Macht Bildung gesund? Zum Verhältnis von Bildungsstand und Gesundheit

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Vorlesung Querschnittsbereich Rehabilitation I
Advertisements

1. Sozialmedizin und Public Health (Patho- vs
Altern und soziale Ungleichheit
der Kampagne: Mein Herz und ich. Gemeinsam gesund.
14. Österreichische Gesundheitsförderungskonferenz Gemeinsam gesundheitliche Chancengerechtigkeit fördern 22. und 23. November 2012 Dr. Verena Zeuschner.
Prof. Dr. Petra Kolip Zentrum für Public Health der Universität Bremen
14. Österreichische Gesundheitsförderungskonferenz
- Soziale, ökologische und ökonomische Dimensionen eines nachhaltigen Energiekonsums in Wohngebäuden Allgemeine Hypothesen zu den Determinanten.
Betriebliche Gesundheitsförderung – die Europäische Perspektive
Metropolregionen: Ansatzpunkte für stadt-regionale Nachhaltigkeit
Kompetenzfeld Tod und Trauer
EF: Standards + H2O red = H2O.
Soziale Ungleichheit im internationalen Vergleich
Prof. Dr. med. Burkhard Weisser Sportmedizin CAU Kiel
Errungenschaften der letzten 200 Jahre
Besonderheiten – Angebote – Defizite – Ressourcen
Resilienz die innere Kraft zu gedeihen.
Gesundheit und Erwachsenenbildung
Über die Verzahnung von Gesundheit, Migration und sozialer Herkunft
Soziale und gesundheitliche Ungleichheit in der Schweiz
“Ärzte ohne Grenzen – Gesundheit mit Grenzen” Ärzte ohne Grenzen, Anita Sackl Wien, Oktober 2010 © Sophia Ioannou MSF.
Staatssekretariat für Integration, Minoritenplatz 9, 1014 Wien, Telefon: +43-(0) , GESUNDHEITSPOLITISCHE.
Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich
Großstadtfaktor WIEN Demographische, soziale Ungleichheiten bei selbstberichtetem Gesundheitsverhalten, Gesundheitsstatus, Konsum medizinischer Leistungen.
"Künstler helfen Obdachlosen" - SKM Augsburg
„Weil sie es uns wert sind!“
Überlegungen zu einer am Versorgungsbedarf orientierten Psychotherapeutenausbildung Prof. Dr. Rainer Richter DGVT Tagung zur Zukunft der Psychotherapieausbildung.
DAK-Gesundheitsreport 2008
DB simmev Demografische Entwicklung und Gesundheitswesen 20. Oktober 2011 Dir.-Stv. Dr. Gerhard Mayr.
Medizinische Universität Wien, Abteilung für Rheumatologie
Konzeptpräsentation von Max Ebenführer
SPSS für Windows Auswertung von Marktforschungsdaten mit SPSS für Windows WINDER Thomas Porzellangasse 32, 1090 Wien.
Die zehn häufigsten Todesursachen
Ungleiche Gesundheitschancen für frauen
Gesund Bild Leben. Präsentation erfüllt Terentjew Tatjana ein Schüler der 8A-Klasse.
Überblick Statistik Deskriptive Statistik=beschreibende Statistik
Cluster 3 – Psychische Erkrankungen und Pension (inkl. Begutachtungen)
Grippeimpfung im Alter Gibt es valide Daten?
Prophylaxe altersbedingter Erkrankungen von Musikern
BUNDESFORUM FAMILIE – 15. April 2010 Gesundheit Berlin-Brandenburg Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung Carola Gold Geschäftsstelle Kooperationsverbund.
Die Bedeutung psychischer Erkrankungen für den Einzelnen und die Gesellschaft Chefarzt Prim. Dr. Georg Psota.
Joachim Liesenfeld, 3. November 2008
Die Bedeutung der Bewegung in einer guten und gesunden Kita
Förderverein der Aliceschule e.V. Tätigkeitsbericht 2010.
Stalking - Betroffene Aus allen Schichten und Altersgruppen
Wie wird Gesundheit diagnostiziert und gemessen ?
„Hängen Gesundheit und Leistungs-fähigkeit unweigerlich zusammen?“
September 29th 2008 Dr. Bernhard Schmidt Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der LMU Perception of Age, Expectations of Retirement.
Durch dick und dünn - Neue Entdeckungen zum Fettstoffwechsel
EOSS: Edmonton Obesity Staging System
Rudolf Henke Krankheit und Armut
Global Burden of Disease (GBD): Definition
Einführung Public Health Vbg1 19. September 2008 Einführung - Ziele und Inhalte Horst Noack Arbeitsgruppe Public Health Institut für Sozialmedizin und.
Chronischer Hunger Was bedeutet chronischer Hunger?
Einführung Public Health Vbg September 2008 Public Health im 21. Jahrhundert - Herausforderungen in der Spätmoderne Horst Noack Arbeitsgruppe Public.
Verborgene Massenvernichtung
Chronischer Hunger Inhalt: Chronischer Hunger allgemein
26./ H. Noack: Sozialepidemiologie 1 Horst Noack Universitätslehrgang Public Health Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie Medizinische.
Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe Symposium der BAG Gesundheit und Soziales: Gesundheitsversorgung der Zukunft Berlin
Aktives und gesundes Altern Rahmenkonzepte und Ziele Fachtagung der LSVfS Dr. Rotraut Sawatzki.
Gesundheitliche Folgen von h ä uslicher Gewalt. Was interessiert wen? Beispiel ÄrztInnen  22% aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer.
Gesundheitsförderung für schwer erreichbare Zielgruppen Good-Practice-Modelle zur Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit Zielsetzung: Stärkung.
B4 Individuelle Gesundheitskompetenzen B1 Gesundheitsfördernde Angebote D Gesundheit A1 Entwicklung gesundheitsfördernder Angebote A2 Interessenvertretung.
Arbeitsgruppe Kindesschutz Ein Kooperationsprojekt des Kinderkrankenhauses auf der Bult der Medizinischen Hochschule der niedergelassnen Kinderärzte der.
Socium - Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik | Dr. Rolf Müller Armut und Gesundheit Zur Diskussionsveranstaltung Arm = Krank? Gesundheitliche.
Studie: Mental Illness and Unhappyness
Bildung und Bildungssysteme im internationalen Vergleich
Ökonomik der Verteilung
 Präsentation transkript:

