Den Schulausstieg verhindern

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 Präsentation transkript:

Den Schulausstieg verhindern Den Schulausstieg verhindern. Strategien einer frühen Prävention von Schulmüdigkeit Dipl. Soz. Andrea Michel Kontakt: Andrea.Michel@iss-ffm.de und andreamichel@web.de

Den Schulausstieg verhindern – was heißt das? Wie kann eine wohlwollende Systematisierung von Früherkennung aussehen? Wie werden die Kinder wirklich optimal gefördert? Wie kann der Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule sinnvoll begleitet werden? Wie kann Schulentwicklung geschehen und Öffnung von Schule unterstützt werden? Wie kann eine gleichberechtigte Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe aussehen?

Datenbasis: Netzwerk Prävention von Schulmüdigkeit „lernendes Netzwerk“ von Schulen, Projekten der Jugendhilfe & DJI zur Weiterentwicklung von Präventionsstrategien. Projektbeschreibungen: www.dji.de/schulmuedigkeit Datenquellen: a) Leitfadengestützte Interviews mit den Verantwortlichen in Schulen und Projekten der Jugendhilfe (Arbeitsansätze, Projektkonzeptionen, Kooperationsformen). b) Themenzentrierte Gruppengespräche mit Fachkräften aus Projekten der Jugendhilfe und Schulen. Deutsches Jugendinstitut in München und Halle hat in Kooperation mit den Fachkräften aus der Praxis Handlungsstrategien identifiziert, zusammengetragen, diskutiert und weiterentwickelt. Gefördert: Ministerium für Bildung und Forschung unter Kofinanzierung ESF Auswertung von ca. 50 Leitfadengestützten Interviews in drei Jahren Projektlaufzeit; Erstellung von strukturierten Projektbeschreibungen (Interview, Materialien, Konzeptionen der Projekte). Die Guten Beispiele aus verschiedenen Bundesländern wurden im Hinblick auf Arbeitsansätze, Lernorte und Projektkonzeptionen ausgewertet. Ergänzung um Datenbank PRAXIMO und Kompetenzagenturen b) Auswertung themenzentrierte Gruppengespräche mit Fachkräften mit den Expertinnen und Experten „Kriterien der Früherkennung“ erarbeitet. Über die Rolle von Schule zwischen „Wissenserwerb und Persönlichkeitsbildung“ wurde diskutiert und anschließend „Qualitätskriterien präventiver Arbeit“ entworfen. Abschließende Diskussionsrunde zu: „Den Schulausstieg verhindern“. Protokolle und Ergebnisse der Gespräche

Was ist Prävention von Schulmüdigkeit? Bedeutungsvielfalt und „Präventionsrhetorik“ (Böllert)  Klärung von Ziel- und Altersgruppen/ Klärung von Zielen und Maßnahmen „…dauerhaftes Schwänzen entsteht nicht über Nacht, sondern ist das Ergebnis eines Prozesses, ein Driften mit vielen Zwischenstationen“ (Thimm)  Die Abkehr von Schule = ein Prozess mit vielen Anzeichen  Von der Schulmüdigkeit zur Schulverweigerung (?) Sekundäre Prävention als „frühzeitiges Erkennen … mit dem Ziel rechtzeitiger und wirkungsvoller Behandlung…“ (nach Caplan)  Erste Anzeichen frühzeitig erkennen, wie?  Wie wird das Kind wirklich optimal gefördert?

„Gefährdete“ Kinder erkennen - Zusammenarbeit organisieren Probleme der Kinder erkennen Schulischer Austausch sicherstellen & Wiederholung schlechter Erfahrungen aus der Grundschule vermeiden Ursachen herausfinden & Verfahren zum Verstehen entwickeln Sensibilisierung für: (un)entschuldigte Fehlzeiten, Integration Veränderungen (Leistung, Sozial-, Arbeitsverhalten, „Passives“ ) Gemeinsam an Problemlösungen arbeiten Gelingende & institutionalisierte schulinterne Kooperation Sinnvolle Organisation der Zusammenarbeit mit allen Akteuren Gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Eltern erreichen Die Kinder individuell fördern Bereitstellung von Hilfen zur optimalen Förderung Sicherstellung von Verfahren zum Erreichen schulmüder Kinder

