Die Theologie der Osternacht

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 Präsentation transkript:

Die Theologie der Osternacht Eine Auslegung der Feiergestalt mit Fragen an die Praxis Martin Klöckener

1. Die starken Riten und Symbole der Osternacht Die Spannung von Licht und Dunkel Die Riten am Feuer Die Osterkerze Die Wasserriten der Taufe und Tauferneuerung Prozessionen – Wege Gesten und Körperhaltungen der Mitfeiernden Das österliche Mahl am Tisch des Herrn

2. Die starken Texte und Gesänge Begleitworte zur Segnung des Feuers und Bereitung der Kerze Der Wechselruf „Lumen Christi“ Das Exsultet als österliche Lichtdanksagung Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament Psalmen und biblische Hymnen, das Halleluja Das Bekenntnis zu Taufe und Tauferinnerung

3. Die Osternacht im Kontext des Österlichen Triduum Die Einheit des Triduum paschale mit: der Abendmahlsmesse des Hohen Donnerstags der Liturgie des Karfreitags ggf. weiteren Gottesdiensten (besonders der Tagzeitenliturgie mit der Vesper und den Trauermetten) verlangt die Mitfeier des ganzen Triduum

4. Die Eröffnung der Feier Die Versammlung des Volkes Gottes „Die Gemeinde versammelt sich. / Populo congregato…“ (Messbuch, Feier der Gemeindemesse) Versammlung und Teilnahme als theologisch relevante Vorgänge

Die Kurzansprache des Vorstehers Liebe Brüder und Schwestern! In der Osternacht ist unser Herr Jesus Christus vom Tode auferstanden und zum Leben hinübergegangen. Darum hält die Kirche in der ganzen Welt diese Nacht heilig; sie lädt ihre Söhne und Töchter, wo immer sie wohnen, ein, zu wachen und zu beten. Auch wir sind in dieser Nacht der Einladung gefolgt. Wir begehen das Gedächtnis des österlichen Heilswerkes Christi, indem wir das Wort Gottes hören und die heiligen Mysterien feiern in der zuversichtlichen Hoffnung, dass wir einst am Sieg Christi über den Tod und an seinem Leben in Gott teilnehmen dürfen.

Pascha: rettender Durchgang Liebe Brüder und Schwestern! In der Osternacht ist unser Herr Jesus Christus vom Tode auferstanden und zum Leben hinübergegangen. … Pascha: rettender Durchgang Hinübergang aus dem Dunkel in das Licht, aus der Trauer in die Freude, vom Tod zum Leben, aus der Verlorenheit hin zur Errettung Vgl. Ex 12 und 14

… Darum hält die Kirche in der ganzen Welt diese Nacht heilig; sie lädt ihre Söhne und Töchter, wo immer sie wohnen, ein, zu wachen und zu beten… Ekklesiale Einbindung der jeweiligen Osternacht (wie aller Liturgie überhaupt)

Heiligung der Nacht durch das Erlösungsgeschehen … Darum hält die Kirche in der ganzen Welt diese Nacht heilig; sie lädt ihre Söhne und Töchter, wo immer sie wohnen, ein, zu wachen und zu beten… Ambivalenz der Nacht: Dunkelheit, Unsicherheit und Gefahr für den Menschen Heiligung der Nacht durch das Erlösungsgeschehen Wachen und Beten als die angemessene Weise, dieses Mysterium mitzuvollziehen

Begehung des Gedächtnisses durch Hören des Wortes Gottes … Wir begehen das Gedächtnis des österlichen Heilswerkes Christi, indem wir das Wort Gottes hören und die heiligen Mysterien feiern… Begehung des Gedächtnisses durch Hören des Wortes Gottes Feier der „Mysterien“ von Taufe und Eucharistie

Osternacht als Grund der endzeitlichen Hoffnung … in der zuversichtlichen Hoffnung, dass wir einst am Sieg Christi über den Tod und an seinem Leben in Gott teilnehmen dürfen. Osternacht als Grund der endzeitlichen Hoffnung

An Ostern feiert die Kirche nicht nur das Gedächt-nis der Auferstehung Jesu Christi. Vielmehr ver-kündet sie Gottes Heilshandeln an Welt und Mensch insgesamt und vergegenwärtigt es. Sie holt gleichzeitig das Eschaton mit in diese Feier hinein; Ostern erscheint damit auch als ein eschatologisches Fest.