Macht Bildung gesund? Zum Verhältnis von Bildungsstand und Gesundheit Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. med. Thomas E. Dorner, MPH Institut für Sozialmedizin Zentrum für Public Health Health Box Konferenz 24.11.2011

Sozioökonomischer Status (SES) Deskriptiver Begriff für die Position einer Person in der Gesellschaft Kriterien: Einkommen, Bildung, Beruf… Soziale Ungleichheit -> Unterschiede im Gesundheitszustand zwischen sozioökonomischen Gruppen Spiegeln Unterschiede bezüglich Verhältnisse und des Verhaltens, die im breitesten Sinn sozial determiniert sind

Bildung und Gesundheit Beispiele für den Zusammenhang zwischen SES und Gesundheit Diabetes mellitus Schmerz Erklärungsmodelle Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Beispiele für den Zusammenhang zwischen SES und Gesundheit

Selbstberichtete Prävalenz Diabetes mellitus In % Eigene Berechnungen nach: Statistik Austria, 2007

Prävalenz Diabetes mellitus nach Schulbildung Eigene Berechnungen nach: Statistik Austria, 2007

Prävalenz Diabetes mellitus nach Einkommen Eigene Berechnungen nach: Statistik Austria, 2007

Prävalenz Diabetes mellitus nach berufl. Position Eigene Berechnungen nach: Statistik Austria, 2007

Diabetes und Bildung in Europa 13 Länder Surveys, Mortalitätsregister Morbidität Mortalität Espelt et al. Diabetologia 2008

Diabetes und Bildung in Europa SEP-inequalities in allen Ländern SEP-inequalities größer bei Mortalität W-Europa eher Morbiditäts-inqualities O-Europa eher Mortalitäts-inequalities Morbidität und Mortalitäts-inequalities höher bei Frauen als bei Männern Espelt et al. Diabetologia 2008

Selbstberichtete Prävalenz von Schmerz In % Dorner TE et al. Eur J Pain. 2011

Prävalenz von Schmerz nach Schulbildung Dorner TE et al. Eur J Pain. 2011

Prävalenz von Schmerz nach Einkommen Dorner TE et al. Eur J Pain. 2011

Prävalenz von Schmerz nach berufl. Position Dorner TE et al. Eur J Pain. 2011

Im täglichen Leben durch Schmerz beeinträchtigt nach Schulbildung Frauen: 10.1% Männer: 7.7% Dorner TE et al. Eur J Pain. 2011

Schmerz und SES in Europa 1659 subjects aged >= 75 years from Belgium, France, Germany, Iatly, the Netherlands, and Spain Results of a logistic regression with Problems in dimension pain/discomfort (EQ-5D) Independent variable OR 99% CI Age (years) 1.05* 1.01-1.09 Male sex (Ref: female) 0.49** 0.33-0.71 Education > 12 years (Ref: education < 12 years) 0.90 0.53-1.54 Paid employment (Ref: no paid employment 0.71 0.33-1.52 Income < median (Ref: income >= median) 0.69** 0.49-0.98 Living with partner (ref: not living with partner) 1.04 0.71-1.52 * p < 0.01; ** p < 0.001 König et al., Health Qual Life Outcomes 2010

