Voraussetzung für unseren Diskurs

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Sprache und Sprachwissenschaft Doç. Dr. Ender Ateşman.
 Präsentation transkript:

Voraussetzung für unseren Diskurs Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Voraussetzung für unseren Diskurs SPRACHE Sprach- vermögen Gebrauchs- sprache © Juli 2002, Brigitte Jörg

Methodische und philosophische Voraussetzungen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Methodische und philosophische Voraussetzungen „Pragmatischer Begründungsansatz“ „Sprechen ist Handeln“ Sprechen als Rede (parole) ausgeführt ist beliebig oft wiederholbar, weil man die Sprache (langue) beherrscht. „langue“ „parole“ (F. de Saussure) © Juli 2002, Brigitte Jörg

„universaler und notwendiger Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Methodische und philosophische Voraussetzungen Aufgabe: Universelle Bedingungen möglicher Verständigung identifizieren und nachkonstruieren. Rede als System „universaler und notwendiger Geltungsansprüche“ (J. Habermas) „Theorie des kommunikativen Handelns“ © Juli 2002, Brigitte Jörg

Methodische und philosophische Voraussetzungen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Methodische und philosophische Voraussetzungen „Theorie des kommunikativen Handelns“ (J. Habermas) Wenn der Hörer einen vom Sprecher erhobenen Geltungsanspruch akzeptiert, erkennt er die Gültigkeit der geäußerten symbolischen Gebilde an. Er erkennt an, dass ein Satz grammatisch (Verständlichkeit) eine Aussage wahr (Wahrheit) ein intentionaler Ausdruck wahrhaftig (Wahrhaftigkeit) eine Äußerung korrekt (Richtigkeit) ist. Konsens (Hörer/Sprecher) durch Anerkennung der Geltungsansprüche: sich verständlich auszudrücken etwas zu verstehen geben sich dabei verständlich zu machen sich miteinander zu verständigen © Juli 2002, Brigitte Jörg

= = Methodische und philosophische Voraussetzungen Universalpragmatik Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Methodische und philosophische Voraussetzungen Universalpragmatik sensorische Erfahrung = Beobachtung kommunikative Erfahrung = Verstehen (J. Habermas) = = Chomsky „Hermeneutischer Zirkel“ © Juli 2002, Brigitte Jörg

empirisch-analytisch Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Linguistik deskriptiv = empirisch-analytisch rekonstruktiv = explikativ Know How Know That Universalpragmatik Automatische Sprachverarbeitung Beobachten Verstehen © Juli 2002, Brigitte Jörg

Linguistische Voraussetzungen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen „Zeichentheorie von Charles Morris“ Semiotik Syntax Semantik Pragmatik Lehre von Ordnung, vom Inhalt und vom Gebrauch der Sprache. © Juli 2002, Brigitte Jörg

Linguistische Voraussetzungen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Zum Grammatikbegriff: „Die Grammatik hat nämlich die Kategorien, die eigentümlichen Erzeugnisse und Bestimmungen des Verstandes zu ihrem Inhalte, in ihr fängt also der Verstand selbst an, gelernt zu werden. (Ihre) Abstraktionen aber sind das ganz Einfache. Sie sind gleichsam die einzelnen Buchstaben, ..., mit denen wir anfangen, um es zu buchstabieren, und dann lesen zu lernen.“ G.W.F. Hegel, Gymnasialrede 1809 © Juli 2002, Brigitte Jörg

Konzept der allgemeinen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Zum Grammatikbegriff: „Allgemeine Grammatik“ Historische Sprachwissenschaft Schule von Port-Royal F. de Saussure F. Bacon G. Frege Chomsky 16.. 1660 17.. 18.. 19.. Begriff: philosophische (rationale) vs. literarische Grammatik Grammatik: Port-Royal Grammatik ? Konzept der allgemeinen Grammatik Moderne Logik Moderne Sprach-wissenschaft Universal- grammatik © Juli 2002, Brigitte Jörg

= Linguistische Voraussetzungen Sprachfähigkeit Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Zum Grammatikbegriff: Chomskysche Sprachtheorie Sprachfähigkeit Competence (unbewußt) Performance Generative Transformationsgrammatik Wortschatz = produktiv / generativ Tiefen- Struktur Oberflächen- Struktur Basis Regeln „Unter einer generativen Grammatik verstehe ich einfach ein Regelsystem, das auf explizite und wohldefinierte Weise Sätzen Struktur-Beschreibungen zuordnet.“ (Chomsky) © Juli 2002, Brigitte Jörg

Linguistische Voraussetzungen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Zum Grammatikbegriff: Konstituenz, Dependenz, Valenz Konstituenz: Teil-Ganzes Relationen beschreiben Zusammensetzung Wörter und Wortfolgen (= Konstituenten) System von Kategorien, ausschließlich auf der Form immer wiederkehrender Muster Dependenz: Vorkommensrelation durch Abhängigkeits-Verhältnis Instanzen heißen Dependenzgrammatiken Durch die Abhängigkeitsrelation festgelegtes hierarchisch geordnetes Ganzes (Form + Inhalt) Valenz: Zuordnung funktionaler Rollen mittels lexikalischer Information Mit den Mitteln der Strukturanalyse nicht mehr zu leisten Über die Grammatik hinausgehend semantisch/pragmatisches Wissen sowie zusätzliche Verarbeitungsmechanismen © Juli 2002, Brigitte Jörg