Das Segensgebet über das Feuer Allmächtiger, ewiger Gott, du hast durch Christus allen, die an dich glauben, das Licht deiner Herrlichkeit geschenkt. Segne dieses neue Feuer, das die Nacht erhellt, und entflamme in uns die Sehnsucht nach dir, dem unvergänglichen Licht, damit wir mit reinem Herzen zum ewigen Osterfest gelangen. Darum bitten wir…

Christus als das Licht der Herrlichkeit Gottes: Anspielung auf die Taufe als Gabe des göttlichen Lichtes das Exodusgeschehen mit der Feuersäule (atl. Geschehen und christologische Deutung) die Auferstehung Jesu (vgl. die eschatologische Szenerie in Mt 28) Ausblick auf das ewige Osterfest

Die Bereitung der Osterkerze „Christus, gestern und heute / Anfang und Ende / Alpha / und Omega. / Sein ist die Zeit / und die Ewigkeit / Sein ist die Macht und die Herrlichkeit / in alle Ewigkeit. Amen.“ vgl. Christologie von Eph 1,3–14 u. Kol 1,12–20 „Anfang und Ende“, „Alpha und Omega“: Offb 21,6 Kosmische Relevanz der Auferstehung Christi Anbruch des endgültig Neuen

Zur Entzündung der Kerze am Feuer: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.“ Hinübergang Christi vom Tod zum Leben Hinübergang aller Mitfeiernden aus dem Dunkel in das Licht Christi

Die Einzugsprozession mit dem „Lumen Christi“ „Lumen Christi“ – „Deo gratias“ oder „Christus, das Licht“ – „Dank sei Gott“ Ein Ruf zur Auferstehungsverkündigung Vgl. Joh 1,4f.9 und die „Ich bin“-Worte Jesu als „Licht der Welt“  

Das Exsultet Herausragendes Dokument (5. Jh.) für den Lobpreis auf Gottes Heilshandeln, das im Pascha-Mysterium kulminiert Zur Eröffnung vgl. den antiken Triumphzug Einzug Christ als „erhabener König“, als Sieger über den Tod

Verbindung von atl. und ntl. Motiven sowie von Vorgängen in der Natur Liturgische Funktion des Segens- und Darbringungsgebetes der Kerze Kontinuität zwischen atl. und ntl. Bundesvolk poetischer Lobpreis der Nacht mit ihren heilbringenden Wirkungen für das Leben der Menschen durch die Auferstehung Christi Paradox der Erlösung, Heilswille Gottes

Thematisierung der Taufe als Eingliederung in die Kirche und Zugehörigkeit zum eschatologischen Volk Gottes Darbringung der Osterkerze als „festliche Gabe“ Lobpreis des auferstandenen Christus, eingebettet in die kosmischen Zeitläufe Exsultet als gebündelte Ostertheologie in hoher poetischer Gestalt 

5. Der Wortgottesdienst sieben atl. und zwei ntl. Lesungen Umsetzung des vigilaren Charakters der Osternacht Inhaltlicher Bogen von der Schöpfung über die Befreiung Israels und die Auferweckung des Gekreuzigten bis zum Mitbegrabenwerden und Mitauferstehen der Getauften

Geschichte als Heilsgeschichte Gegenseitige Erhellung von Altem und Neuem Testament Glaubensweg der Hörenden von der Schöpfung bis zur Verheißung der Vollendung in Christus Das Christus-Mysterium ist nicht ohne die vorherige Geschichte Gottes mit den Menschen zu verstehen. tauftheologische Relevanz

Psalmen und atl. Hymnen als Fortführung und Erweiterung der Lesungen in poetischer Gestalt und gesungener Form

Orationen als Überführung der Verkündigung und Meditation des Wortes Gottes ins Gebet deine uralten Wunder leuchten noch in unseren Tagen. Was einst dein mächtiger Arm an einem Volk getan hat, das tust du jetzt an allen Völkern: Einst hast du Israel aus der Knechtschaft des Pharao befreit und durch die Fluten des Roten Meeres geführt; nun aber führst du alle Völker durch das Wasser der Taufe zur Freiheit. Gib, dass alle Menschen Kinder Abrahams werden und zur Würde des auserwählten Volkes gelangen.

