Gemeindepädagogik Eine persönliche Spurensuche

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 Präsentation transkript:

Gemeindepädagogik Eine persönliche Spurensuche nach den Wurzeln des Begriffs und des "Arbeitskreises Gemeindepädagogik" von Prof. Dr. Karl Foitzik

Fünf Spuren führten mich zum Arbeitskreis Gemeindepädagogik - Die Mitarbeit in den sogenannten „dritten Fachbereichen“ - Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen in der DDR - Die Mitarbeit an den „Gemeindepädagogischen Beiträgen“ - Der Diskurs zu den „Empfehlungen zur Gemeindepädagogik“ - Das Ringen um eine Gesamtkonzeption der Gemeindepädagogik

Eine erste Spur: GP als Praxistheorie einer Berufsgruppe? Die „dritten Fachbereiche“ an Evang. Fachhochschulen 1970 erschien das Buch von Dieter Aschenbrenner und Gottfried Buttler: „Die Kirche braucht andere Mitarbeiter. Vom Universaldilettanten zum Spezialisten. Analysen, Thesen und Materialien zum Berufsbild und zur Ausbil-dung des kirchlichen Mitarbeiters im Gemeindedienst.“ Die neugegründeten (Evang.) Fachhochschulen eröff- neten die Möglichkeit, nicht nur Studiengänge für So- zialarbeit und Sozialpädagogik einzurichten, sondern auch einen Studiengang für den Gemeindedienst.

1972 wurde ich gefragt, ob ich bereit sei, den „Fachhochschulstudiengang für Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit“ an der Augustana- Hochschule in Neuendettelsau aufzubauen. Die Chance, einen neuen akademischen Beruf neben dem des Theologen und der Theologin zu entwickeln, reizte mich. Der Begriff „Gemeindepädagogik“ ist mir damals beim Studium der Pro-tokolle der 1970 gebildeten „Fachhochschulkommission der EKD“ be-gegnet. In der von Gottfried Buttler geleiteten Unterkommission taucht er wiederholt auf. 1972 legte die Vorsitzende Oberkirchenrätin Gertrud Grimme der EKD einen Kommissionsbericht vor. Darin heißt es: Es ist „inzwischen klar“, dass in den dritten Fachbereichen „Religionspädagogik - meist im Zusammenhang mit dem, was man jetzt Gemeindepädagogik nennt“ - das Übergewicht haben soll. Erst im Rahmen späterer Forschungen entdeckte ich, dass der Begriff „Gemeindepädagogik“ schon etwas älter ist.

Er taucht bereits drei Jahre früher in der „Arbeitsgruppe der EKD“ zur Reform der Höheren Fachschulen auf. Erstmals hat ihn wohl Reinhold Lindner von der Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste im August 1969 in einem Ausbildungskonzept verwendet, das er der EKD vorlegte: „Die Schaffung eines neuen Berufs, der dem des Gemeindepfarrers in der Stellung entspricht, könnte hier Abhilfe schaffen. Man könnte diesen Beruf mit ‚Gemeindepädagoge‘ bezeichnen.“ Auf meine Frage an Lindner, ob er diesen Begriff geprägt habe, antwortete er: „Ich glaube nicht, dass ich der Erfinder des Begriffs ‚Gemeindepädagoge‘ bin.“ Er verweist auf Gertrud Grimme, die in der Kommission „wortführend“ gewe-sen sei. „Vielleicht ist sie Mutter des ‚Gemeindepädagogen‘. Vaterrechte würde ich nicht unbedingt bestreiten. Solche Worte lagen damals in der Luft. Man brauchte nur auszusprechen, was viele dachten.“ (Brief vom 31.10.1989)

In Freiburg war der Begriff bereits1969 bei der Neugliederung der Höheren Fachschule offiziell aufgegriffen worden: Die „Höhere Fachschule für Gemeindedienst“ war zunächst in „Höhere Fachschule für Religionspädagogik“ und dann in „Höhere Fachschule für Religions- und Gemeindepädagogik“ umbenannt worden. Die oft wiederholte Behauptung, Enno Rosenboom sei der Vater des Begriffs, ist falsch. Doch durch die Veröffentlichung seines Vortrags über „Gemeindepädagogik“, den er im Juni 1973 vor den Bildungsreferenten der Gliedkirchen der EKD in Tutzing gehaltaen hat, ist der Begriff publik und zitierfähig geworden. In: EvErz 26 (1974), 25-40 In die universitäre Diskussion hat Gottfried Adam den Begriff 1976 mit seiner Antrittsvorlesung in Marburg eingebracht: „Gemeindepädagogik. Erwägungen zu einem Defizit Praktischer Theologie“. In: WuPKG 67 (1978), 332-344

