Grundkurs Deutsche Geschichte Dr. Matthias Langensteiner

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 Präsentation transkript:

Grundkurs Deutsche Geschichte 1495-1648 Dr. Matthias Langensteiner Elfte Sitzung am 07.01.2009: Die Krise des Reichs und der Weg in den Krieg

Gliederung: Das Grundproblem: Die Streitpunkte des Augsburger Religionsfriedens Die Zunahme der konfessionellen Konflikte und die Ausschaltung der Reichsorgane Die Entstehung der militärischen Blöcke Die europäischen Konflikt- und Interessenslinien

1. Das Grundproblem: Die Streitpunkte des Augsburger Religionsfriedens Fünf grundlegende Streitpunkte: Geistlicher Vorbehalt Declaratio Ferdinandea „ius reformandi“ der Reichsstädte Säkularisation landsässiger Klöster Ausschluss der Calvinisten vom Frieden

1. Das Grundproblem: Die Streitpunkte des Augsburger Religionsfriedens Nach 1555 zunächst pragmatische Lösungen: weitgehende Missachtung von Declaratio, Ausschluss der Calvinisten und Säkularisationsverbot aufgrund faktischer Machtverhältnisse Beim Geistlichen Vorbehalt ebenfalls zunächst praktikable Vorgehensweise, Süd- und Nordwesten des Reichs wird jedoch zunehmend zu umstrittenem Gebiet

2. Die Zunahme der konfessionellen Konflikte und die Ausschaltung der Reichsorgane Magdeburger Sessionsstreit 1588  Lahmlegung des Reichskammergerichts Kölner Krieg (1583-85) Straßburger Kapitelstreit (1583-1604) „Vierklösterstreit“ 1598-1601  Endgültige Lähmung der ständischen Reichsjustiz! Streit um die Reichsstadt Donauwörth 1607, Eingliederung ins Herzogtum Bayern  1608 Sprengung des Regensburger Reichstags, kein Reichsabschied kommt zustande

2. Die Zunahme der konfessionellen Konflikte und die Ausschaltung der Reichsorgane Kaiser Rudolf II. nicht zur Beilegung der Polarisierung imstande wegen Problematischer Persönlichkeit Eigener Parteilichkeit, vor allem an Urteilen des Reichshofrats erkennbar Bindung im „Habsburger Bruderzwist“ mit Erzherzog Matthias  Reichsorgane nicht mehr funktionsfähig, Ausschaltung des Reichs als Friedens- und Rechtssystem!

3. Die Entstehung der militärischen Blöcke Nach Sprengung des Reichstags Entstehung konfessioneller Militärbündnisse 1608 Gründung der protestantischen „Union“ unter Führung der Kurpfalz 1609 Gründung der katholischen „Liga“ unter Führung Bayerns Belastung der Union durch dauerhaften Geldmangel und Uneinigkeit der deutschen Protestanten Dagegen effektivere Organisation und solide Finanzen bei der Liga, Belastung jedoch durch politische Rivalitäten zwischen Wittelsbach und Habsburg  Insgesamt deutlich wichtigere Rolle der Liga, Union scheitert im Böhmischen Aufstand kläglich!

4. Die europäischen Konflikt- und Interessenslinien Krisenherd Jülich-Kleve: mehrere Prätendenten für den absehbaren Erbfall, dazu wegen geostrategischer Lage Interesse Spaniens, Frankreichs, der Niederlande und des Kaisers

4. Die europäischen Konflikt- und Interessenslinien Spanien: machtpolitische Offensive zu Beginn des 17. Jahrhunderts, 1609 Waffenstillstand mit Niederlanden, Konzentration auf Nord- und Südosten Europas Polen: 1587 Regierungsantritts Sigismunds III. aus dem schwedischen Königshaus der Wasa  Einleitung der Gegenreformation, 1592 Allianz mit Österreich, Entstehung eines spanisch-österreichisch-polnischen Blocks Österreich: Bemühen um Stärkung des Kaisertums und Ausgleich zwischen den beiden Linien  1617 Onatevertrag zwischen den beiden habsburgischen Linien!

4. Die europäischen Konflikt- und Interessenslinien Holland: Ausbau von Handel und Schifffahrt, systematisches Eindringen in Überseehandel, Überflügelung Spaniens England: Ausgleichspolitik unter Jakob I., 1613 Hochzeit zwischen Elisabeth Stuart und Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz Schweden: 1592 Regierungsantritt Sigismunds von Polen, 1598 Absetzung, Karl von Södermanland wird neuer König (Karl IX.)  Entstehung eines starken dynastischen und konfessionellen Gegensatzes zwischen Polen und Schweden! Dänemark: 1588 Thronbesteigung Christians IV., entschieden protestantischer Kurs, Anteilnahme an internationaler Politik

4. Die europäischen Konflikt- und Interessenslinien Frankreich: 1589 Heinrich IV. (von Navarra) wird König, 1598 Toleranzedikt von Nantes und innere Konsolidierung Frankreichs  Rückkehr auf die europäische Bühne, Außenpolitik nicht konfessionell, sondern am Eigeninteresse ausgerichtet, starker Gegensatz zu Spanien 1609 Eintreten des Erbfalls in Jülich; Frankreich plant Intervention zugunsten protestantischer Prätendenten  Gefahr eines großen europäischen Kriegs, jedoch verhindert durch Ermordung Heinrichs IV. 1610! In Folgezeit Regionalisierung des Erbfolgestreits, 1614 provisorische Teilung des Landes im Vertrag von Xanten  Dennoch Zeichen für Existenz massiver Spannungen!