Interpretation und Aktualisierung der Lesung geschieht in der Oration auf mehreren Ebenen Verzahnung von Altem Testament mit Christusmysterium und der Zeit der Kirche

6. Die Tauffeier Taufe als österliches Geschehen Mithineingenommenwerden in das Pascha-Mysterium Jesu Christi Interpretation durch den großen Bogen heilsgeschichtlicher Verkündigung Vgl. auch Lobpreis und Anrufung Gottes über dem Wasser   Die Eucharistiefeier Als letzter großer Teil folgt die Eucharistiefeier, die in der Osternacht nur wenige spezifische Elemente hat. Doch ist die Eucharistiefeier als Ganze immer österliche Gemeinschaft mit dem Auferstandenen, der seine Gemeinde zu Tisch lädt, so wie er den Jüngern von Emmaus die Schriften aufgeschlossen und mit ihnen das Brot gebrochen hat. Allerdings lässt der österliche Kontext die gewohnten Elemente der Eucharistiefeier anders und neu lesen. Hier kommt eine der Grundgegebenheiten allen liturgischen Handelns zum Tragen, dass liturgischer Text immer in einem bestimmten Kontext zu interpretieren ist. Der Kontext, oder besser: die Kontexte einer liturgischen Feier können einen Text, einen Gesang, einen Ritus anders erscheinen lassen und neue Zugänge aufschließen. Das gilt gerade in den zentralen Feiern des Kirchenjahres, allen voran der Osternacht. So können beispielsweise die durch vielfache Wiederholung vertrauten Eucharistiegebete noch weitaus mehr zu „österlichen“ Texten werden, als sie dies im normalen Gebrauch ohnehin schon sind. Schlussüberlegung Wenn wir den theologischen Gehalt der Osternacht knapp umschreiben wollen, so lässt sich das mit den Stichwörtern Schöpfung – Befreiung – Auferstehung – Taufe – österliches Mahl tun. Bei allem geht es um den Weg Gottes mit den Menschen seit der Schöpfung; um den Weg durch die Geschichte hindurch, in der sich Gottes Wille zur Errettung, Befreiung und Erlösung an seinem Volk und in der Hingabe Jesu Christi für alle Menschen manifestiert; hin zur in der Taufe vollzogenen individuellen Mithineinnahme in diese göttliche Dynamik, die im österlichen und zugleich endzeitlichen Mahl der Eucharistie ihre Erfüllung findet. Das alles wird an Ostern gefeiert und kulminiert in der Osternacht. Wie keine andere Liturgie des Jahreskreises stellt die Osternacht „eine liturgische Ganzheit voll innerer Differenzierung“ dar (Wo 187). Die große Herausforderung der Gegenwart bleibt, wie die Aktualisierung der Osterbotschaft und ihre Verwurzelung im Leben der Gläubigen gelingen können. Ziel muss es bleiben, dass die Gläubigen diese Osterbotschaft in ihr Leben aufnehmen und somit das gefeierte Pascha-Mysterium nicht nur als ein theologisches Konzept begreifen, sondern es ihnen zur Lebensmitte wird. Liturgie verstehen, aus der Liturgie heraus leben, setzt als erstes lebendige Teilnahme voraus, gerade an den zentralen Feiern des Jahreskreises. Die Riten, Texte und Gesänge der Osternacht in ihrer aktuellen Ritus- und Sprachgestalt haben die Kraft, die Mitfeiernden im besten Sinn des Wortes zu ergreifen. Wo solches Eingehen der Gläubigen in das gefeierte Mysterium gelingt, kommt Ostern zum Ziel.

7. Die Eucharistiefeier Eucharistiefeier als österliche Gemeinschaft mit dem Auferstandenen, der seine Gemeinde zu Tisch lädt ihnen die Schrift aufschliesst und mit ihnen das Brot bricht

8. Schlussüberlegung Theologischer Gehalt der Osternacht: Schöpfung – Befreiung – Auferstehung – Taufe – österliches Mahl Weg Gottes mit den Menschen zwischen Schöpfung, Christusereignis und Vollendung individuelle Mithineinnahme in diese göttliche Dynamik durch die Taufe Pascha-Mysterium als Lebensmitte

Liturgie verstehen, aus der Liturgie heraus leben, setzt als erstes lebendige Teilnahme voraus, gerade an den zentralen Feiern des Jahreskreises. Die Riten, Texte und Gesänge der Osternacht in ihrer aktuellen Ritus- und Sprachgestalt haben die Kraft, die Mitfeiernden im besten Sinn des Wortes zu ergreifen. Wo solches Eingehen der Gläubigen in das gefeierte Mysterium gelingt, kommt Ostern zum Ziel.