Influence of socio-demographic and socio-economic variables on unhealthy lifestyle Results of a multivariate linear regression model Men Women Standar-dized Beta 95% CI Age -0.050** -0.098 – -0.028 -0.073** -0.098 – -0.050 Marital status -0.070** -0.171 – -0.075 -0.043** -0.093 – -0.029 Country of birth 0.062** 0.057 – 0.127 0.072** 0.065 – 0.122 Education -0.085** -0.179 – -0.101 -0.105** -0.150 – -0.095 Net income per household members -0.036* -0.079 – -0.015 -0.002 -0.029 – 0.025 Profession -0.091** -0.065 – -0.037 -0.076** -0.042 – -0.022 Corrected R² 0.033 0.028 * P<0.01; **P<0.001 Dorner et al., Int J Publ Health submitted 2011

Erklärungsmodelle

Gratifikationskrise Dysbalance aus: Verausgabung Entschädigung z.B: Engagement Wissen Zeit Identifikation Leistung Persönlichkeit z.B: Lohngerechtigkeit Ausbildungsadäquate Beschäftigung Arbeitsplatzsicherheit Weiterbildungsmöglichkeit Karrieremöglichkeit Einflussmöglichkeit V.a. Personen in Berufen mit geringer Qualifikation Siegrist J, diverse Publikationen

Gratifikationskrise und Gesundheit -> ungesundes Gesundheitsverhalten wie Rauchen, Alkoholkonsum, ungünstiger Ernährung -> Lebensstilassoziierte Erkrankungen -> psychische Belastung -> Somatisierung Siegrist J, diverse Publikationen

Gratifikationskrise und Krankheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen die meisten Krebsarten Lebererkrankungen Diabetes mellitus Durchblutungsstörungen Epilepsie Schizophrenie Depressionen Alkoholismus Alzheimer-Krankheit Multiple Sklerose Chronische Bronchitis Adipositas Schmerz Siegrist J, diverse Publikationen

modifiziert nach: Elkeles T, Mielck A. Gesundheitswesen. 1997 Soziale Ungleichheit (Unterschiede in Wissen, Geld, Macht, Prestige) Unterschiedliche gesundheitliche Beanspruchungen Bilanz aus Unterschiedliche gesundheitliche Versorgung Gesundheitliche Belastungen (biologische, chemische und physikalische Belastungen, Distress, soziale Exklusion etc.) Gesundheitliche Ressourcen (Selbstbewusstsein, Bildung, Einkommen, Transparenz, Partizipations- und Handlungsspielräum, soziale Netzwerke, Erholung, etc.) (Qualität und Gesundheitsförderlichkeit von Prävention, Kuration, Pflege, Rehabilitation) Unterschiedliche gesundheitsrelevante Lebensstile (Gesundheitsrelevantes Verhalten, Bewältigungsstrategien bei Krise und Krankheit, Inanspruchnahme von Gesundheitsversorgung etc.) Gesundheitliche Ungleichheit (Unterschiede in Morbidität und Mortalität) modifiziert nach: Elkeles T, Mielck A. Gesundheitswesen. 1997

Vom Sozialen zur Gesundheit 1) Sozio-ökonomische Determinanten 5) Gesundheitszustand

External health resources and health burden e.g. social integration, social support, familial status Socio-economic and socio-demographic determinants e.g. age, sex, educational level, migration back ground, region Health behavior e.g. diet, physical activity, smoking Risk factors and health status e.g. obesity, hypertension, diabetes mellitus, dyslipidemia Internal health ressources and health burden e.g. psycho-social (dis)comfort, health knowledge, personal beliefes, sense of coherence Hypothetical causal direction Dorner et al. Int J Health Geogr. 2011 Modif. nach: Freidl, Soc Sci Med 1997

Vom Sozialen zur Gesundheit (Diabetes mellitus) Gesellschaftliche Werte Soziales Netzwerk Bildung Einkommen Beruf Körperliche Aktivität Ernährung Rauchen 5) Diabetes mellitus Belastungen Wissen Vorsorge

Vom Sozialen zur Gesundheit (chronischer Rückenschmerz) Soziales Netzwerk Zugang GF Zugang KM Bildung Einkommen Beruf Kultur, etc. Körperliche Aktivität Stress coping 5) Schmerz Wissen Einstellung Beeinträchtigung Catastrophising

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Gesundheitszustand klar abhängig vom SES In Europa wie in Österreich Dysbalance aus Belastungen und Ressourcen Dysblancen beeinflussbar auf Verhältnisebene sowie auf personaler Ebene Wichtiges Zwischenglied: Gesundheitsverhalten und Lebensstil -> Implikationen für Gesundheitsförderung und Prävention