Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
DAVID HUME : DER EMPIRISCHE KAUSALITÄTSBEGRIFF.
Advertisements

Von der konstruierten Wirklichkeit Wirklichkeit als Konstrukt kognitiver Systeme Medien als Baustein für Bildung von Wirklichkeitskonsens.
Experimente im Sachunterricht
Vorschläge für BSc.-/MSc. - Arbeiten
Klausur: Dienstag, Uhr pünktlich Hörsaal 3232 Leo 13.
Nachahmung/Imitation:
Jean Piaget - 9 August 1896 – 16 September 1980
Verantwortung übernehmen heißt Antworten geben-
Kognitive Entwicklung nach Jean Piaget
ELDiB Entwicklungstherapeutischer/ entwicklungspädagogischer Lernziel-
Konstruktivistische Lerntheorien
Modell der Beschreibung der kognitiven Entwicklung des Kindes nach
Raumbezogene Identitäten nach Peter Weichhart
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
Piaget Sensumotorische Stufe (0-18 Monate)
Raumbezogene Identität Virtuelle Denk- und Handlungsräume
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Entwicklung des Denkens
Stadium der formalen Operationen
Grundbegriffe von Piagets Theorie
Einführung in die Entwicklungspsychologie – PD Dr. Christiane Papastefanou – WS 2002/2003 Entwicklungsaufgaben der frühen Kindheit Laufen lernen Feste.
Grundbegriffe von Piagets Theorie
Ontogenese des Denkens
Private Events Beobacht- bare Umwelt- bedin- gungen (Stimuli) Beobacht- bares Verhalten Das behavioristische Paradigma.
Was ist eigentlich Psychologie????
Körper und Wissen Hans Joas: Kreatives Handeln.
Entwicklungspsychologie für Lehrer
Entwicklungspsychologie für Lehrer
Von Dennis Hölzle und Andreas Kempf
Martin Buber
Strukturgenetische Theorien I: Piaget
PHASEN DER DENKENTWICKLUNG NACH PIAGET Bildungswissenschaftliches Seminar Vortrag von Dr. Petra Karnbrock-Elle
YOGA Jedes bewußte Tun ist Yoga!
Die präventive Psychomotorik nach Bernard Aucouturier
Referentinnen: Evelyn und Sous
Höhlengleichnis nach Platon
Biografie I 27. Februar 1861: Geburt von Rudolf Steiner
Der Spracherwerb des Kindes
bei Kindern im Vorschulalter (4-6 Jahre)
Einführung in die Pädagogik
THE NEUROPHYSIOLOGY OF IMITATION AND INTERSUBJECTIVITY
Wer sagt uns, was wir dürfen?
Montessori-Pädagogik
PTE ÁOK Pszichiátriai Klinika
Management, Führung & Kommunikation
MATHEMATISCHES DENKEN
Ergänzungsfach Pädagogik / Psychologie
Stufen der kognitiven Entwicklung und Todeskonzepte
Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan
Sommerseminar 2014 Tag 1: Was ist Lernen?. Sommerseminar 2014  Tagesziele  Wir werden heute eine theoretische Basis für die restlichen Tage und Themenbereiche.
Pädagogik: ein neues Unterrichtsfach stellt sich vor !
8 Biblische Leitsätze, die uns führen
Entwicklungsspezifische Unterschiede im Textverstehen
Das personale Selbst und das Gehirn
Die Sapir-Whorf- Hypothese und ihre Implikationen für die Sprachtodforschung.
Bitte Ruhe!.
Einführung in die Psychologie für Pflegewissenschaften
Spracherwerb Chomsky – Piaget – Debatte,
Pädagogische Psychologie
Was ist Philosophie? Die Philosophie ist diejenige Tätigkeit, die untersucht, ob bestimmte Fragen überhaupt richtig gestellt sind und Antworten von allen.
Grundlagen des Kognitivismus
Der Ernst des Lebens!.
Klasse 7 Planung einer Unterrichtsstunde – mit DGS Carina Rosenhauer Seminar zum fachdidaktischen Blockpraktikum SS 2011.
Wintersemester 2011/2012 Mo Uhr Alexander Renkl
Piaget I Wintersemester 2012/2013 Mo Uhr Alexander Renkl.
Kognitionspsychologie 8. April Ruedi Stüssi 2 Entwicklung der Intelligenz nach Piaget Periode der sensomotorischen Intelligenz, bis ca. 2 Jahre.
Die geistige Entwicklung
Ziel: Kinder in ihren kreativen Kompetenzen stärken.
Ziel: Kinder in ihren emotionalen und sozialen Kompetenzen stärken.
 Präsentation transkript:

Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie Lehrveranstaltung SS 2009 Prof. Anton Bucher

Jean Piaget: Genetischer Strukturalismus Biographisches 1896 in Neuchâtel geboren Von Eltern in seinem explorativen Verhalten (Beobachten von Vögeln Sammeln von Steinen) sehr gefördert Viele Anregungen von seinem Onkel: Direktor des naturhistorischen Museums .

Biographie von Jean Piaget Veröffentlicht mit 11 Jahren ersten Aufsatz in Zeitschrift für Biologie Als Jugendlicher religiös und philosophisch sehr interessiert: Woher kommt eigentlich Erkenntnis? Studium der Biologie, mit 22 Jahren Doktorat über Mollusken (Weichtiere) in Walliser Bergseen 1920: Mitarbeit bei Alfred Binet: Intelligenztests für Kinder: Piaget interessierte sich vor allem für falsche Antworten

Biographie Jean Piagets 1921: Assistent bei Claparède in Genf: Beginn seiner experimentellen Erforschung der kindlichen Entwicklung 1923: “Denken und Sprechen des Kindes” 1926: “Das Weltbild des Kindes” 1932: “Das moralische Urteil beim Kinde” 1940: Professur für experimentelle Kinderpsychologie in Genf .

