Informatisierung und der Wandel der Gesellschaft

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 Präsentation transkript:

Informatisierung und der Wandel der Gesellschaft Andreas Boes, Anne Hacket Informatisierung und der Wandel der Gesellschaft Akademie der Stiftung der Deutschen Wirtschaft „Herausforderungen und Chancen des gesellschaftlichen Wandels in Deutschland“ am 10. Mai 2007 im bbw Kommunikationszentrum Hubertusstock

Das ISF München ... ... wurde 1965 als gemeinnütziger Verein gegründet und hat z.Z. gut 40 Mitarbeiter Wir finanzieren uns ausschließlich aus eingeworbenen Drittmitteln, haben also keine Grundfinanzierung, wie allgemein üblich. Insofern sind wir stolz darauf, dass es uns nunmehr fast 40 Jahre gibt. ... wurde 1965 als gemeinnütziger Verein gegründet und hat z.Z. fast 50 Mitarbeiter Wir führen öffentlich geförderte Forschungs- und Beratungsprojekte zu den Themen Arbeit und Wirtschaft durch. Hauptauftraggeber sind Bundes- und Landesministerien und öffentliche Forschungsförderungsinstitutionen. Wir finanzieren uns ausschließlich aus eingeworbenen Drittmitteln, haben also keine Grundfinanzierung, wie allgemein üblich. Insofern sind wir stolz darauf, dass es uns nunmehr über 40 Jahre gibt.

Internet und Computer verändern die Gesellschaft grundlegend Seit Mitte der 90er Jahre haben Computer und Internet prägende Bedeutung in der Gesellschaft Mittlerweile ist die Mehrzahl der Bevölkerung regelmäßig online und die Mehrheit der Haushalte verfügt über einen PC sowie einen Internetzugang 60 Prozent der Bevölkerung nutzen im Jahr 2006 das Internet. Die durchschnittliche tägliche Verweildauer im Netz beträgt ca. 2 Stunden 67 Prozent der deutschen Haushalte verfügten 2005 über einen PC 95 Prozent der Unternehmen (mit mehr als 10 Beschäftigten) sind online Enorme Steigerungsraten in den letzen 10 Jahren Zwischen 1997 und 2006 stieg der Anteil der Internetnutzer in Deutschland von 6,5 auf fast 60 Prozent

Umgang mit Computer und Internet wird zur Basiskompetenz Vielfältige Nutzungsformen des Internets Informationssuche (Fahrpläne, Routenplanung, Partnersuche, etc.) Informationsaustausch und Kommunikationsmittel (eMail, Chatrooms, etc.) Unterhaltung (Spiele, Filme, Musik, etc.) E-Commerce (Reisen, Musik, Bücher, Computer, Autovermietung, etc.) E-Governance (Steuerbescheid) E-Health Eigene Präsentationen – Homepage, Weblog Wikipedia Second–Life Differenzen bezüglich Umfang, Art und Intensität der Nutzung des Internets und des Computers je nach Region, Alter und vor allem Bildungsstand Das Internet und Computer mittlerweile aus dieser Gesellschaft nicht mehr wegzudenken sind, dass sollte in diesem Raum Konsens sein. Denn nach allen Untersuchungen zu dem Thema, repräsentieren Sie die aktivste Gruppe der Computer- und Internetnutzung. Sie sind Studenten, relativ jung und hochqualifiziert, drei Merkmale, die dafür sprechen, dass sie nahezu alle einen Internetzugang haben und regelmäßig online sind. Es spricht vor allem dafür, dass sie hohe Kompetenzen im Internetzugang haben und das Netz für vielfältige Dinge nutzen, sei es nun für die Recherchen für die nächste Haus-, Diplom-, oder Doktorarbeit, oder als Kommunikationsmittel (wie e-mail, Chat oder Voice over IP). Wahrscheinlich kennen sie auch die besten Seiten, um sich beispielsweise über günstige Preise im Netz zu informieren, finden die Adresse ihres Arztes im Stadtplandienst, buchen Flüge verbilligt über das Netz, informieren sich vielleicht schon mal über Hotels und Ausflugziele für den nächsten Urlaub, und haben sich ihre Stadt schon mal von oben bei Google-Earth angeschaut. Den Antrag zur Neubeantragung des Führerscheins finden Sie auf der Website des Einwohnermeldeamtes und bei Krankheiten in ihrer Familie suchen sie vielleicht Informationen und Hilfe in Foren und elektronischen Fachzeitschriften. Und vielleicht haben sie auch schon eine zweite Identität angenommen und verdienen sich als Atavar ein paar Lindendollar in ihrem ‚second life’. Oder aber sie verändern selbst das Internet, beteiligen sich an Internetforen und schreiben für Wikipedia und haben eine eigene Homepage.

