Lokalanästhesie Verhinderung der Schmerzempfindung ohne Ausschaltung des Bewusstseins Reversible Blockade der Fortleitung des Aktionspotentials über Nervenfasern.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Der pH-Wert einer wässriger Lösung gibt an, wie stark sauer oder basisch (alkalisch) die Lösung ist.
Advertisements

Zentralklärwerk Prag Überschußschlammdesintegration (Abschlussbericht)
Struktur und Eigenschaften der Materialien Vorlesung Teil 2: Zweistofflegierungen Prof. Dr.-Ing. Dorothee Schroeder-Obst.
Narkose im Rettungsdienst
PC II für Biochemiker Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Prof. Dr. J. Enderlein,
Vorlesung Verfahrenstechnik 7. Umweltverfahrenstechnik
- Chemisch-physikalische Komponenten -
Ballastwassermanagement: Innovationen sind gefragt
6. Spermakonservierung Vorlesung 7.Semester, WS 2007/08
Therapeutisches Vorgehen bei Stuten mit Retentio secundinarum -1-
Störungen des Geschlechtstriebes
Versuch 3.9: Bestimmung des biologischen Sauerstoffbedarfs
Chemie Chemische Bindungen.
Mechanik, Wärmelehre, Elektrizitätslehre, physikalische Größen
Mikroemulsionen.
Chronische Schmerzen Prof. Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers
Katecholamintherapie
_____ __ ___ _______ Prof. K. Lösche BILB Bremerhaven.
Molekularbiologische Arbeitstechniken
Protein- bestimmung.
Auszug: Dr. Justus Arnemann’s praktische Arzneimittellehre, 6. Auflage 1819.
Pharmakokinetik II M. Kresken.
Hartes – Brennendes Wasser
Sanitätsausbildung A 6. Doppelstunde.
Tonwertzunahme im Offset
Herzstillstand und Arrhythmie
Unterkühlung und Erfrierungen
Gefahren im Feuerwehreinsatz
Eingesehen Kunde/Kundin verlangt… E Z A V KN i ~ H Eigenschaften Zussetzung Anwendung Verkaufsargum. Kontraindikationen Nebenwirkungen Interaktionen (Beispiele)
Inhaltsstoffe der Milch
Allgemeines Inhalationsnarkotika Injektionsnarkotika
CO2 Angiographie: Möglichkeiten und Limitationen
Eingesehen Kunde/Kundin verlangt… E Z A V KN i ~ H Eigenschaften Zussetzung Anwendung Verkaufsargum. Kontraindikationen Nebenwirkungen Interaktionen (Beispiele)
Proteine, die viel können
Übungsbeispiele 3.
KL = 25 Q = 3∙3= 9 < KL kein Gleichgewicht ungesättigte Lösung
Wöhler schrieb an seinen Lehrer Berzelius:
Die Schwefelsäure GFS Von Marco Kleiner.
Hier die Frage formulieren ...
Anwendungen von Säure/Base-Reaktionen
Risikofaktoren für Mangelernährung feststellen
Die Grundlagen der Energie-Resonanz-Supplementierung (ERS)
Säulen der komplementären Onkologie
Die Verdauungsorgane des Menschen
Insektengiftallergie
Verteilung der Ionenkanäle am Ranvier‘schen Schnürring (grün = Na+-Kanal blau = K+-Kanal)
Charakterisierung von Lyophilisaten
Enzyme Die Essenze des Lebens.
BGA Dr.Elisabeth Eisendle LKH Klagenfurt Abteilung für Anästhesie und Intensivmediziin.
Allergische Reaktionen
Salpetersäure.
Aufgabe 1 Für alle Berechnungen werden biochemische Standardbedingungen angenommen. Sie haben eine 0.1 M Glucose-6-P Lösung. Zu dieser Lösung geben Sie.
Antigene Natürliche Antigene
Zur Stabilität der Sonne
Postenmedikamente.
Analgetika Eine Präsentation von
Chemisches Gleichgewicht in heterogenen Systemen Referat von Marthe Marschall Datum: Goethe-Universität Frankfurt am Main Seminar Allgemeine.
Hypothesen zur Wirkungsweise Techniken zur Manipulation
Endodontische Behandlungen begleiten
Medikamente im Rahmen der Notkompetenz
Löslichkeit Definition:
Alkoholvergiftungen Methylalkohol und Ethylalkohole.
Wärmelehre Lösungen.
Endodontische Behandlungen begleiten
Die Bausteine der Proteine
3 Das chemische Gleichgewicht 3
Herzlich willkommen..
Unsere Erfahrung Sauerstoff-Ozon-Lipofilling Madeyski und Koll..
Lokalanästhetika Geschichte Cocain:
Anorganisch-chemisches Praktikum
 Präsentation transkript:

