Kyoto - Ziel - Erfüllung in Österreich

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 Präsentation transkript:

Kyoto - Ziel - Erfüllung in Österreich ein Vortrag von Robert Prevedel im Rahmen des Seminars Einführung in die Umweltwissenschaften am 23. Juni 2004

Überblick Kyoto-Protokoll Status quo in Österreich Wesentliche Bereiche/Sektoren Maßnahmen in einzelnen Sektoren Besonderes Augenmerk: Kyoto-Ziel im Verkehr Österreich im (europäisch) internationalen Vergleich Volkswirtschaftliche Auswirkungen

Das Kyoto-Protokoll bereits 1988 Umweltgipfel in Toronto erst 1997 wurde in Kyoto ein verbindliches Treibhausgas-Reduktionsziel für die Industriestaaten festgelegt Verpflichtungsperiode 2008-2012 Vorgabe an die Industriestaaten: Emissionen der 6 wichtigsten Treibhausgase (CO2, CH4, N2O, H-FKW, P-FKW, SF6) um 5.2 % gegenüber 1990 zu senken bisher von 122 Ländern ratifiziert (44 %) sobald 55 % erreicht, tritt Kyoto-Protokoll in Kraft (Russland?) USA (36 % der globalen Emissionen) u. Australien nicht ratifiziert EU, Kanada, Japan u. a. wollen auch ohne Inkrafttreten ihre Emissionsziele erreichen (Kyoto light)

Status quo der Emissionen in Österreich Am 18. Juni 2002 hat der Ministerrat das Kyoto-Maßnahmenpaket beschlossen Österreich hat sich verpflichtet, seine Treibhausgase bis 2008-2012 um 13 % zu senken → bis jetzt leider nicht annähernd erreicht CO2-Äquivalent-Ausstoß zw. 1990 und 2000 von 77 auf 80 Mio. t CO2-Äquivalent-Ausstoß pro Kopf von 9.5 auf 9.8 t → entspricht einer Veränderung von + 3 % anstatt – 6.5 % → Steigerung von 0.24 Mio. t pro Jahr davon im Jahr 2000 zu 83 % CO2-Emissionen zu 12 % CH4-Emissionen zu 3 % N2O und restliche Treibhausgase 2 %

Status quo der Emissionen in Österreich

Wesentliche Bereiche Energie Industrielle Prozesse Abfall Landwirtschaft

Sektor Energie Verkehr → 32 % der Emissionen Sonstige Sektoren (Energieverbrauch von privaten Haushalten, Gewerbe und öffentlichen Einrichtungen) → 26 % Energieindustrie → 22.25 % Produzierende Industrie → 19.7 % Verflüchtigung von Brennstoffen (sehr geringer Anteil von 0.17 %) in allen Bereichen sind wesentliche Maßnahmen notwendig, um das angestrebte Kyoto-Ziel im Jahr 2010 erreichen zu können bisherige Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus

Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen in Österreich Das Kyoto-Maßnahmenpaket der Bundesregierung umfasst: ordnungspolitische Maßnahmen (z.B. Verbote, Bestimmungen) öffentliche Förderungen und Investitionen Ökonomische Maßnahmen (Steuern, Emissionshandel) flexible Projektmechanismen, Informationskampagnen, etc. und es werden dabei 6 verschiedene Bereiche unterschieden: Raumwärme und sonstiger Kleinverbrauch Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung Abfallwirtschaft Verkehr Industrie und produzierendes Gewerbe Land- u. Forstwirtschaft

Raumwärme und sonstiger Kleinverbrauch Im Bereich des Kleinverbrauchs (private Haushalte, gewerblich bzw. öffentlich genutzte Gebäude) fallen hauptsächlich Emissionen aus der Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser an (ca. 14 Mio. t CO2). Ziel : 4 Mio. t senken durch thermische Gebäudesanierung (Einsparungspotential 0.5 Mio. t) verbesserte Nutzung von Fernwärme (1.5 Mio. t) Umstieg auf CO2-ärmere und erneuerbare Energieträger (1.5 Mio. t) Um diese Vorhaben zu erreichen sollen folgende Instrumente dienen: Thermische Minimalstandards für Gebäude Förderungs-Programme für energieeffizientes Bauen Verbesserung der technischen Standards und der Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden (z.B. Substitution v. alten Heizsystemen) Kosten: Förderungen ca. 300 Mio. € p.a., Investitionen 530 Mio. € p.a.

Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung Ziel: Verringerung der Emissionen um 2.1 Mio. t vor allem durch: verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energieträgern Reduzierung des Stromverbrauchs Maßnahmen dafür u. a.: Förderung von Windenergie, Wasserkraft und Biomasse (1.1 Mio. t) Realisierung von Stromsparpotentialen in Haushalten etc. (0.9 Mio. t) Energieverbundene Steuern Kosten: Fördervolumen 60 Mio. € p.a., Investitionen 325 Mio. € p.a.

Abfallwirtschaft Abfallwirtschaft ist größter Verursacher von Methanemissionen Emissionen sind aber im Sinken, dank besserer Deponiegaserfassung vermehrter Abfallverbrennung gesteigerter Erfassung von abbaubaren Altstoffen (v. a. Papier) es bedarf aber zusätzlicher Maßnahmen, um Kyoto-Ziel zu erreichen Ziel: weitere Senkung der Emissionen um 2 Mio. t durch Abfallvermeidung Förderung von energieeffizienten thermischen Behandlungsanlagen Ausbau der Fernwärmenetze Kosten: öffentl. Förderungen 10 Mio. € p.a., Investitionen 1.4 Mrd. € p.a.

Industrie u. produzierendes Gewerbe, Land- u Industrie u. produzierendes Gewerbe, Land- u. Forstwirtschaft, sonstige Gase Industrie Verringerung der Emissionen um 1.5 Mio. t durch optimierte Anlagen Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Land- u. Forstwirtschaft vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) problematisch Emissionen bereits im Sinken, 0.4 Mio. t müssen noch reduziert werden Ausweitung des biologischen Anbaus Vitalisierung des Waldes sonstige Gase: SF6, HFKW, PFKW durch Verbote, etc. 1.2 Mio. t senken

Verkehr Verkehr gilt als Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen (24 %) zwischen 1990 und 2000 Anstieg der CO2-Emissionen im Verkehr 37 % auch Bestand an Personen- und Lastkraftwagen gestiegen (insg. 35 %) Erhöhung des Treibstoffverbrauches (34.6 %) gleichzeitig geringerer Energieverbrauch (-15 % pro 100 km seit 1978) Güterverkehr auf der Straße steigt weiter (26.2 %) prognostizierter Ausstoß 2010: 21 Mio. t (50 % höher als 1990) Ziel: Verringerung um 3.7 Mio. t bis 2010 (Zuwachs von nur 25 %) Emissionen aus Verkehr dürfen um 3.4 Mio. t zunehmen zulässiges Ziel-Level aber bereits 2000 um 10 % überschritten!! bis 2010 müssten 1.76 Mio. t eingespart werden äußerst unwahrscheinlich

Kyoto-Ziel im Verkehr

Maßnahmen zur Emissionsreduktion Um Verkehr zu kompensieren, kommen folgende Bereiche in Frage: Raumwärme (um weitere 50 % reduzieren) Energieaufbringung (um weitere 30 % reduzieren) Industrie (um weitere 25 % reduzieren) so gut wie unmöglich Verkehr also größter Problemfaktor bei Erreichung der Kyoto-Ziele Zweifel, ob Kyoto-Ziele überhaupt realisierbar Rückgänge in anderen Bereichen nicht ausreichend, um Verkehr zu kompensieren Maßnahmen müssten sofort, umfangreich und einschneidend erfolgen