Was bedeutet diese Entwicklung für den Wandel der Gesellschaft? Gängige Deutungsperspektiven Computer als Maschine, der die Automatisierung von Prozessen ermöglicht Internet als neues Mega-Medium Computer und Internet ermöglichen virtuelle Realitäten These: Auf Grundlage des Internets entsteht ein neuer gesellschaftlicher Handlungsraum, über den die Teilhabe an der Gesellschaft insgesamt zunehmend bestimmt wird Theoretische Perspektive: Informatisierung der Gesellschaft

Agenda Ausgangsüberlegungen und Konzept Informatisierung der Gesellschaft – Begriff und Konzept Historische Phasen der Herausbildung eines Informationsraums als neue gesellschaftliche Handlungsebene Momente des Wandels der Gesellschaft Wirtschaft – Informationsökonomie und neues globales Produktionsmodell Arbeit – Strukturveränderungen, qualitativer Wandel von Arbeit und Beschäftigung Gesellschaftliches Zeitregime – Verhältnis von Arbeit und Leben Wandel der Öffentlichkeit und der Diskursstrukturen Sozialstruktur und Teilhabe an der Gesellschaft – „Digitale Spaltung“? Fragen zur Zukunft der Gesellschaft

Agenda Ausgangsüberlegungen und Konzept Informatisierung der Gesellschaft – Begriff und Konzept Historische Phasen der Herausbildung eines Informationsraums als neue gesellschaftliche Handlungsebene Momente des Wandels der Gesellschaft Wirtschaft – Informationsökonomie und neues globales Produktionsmodell Arbeit – Strukturveränderungen, qualitativer Wandel von Arbeit und Beschäftigung Gesellschaftliches Zeitregime – Verhältnis von Arbeit und Leben Wandel der Öffentlichkeit und der Diskursstrukturen Sozialstruktur und Teilhabe an der Gesellschaft – „Digitale Spaltung“? Fragen zur Zukunft der Gesellschaft

Informatisierung: Theoretischer Rahmen … ist primär ein historischer Prozess der Rationalisierung geistiger Tätigkeiten, der in den Organisationen der Wirtschaft und des Staates begann … bezeichnet einen sozialen Prozess der systematischen Erzeugung und Nutzung von Informationen, um daraus weitere Informationen erzeugen zu können … beinhaltet die Überführung von Informationen aus einer ideellen, konkreten Subjekten zuzurechnenden in eine materielle, subjektunabhängige Form Informatisierung und Rationalisierung stehen in einem engen Verhältnis Informatisierung ist ein Werkzeug der „Kopfarbeit” zur Rationalisierung und Kontrolle von „Handarbeit“ Informatisierung wird heute zunehmend zum Hebel der Rationalisierung von „Kopfarbeit” selbst Mit dem Internet gewinnt der Prozess der Informatisierung in der Gesellschaft insgesamt prägende Bedeutung

Historische Phasen der Informatisierung Frühphase der Informatisierung Einfache Zeichensysteme zur Materialisierung gedanklicher Prozesse in Organisationen; doppelte Buchhaltung als erstes Informationssystem Reifephase der Informatisierung Systematische Verschriftlichung der Kommunikation; Schaffung komplexer Informationssysteme („papierner Apparat“); Verwissenschaftlichung („Rein nach den Zahlen“) Kommerzieller Computereinsatz Computer zur Verarbeitung von Massendaten; Vernetzte Informationssysteme in Unternehmen; PC als Arbeitsmittel Entstehung eines Informationsraums Verbreitung des Internets als Basisinfrastruktur eines einheitlichen Informationsraums; Entstehung einer neuen gesellschaftlichen Handlungsebene 1890 1955 1995

