDI-Flüsse, in Prozent Region Inflow Outflow   1978-1980 1988-1990 1998-2000 2003-2005 Developed economies 79,7 82,5 77,3 59,4 97 93,1 90,4 85,8 European Union 39,1 40,3 46 40,7 44,8 50,6 64,4 54,6 Japan 0,4 0,04 0,8 4,9 19,7 2,6 United States 23,8 31,5 24 12,6 39,7 13,6 15,9 15,7 Developing economies 20,3 17,5 21,7 35,9 3 6,9 9,4 12,3 Africa 2 1,9 1 0,2 Latin America 13 5 9,7 11,5 1,1 4,1 3,5 Asia and Oceania 5,3 10,5 11 21,4 0,9 5,6 5,1 8,6 South East/ South Asia 6,7 10 10,7 18,4 0,6 7,7 West Asia -1,6 0,3 0,5 0,1 South-East Europe 0,02 4,7 0,01 1,8 World 100 Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

FDI-Flüsse, 2001-2006 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Industrieländer 609 442 361 419 590 858 Entwicklungsländer 212 166 179 283 314 379 SO Europa&CIS 12 13 24 40 41 69 Afrika 20 14 19 18 30 36 LA 79 54 45 94 76 84 Asien 114 98 115 171 209 260 Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

FDI-Flüsse, gesamt, 2001-2006 SO-Europa/CIS Entwicklungsländer Industrieländer Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

FDI-Flüsse in Entwicklungsländer 2001-06 Asien Lateinamerika Afrika Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Gemeinsames Brainstorming in der Vorlesung Neg. Weniger Arbeitsplätze (Privat., Zusammenschlüsse) Abhängigkeit von Kapitalzufluss Lohn- und Steuerdumping Ausbeutung der Ressourcen Intervention in nationale Politik Umweltbelastung steigt Verringerung der Transparenz Dominanz von ausländischen Interessen Kooperation mit diktat. Regimen Oligopolbildungen/Marktmacht Cherry Picking Verschlechterung der VersorgQualität Umgestaltung der UN-Politik Schlechte Arbeitsbedingungen/Kindera Fehlende Nachhaltigkeit Verdrängung einheimischer Unternehmen Aushöhlung der Demokratie Zerstörung indigener Lebensweisen „Politik der verbrannten Erde“ Pos. Arbeitsplätze Industriewachstum Verbesserung d. Zahlungsbilanz Technologietransfer Verbesserung der Infrastruktur Know How Transfer Kapital fließt ins Land Stabilisierende Wirkung in Krisen Schaffung von Wirtschaftskreisläufen Ankurbelung der lokalen Wirtschaft Exportsteigerung Hochwertigere Arbeitsplätze Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Beispiele für positive Auswirkungen Technologietransfer, Schaffung von neuen Produktionskapazitäten, Arbeitsplatzschaffung/Steigerung der lokalen Nachfrage, Ausbildungschancen/Qualifikation für lokale Arbeitskräfte Multis als potentielle Kunden für lokale Unternehmen z. B. durch Bezug von Vorleistungen Vergrößerung der Steuerbasis, Deviseneinkünfte durch einfließendes Kapital Generation von Exporten durch die Investition Positive Umweltauswirkungen durch neue, umweltschonende Technologien 1. Ausländische Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen Direktinvestitionen Noch 1980 betrug der Anteil der FDI an den gesamten Kapitalflüssen in EL 9,8 %, im Jahr 1996 waren dies 42 %. PEI in EL waren 1980 fast inexistent, 1996 betrugen diese bereits 46 Mrd. US $, das sind 16 % der Gesamtflüsse. In absoluten Zahlen haben sich diese Flüsse seit 1980 verzehnfacht. Der Anteil von öffentlichen Kapitalflüssen (wie z. B. staatliche Entwicklungshilfegelder) ist dabei stark gesunken: von 70 % im Jahr 1980 auf 57 % 1990 und 12 % 1996. In absoluten Zahlen bedeutet dies einen Rückgang von 56 Mrd. US$ auf 44 Mrd. US$. Der Bestand an FDI hat sich allein zwischen 1992 und 1994 vervierfacht. Weltweit erhöhte sich der ausländische Kapitalstock in Relation zum BNP zwischen 1990 und 1995von 8,3 % auf 10,1 %, in den EL sogar von 8,4 % auf 15,4 %. Tabelle 1: Aggregierte Nettoflüsse in EL 199019931996Gesamt (in Mrd. US$)98208282davon in %Öffentlich Flüsse57 %26 %12 %Private Flüsse43 %74 %88 % Kreditflüsse15 %21 %29 % FDI24 %32 %42 % PEI3 %22 %16 %Quelle: IBRD 1998, Band 1, 9 Die USA sind sowohl der größte Auslandsinvestor als auch das größte Empfängerland für FDI. Die von den USA getätigten FDI betrugen 1996 85 Mrd. US$, ca. 1/3 davon wurden in EL getätigt. Die