Thermische Schädigung durch Kälte

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 Präsentation transkript:

Thermische Schädigung durch Kälte © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Überblick Hypothermie Erfrierungen © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Hypothermie Allgemeine Informationen Ursachen © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Hypothermie Entsteht wenn die Wärmeabgabe des Körpers über einen längeren Zeitraum größer ist als die Wärmeproduktion. Von einer Hypothermie spricht man, wenn die Körperkerntemperatur auf unter 36° C sinkt. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Ursachen Längeres Eintauchen / Sturz in kaltes Wasser ungeschütztes Ausgesetzt sein gegenüber einer kalten Umgebungstemperatur Aufenthalt in kalter Umgebung nach Alkohol- Drogen oder Schlafmittelabusus Bewegungsarmes Verhalten bei Verletzungen im Freien ( Straße, Ski) © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Wärmeregulation Die Regulation der Körpertemperatur erfolgt über Steuerzentren im Bereich des Hypothalamus und dem verlängerten Mark im ZNS. Durch die Regulation des vegetativen Systems werden Gefäße weit bzw. eng gestellt. Wärmebildung erfolgt durch gesteigerte Stoffwechselumsätze z.B. in der Leber und der Muskulatur. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Wärmeregulation Es kommt vermehrt zur Verbrennung von Zucker und Fetten, dabei werden die Glycogenreserven verbraucht. Die Regulation durch Zentralisation ist maßgeblich für verminderte Durchblutung in der Peripherie verantwortlich. Daraus resultiert der Temperaturunterschied von 8 Grad Celsius. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Achtung! Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder und alte Menschen sind wegen ihrer ungenügenden Temperaturregulations-mechanismen besonders gefährdet gegenüber Kälteexposition. © Harald Gigga für Emergencycare

Gefahren der Hypothermie Kreislaufstillstand infolge Absinkens der Körperkerntemperatur unter 30°C insuffiziente (ungenügende) Spontanatmung bis Apnoe © Harald Gigga für Emergencycare

Gefahren der Hypothermie Bei starken Unterkühlungen mit Körpertemperaturen unter 32° C treten im Allgemeinen Herzrhythmusstörungen in Form von Kammerflimmern auf. Dieses ist in der Regel auch durch externe Defibrillation nicht konvertierbar. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare

Stadien der Hypothermie In der Literatur werden 3 bzw. 4 Stadien der Unterkühlung beschrieben. © Harald Gigga für Emergencycare

Stadien der Hypothermie Stadium I: Abwehrstadium (Erregungsstadium) Körpertemperatur ca. 36° bis 33°C Stadium II: Erschöpfungsstadium: Körperkerntemperatur 33° bis 30° C. Stadium III: Lähmungsstadium 30° bis 27° C Stadium IV: Scheintod (vita reducta) unter 27° C: © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Abwehrstadium Versuch, die Körperkerntemperatur konstant zu halten durch Zentralisation - Vasokonstriktion der Peripherie und Muskeln (sog. Shivering - Kältezittern) - Herzschlag steigt, Atmung schnell und tief, Stoffwechselsteigerung - kalte Schale - warmer Kern! © Harald Gigga für Emergencycare

Abwehrstadium: Maßnahmen Vor weiterer Auskühlung schützen Nasse Kleidung entfernen Trockene warme Decken Langsam aufwärmen, auch durch aktive Bewegung Warme gezuckerte Getränke Überwachung der Vitalfunktionen © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Niemals! Alkoholische Getränke sind strengstens verboten, da Alkohol die Blutgefäße zusätzlich erweitert und die Unterkühlung beschleunigt. © Harald Gigga für Emergencycare

HYPOTHERMIE Erschöpfungsstadium Der Körper wehrt sich jetzt nicht mehr gegen die Unterkühlung. Es kommt zu einer Verminderung der Atemfrequenz und - tiefe, sowie von Herzfrequenz und Blutdruck. Die periphere Vasokonstriktion nimmt weiter zu, aber das Herz schlägt in einer kältetypischen Sinusbradycardie . Das Kältezittern ist eingestellt, es tritt eine zunehmende Muskelstarre ein. © Harald Gigga für Emergencycare

HYPOTHERMIE Erschöpfungsstadium Das Schmerzempfinden lässt nach und der Betroffene wird zunehmend müde. Die Atmung ist als erstes vitales Organsystem gefährdet. Es kommt zur Desorientierung und Apathie. In diesem Stadium beobachtet man gelegentlich ein paradoxes Entkleiden, was die Abkühlung zusätzlich beschleunigt. © Harald Gigga für Emergencycare

HYPOTHERMIE Lähmungsstadium In diesem Stadium nimmt die Atem- und Kreislaufdepression zu, Die Muskeln werden starr (später schlaff). Die Viskosität des Blutes nimmt deutlich zu, wodurch der periphere Wiederstand zusätzlich erhöht wird. Der arterielle Blutdruck ist nur leicht gesenkt. © Harald Gigga für Emergencycare

