Verschuldungsbedarf und Sparüberschuss

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 Präsentation transkript:

Verschuldungsbedarf und Sparüberschuss

Verschuldungsbedarf und Sparüberschuss Bereich Geld- und Finanzwirtschaft Kapitel VIII – Öffentliche Finanzen Jedoch spielen viele weitere Aspekte zumindest (indirekt) eine Rolle U.a.: Stabilisierungspolitik, Geldpolitik, Verteilungs- und Sozialpolitik

Fragestellung Wie bedingen sich Sparen und Verschulden gegenseitig und welche Auswirkungen können daraus entstehen?

Sparen=Investieren und Forderungen=Verpflichtungen (Schulden) S=I und F=V? Sparen=Investieren und Forderungen=Verpflichtungen (Schulden) Durch das Sparen der Einen wird das Investieren der Anderen möglich (Beispiele: Bankkredit, Staatsanleihen – Einer stellt dem Anderen Kapital zur Verfügung) Dadurch entstehen Forderungen der Sparer gegenüber den Investoren (Diese Forderungen – „Guthaben“ – der Sparer sind Schulden der Investoren)

Forderungen und Schulden Fristentransformation Aktiva Private Haushalte Passiva Sparguthaben 100,-   1 Aktiva Monetäre Finanzinstitute Passiva Kredite 100,-  Sparguthaben 3 2 Aktiva Nichtfinanzielle Unternehmen Passiva Neue Maschine 100,-  Kredite Aktiva sind Forderungen! Passiva sind Schulden! 5 4

Volkswirtschaftliche Sektoren Die einzelnen volkswirtschaftlichen Sektoren inklusive ihrer Aktiva- und Passiva-Positionen sind unter der Homepage der Österreichischen Nationalbank zu finden: https://www.oenb.at/Statistik/Standardisierte- Tabellen/gesamtwirtschaftliche- finanzierungsrechnung/volkswirtschaftliche-sektoren.html

Aktuelles Problem des Sparens und Verschuldens

Unterschiedliche Sichtweisen der Schulden Europa: Staatsschulden gelten als das große Problem. Die Verschuldung der privaten Haushalte und Unternehmen werden eher sekundär behandelt. USA: Hier steht die volkswirtschaftliche (Gesamt-)Verschuldung im Fokus. Es wird ein Ende der weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte forciert.

Die Leistungsbilanz besteht aus Erwerbs- und Vermögenseinkommen Außenhandel Exporte und Importe zwischen In- und Ausland Dienstleistungen Austausch von Diensten zwischen In- und Ausland Erwerbs- und Vermögenseinkommen Einkommen durch unselbstständige Tätigkeit in das und aus dem Ausland Gewinnausschüttungen in das und aus dem Ausland Laufende Transfers Einkünfte ohne direkte Gegenleistung Bsp.: Sozialleistungen in das und aus dem Ausland, EU-Beiträge, etc.

Leistungsbilanzveränderung in % des BIPs Staat 2000 2016 USA -3,9 -2,4 Deutschland -1,7 8,3 Japan 2,7 3,8 Österreich -0,7 2,1

Problemstellung Wenn beispielsweise die europäischen Staaten ihre Verschuldung abbauen möchten, so stellt sich die Frage, wer sein Verschuldungs- bzw. Sparverhalten ändern soll? Mangelndes Bewusstsein bei den meisten Akteuren eines derzeit herrschenden Kapitalüberschusses! (Das Kapitalangebot ist hoch, während die Kapitalnachfrage relativ niedrig ist)

Problemstellung Hoher Sparüberschuss der privaten Haushalte und Niedrige Investitionsbereitschaft der Unternehmen durch Außenfinanzierung Folge: Hoher Schuldenstand der Staaten

Weshalb besteht dieses mangelnde Bewusstsein? Problemstellung Wenn beispielsweise die europäischen Staaten ihre Verschuldung abbauen möchten, so stellt sich die Frage, wer sein Verschuldungs- bzw. Sparverhalten ändern soll? Mangelndes Bewusstsein bei den meisten Akteuren eines derzeit herrschenden Kapitalüberschusses! (Das Kapitalangebot ist hoch, während die Kapitalnachfrage relativ niedrig ist) Weshalb besteht dieses mangelnde Bewusstsein?