Es lag nahe, dass der Begriff in den dritten Fachbereichen der Evang Es lag nahe, dass der Begriff in den dritten Fachbereichen der Evang. Fachhochschulen besonders nachdrücklich diskutiert wurde. Dennoch ist es damals nicht gelungen, ihn als „Firmenschild“ zu implantieren. Ich war ab 1973 Mitglied der REF, der RKF und der ATREF und leitete nach Buttler viele Jahre die Konferenz der theologisch-pädagogischen Fachbereiche in der Bundesrepublik. Unsere Bemühungen um eine einheitliche Bezeichnung der dritten Fach-bereichereiche und der Berufsbezeichnung der Absolventen blieben leider erfolglos. Die fixierten Prägungen durch die Vorgängereinrichtungen, durch die unterschiedlichen Ländergesetze (RU!), durch die Vorgaben der jewei-ligen Kirchenleitungen und engagierten Protagonisten waren nicht zu erschüttern.

Von den damals bestehenden sechs einschlägigen Fachbereichen an Evang Von den damals bestehenden sechs einschlägigen Fachbereichen an Evang. Fachhochschulen übernahm keiner „Gemeindepädagogik“ in seine Bezeichnung. Nur in der Evang. Kirche in Hessen-Nassau und in der Westfälischen Kirche wurde „Gemeindepädagogin / Gemeindepädagoge“ als Berufsbezeichnung eingeführt. Die Kirchenleitung von Hessen-Nassau hat 1974 eine „Gemeindepäd-agogen-Verordnung“ erlassen. Es erstaunt nicht, dass aus Darmstadt in der Folgezeit wichtige Impulse für die gemeindepädagogische Diskussion kamen.

Eine zweite Spur: Gemeindepädagogik als Dimension kirchlichen Handelns Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen aus den Kirchen in der DDR Als Vorsitzender der „Konferenz für theologisch-pädagogische Fach-bereiche an Evang. Fachhochschulen in der BRD“ knüpfte ich Kontakte zur „Seminarleiterkonferenz der kirchlichen Ausbildungsstätten in der DDR und nahm viele Jahre regelmäßig an den Konferenzen in der DDR teil. Peter Schicketanz kam regelmäßig zu unseren Sitzungen. Auf diese Weise konnte ich früh an den eigenständigen Überlegungen zur Gemeindepädagogik in den Kirchen in der DDR partizipieren.

Zwei Erkenntnisse sind für mich bei diesen Begegnungen be- sonders wichtig geworden: - Wird Gemeindepädagogik als Berufstheorie wirklich ernst genommen, wirkt sich das auf die Ausbildung, den Einsatz und das Verhältnis zu den übrigen kirchlichen Berufen auch strukturell aus. - Gemeindepädagogik ist dadurch mehr als eine Berufstheorie. Sie beschreibt eine Dimension kirchlichen Handelns.

Mit großem Interesse habe ich damals - die Umsetzungsversuche der Beschlüsse der Synode des Bundes der Kirchen in der DDR in Eisenach 1975 - und die konzeptionellen Entwürfe für die „Gemeindepädagogische Ausbildungsstätte“ in Potsdam (1979) verfolgt. Peter Schickedanz hat 1981 beides in unserem „Plädoyer für theologisch-päd-agogische Mitarbeiter in der Kirche“ ausführlich dokumentiert.. Nicht ohne Neid blickte ich auf die Gliedkirchen des Bundes, in denen Gemeindepädagoginnen und Ge-meindepädagogen ordiniert wurden.

Die Diskussion des Begriffs in den Kirchen der DDR verdeutlichte, dass Gemeindepädagogik mehr ist als die Praxistheorie einer Berufsgruppe. Darauf hatte Eva Heßler schon 1974 in ihrem Vortrag zum 25-jährigen Jubiläum des Theologischen Oberseminars in Naumburg verwiesen: „Gemeindepädagogik“ ist eine Dimension kirchlichen Handelns. Das Thema ihres Festvortrags: „Zeitgemäße Gedanken über das Verhältnis von Theologie und Pädagogik“. Dieser Spur konnte und musste ich folgen, als ich ab 1981 je zur Hälfte am Fachhochschulstudiengang und an der Augustana-Hoch-schule forschte und lehrte.

