Gezielte Tötungen aus völkerrechtlicher Perspektive

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 Präsentation transkript:

Gezielte Tötungen aus völkerrechtlicher Perspektive Dr. Nils Melzer, 2013

Definition "gezielte Tötung" (5 Elemente) 1. Anwendung von potentiell tödlicher Gewalt 2. Direkter Tötungsvorsatz 3. Individuell vorbestimmte Zielperson(en) 4. Fehlen von Verfügungsgewalt über Zielperson 5. Zurechenbarkeit zu einem Völkerrechtssubjekt (Staatliches) Gezieltes Töten: Anwendung durch Staatsvertreter von Gewalt mit direktem Tötungs-vorsatz gegen individuell vorbestimmte Ziel-personen ausserhalb ihrer Verfügungsgewalt.

Paradigmen der Gewaltanwendung: Operierender Staat Betroffene Person Betroffene Person Kampfhandlungen Rechtsdurchsetzung Einsatz von Mitteln & Methoden der Kriegsführung zwischen Parteien eines bewaffneten Konfliktes. Staatliche Machtausübung zur Erhaltung, Wiederherstellung + Durchsetzung von öffentlicher Sicherheit, Recht und Ordnung. Territorial - Extraterritorial Extraterritorial - Territorial HVR, komplettiert durch MR MR, komplettiert durch HVR Betroffener Staat Zwischenstaatliche Gewalt Anwendung oder Androhung von Gewalt in zwischenstaatlichen Beziehungen UNO Charta, Gewohnheitsrecht (z.B. SR Res. 611 of 25 April 1988)

Nicht-tödliche Massnahmen Gezielte Tötung als Rechtsdurchsetzung Einsatz tödlicher Gewalt zur Erhaltung, Wiederherstellung und Durchsetzung von öffentlicher Sicherheit, Recht und Ordnung. Spannungsverhältnis zum Recht auf Leben, welches Personen vor willkürlicher (Pakt) bzw absichtlicher (EMRK) Tötung schützt Allgemeine Vorsichtspflicht: Rechtsdurchsetzungsoperationen müssen so geplant, vorbereitet und durchgeführt werden, dass der Einsatz tödlicher Gewalt so weit als möglich vermieden wird. Nicht-tödliche Massnahmen Potentiell tödl. Gewalt 1. Verhältnismässigkeit: Die Schwere d. Bedrohung muss Gefahrenabwehr durch potentiell tödliche Gewalt rechtfertigen: - Verteidigung gegen rechtswidrige Gewalt - Rechtmäss. Festnahme / Fluchthinderung - Niederschlagung Aufruhr / Aufstand 2. Unbedingte Erforderlichkeit für die Erreichung dieses Zweckes. Direkter Tötungsvorsatz (Gezielte Tötung)

Gezielte Tötung als Kampfhandlung Rechtmässige Angriffe auf Personen nach HVR Gezielte Tötung als Kampfhandlung Militär. Notwendigkeit Menschlichkeit Unterscheidungsprinzip Vorsichtsmassnahmen Schutzvermutung Verhältnismässigkeit Unterscheidungsprinzip Gegen direkte Angriffe NICHT geschützte Personen Gegen direkte Angriffe geschützte Personen Organisierte Streitkräfte Staatlicher / Nichtstaatlicher Konfliktparteien Zivilisten Unmittelbar an Feindseligkeiten teilnehmende Zivilisten Streitkräfte Sanitäts- & Seelsorgepersonal Personal hors de combat Einschränkung von Kriegsführungsmitteln & Methoden

Zulässigkeit gezielter Tötungen Vergleichende Betrachtung: Zulässigkeit gezielter Tötungen Kampfhandlungen Rechtsdurchsetzung AUSSCHLIESSLICH gegen legitime militärische Ziele in bewaffneten Konflikten Alle Personen AUSSER legitime militärische Ziele in bewaffneten Konflikten Selbst in kriegerischen Kampf-handlungen kann niemand ohne weiteres rechtmässig “liquidiert” werden. Kein kategorisches Verbot, aber weitgehende Einschränkung des Einsatzes vorsätzlich tödlicher Gewalt. Gezielte Tötungen gehören trotz ihres Präzisionscharakters an das extreme Ende der Skala zulässiger Kampfmethoden. Gezielte Tötungen können nicht legitimer Zweck, sondern müssen unvermeidbare Konsequenz der Abwehr unrechtmässiger Angriffe auf menschliches Leben sein.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: n.melzer@gcsp.ch Fragen? Kontakt: n.melzer@gcsp.ch