Agenda Ausgangsüberlegungen und Konzept Informatisierung der Gesellschaft – Begriff und Konzept Historische Phasen der Herausbildung eines Informationsraums als neue gesellschaftliche Handlungsebene Momente des Wandels der Gesellschaft Wirtschaft – Informationsökonomie und neues globales Produktionsmodell Arbeit – Strukturveränderungen, qualitativer Wandel von Arbeit und Beschäftigung Gesellschaftliches Zeitregime – Verhältnis von Arbeit und Leben Wandel der Öffentlichkeit und der Diskursstrukturen Sozialstruktur und Teilhabe an der Gesellschaft – „Digitale Spaltung“? Fragen zur Zukunft der Gesellschaft

Informationsökonomie Internet verbindet die Reichweite eines Massenmediums mit der Genauigkeit eines Individualmediums Organisation von Wertschöpfungsbeziehungen (B2B) Unternehmensportale Supply Chain Management Neue Möglichkeiten des Vertriebs und der Kundenbindung (B2C) Neue Vertriebskonzepte (Amazon, Dell, etc.) User-Foren (Microsoft) Customer Relationship Management und „Data Mining“ Virtuelle Marktplätze für B2B, B2C und C2C

Informatisierung und eine neue Phase der Internationalisierung Gegenwärtig: Neue Phase der Internationalisierung der Produktionsstrukturen Hochgradig ausdifferenzierte und flexible Produktionsstrukturen werden über komplexe Informationssysteme integriert und steuerbar Zwei zentrale Momente des neuen Produktionsmodells: Internationalisierte und fluide Wertschöpfungsketten werden über Informationssysteme „zusammengehalten“ und reorganisierbar (Informationssysteme als informatorisches Rückgrat) Modelle zur global verteilten Erbringung anspruchsvoller, geistiger Tätigkeiten „Enabler“ und „forerunner“ des neuen Produktionsmodells ist die IT-Industrie

Informationsraum als Basis eines neuen globalen Produktionsmodells Ausweitung des Informationsraums bewirkt einen Produktivkraftsprung Neues Ort-/Raumgefüge der Produktion Weltunternehmen agieren aus einem „Guss“ Dienstleistungen werden global produzierbar („Offshoring“) Geistige Tätigkeiten im Umgang mit digitalen Informationen global verteilt erbringbar – Grundlage: neuer Typ der Industrialisierung Weltweiter Informationsraum als neuer „Raum der Produktion“

Strukturveränderungen der Arbeit (1882 – 2010) Prognose 60 Informationsberufe 50 Landwirtschaft Produktion 40 Anteil 30 20 Dienstleistungen 10 1882 1892 1902 1911 1921 1931 1941 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2010 Jahr Quelle: Dostal (IAB)

Gesellschaftliche Arbeit zwischen Informationsebene und stofflich-materieller Ebene Stoffwechsel mit der Natur

Zentrale Umbrüche von Arbeit und Beschäftigung Permanente Reorganisation – Wertbeitrag wird zur dominanten Bezugsgröße Standardisierung von Tätigkeiten verändert Arbeitsinhalte und befördert Ersetzbarkeit Potenzielle „Verlagerbarkeit“ und Entstehen eines „Weltarbeitsmarkts“ auch für hoch qualifizierte Arbeit – „Offshoring“ Prekarisierungstendenzen in den Randbereichen, aber auch innerhalb stabiler Beschäftigungsbereiche und bei hochqualifizierten Beschäftigten Langfristige (sozialmoralische) Bindungen in den Unternehmen erodieren Strukturwandel des Arbeitsmarktes ist gekoppelt an eine Flexibilisierung und De-Regulierung des Arbeitsmarktes sowie eine damit verbundene Verbreitung so genannter atypischer Beschäftigungsverhältnisse. Vor allem Beschäftigte mit niedriger Qualifikation weisen prekäre Erwerbsverläufe auf, tragen hohe Arbeitslosigkeitsrisiken und schaffen es kaum, in stabile Beschäftigungsverhältnisse einzumünden. Häufig wird argumentiert, dass durch die Auslagerung früher unternehmensinterner Dienstleistungen wie beispielsweise Kantinen, Serviceleistungen sich häufig schlechtere Arbeitsbedingungen für die jeweiligen Beschäftigten ergeben (Beispiel Telekom), diese Tätigkeiten ins Ausland ausgelagert werden und dadurch im nationalen Arbeitsmarkt wegfallen, oder durch Automatisierung überflüssig werden.