„Gemeindepädagogische Beiträge“ Eine dritte Spur: „Gemeindepädagogische Beiträge“ „Gemeindepädagogik“ spielte zwar als Gestaltungsmerkmal der drit-ten Fachbereiche keine besondere Rolle. Aber ein kleiner Kreis von Fachkollegen aus den dritten Fachbereichen arbeitete intensiv an der konzeptionellen Entwicklung des Begriffs weiter. Federführend waren zunächst die Kollegen Gottfried Buttler und Wolf-Eckart Failing aus Darmstadt. 1977 luden sie mich zu einem ersten Treffen eines Redaktionskreises für „Gemeindepädagogische Beiträ-ge“ ein. Zunächst sollten ausgewählte Einzelthemen gemeindepädagogisch reflektiert werden. Daraus sollte als Abschluss der Reihe ein gemein-depädagogisches Gesamtkonzept entwickelt werden.

In rascher Folge erschienen 1979

1980 1980 1981 Da der Burckhardthaus-Verlag seine Arbeit einstellen musste, konnten weitere geplante Themenbände und auch der Entwurf eines Gesamtkonzepts nicht mehr erscheinen.

Gemeindepädagogik ist mehr als ein aktualisierter Gesamtkatechumenat Eine vierte Spur: Gemeindepädagogik ist mehr als ein aktualisierter Gesamtkatechumenat Meine Auseinandersetzung mit H.-B. Kaufmann 1978 tagte in Bethel die dritte „Bildungssynode“ der EKD zum Thema „Leben und Erziehen – wozu?“ Der Begriff „Gemeindepädagogik“ taucht weder in den Referaten noch in den Beschlüssen auf – nicht einmal der Begriff „Gemeinde“. Die Kammer für Bildung und Erziehung beauftragte daraufhin einen Ausschuss unter Federführung von Hans-Bernhard Kaufmann, dem Rat „Empfehlungen zur Gemeindepädagogik“ vorzulegen.

Die Entwürfe wurden bei mehreren Konsultationen beraten, im März 1982 der Kammer vorgelegt und im Juli 1982 vom Rat der EKD „mit Zustim-mung zur Kenntnis genommen“. Als Vorsitzender der Konferenz der theologisch-pädagogischen Fachbe-reiche war ich zu einer Konsultation eingeladen.

Meine anfängliche Begeisterung über innovative Ansätze wurden bald von einer grundlegenden Skepsis überlagert. Zugespitzt: Für mich war Gemeindepädagogik etwas anderes, als eine durch Erkenntnisse der Lern- und Religionspsychologie weiter-entwickelte Katechese. Im Zentrum meiner kontroversen Gespräche mit H.B. Kaufmann stand die Frage, ob und wie Glaube „weitergegeben“ werden kann. Dient der Blick auf die verschiedenen Lebensphasen und –situationen der Adressaten letztlich nur dazu, bessere Anknüpfungspunkte für das zu finden, was so wie so weitergegeben werden soll, oder verändern sich durch Berücksichtigung der Lebenswelten der Adressaten die Schwerpunkte der tradierten Botschaft?

Die Kontroverse mit H.B. Kaufmann setze sich bei meiner freien Mitarbeit im Comenius-Institut fort. Doch ich fand dort Gleichgesinnte in Elsbe und Klaus Goßmann. Aus diesen Kontakten entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit bei verschiedenen gemeindepädagogischen Konsultationen, Projekten und Publikationen - besonders mit Elsbe Goßmann. Klaus Goßmann hat mich vor allem mit seinen Ausführungen zum „Ökumeni-schen Lernen“ beeindruckt.

Auf der Suche nach einer gemeindepädagogischen Gesamtkonzeption Eine fünfte Spur: Auf der Suche nach einer gemeindepädagogischen Gesamtkonzeption Eine gemeindepädagogische Gesamtkonzeption liegt bis heute nicht vor. Entwürfe von Kollegen aus dem universitären Bereich erfüllten meine Erwartungen nicht.

1987 1994 1994 Lediglich in den Einleitungskapiteln werden konzeptionelle Kriterien entfaltet. Ansonsten werden kirchliche Handlungsfelder entsprechend der jeweiligen Kriterien der Herausgeber und Verfasser gemeindepädagogisch reflektiert.

Das geplante gemeindepädagogische Gesamtkonzept als Ertrag der „Gemeindepädagogischen Beiträge“ hat mich noch lange beschäftigt. Christoph Bäumler wusste, das ich daran arbeite. 1987 hat er mich eingeladen, ein Kapitel des geplanten Buches, in seinem Doktorandenkolloquium in München zur Diskussion zu stellen. Es war das Kapitel über die Geschichte des Begriffs. Nach der Sitzung meinte er: „Machen Sie daraus doch eine Disser-tation! Beschränken Sie sich aber auf die Geschichte. Konzeptionelle Entwürfe sind in deutschen Promotionsverfahren immer schwierig.“

So blieb mein Versuch unvollendet So blieb mein Versuch unvollendet. Statt einer gemeindepädagogischen Gesamtkonzeption legte ich 1991 an der LMU in München eine gemeinde-pädagogische Promotion vor. Als mich damals die Frage beschäftigte, ob es überhaupt gelingen kann, dass jemand allein eine „Gemeindepädagogik“ schreibt, die gemeindepädagogischen Kriterien genügt, öffnete sich eine neue Tür.