Lokalanästhesie Verhinderung der Schmerzempfindung ohne Ausschaltung des Bewusstseins Reversible Blockade der Fortleitung des Aktionspotentials über Nervenfasern

Lokalanästhesie Anforderungen wasserlöslich sterilisierbar gewebsfreundlich rasch und lange genug wirkend reversibel keine systemischen Effekte

Lokalanästhesie Reihenfolge der Wirkung Ausfall der Empfindung von 1) Schmerz 2) Temperatur 3) Berührung 4) Druck

Physikalisch-chemische Eigenschaften von Lokalanästhetika Typ pKa Lipidlös- Protein- lichkeita bindung Procain Ester 8,9 100 6 Tetracain Ester 8,4 5822 76 Lidocain Amid 7,8 366 64 Prilocain Amid 8,0 129 55 Bupivacain Amid 8,1 3420 96 Etidocain Amid 7,9 7320 94 a Oktanol/Puffer-Verteilungskoeffizient Tertiäre Stickstoffverbindungen (N) Procain Lidocain

pH-Werts auf die Wirkung Einfluss des pH-Werts auf die Wirkung pH = 9,2 mit L.A. pH = 7,2 ohne L.A. pH = 9,2 mit L.A. 50 100 Amplitude des Aktionspotentials (% des Ausgangswerts) Reizung Registrierung 40 80 120 160 Zeit (min) Nervenbündel Badflüssigkeit mit pH 9,2 oder 7,2

Blockade des Natriumkanals durch das Lokalanästhetikum (B) Außenseite der Nervenmembran B  B+ spannungsabhängiger Natriumkanal B Zustand bei geschlossenem Kanal B  B+ Innenseite (Axoplasma) Wirkungsprinzip (?): Erhöhung der Ladungen im Natriumkanal

Lokalanästhesie Anwendungsformen Oberflächenanästhesie Beseitigung von Schmerz- und Juckreiz diagnostische Maßnahmen Operationen am Auge Infiltrations- und Leitungsanästhesie* Zahnextraktion chirurgische Eingriffe EMLA: eine Alternative zur Infiltration ?

EMLA: Eutektische Mischung von Lidocain und Prilocain Bei 1:1-Mischung (je 2,5% L und P) besitzt dieses Eutektikum einen Schmelzpunkt von nur 18 °C Aus der eutektischen Mischung von Lidocain und Prilocain kann eine Öl-in-Wasser-Emulsion hergestellt werden, deren Öltröpfchen ausschließlich aus den Wirkstoffen bestehen. Unter Zusatz eines Emulgators und eines Verdickungsmittels entsteht eine hochdisperse Emulsion (Tröpfchengröße nur ca. 0,2 µm), die eine große Phasen-grenzfläche besitzt. Die wässrige Phase wird mit Natriumhydroxid alkalisch gemacht

EMLA® - ein Lokalanästhetikum, das die intakte Haut durchdringt Anwendungsbeispiele: Lokale Betäubung der Haut im Zusammenhang mit Eingriffen wie z.B. Einstich einer Kanüle zur Blutentnahme und chirurgischen Eingriffen an der Hautoberfläche. Lokalanästhesie vor mechanischer Wundreinigung von Ulcus cruris (Geschwüre der Beine).