Jean Piaget: Biographie 1950: Das Hauptwerk: „Die Entwicklung des Erkennens“ 1955: Gründung des Zentrums für Genetische Epistemologie Zahlreiche Ehrendoktorate in aller Welt Engagement für die UNO, speziell das Unicef 1980 Piaget stirbt

Jean Piaget: Grundlegendes Genetische Epistemologie Adaption: Die Anpassung des Organismus an seine Umwelt Assimilation Akkommodation Struktur: Ganzheit, Totalität, System von Beziehungen und Transformationen Äquilibrierung von Strukturen Subjekt Umwelt Assimilation Akkommodation PROZESS DER ADAPTION

Jean Piaget: Grundlegendes „Am Anfang war die Tat“ Handlungen werden verinnerlicht: Konkretes Greifen wird zum Begriff Entwicklung als Transformation kognitiver Strukturen: Differenzierung und Integration .

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Sensumotorische Phase Von der Geburt bis ca. 12 bis 18 Monate Kind bringt angeborene Reflexe mit sich, speziell Greifreflex Intelligenz des Säuglings artikuliert sich in Sinneseindrücken und Motorik Dieses Stadium wird in sechs Abschnitte untergliedert: Kreisreaktionen

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Bis 4 Monate: Kombination von Reflexionen führen zu neuen Handlungsmustern Bis 8 Monate: Kreuzmodale Wahrnehmung Koordination von Greifen und Sehen Erste intentionale Handlungen Beginn der Objektpermanenz

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Präoperatorisches Stadium Beginnt mit der Entwicklung der Symbolfunktion Sensomotorische Handlungen werden zu Bildern und Begriffen verinnerlicht

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Präoperatorisches Stadium Fähigkeit zur Imitation ist entwickelt Egozentrismus Noch keine eigentlichen Operationen Fehlende Reversibilität

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Präoperatorisches Stadium ANIMISMUS: Kinder assimilieren die Umwelt an die Schematas ihres eigenen Erlebens und Bewusstseins Vier Entwicklungsstadien des Animismus: Alles mit Bewusstsein ausgestattet Bewegliche Dinge: „Mond fährt uns nach“ Sich selbst Bewegendes Bewusstsein Menschen und Tieren vorbehalten

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Präoperatorisches Stadium ARTIFIZIALISMUS: Assimilation von Natur an die Schematas der menschlichen Aktivität Vier Stadien des Artifizialismus: diffuser, mythologischer, immanenter, Auflösung des Artifizialismus Die Studie von Fetz: 3 Stadien: Natur und Artefakte „gemacht“, nur Natur, Auflösung .

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Präoperatorisches Stadium MAGIE Partizipation von zwei Sachverhalten, die kausal nicht miteinander verbunden sind Partizipation von Handlungen Substanzen Intentionen

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Perspektivenübernahme: Das klassische Drei-Berge-Experiment Klassifikation bzw. Unterbegriffe - Oberbegriffe

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Konkret-operatorisches Stadium Beginnt zwischen fünf bis sieben Jahren Gedankliches Operieren mit konkreten Objekten oder ihren Vorstellungen Dezentrierung Reversibilität Erkennen von Invarianzen Seriation Klassifikation Kreuzklassifikation .

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Formaloperatorisches Stadium Kaum vor dem 11. / 12. Lebensjahr Das Denken wird sich seiner selbst bewusst Hypothetisch-deduktiv

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Formaloperatorisches Stadium Alle Operationen der INCR Gruppe werden beherrscht: Identität Negation Korrelation Reziprozität Das Mögliche wird erschlossen Abstrakta als solche verstanden

Die vier Stadien der kognitiven Entwicklung Ist kognitive Entwicklung mit formalen Operationen wirklich abgeschlossen? Die Diskussion über postformales Denken Dialektisches Denken Komplementäres Denken Weisheit .

Piaget: Würdigung Der unterschätzte Säugling Kinder von Geburt an zur Imitation fähig Kreuzmodale Wahrnehmung früher entwickelt Personkonstanz und Objektkonstanz ebenfalls .

Piaget: Würdigung Das unterschätzte Kleinkind Kinder früher zur Empathie fähig, zunächst Gefühlsansteckung Schon Zweijährige wollen helfen Perspektivenübernahme schon ab drei Jahren: Theory of mind .

Theory of mind .

Piaget: Würdigung Epistemologische Entwicklung: strukturell oder bereichsspezifisch? Piaget unterschätzte die Relevanz bereichsspezifischen Wissens Kinder mit biologischem Wissen: Weniger animistische Deutungen „Enfant prelogique“?

Piaget: Würdigung Piaget beschränkte sich auf die kognitive Entwicklung, insofern sie zur Wissenschaft hinführt Vernachlässigte die Relevanz der Emotionen .

Piaget: Würdigung Piaget vermied die Unzulänglichkeiten des Empirismus und des Apriorismus Entwicklung als aktive Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Umwelt, die je neu rekonstruiert wird .

Piaget: Würdigung Die ungebrochene pädagogische Relevanz Kinder zu vielfältigen Aktivitäten anregen Belehren und predigen wenig effizient Lehrer soll nicht conferencier sein .

Piaget: Würdigung „Man sollte den Kindern nicht zu viel sagen, weil sie es dann nicht mehr selber finden oder entdecken können“ – Piaget in seinem letzten Lebensjahr .