Gesellschaftliches Zeitregime – Auswirkungen auf das Verhältnis von Arbeit und Leben Neue Möglichkeiten, überall jederzeit arbeiten zu können, befördern die Erwartung, überall arbeiten zu müssen Trennung von Arbeitszeit und Freizeit erodiert (Wochenende, Reisezeiten, Urlaub) Jeder Ort wird zum potenziellen Arbeitsort (Wohnung, Café, Züge, Hotel usw.) Nationales Zeitregime gerät unter den Druck internationaler Zeitregimes Der Feierabend in New York sowie der Arbeitsbeginn in Indien als Richtlinie für Arbeitszeiten und Abgabetermine Normen und Standards der Arbeitszeitgestaltung in anderen Länder werden zum Benchmark Höhere Anforderungen an Individuen, das Verhältnis von Arbeit und Leben auszutarieren bei gleichzeitigem Rückgang der Bindekraft gesellschaftlicher und kollektivvertraglicher Normen Die veränderte Organisation von Arbeitszeit sowie die Entgrenzung von Arbeitszeit und Freizeit wird flankiert durch betriebliche Arbeitszeitmodelle, die zunehmend die Organisation der Arbeitszeit in die Hände der Beschäftigten legt und Überstunden nicht mehr dokumentiert und immer weniger bezahlt werden.

Wandel der Öffentlichkeit und der Diskursstrukturen Öffentlichkeit – „Weltgesellschaft“ rückt enger zusammen Durch das Internet ist das Wissen der Weltgesellschaft für jedermann kostengünstig zugänglich Sozialer Handlungsraum entsteht, der Menschen unabhängig von Herkunft und Raum miteinander verbinden kann und die Entwicklung von neuen Identitäten ermöglicht (Second Life) Neue Kommunikationsmöglichkeiten vermögen es, soziale Kontakte (nahezu) unabhängig von Raum und Zeit zu knüpfen und zu pflegen Diskursstrukturen – Ökonomisierung und „Herrschaft“ der Zahlen Rechenbarkeit aller sozialen Beziehungen befördert Ökonomisierungsschub in der Gesellschaft „Herrschaft“ der Zahlen verändert die gesellschaftlichen Diskursstrukturen – moralische und normative Diskurse durch ‚Objektivierbarkeit‘ von Zahlen und Kosten überlagert

Sozialstruktur und Teilhabe an der Gesellschaft – „Digitale Spaltung“? Der Bedeutungsgewinn des Informationsraums als gesellschaftliche Handlungsebene macht die Möglichkeit zur Nutzung des Internets zu einem zentralen Moment der Teilhabe an der Gesellschaft insgesamt Die Unterschiede im Zugang und bei der Nutzung des Internets bleiben bislang bestehen – Ungleichheiten der Internetnutzung verlaufen entlang „alter“ Ungleichheitsmuster Wesentlichen Einflussfaktoren Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund, Ost-West, Erwerbsstatus, Einkommen, schulischer und beruflicher Bildungsstand Mit der Ausbreitung des Internets wird der kompetente Umgang zur zentralen Herausforderung Bildung stellt den „Ungleichheitsfaktor“ Nr. 1 bei der Internetnutzung dar!

Fragen zur Zukunft der Gesellschaft Teilhabe an der Gesellschaft: Wie wird der Zugang zum Informationsraum als neuem gesellschaftlichem Handlungsraum für alle gesichert? „Herrschaft“ der Zahlen: Gibt es ein Leben jenseits des ökonomischen Kalküls? Globalisierung: Ist eine nachhaltige Internationalisierung möglich? Prekarisierung: Wie gewinnen die Menschen Handlungsfähigkeit und Zukunftsgewissheit?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Für weitere Informationen: PD Dr. Andreas Boes ISF München, Jakob-Klar-Str. 9, 80796 München Tel.: 089-272921-0 andreas.boes@isf-muenchen.de www.soeb.de