Christoph Möllers Universität Zürich, 3. Mai 2007 Status – Kontrakt – Rolle Rechts- und Gesellschaftsstruktur Vorlesung Rechtsoziologie I Christoph Möllers Universität Zürich, 3. Mai 2007
I. Einführung Zwei rechtssoziologische Perspektiven Mikroperspektive: Handlung Makroperspektive: Struktur Vor- und Nachteile der Makroperspektive große Erklärungsreichweite hohe Ungenauigkeit politische Nebenbedeutung 08:39 Christoph Möllers
II. Vom Status zum Kontrakt „All the forms of Status (…) in the Law of Persons were derived from, and to some extent are still coloured by, the powers and privileges anciently residing in the Family. If then we employ Status (…), to signify these personal conditions only, and avoid applying the term to such conditions as are the immediate or remote result of agreement, we may say that the movement of the progressive societies has hitherto been a movement from Status to Contract.“ http://en.wikisource.org/wiki/Ancient_Law Henry Sumner Maine, Ancient Law: Its connection with the early History of Society and Its Relation to Modern Ideas (1861), Ch. V, a.E. (Hervorhebung hier) 08:39 Christoph Möllers
Henry Sumner Maine 1822-1888 AL ist sein erstes Buch (1861, Jahr von Bachofens Mutterrecht) Quellen: u.a. Homer und Tacitus lebte nach Abfassung von AL in Indien verfasste weitere Bücher über archaische Rechtsordnungen Professor in Oxford und Cambridge 08:39 Christoph Möllers
Status versus Kontrakt Gruppe - Korporation Soziale Hierarchie Tradition Gemeinschaft Privilegien Religiöse Fundierung Fetisch Individuum und Staat Normative Gleichheit Konvention Gesellschaft Rechte Säkularität Geldwirtschaft 08:39 Christoph Möllers
Ein Beispiel: Universität „Alte“ Universität Legitimation durch Tradition eigener Gerichtsstand Privilegien durch Immatrikulation (Steuer, Wehrpflicht, Waffen tragen) ständische Korporation zwischen Staat und Privaten „Moderne“ Universität Legitimation durch Ergebnisse („Produkt“) Studierende als private Kunden keine Privilegien Vertragsbeziehungen zwischen Träger, Universität, Fakultät und Dozierenden 08:39 Christoph Möllers
- Frühe „Rechtssoziologie“ arbeitet rechtsgeschichtlich Einflüsse III. Kontext und Kritik Kontext - Frühe „Rechtssoziologie“ arbeitet rechtsgeschichtlich Einflüsse Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft (1887) Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (posth. 1925) 08:39 Christoph Möllers
historisch: geschichtsphilosophische Modernisierungsidee Kritik an der These begrifflich: Status als Ergebnis von Verträgen (Zweck-Kontrakt und Status-Kontrakt, M. Weber) historisch: geschichtsphilosophische Modernisierungsidee politisch: Kolonialismus faktisch: Ungleichzeitigkeiten und Rückentwicklung, „new medievalism“? Gegenkritik: bis heute eines der griffigsten Modelle 08:39 Christoph Möllers
IV. Soziale Rolle Rolle als konzeptionelle Verfeinerung der Unterscheidung Status - Kontrakt? Individualismus gewahrt Gruppenzugehörigkeit anerkannt, aber flexibilisiert Vereinbar mit einem modernen System subjektiver Rechte Unterscheidung zwischen zugeschrie-benen und erworbenen Rollen 08:39 Christoph Möllers
V. Ergebnisse Vorteile und Nachteile einer rechtssoziologische Makroperspektive Maines These: Vom Status zum Kontrakt Kontext und Kritik der These Soziale Rolle als Kategorie zwischen Status und Vertrag 08:39 Christoph Möllers
Literatur Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (posth. 1925), Kap. VII, § 2. Gerhard Dilcher, Von der Rechtswissenschaft zur Soziologie. Juristen-Zeitung 2007, 105. 08:39 Christoph Möllers