Intertextualität 15.03.2011.

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Intertextualität 15.03.2011

Begriffsbestimmung Bezug von Texten auf Texte (http://www.jolifanto.de/intertext/intertextualitaet.htm) … jeder Text baut sich als Mosaik von Zitaten auf, jeder Text ist Absorption und Transformation eines anderen Textes. An die Stelle des Begriffs der Intersubjektivität tritt der Begriff der Intertextualität, und die poetische Sprache lässt sich zumindest als eine doppelte lesen. (Julia Kristeva: Bachtin, das Wort, der Dialog und der Roman. In: Dieter Hillebrandt (Hg.): Zur Struktur des Romans, Darmstadt 1978, S. 391) Literaturwissenschaft – Poststtrukturalismus, Dekonstruktivismus – J. Kristeva, R. Barthes, M. Foucault, J. Derrida, J. Lacan, Ph. Sollers ... Beaugrande/Dressler (1981): Textualitätskriterium – Rolle des Textmusterwissens in der Produktion und Rezeption von Texten Radikaler Intertextualitätsbegriff: gegen den Text als einem Autor verpflichtetes Werk. Texte sind Prozesse, sind Erfahrungen. Sie werden von Produzenten gedacht und von Rezipienten nach-gedacht. Interaktionistisches Textkonzept. Moderater Intertextualitätsbegriff: unterschiedliche Beziehungen zwischen Texten (Quellenkritik, Motivforschung, Komparatistik)

Begriffsbestimmung Intertextualität, Bezug von Texten auf andere Texte. Von J. Kristeva eingeführter Begriff, mit dem M. Bachtins an der 'Ästhetik des Worts' entwickeltes Dialogizitäts-Theorem zu erweitern versucht wird. Der Begriff Intertextualität subsumiert eine Reihe von Textrelationen (Verfahren der Bezugsnahme) eines Textes auf andere Texte (z.B. Einlagerung, Kreuzung, Verschaltung, Wieder-, Gegenschrift fremder Texte), deren Formensprache aus der traditionellen Rhetorik, Poetik und Philologie bekannt ist (z.B. Zitat, Motto, Anspielung, Fußnote, Anmerkung, Kommentar, Textkritik, Ironie, Parodie, Kontrafaktur, Plagiat). Zu beachten ist allerdings der neuere literatur- und texttheoret. Kontext des Begriffs, um den sich in der Diskussion der letzten Jahre ein oszillierender Verbund von Unterbegriffen (Subtext, Hypotext, Hypertext, Anatext, Paratext, Intertext, Transtext, Genotext, Phänotext, implizierter Text, Text im Text usw.) angesammelt hat: Es handelt sich um den Kernbereich der poststrukturalen Poetik, deren Angriff auf die Grundlagen des traditionellen Literatur-Konzepts (Einheit, Einzigartigkeit, strukturelle Totalität, Systemhaftigkeit des Kunstwerks) mit dem Begriff der Intertextualität umrissen wird. aus: Metzler-Literatur-Lexikon: Begriffe und Definitionen, hrsg. von Günther und Irmgard Schweikle. Stuttgart: J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, ²1990, S. 223.

Funktionen und Ansätze Nachahmung, Ergänzung, kritische Kommentierung, Verstärkung, argumentative Zuhilfenahme, Nachweis fremder Quellen, Persiflierung, Parodierung ... (Janich 2005, 177-196) Zitate: markiert, unmarkiert, inszeniert, modifiziert Referenztexte – Texte, auf die Bezug genommen wird Phänotexte – Bezug nehmende Texte Referenzsignale – Markierung intertextueller Beziehungen Intertextualität als Texteigenschaft vs. Explizit rezeptionsorientierter Intertextualitätsbegriff (Intertextualität entsteht erst auf der Ebene der Interpretation)

Typologisierung Intertextualität als Beziehung zwischen: konkreten Einzeltexten Texten, Mustern, Textsorten, Gattungen Einzeltextreferenz oder referenzielle Intertextualität Systemreferenz oder typologische Intertextualität, auch Gattungsreferenz / Textmustermontage (s. Tabelle auf S. 6)

Einzeltextreferenz Außer bei literarischen Texten häufig bei Werbetexten, Schlagzeilen, Überschriften, Glossen, Kommentaren ...  textsortenspezifisch Elemente aus fremden Texten – Zitate, Paraphrasen, Anspielungen/Allusionen – werden vollständig oder unvollständig übernommen, reproduziert oder nur angedeutet. Einzeltextreferenz Gattungsreferenz / Textmustermontage (quasi) vollständige Übernahme (Zitat) markiert b) unmarkiert 2) Übernahme der syntaktischen Struktur 3) Übernahme einzelner lexikalischer Elemente 4) Anspielung auf die sprachliche Struktur 5) Bildliche Anspielung 6) Anspielung auf Textsortenmerkmale (Textaufbau, typische Elemente) 7) Anspielung mit Bildelementen Janich 42005, 174.

Systemreferenz Bezüge von Phänotexten auf Textmuster, Textsorten oder literarische Gattungen Abweichen, Durchbrechen, Vermischen von „Mustern“ mitgedachte Musterhaftgkeit, stilistischer Effekt (Gewinn), z.B. Ausdruck von Respektlosigkeit, Verstoß gegen Rezeptionserwartungen, aufmerksamere Textrezeption

Abweichungen von Gebrauchstexten Janich 2008, 192 MUSTERBRECHUNG: punktueller Verstoß gegen einzelne Struktur- oder Formulierungsmerkmale eines Textmusters (Flyer als Todesanzeige) MUSTERMETAMORPHOSE: affirmative, kritische oder manipulative Nachahmung eines fremden Textmusters (Werbetext kaschiert als redaktioneller Artikel) MUSTERMONTAGE/MUSTERMISCHUNG: harmonische oder konfrontative Kombination verschiedener Muster (Medizinischer Fachtext kombiniert mit Werbetext, Klappentext als Rezeptbeilage)

Aufgaben Geben Sie den Referenztext für folgenden Phänotexte an: Und führe uns nicht in Versuchung - SZ 04.02.2010 Von einer, die auszog, um geraucht zu werden. - Zigarettenwerbung Der Mensch lenkt. Mercedes denkt. - Slogan von Mercedes-Benz Jägermeister. Einer für alle. Veronika, das Geld ist da – Schlagzeile einer Bausparkasse Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein. – Slogan für dm-Märkte Nicht ohne meine Coca-Cola Du sollst begehren deines Nächsten Marktanteil – Anzeige für die Wirtschaftswoche Lizenz zum Fremdgehen - SZ 04.02.2010 Eine Juristin für alle Fälle – taz 05.02.2010