Lokalanästhesie Anwendungsformen Oberflächenanästhesie Beseitigung von Schmerz- und Juckreiz diagnostische Maßnahmen Operationen am Auge Infiltrations- und Leitungsanästhesie* Zahnextraktion chirurgische Eingriffe EMLA: eine Alternative zur Infiltration ? Tumeszenzlokalanästhesie Liposuktion, Facelift Hauttransplantation, Phlebochirurgie u.v.a.

Indikation für Liposuktion in Tumeszenzlokalanästhesie: Massive und Reithosenlipomatose Vorher Nachher Die Infiltration solch großer Gebiete kann bis zu 1,5 Stunden in Anspruch nehmen !

Lokalanästhesie Anwendungsformen Oberflächenanästhesie Beseitigung von Schmerz- und Juckreiz diagnostische Maßnahmen Operationen am Auge Infiltrations- und Leitungsanästhesie* Zahnextraktion chirurgische Eingriffe EMLA: eine Alternative zur Infiltration ? Tumeszenzlokalanästhesie Liposuktion, Facelift Hauttransplantation, Phlebochirurgie u.v.a. Spinal- und Epiduralanästhesie* Geburtshilfe gynäkologische, urologische u.a. chirurgische Eingriffe *Die Injektionslösungen haben pH-Werte von 4-6  L.A. liegen als Salze gelöst vor (der saure pH ist nötig um Adrenalin in der Lösung zu stabilisieren)

Lokalanästhesie Wirkungsdauer Die Wirkungsdauer bestimmende Faktoren: Bindung an Gewebeprotein lokale Durchblutung beim Estertyp: enzymatische Hydrolyse Einteilung in drei Gruppen: kurz wirksam (½-1 h), z.B. Procain mittellang wirksam (1-2 h), z.B. Lidocain, Mepi- vacain, Prilocain (bis 18 h bei Tumeszenzlokalanästhesie) lang wirksam (bis 7 h), z.B. Bupivacain, Etidocain

Abhängigkeit der Dauer eines Leitungsblocks von der Lipid-löslichkeit und vom vasokonstriktorischen Zusatz Tumeszenzlokalanästhesie (Haut) 12-18 h statt 1-2 h bei 1-2% 0,05% 100 200 300 400 500 Dauer der Blockade (min) 1000 0,5% Ulnarblock Kontrolle Adrenalin 1:200 000 1% Ulnarblock 1% Epidural- anästhesie 2% Epidural- anästhesie Lidocain Etidocain

} Maximal erreichbare Konzentrationen im Blut Mepivacain 500 mg interkostal kaudal Mepivacain 500 mg epidural Plexus brachialis ischiofemoral } > 7-8 µg/ml sind toxisch Lidocain 400 mg subkutan Prilocain 400 mg < 1 µg/ml bei Tumeszenz-LA... Toxisch ab 5 µg/ml (5-6 h nach Injektion von 35 mg/kg [1750 mg/50 kg]) Etidocain 300 mg µg/ml Blut 2 4 6 8

Lokalanästhesie Nebenwirkungen Durch vasokonstriktorische Zusätze Nekrosen an Fingern und Zehen RR , Tachykardie... Arrhythmie... Kammerflimmern Hirnblutungen Lokalanästhetika Zentralnervös Vorboten: Übelkeit, Erbrechen, Rededrang, Euphorie, Angst, Unruhe, Schwindel, Erregung, Orientierungsverlust Bedrohlich: Krämpfe, Koma, Atemstillstand Herz/Kreislauf chinidinartig... neg. chrono-, dromo-, bathmo- , inotrop, Vasodilatation Allergische Reaktionen... lokal/allgemein Gegenmaßnahmen Prämedikation mit Diazepam künstliche Beatmung Suxamethonium, Diazepam (Kurzzeitbarbiturat)

Metabolismus von Lidocain durch mikrosomale Enzyme in der Leber Lidocain N-Desalkylierung (Cyt. P450) 2,6-Dimethylanilin Proteinaddukte (Allergien ?) Hydrolyse (Esterasen) Gefahr der Methämoglobinämie: nicht bei Geburt und Neugeborenen verwenden ! Oxidation (Cyt. P450) 4-Hydroxy-2,6-dimethylanilin: Hauptmetabolit (ca. 75%)

Ende