EU-Staaten tätigten 1996 FDI in Höhe von 176 Mrd. US$, davon etwa 10 % in EL (UNCTAD 1997b). Seit dem Jahr 1995 spricht die UNCTAD wieder von einem Investitionsboom, dem dritten seit Ende der 70er Jahre. Der erste Boom (1971-1981) war getragen von Investitionen in erdölexportierenden Ländern, beim zweiten (1986-1990) konzentrierten sich die Investitionen auf IL. Im Unterschied zu den beiden vorigen Booms sind dieses Mal EL wichtige Empfänger der Auslandsinvestitionen, wodurch auch ihr prozentueller Anteil an den weltweiten FDI gestiegen ist (UNCTAD 1997b). Entfiel im Durchschnitt zwischen 1985 und 1990 gerade ein Fünftel der weltweit getätigten FDI auf EL, betrug dieser Anteil 1996 bereits das Doppelte. Wie bereits erwähnt, erfolgen FDI in steigendem Ausmaß Form von M & A: 1996 betrugen diese 80 % der gesamten FDI, zwischen 1990 und 1994 waren dies noch durchschnittlich 44 %. Bei der Aufteilung der FDI auf die EL gibt es sehr große Unterschiede: 80 % davon konzentrierten sich 1996 auf nur 10 Länder[1]. Knapp zwei Drittel wurden in Südostasien (SOA) getätigt, dabei vor allem in China, das mit einer Investitionshöhe von 42 Mrd. US$ nach den USA das zweitgrößte Empfängerland von FDI ist.[2] Das restliche Drittel floß fast zur Gänze nach Lateinamerika (LA). Mit einer Steigerung von über 50 % im Jahr 1996 erfuhr diese Region den größten Zuwachs an erhaltenen FDI. Hauptdestinationen waren Brasilien (9,5 Mrd. US$), Mexiko (7,5 Mrd. US$) und Argentinien (4,3 Mrd. US$). Der Investitionsfluß nach Brasilien hat sich 1996 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, nach Argentinien sogar verdreifacht. Das Volumen der FDI, die nach Afrika fließen, stagniert in absoluten Zahlen in den letzten Jahren. Damit ist der Anteil der Afrikas an den Gesamtinvestitionen in EL stark zurückgegangen, 1996 betrug dieser nur mehr 2,6 %., im Vergleich zu durchschnittlich 6,4 % in der zweiten Hälfte der 80er Jahre. In die 48 Least Developed Countries (LDCs) flossen 1996 lediglich 1,8 % der FDI in EL oder 0,5 % der weltweiten FDI. Neben der Höhe der Kapitalflüsse ist das Volumen des ausländischen Kapitalstocks gemessen am BIP ein wichtiger Indikator für die Einschätzung der Bedeutung der FDI. Demnach nehmen die FDI in Afrika trotz der vergleichsweise niedrigen Flüsse einen nicht unbedeutenden Anteil gemessen am BIP ein: Das Gesamtausmaß der FDI (Stock) betrug 1995 in SSA rund 19 % des BIP, verglichen mit 14 % in Asien, 13 % in LA (LA) und 13 % in Westeuropa im selben Jahr. Die Konzentration der Flüsse der FDI erfolgt auch auf wenige Akteure, also Multinationale Unternehmen (TNCs). Die 100 größten (davon 87 aus EU, USA und Japan) kontrollieren rund ein Fünftel der gesamten Auslandsinvestitionen. In den USA halten 25 TNCs 50 % des ausländischen Investitionskapitals. Bei den meisten IL, für die Daten dazu erhältlich sind, sind die gleichen Trends festzustellen (UNCTAD 1997b). Portfolioinvestitionen Seit Beginn der 90er Jahre begannen PEI verstärkt in die „emerging markets“ zu fließen. Zwischen 1986 und 1995 verzehnfachte sich die Kapitalisierung auf den Börsen dieser Länder. Gründe dafür liegen in den erfolgten Finanzmarktliberalisierungen sowie auf den erhöhten Gewinnaussichten durch die hohen Wachstumsraten, v.a. verglichen im Kontext mit geringeren Wachstumsraten den IL. Weiters steigt das Volumen des internationalen Finanzkapitals durch die weltweit steigende Einkommenskonzentration sowie durch die fortschreitende Umstellung der Sozialleistungen vom staatlichen Umlage- auf privates Kapitalisierungsprinzip. Immer mehr Kapital befindet sich dadurch in den Händen von institutionellen Investoren, wie z. B. Investmentfonds, Pensionsfonds und Versicherungen. Diese kontrollieren vor allem im anglosächsischen Raum mittlerweile einen Großteil der Finanzaktiva, und lassen dort Banken im Vergleich wie „Zwerge“ aussehen. (Chesnais, 26) Die Portefeuilles dieser institutionellen Anleger bestehen, global gesehen, zu etwa einem