Mögliche Systematisierungsfragen Schwänzen erfassen und systematisieren: wie viele Eckstunden? wie viele Tage? längere Phasen? unentschuldigt? entschuldigt durch Eltern? nach Konflikten? Verlauf der letzten / aller Schuljahre: Entwicklung von Fehltagen/ Sozialverhalten/ Eingebundenheit in die Klasse, Leistungsentwicklung, Schulwechsel Familiäre Entwicklung: traumatische Ereignisse, Familienkonstellation, sonst Faktoren Psychische und physische Besonderheiten: Psychische Störungen/ Körperliche Besonderheiten, Tests und Gutachten Bisherige Lösungs- und Hilfsversuche: früherer Schulen/ Lehrer, Eltern, von Nachhilfeorganisationen, anderen Institutionen (Jugendamt etc.) Einschätzung durch Klassenleitung / Fachlehrkräfte: “Ich mache mir um das Kind Sorgen, weil.. ”, “Kompetenzen sind..”, “Der Kontakt zwischen mir & Kind ist ..“ Eltern / Lehrkraftkontakte: Form der Kontaktaufnahme: telephonisch, persönlich,.. Gescheiterte Kommunikation: Anzahl, Ursachen... Besprochene Inhalte: Leistung,.. Ziele und Handlungsstrategien aus Sicht von Lehrkraft, Kind, Eltern, Sonstige... Praxisbeispiel © KOMM – Beratung in Schule und Stadtteil, Darmstadt/Frankfurt

Veränderung von Schule und Unterricht Gestaltung Übergang Grundschule / weiterf. Schule Verzahnung der Schulen sicherstellen Die ersten Wochen des Schuleinstiegs gestalten Soziale Verunsicherungen reduzieren Konstante Betreuung & stabile Bezugsgruppe sicherstellen Positives Klassen-/Schulklima fördern Unterricht neu denken Unterrichtsformen verändern, soz.päd Methoden integrieren Schule integrieren ins „wirkliche“ Leben (Öffnung von Schule und Unterricht) Angebote der Jugendhilfe in der Schule integrieren

Praxisbspiel: bsj - Vernetzung von Jugenhilfe & Schule Träger: bsj: Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit e.V. (bsj), Marburg www.bsj-marburg.de und www.jugendhilfe-schule.de Im Vordergrund steht die Integration lebensweltlicher Bezüge in den Alltag der Schulen und die Stärkung der päd. Kompetenzen von Lehrkräften im Umgang mit verhaltensauffälligen Jugendlichen Vernetzung von JH-Einrichtungen & Schulen auf der Grundlage einer lebenswelt- und sozialräumlich integrierten pädagogischen Arbeit Vermeidung von Ausgrenzungserfahrungen von Kindern in Schulen Projekte z.B. „Lebensweltorientierte Schulsozialarbeit“ sowie die kommunale Praxis-, Koordinations-, Servicestelle „JH-Schule Marburg“ Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit e.V. (bsj), Marburg Mit den Projekten zur Kooperation von JH & Schule soll der Ausgrenzung von Jugendlichen an Schulen vorgebeugt werden. Der bsj arbeitet mit ca. 20 Schulen und verschiedenen Jugendhilfeeinrichtungen in der Stadt Marburg und im LKR Marburg-Biedenkopf zusammen. Die Integration lebensweltlicher Bezüge in den Alltag der Schulen steht im Vordergrund. Dies geschieht hauptsächlich durch Praxisprojekte, die neben der Förderung einzelner Jugendlicher auch eine Stärkung der Bindungen innerhalb der Klasse bewirken wollen. Zielgruppe: störende Jugendliche, auch Schulverweigerer sind. Päventive Arbeit, Sozialklima, Ausgrenzung gemildert. Ein weiteres Ziel ist die Stärkung der päd. Kompetenzen von Lehrkräften im Umgang mit verhaltensauffälligen Jugendlichen durch Fortbildung. Neben der praktischen Arbeit an den einzelnen Schulen ist mit den Projekten auch der Versuch einer systematischen Vernetzung zwischen Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen intendiert. Projekte „Lebensweltorientierte Schulsozialarbeit“. Und die kommunale Praxis-, Koordinations- und Servicestelle „Jugendhilfe-Schule Marburg“