Erneut kam der Impuls aus Darmstadt. Ende 1990 rief Wolf-Eckard Failing an. Wir sollten die gemeinde-pädagogischen Kräfte bündeln und uns zu einem Symposium treffen. Das war genau die Spur, die ich suchte. Zusammen mit Roland Degen haben wir 1991 zu einem „Gemeindepädagogischen Symposium“ nach Ludwigshafen eingeladen. Gemeinsam wollten wir an einer gemeindepädagogischen Konzeption arbeiten und überlegen, ob und wie diese Arbeit dauerhaft weitergeführt werden kann. Das Ergebnis war der „Arbeitskreis Gemeindepädagogik“.

Ein runder Tisch für das wissenschaftliche und praxisorientierte Gespräch über Gemeindepädagogik war etabliert. Die Symposien sollten nicht von Vorträgen geprägt sein, sondern vom Gespräch, offen für unterschiedliche Positionen. Wichtig waren uns von Anfang an Impulse und Infragestellungen aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen. Beim ersten Symposium übernahm diese Aufgabe der Erziehungs- und Kulturwissenschaftler Horst Rumpf von der Göthe-Universität in Frankfurt, beim zweiten der Sozial- und Gemeindepsychologe Heiner Keupp von der Ludwig-Maximilian Universität in München.

Diese Spuren führten mich zu einer Gemeindepädagogik, die konsequent den Lebensweltansatz aufgreift. Der Verlauf und die Ergebnisse des „Ersten gemeindepädagogischen Symposiums“ wurden 1992 dokumentiert: Der Titel signalisiert die neuen Akzente. Klaus Goßmann beschreibt im Vorwort dieser Dokumentation die neuen Impulse als „Paradigmenwechsel“ und als den Beginn der „zweiten Phase der Gemeindepädagogik“.

Am ersten Gemeindepädagogischen Symposium 1991 in Ludwigsburg nahmen folgende Personen Teil, die damit Gründungsmitglieder des Arbeitskreises sind: Dr, Klaus A. Baier, Plön/Holstein Dr. Friedrich Wilhelm Bargheer, Bochum Ferdinand Barth, Darmstadt (inzwischen verstorben) Jörg, Bode, Hamburg Gottfried Buttler, Darmstadt (inzwischen verstorben) Roland Degen, Dresden Dr. Volker Drehsen, Reutlingen Dr. Wolf-Eckart Failing, Darmstadt Dr. Andreas Feige, Braunschweig Dr. Karl Foitzik, Neuendettelsau Dr. Heinrich Frickel, Berlin Elsbe Goßmann, Münster Dr. Rolf Heinrich, Gelsenkirchen Dr. Raimund Hoenen, Naumbug Ludwig Metzger, Darmstadt Wolgang Pempe, Maintal Dr. Günter Ruddat, Bochum Dr. Horst rumpf, Darmstadt Dr. Michael Schibilsky, Bottrop (inzwischen verstorben) Dr. Henning Schröer, Königswinter (inzwischen verstorben

Ich habe mich gern – auch in verantwortlicher Position im Arbeitskreis - in diese „zweite Phase der Gemeindepädagogik“ eingebracht und bin für viele weiterführende Gespräche und Kooperationen in den zurückliegenden Jahren sehr dankbar. ..

Vorsitzende des Arbeitskreises seit 1991: 1991 – 1994 Wolf-Eckart Failing, Roland Degen und Karl Foitzik 1994 – 1997 Karl Foitzik, Roland Degen und Wolf-Eckart Failing 1997 – 2001 Karl Foitzik, Elsbe Goßmann und Martin Behnisch 2001 – 2003 Karl Foitzik, Hannah Kasparick und Wolf-Eckart Failing; 2003 – 2006 Peter Bubmann, Hanna Kasparick und Martin Steinhäuser 2006 – 2009 Peter Bubmann, Hanna Kasparick und Nicole Piroth 2009 – 2011 Peter Bubmann, Götz Doyé und Dirk Oesselmann 2011 - Götz Doyè, Hildrun Keßler, Dirk Oesselmann