HYPOTHERMIE Lähmungsstadium Die Atmung ist jetzt durch die kältebedingte Complianceabnahme des Thorax zusätzlich erschwert. Typisch ist eine Bradypnoe mit apnoeischen Pausen. Es kommt zur Bewusstlosigkeit, die Reflexe gehen verloren. In dieser Phase reagieren die weitgestellten Pupillen häufig nicht mehr auf Licht, obwohl noch eine zerebrale Perfusion vorhanden ist. © Harald Gigga für Emergencycare

HYPOTHERMIE Lähmungsstadium Da die aktive Gegenregulation jetzt ausgeschaltet ist, vermindert sich der Energieumsatz des Organismus bei einer Temperaturerniedrigung von 10° C etwa auf die Hälfte. © Harald Gigga für Emergencycare

HYPOTHERMIE Scheintod Bei Temperaturen unter 27° C kommt es entweder zu einer weiteren Dämpfung der erhaltenen Vitalfunktionen oder es droht der Herz – Kreislauf – Stillstand durch Atemstillstand, Kammerflimmern oder Asystolie. Solange jedoch die Vitalfunktionen erhalten bleiben, wirkt sich die kältebedingte Drosselung so stark aus, dass durchaus von einem Scheintod gesprochen wird, der durch fahles Aussehen, Bewusstlosigkeit, periphere Pulslosigkeit, Atemstillstand und Reflexlosigkeit das Bild des klinischen Todes vortäuscht. © Harald Gigga für Emergencycare

HYPOTHERMIE Scheintod In der präklinischen Notfallmedizin sollte der klinische Tod nicht ohne eine EKG-Ableitung und der biologische Tod keinesfalls vor einem erfolglosen Wiedererwärmungsversuch in der Klinik diagnostiziert werden. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Maßnahmen In den Stadien II und III dürfen Sie keine Aufwärmversuche mehr unternehmen. Ebenso ist aktive und passive Bewegung ( Entfernung der Kleidung) des Betroffenen verboten. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Maßnahmen Bei unsachgemäßer Erwärmung oder aktiver / passiver Bewegung würde die Temperatur des Patienten noch weiter absinken. Dies wird als Bergungstod oder afterdrop- Effekt bezeichnet. Hierbei wird kaltes Schalenblut und saure Stoffwechselmetabolite aus der minderdurchblutenten Peripherie mit dem wärmeren Blut des Körperstamms vermischt, dadurch erfolgt ein dramatisch schnelles Absinken der Körperkerntemperatur mit evtl. Kreislaufstillstand. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Cave Eine nicht erkannte Hypothermie mit unsachgemäßer Erwärmung führt fast immer zum Tod! © Harald Gigga für Emergencycare

Abwehrstadium: Maßnahmen Vor weiterer Auskühlung schützen Nasse Kleidung entfernen Trockene warme Decken Horizontale Lagerung des Patienten Überwachung der Vitalfunktionen Notruf © Harald Gigga für Emergencycare

Bei der Wiederbelebung gilt: THE HYPOTHERMIC PATIENT ISN’T DEAD UNTIL HE IS WARM AND DEAD. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Erfrierungen Ein kurzer Überblick © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Definition Lokale, kältebedingte Schädigungen einzelner Gewebebezirke und - abschnitte, vornehmlich der Extremitäten. Besonders betroffen sind die sog. Akren (Körperspitzen: kleine und mittlere Endgefäße an Fingern, Zehen, Nase, Ohren und Wangen). Erfrierungen können bereits bei Lufttemperaturen von < 6°C entstehen. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Häufigste Ursache © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Verlauf und Bedeutung Wie bei den Verbrennungen unterscheidet man auch hier drei Schweregrade der Kälteschädigung. © Harald Gigga für Emergencycare

1. Grad - Erfrierungsrötung: Das betroffene Gebiet ist weiß, kalt, hart, gefühllos (zuvor rot!) - nach Wiedererwärmung: Rötung (vermehrte Durchblutung), leichte Schmerzen, Juckreiz © Harald Gigga für Emergencycare

2. Grad - Erfrierungsblasen: Es entstehen Blasen nach Stunden, die ohne Narbenbildung abheilen können. © Harald Gigga für Emergencycare

3. Grad - Gewebstod auch tieferer Schichten: trockene und schwarze, abgestorbene Gewebsareale (Nekrosen) oder blaurote Blutblasen. Bei Erfrierungen entstehen generell in den ersten 24 Stunden nur Schäden 1. Grades. Schäden 2. und 3. Grades treten erst nach Tagen oder Wochen in Erscheinung. © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Maßnahmen Heiße, gezuckerte Getränke zur Erwärmung des Körperkerns ggf. Erwärmen der gefrorenen Extremität (Eintauchen in ein Wasserbad, bei ca. 10°C, im Laufe der nächsten Stunde auf 40°C erhöhen. Schnellstmögliche Erwärmung, das Tempo orientiert sich an der Schmerzgrenze.) steriler, lockerer Verband, wobei eine erneute Kälteeinwirkung ausgeschlossen sein muss aktive und passive Bewegung © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Cave! Kein Einreiben mit Schnee oder Salben Abwägen ob evtl. eine zusätzliche Unterkühlung vorliegt. Die Unterkühlung ist vorrangig! © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Zusammenfassung Hypothermie Erfrierung © Harald Gigga für Emergencycare

© Harald Gigga für Emergencycare Schönen Tag noch…… © Harald Gigga für Emergencycare