Herausforderungen und Chancen Systematisierung der Früherkennung & Förderung „gefährdeter“ Kinder Begleitung des Übergangs Grundschule/ weiterführende Schule Schulentwicklung durch integrierte Strategien & Öffnung von Schule Verbesserung der Kooperation von Schule & Jugendhilfe Durch integrierte Arbeitsansätze können sich die Fachbereiche ergänzen. Klärung von Zuständigkeiten/Sichtweisen zur Vermeidung von Verwischungen. Klare Regelung von Kommunikationsstrukturen, um Schulverschiebungen und Missverständnisse zu vermeiden Gelungene Kooperation von Lehrkräften und Fachkräften der Sozialarbeit geht mit Prozessen der Schulentwicklung einher. Ergebnis ist eine Schule, die Förderung und Integration stärker betont als Bewertung und Selektion. Zentrale Bedeutung für Zielerreichung, wie erfüllbar? Möglichkeit sind integrierte Arbeitsansätze von schulischer Pädagogik und Arbeitsformen der JSA in der Schule können sich die beiden Fachbereiche ergänzen, ohne dass es dabei zu einer Verwischung von Fachlichkeiten und Zuständigkeiten der Kooperationspartner kommt. Eine gelungene Kooperation von Lehrkräften und Fachkräften der Sozialarbeit geht mit Prozessen der Schulentwicklung einher, die zu einer Schule führen, die Förderung und Integration stärker betont als Bewertung und Selektion. Verbesserung von Zusammenarbeit und Kooperation von Schule und Jugendhilfe Wichtig, die Kooperation von Schule und Jugendsozialarbeit voranzutreiben und den Schulen entsprechende finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Diese Zusammenarbeit wird häufig auf harte Proben gestellt, da sich im Falle des Misslingens einer Maßnahme die jeweiligen Blickwinkel auf die Jugendlichen stark unterscheiden: Aus der eigenen Sicht wurde alles versucht, um das Scheitern zu verhindern und es liegt nahe, den „Fehler“ bei der jeweils anderen Institution oder der Familie zu sehen. Hier sind klar geregelte Kommunikationsstrukturen wichtig, um Fragen zu klären und spätere Probleme zu vermeiden. Häufig besteht Einigkeit darüber, dass möglichst früh gehandelt werden sollte. In welcher Weise und mit welchen Maßnahmen allerdings, darin unterscheiden sich die Sichtweisen häufig. „Diese Unterschiede müssen angesprochen, erkannt und respektiert werden, sollen sie in eine fruchtbare Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe münden“ (Leonhardt 2002, S. 136). Durch integrierte Arbeitsansätze von schulischer Pädagogik und Arbeitsformen der Jugendsozialarbeit in der Schule können sich die beiden Fachbereiche ergänzen, ohne dass es dabei zu einer Verwischung von Fachlichkeiten und Zuständigkeiten der Kooperationspartner kommt. Eine gelungene Kooperation von Lehrkräften und Fachkräften der Sozialarbeit geht mit Prozessen der Schulentwicklung einher, die zu einer Schule führen, die Förderung und Integration stärker betont als Bewertung und Selektion. Freyberg und Wolff kommen bei der bereits angesprochenen Analyse von Konfliktgeschichten zu dem Schluss, dass es in keiner der untersuchen Biografien eine funktionierende Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe gab (vgl. Freyberg/Wolff 2005). Die Zusammenarbeit der untersuchten und dargestellten Regelschulen und Projekten der Jugendhilfe gibt hier mehr Anlass zu Hoffnung.