Drittel aus Aktien und zu einem weiteren Drittel aus öffentlichen Schuldtiteln. Das restliche Drittel setzt sich aus sonstigen Finanzaktiva (z. B. Futures, Zinsoptionen etc.) sowie aus Devisenkombinationen zusammen (ebenda). Eine UNCTAD-Untersuchung hat ergeben, daß für Portfolioinvestoren das potentielle Wirtschaftswachstum und die Möglichkeit von problemloser Kapitalrückführung die wichtigsten Voraussetzungen für eine Investition sind. Da diese Finanzflüsse eher auf kurzfristige Gewinne abzielen, betragen die Schwankungen ein Vielfaches jener der FDI, wie anhand der Börsenkursentwicklung in LA ab 1994 sowie in SOA zwischen 1991 und 1997 besonders deutlich wird. Die Gewinne, die aus Aktienportfolioinvestitionen erzielt werden können sind einschätzbar, wenn man die Entwicklung der wichtigsten Börsenindices betrachtet. Die durchschnittliche Ertragsrate (bestehend in erster Linie aus Kursgewinnen und nur zu einem sehr geringen Teil aus Dividendenzahlungen) in den 15 Ländern, die die meisten Investitionen angezogen hatten, lag zwischen 1976 und 1992 bei 29 % pro Jahr (Woodward 18). Der Dow Jones Index (DJI) der New Yorker Börse hat sich zwischen 1981 und 1997 beinahe verzehnfacht, ähnliches gilt für den Deutschen Aktien Index (DAX) der Frankfurter Börse. Der Londoner FTSE-Index hat sich seit 1984 immerhin fast verfünffacht. Besonders dramatisch ist die Entwicklung allerdings in den letzten Jahren verlaufen, der DJI und der DAX verdoppelten sich zwischen 1994 und 1997, der FTSE stieg um immerhin 70 %. Bis zum Jahr 1997 verzeichneten auch die Börsenindices der „emerging markets“ beeindruckende Steigerungsraten: Der thailändische SETI und der malayische KLSE verfünffachten sich zwischen 1988 und 1996, in Argentinien vervierfachte sich der Kurs zwischen 1991 und 1997. Infolge der Finanzkrise verkehrte sich diese Entwicklung jedoch schnell wieder ins Gegenteil und die Kurse stürzten innerhalb von kürzester Zeit ins Bodenlose. Effekte von Direkt- und Portfolioinvestitionen In der Mainstream-Literatur wird ein geradezu euphorisches Bild von dem gestiegenen Ausmaß der FDI gezeichnet. Sie sollen zu einer Produktionssteigerung und zu einem Technologie- und Know-how Transfer beitragen und positive Effekte auf die Zahlungsbilanz haben (z. B. IBRD 1997, Bd. 1). Zweifellos können FDI obengenannte positive Auswirkungen nach sich ziehen. Dies vor allem auch dann, wenn sie zur Erhöhung des Steueraufkommens beitragen, dadurch das Haushaltsbudget entlasten und knappe öffentliche Budgetmittel für Investitionen in soziale Infrastruktur und für Armutsbekämpfung verwendet werden. Bei genauerer Betrachtung werden die möglichen positiven Effekte jedoch oft durch andere Faktoren neutralisiert bzw. ins Gegenteil verkehrt. Produktionssteigerung Da der Großteil der FDI in der Form von M & A erfolgt, werden dadurch nicht unbedingt neue Produktionskapazitäten geschaffen und es kommt damit auch nicht zu maßgeblichen Beschäftigungseffekten: Bei einer Versiebenfachung des Bestandes an FDI hat sich die damit verbundene Beschäftigung nicht einmal verdoppelt (Bellak 1998). Eigentümerstruktur Durch FDI ändert sich die Eigentümerstruktur eines UN. Je mehr die Wirtschaft eines Landes von UN in ausländischem Besitz dominiert wird, desto höher wird auch der potentielle Einfluß ausländischer Interessen auf die nationale Regierung. Damit kommt es im zunehmenden Maße zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse zugunsten der TNCs. (Bellak 1998). Zahlungsbilanzeffekte Folgende Gegebenheiten können den positiven Zahlungsbilanzeffekt einer FDI schmälern: Die Mittel für den Kauf kommen zuallererst dem vorherigen Eigentümer des Unternehmens zugute, der diese zweifellos im selben Land für andere produktive Investitionen ausgeben, sie jedoch genauso gut auf ausländische Bankkonten transferieren kann. Die Gewinne, die ausländische Investoren mit ihren Investitionen erzielen, werden von diesen wahrscheinlich zu einem Großteil repatriiert. Die