Linguistische Voraussetzungen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Zum Grammatikbegriff: Funktionale und Systemische Grammatik  Grosse Nähe zum pragmatischen Begründungsansatz  Halliday: „Trennung von Form und Funktion unmöglich“  Prager Linguistenkreis: Sprache als eine System von Ausdrucksmitteln, das immer im Hinblick auf ein - nicht notwendigerweise nur kommunikatives - Ziel funktioniert.  Funktionale Betrachtungsweise stellt Handlungsaspekt der Sprache ins Zentrum.  Synchronie und Diachronie nicht mehr gegensätzlich  Neue Komparative Verfahrensmöglichkeiten  „Funktionale Satzperspektive“: Organisation und Hierarchie der semantischen Einheiten entsprechend ihrem Mitteilungswert.  Äußerung unter Berücksichtigung von Thema und Rhema (Topic und Comment).  KRITIK an Chomsky: Vernachlässigung des dynamischen Charakters der Sprache (Sprache als offenes System). © Juli 2002, Brigitte Jörg

Linguistische Voraussetzungen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Die Theorie der Sprechakte und die Performanzwende „Der Kern der sprachlichen Mitteilung ist nicht die Übermittlung einer Information, sondern die Verständigung innerhalb gemeinsamen Handelns.“ (Wittgenstein) Sprachhandlung (Austin) In Sprechakten verschmelzen verschiedene Typen von Handlungen zu einer Einheit: Lokutionäre Akte (Äußern von Worten, ...) Propositionale Akte (Bezugnahme auf ...) Illokutionäre Akte (Intention: Behaupten, ...) Perlokutionäre Akte (Konsequenz IA beim Hörer) linguistische Kompetenz konstitutive Äußerungen kommunikative Kompetenz performative Äußerungen „Sprechakttheorie als Teil einer allgemeinen Handlungstheorie“ © Juli 2002, Brigitte Jörg

(Mensch-Maschine-Kommunikation) Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Zur Orientierung der automatischen Sprachverarbeitung Frage: Leistet die automatische Sprachverarbeitung einen Beitrag zur Erforschung der Sprache ? Linguistik Sprachverarbeitung Funktion Struktur Informations- verarbeitung Prozess- Abbildung Grammatiken Lexika Erklärungsmodelle Anwendungssysteme (Mensch-Maschine-Kommunikation) © Juli 2002, Brigitte Jörg

Linguistische Voraussetzungen Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Linguistische Voraussetzungen Zur Orientierung der automatischen Sprachverarbeitung „What does it mean to Understand Language.“ (Winograd) Erkenntnisinteressen: linguistische Strukturbildung (z.B. generative Transformationsgrammatik) Korrespondenz zwischen linguistischen Strukturen und der Welt bzw. den Weltzuständen (s.B. formale Semantik und Pragmatik) kognitive Prozesse menschliches Handeln und Interaktion (pragmatisch-funktionaler-Ansatz) © Juli 2002, Brigitte Jörg

KI und die Simulation kognitiver Prozesse Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen KI und die Simulation kognitiver Prozesse Was ist künstliche Intelligenz ? „Die „künstliche Intelligenz“ als Teildisziplin der Informatik befaßt sich sowohl mit der ingenieurwissenschaftlichen Aufgabe der Konstruktion sprachverarbeitender Systeme als auch mit der Modellierung kognitiver Prozesse.“ (G. Görz) © Juli 2002, Brigitte Jörg

Ziel: „Implementierung von Wissen + Wissensverarbeitung“ Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen KI und die Simulation kognitiver Prozesse Zur Architektur wissensbasierter Systeme Ziel: „Implementierung von Wissen + Wissensverarbeitung“ Abstraktion Um über Wissen sprechen zu können brauchen wir neue sprachliche Mittel: Beispiel: Informations- verarbeitung ? Repräsentations- Systeme Wissensebene Daten Verarbeitung Dokument (Newell) © Juli 2002, Brigitte Jörg

KI und die Simulation kognitiver Prozesse Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen KI und die Simulation kognitiver Prozesse Zur Architektur wissensbasierter Systeme Repräsentationssystem zur Darstellung wissensbasierter Systeme Erwerb Zugriff Schlußfolgern Wissensebene erfordert: Adequatheit des Ausdrucks Effizienz der Notation Wissen über Objekte Wissen über Ereignisse und Handlungen Wissen über Performanz Meta-Information © Juli 2002, Brigitte Jörg

KI und die Simulation kognitiver Prozesse Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen KI und die Simulation kognitiver Prozesse Zur Architektur wissensbasierter Systeme Strategie Inferenzmechanismus (Regelinterpreter) WISSENSBASIS Repräsenta- tionsschema Einzelfakten zur Problembeschreibung Arbeitsdaten (Hypothesen, Konsequenzen) Fachspezifisches Expertenwissen (Regelwerk) Grundstruktur für den Kern wissensbasierter Systeme (nach Lehmann 1983) © Juli 2002, Brigitte Jörg

KI und die Simulation kognitiver Prozesse Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen KI und die Simulation kognitiver Prozesse Zur Architektur wissensbasierter Systeme Komponenten für automatischen Wissenserwerb Regel- editor Experten- dialog Wissenseingabe in natürlichen Sprachen Lernfähigkeit (z.B. induktive Regelerzeugung) Expertensystem-Kern (Problemlöser) Massendaten Endbenutzer- schnittstelle Ergebnis- darstellung Dialog- komponente Erklärungs- Komponente Unterweisungs- komponente Schematischer Aufbau wissensbasierter Systeme (nach Lehmann 1983) © Juli 2002, Brigitte Jörg

Quelle: Görz, Günther: Strukturanalyse natürlicher Sprache - Strukturanalyse natürlicher Sprache in wissensbasierten Systemen Quelle: Görz, Günther: Strukturanalyse natürlicher Sprache - Bonn; Reading, (Mass.) et al.: Addison-Wesley Publ. Comp. 1988. © Juli 2002, Brigitte Jörg