Maßnahmen Verkehr bereits ergriffene Maßnahmen: Anhebung der Kfz-Steuer für PKW Autobahnmaut, -gebühren Anhebung der Mineralölsteuer Erhöhung der Normverbrauchsabgabe (NOVA) Nachtfahrverbot und Geschwindigkeitsbegrenzer für Lkw offenbar bisher keine Wirkung weitere Möglichkeiten: Ausbau der Schiene (Verlagerung des Transports) Fiskalpolitische Maßnahmen (km-LKW-Maut, Öko-Steuer, etc.) Entwicklung/Verbesserung von Logistik-Systemen u. –Management F&E – energieeffizientere Motoren, Verringerung Treibstoffverbrauch

Maßnahmen Verkehr Studie von Pischinger et al. (1998) zeigt, dass solche einschneidenden Maßnahmen durchaus positive volkswirtschaftliche Effekte erzielen Administrative Maßnahmen (Tempolimits, Kontigentregelung, etc.) Anreizorientierte Maßnahmen (Raumplanung, Parkraum-Bewirtschaftung, Straßenbenützungsabgaben) Infrastrukturmaßnahmen (Ausbau Bahn-Personenverkehr, Radverkehr) Verkehrsorganisatorische Maßnahmen (Logistik, Verkehrsleitsysteme) Technologische Maßnahmen (Senkung des Kraftstoffverbrauch, Zero-Emission Vehicles, Bio-Kraftstoffe, etc.) größte Einsparungspotentiale im Bereich der preispolitischen Maßnahmen aber auch d. technologische Maßnahmen, Änderung des Fahrverhaltens

Kosten-Wirksamkeits-Analyse Verkehr

Österreich im internationalen Vergleich Treibhausgasemissionen 1990 und Kyoto-Ziele für die EU-15 →

Österreich im internationalen Vergleich Bei den Gesamtausgaben für den Umweltschutz pro Kopf liegt Österreich im Spitzenfeld (500 € pro Kopf, vgl. Deutschland 250 €), trotzdem kaum spürbare Erfolge im Klimaschutz (nur 3 % d. Ausgaben) Im internationalen Vergleich schneidet Ö sehr schlecht ab: höchster Anstieg bei Emissionen (3.05 %) A (9.5), DK (9.3), NL (6.2) u. a. über linearen Kyoto-Ziel D (-8.4), S (-3.7), GB (-6.3) dem Kyoto-Ziel bereits voraus (s. Graph) Deutschland und Großbritannien am weitesten vorangeschritten und damit hauptverantwortlich für Rückgang der Emissionen EU-weit. zusammen ca. 324 Mio. t CO2-Äquivalent verringert (EU – 148 Mio. t)

Europäische Union gesamt

Deutschland

Treibhausgas-Inventur für Deutschland

Volkswirtschaftliche Auswirkungen Realisierung der Kyoto-Strategie und Investitionen in den Umweltschutz würden durchwegs positive volkswirtschaftliche Effekte hervorrufen. höhere Investitionen führen zu Anstieg von Produktion und Beschäftigung (bis zu 25.000 im Jahr 2010) → erhöht sich privater Konsum → erhöhtes Steueraufkommen (1.4 Mrd. € im Jahr 2010) auch ein höherer Ölpreis hätte positive Effekte: höhere Energiekosten stärken Innovationenbereitschaft und neue, produktivere Technologien vermindern Transportwege, Verkehrsbelastung Schwellenländer (Indien, China) – Bahn statt Auto

Literatur R. Pischinger et al., „Volkswirtschaftliche Kosten-Wirksamkeitsanalyse von Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs in Österreich“, Mitteilungen des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik, Technische Universität Graz, 72 (1998) F. Schneider und H. Proidl, Diskussionspapier „Kyoto-Ziel-Erfüllung in Österreich“, Linz, September 2002 E. Frey, „Der Ölpreis ist nicht hoch genug“, Artikel im Standard M. Wald, „Questions about a Hydrogen Economy“, Scientific American 290, 5 (May 2004)

Humorvolles…

Humorvolles…