Historische Entwicklung von Sparern und Schuldnern Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Fremdfinanzierung bei Unternehmen unbeliebt (ca. 75% Innenfinanzierung). Das Einkommen reichte gerade zur Deckung der Grundbedürfnisse. D.h. ein hohes Sparen der privaten Haushalte war nicht möglich. Höheres privates Sparen durch zunehmendes Einkommen und die Förderung von Sparen (Bsp.: Aufkommen der Sparkassen) im 20. Jhd. Fristentransformation durch Banken führt zu mehr vergebenen Bankkrediten.

Weltweiter Sparüberschuss Besonders in US-amerikanischer Literatur wird der Sparüberschuss anderer Länder für das Leistungsbilanz- und Budgetdefizit der USA verantwortlich gemacht. Auch Europa wird dieser Vorwurf gemacht, jedoch sind Ost- und Südostasien die Hauptverantwortlichen (allen voran China). Diesem Ansatz wird aber in den USA selbst auch widersprochen.

Weltweiter Sparüberschuss Es ist keine merkliche Besserung der Sparüberschuss-Situation in Sicht Das globale Wachstum hat sich zu sparintensiven Ländern verlagert (Schwellenländer, insbesondere ost- und südostasiatische Staaten) Diese Staaten weisen einerseits durch eine exportorientierte Wirtschaft und andererseits durch Reservenbildung einen hohen Sparüberschuss auf

Weltweiter Sparüberschuss In der EU sind vor allem die hohen privaten Sparüberschüsse für die Staatsschulden verantwortlich Unternehmen haben weiterhin einen geringen Verschuldungsbedarf Kleine und mittlere Unternehmen haben jedoch durch strenge Bankauflagen große Schwierigkeiten an Investitionskapital zu gelangen

Lösungsansätze für die EU und USA Lösungsansätze, um die Sparüberschüsse abzubauen: Kapitalexport als Lösung? (kaum möglich, eher „uphill“-Strom) Für USA geringere Militärausgaben Für EU geringere Kreditexzesse durch neue Eigenkapitalvorschriften (negative Auswirkung auf kleine und mittlere Unternehmen?)

Lösungsansätze für die EU und USA Umschichtung von kurzfristigen Bankeinlagen hin zu längerfristigen Anlagen der Sparer (Eindämmung der Fristentransformation) Stärkung des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung und Wiedergewinnung ihres Vertrauens Umverteilung von Vermögen (höhere Besteuerung von Kapital anstelle von Arbeit)

Staatsschulden: pro und contra Aufgrund niedriger Zinsen und höherem Wachstum besteht kein Problem durch Schulden Jedoch entstehen Schwierigkeiten bei höher werdenden Zinsen/sinkendem Wachstum Auch eine hohe Schuldenquote problematisch (90% des BIPs ? ) Wichtig ist auch, in welche Vorhaben der Staat das Geld investiert

Literatur/Quellen Kaufmann CH. (2017), WIFO Leistungsbilanz. Online unter: http://www.wifo.ac.at/daten/wifo-wirtschaftsdaten (Zugriff am 4.12.2017). Kronberger R., Hofer R. (2012), Österreichische Wirtschaftspolitik – Eine anwendungsorientierte Einführung. Facultas, Wien. Szigetvari A. (2017), Staaten, die unendlich viel Schulden machen? Warum nicht. Online unter: http://derstandard.at/2000066627068/Staaten-die-unendlich- viel-Schulden-machen-Warum-nicht (Zugriff am: 17.11.2017). Tichy G. (2014), Verschuldungsbedarf und Sparüberschuss. In: Wirtschaft und Gesellschaft 2014, Band 40 Nr.4, S579-608. Österreichische Nationalbank, Volkswirtschaftliche Sektoren. Online unter: https://www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen/gesamtwirtschaftliche- finanzierungsrechnung/volkswirtschaftliche-sektoren.html (Zugriff am: 16.11.2017).