Produktion von ausländischen UN ist zudem tendenziell außenorientierter, was bedeutet, daß mehr Inputs von ausländischen Zulieferern oder ausländischen Filialen des gleichen Unternehmens einfließen und so das Importvolumen erhöhen. Verdrängung von inländischen Investoren Je nach Art der Investition kann diese in der Folge weitere Investoren anziehen, oder aber auch andere, ev. lokale, Investoren oder Produzenten verdrängen, wie das z. B. beim Abbau von natürlichen Ressourcen oder bei der Lebensmittelherstellung der Fall sein kann. Die erwähnte höhere Importneigung von Produktionsinputs bei ausländischen UN im Vergleich zu lokalen Produzenten schwächt die Nachfrage für inländische Zulieferer. Know-how Transfer Das Argument, das durch FDI ein Know-how Transfer in das jeweilige Land stattfindet, muß nicht unbedingt zutreffen. Die meisten Aktivitäten der Forschung und Entwicklung werden von TNCs im Mutterunternehmen durchgeführt. Der Erwerb von neuen Fähigkeiten und Kenntnissen im Zielland der Investition ist oft nur minimal, wie z. B. in den sog. Assemblerindustrien, wo die gelieferten Fertigteile nur noch zusammengesetzt werden müssen. Der Wettkampf um Standorte Seit 1990 hat sich die Ideologie des freien Marktes in weiten Teilen der Welt verstärkt durchgesetzt. Staaten werden immer mehr zu untereinander konkurrierenden „Standorten“, die sich bemühen, private Investoren anzulocken. In diesem Zusammenhang haben seitdem weitreichende Liberalisierungen in den Investitionsregimen der Hauptempfängerländer stattgefunden. Von den 599 Änderungen, die zwischen 1991 und 1996 durchgeführt wurden, handelte es sich bei 95 % um Deregulierungsmaßnahmen. 1988 stufte die International Finance Corporation (IFC) nur drei Börsen von emerging markets als „frei“ für Auslandsinvestitionen ein, 1995 waren dies bereits 26 (UNCTAD 1997b). Die Liberalisierungen beinhalten u.a. die Möglichkeit von der Übernahme der Mehrheit an Unternehmen, ungehindertes Rückfließen von Gewinnen bzw. Kapital. Weiters werden die Bedingungen für Kapitalanlagen laufend verbessert, wie z. B. durch die Garantie von mehrjähriger Steuerfreiheit, Senkung der Umweltauflagen, (indirekte) Subventionen, Eigentumsgarantien etc. [1] China, Singapur, Brasilien, Indonesien, Mexiko, Malaysien, Argentinien, Chile, Indien, Thailand [2] Ein großer Teil der FDI in China kommen aus Hongkong, überwiegend von Filialen ausländischer TNCs. Da Hongkong seit 1.1.1997 zu China gehört, werden sich die Daten ab 1997 verändern. [3] Mexiko mußte als Ergebnis des erfolgten „Bail outs“ 1995 nicht weniger als 24 % des Budgets allein für Zinszahlungen verwenden. (El Pais, 2.8.1998, S. 6) Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

Beispiele für negative Auswirkungen Schaffung von Inseln, die nichts mit der restlichen Wirtschaft zu tun haben – d. h. auch kein Technologietransfer Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Verdrängung von lokalen Unternehmen Aushöhlung der Steuerbasis durch Subventionen oder Steuererleichterungen bzw. Gewinnverschiebungen in Niedrigsteuerländer Belastung der Leistungsbilanz durch Import von Vorleistungen sowie Gewinnrückführungen, Ökologische Belastungen durch Zerstörung natürlicher Lebensräume und wertvoller Ökosysteme durch Rohstoffabbau, Transport, Schadstoffemissionen etc., Prozyklische Wirkung durch schnellen Abzug der Unternehmen bei Wirtschaftskrisen Private Monopolbildungen bei Privatisierung von öffentlicher Infrastruktur Hohes Risiko bzgl. Entschädigungszahlungen bei politischen Entscheidungen. Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007

FAZIT Ob die Auswirkungen von Direktinvestitionen vorwiegend positiv oder negativ sind, hängt zu einem großen Teil von den Rahmenbedingungen - der politischen Gestaltung und der Regulierung der Investitionsflüsse ab. Karin Küblböck Vorlesung Entwicklungsökonomie 9. Einheit: Ausländische Direktinvestitionen Daten + Graphiken aus UNCTAD - World Investment Report 2006 + 2007