Sexuelle Störungen AAIN-Delmenhorst

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 Präsentation transkript:

Sexuelle Störungen AAIN-Delmenhorst 17.05.2009

„Unzweifelhaft ist die geschlechtliche Liebe einer der Hauptinhalte des Lebens und die Vereinigung seelischer und körperlicher Befriedigung im Liebesgenusse geradezu einer der Höhepunkte desselben. Alle Menschen bis auf wenige verschrobene Fanatiker wissen das und richten ihr Leben danach ein......“ (Freud, 1915, GW X, S. 319)

ICD-10 Diagnosen F52.- Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit F64.- Störungen der Geschlechtsidentität F65.- Störungen der Sexualpräferenz F66.- Psychische Verhaltensstörungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung

F52.- Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit F52.0 Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen F52.1 Sexuelle Aversion und mangelnde sexuelle Befriedigung F52.2 Versagen genitaler Reaktionen F52.3 Orgasmusstörung F52.4 Ejaculatio praecox F52.5 Nichtorganischer Vaginismus F52.6 Nichtorganische Dyspareunie F52.7 Gesteigertes sexuelles Verlangen

F64.- Störungen der Geschlechtsidentität F64.0 Transsexualismus F64.1 Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen F64.2 Störungen der Geschlechtsidentität des Kindesalters

F65.- Störungen der Sexualpräferenz F65.0 Fetischismus F65.1 Fetischistischer Transvestitismus F65.2 Exhibitionismus F65.3 Voyeurismus F65.4 Pädophilie F65.5 Sadomasochismus F65.6 Multiple Störungen der Sexualpräferenz

F66.- Psychische Verhaltensstörungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung F66.0 Sexuelle Reifungskrise F66.1 Ichdystone Sexualorientierung F66.2 Sexuelle Beziehungsstörung

Sexuelle Orientierung Laut ICD-10 ist die sexuelle Orientierung als solche nicht als Störung anzusehen. Wohl aber können "Psychische und Verhaltensstörungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung" diagnostiziert werden (Code F66).

Die sexuelle Orientierung ist eine von vier Komponenten der sexuellen Identität. Man versteht darunter eine langfristige emotionale und sexuelle Anziehungskraft bzw. die Zuneigung zu Partnerinnen / Partnern eines bestimmten Geschlechts.

Die vier Komponenten der sexuellen Identität sind: biologisches Geschlecht Geschlechtsidentität (d.h. sich als "Mann" oder als "Frau" zu fühlen) Geschlechterrolle (die, abhängig von den kulturell bedingten Normen, männlichen oder weiblichen Verhaltensmuster) sexuelle Orientierung

Sexuelle Orientierung Der Begriff wird im Zusammenhang mit der Abgrenzung sexueller Interessen verwendet. Die sexuelle Orientierung kann sich von der gelebten Sexualität unterscheiden, weil sie sich auf die Gefühle und das innere Konzept eines Menschen beziehen. Eine Person kann, muss aber nicht, ihre sexuelle Orientierung in ihrem Verhalten ausdrücken.

Man unterscheidet gewöhnlich verschiedene sexuelle Orientierungen nach folgenden Kriterien:

Nach der Übereinstimmung mit dem Geschlecht des Partners Heterosexualität – Partner des anderen Geschlechts sind von Interesse Homosexualität – Partner des gleichen Geschlechts sind von Interesse Bisexualität – Partner beiderlei Geschlechts sind von Interesse

Einschub: Homosexualität - Heterosexualität - Bisexualität = monosexuelle Orientierung essentialistische Auffassung = sex. Orientierung ist tief in der Persönlichkeit verankert, unwandelbar, nicht Wahl sondern Schicksal; konstruktivistische Auffassung = sex. Orientierung geschichtliche Erscheinungsform der Sexualität in der Gegenwart, Frage der Bedeutung

Nach dem Alter des Partners: Pädophilie – Kinder sind von Interesse Ephebophilie – Jugendliche sind von Interesse Gerontophilie – wesentlich ältere Menschen sind von Interesse

Nach der Anzahl der Partner: Monogamie oder Monoamorie - nur ein Partner ist von Interesse Polyamorie - es besteht eine Orientierung zu mehreren Partnerschaften oder Liebesbeziehungen

Sonstige: Amelotatismus – behinderte Menschen sind von Interesse Zoophilie – Tiere sind von Interesse Nekrophilie – Leichen sind von Interesse

Mit der sexuellen Orientierung nicht zu verwechseln sind die folgenden Begriffe: Intersexualität – nicht eindeutig weibliche oder männliche Geschlechtsmerkmale Transgender – andersgeschlechtliche oder geschlechtsneutrale Geschlechtsidentität oder Rollenverhalten (Transsexualität – Gegengeschlechtliche Geschlechtsidentität Transvestitismus – Tragen der Bekleidung des anderen Geschlechts)

Sexualtherapie im engeren Sinne Plissit-Modell:

Problematik der sexualtherapeutischen Arbeit, wenn kein eigener Partner zur Verfügung steht Etablierung eines Teufelskreises Tiefenpsychologisch/analytische Verfahren bieten sich für eine eingegrenzte Therapie funktionaler Störungen des Sexualverhaltens im engeren Sinne nicht an.

Einsatz von Hilfstherapeuten (Surrogatpartner) Partner als Hilfstherapeut Sexualassistent als Hilfstherapeut Sexualbegleiter als Hilfstherapeut

Individualpsychologische Gedanken zu Sexualität und Störungen der sexuellen Funktion bzw. des Erlebens

Das individualpsychologische Verständnis der Liebe und Sexualität geht von der holistischen Auffassung aus, dass die erotischen und sexuellen Verhaltens- und Erlebensweisen wie alle anderen Ausformungen des individuellen Lebensstils sind.

Wie alle Verhaltens- und Erlebensweisen so sind die erotischen und sexuellen auch Ausdrucksformen des individuellen Lebensstils.

Jede sexuelle Handlung ist ein Beziehungsgeschehen und jede sexuelle Störung eine Beziehungsstörung - „alle menschlichen Ausdrucksformen stehen in einem sozialen Zusammenhang“

Jede sexuelle Störung ist die Ausdrucksform einer starken Entmutigung

Jede sexuelle Störung ist die Ausdrucksform eines starken Minderwertigkeitsgefühls

Alle sexuellen Störungen erweisen sich als kompensatorische Bestrebungen (Jede sex. St. symbolisiert also die lebensstiltypische Not des Pat. als auch ihre Kompensation)

Jede sexuelle Störung hat ihre lebensstiltypische Genese (für Entwicklung der Liebes- und Beziehungsfähigkeit ist frühkindliche Situation von entscheidender Bedeutung)

In sexuellen Handlungen symbolisiert sich die Psychodynamik des Lebensstils (das Sexuelle ist wie kein anderes als Ausdrucksfeld für die individuellen Ängste und Sicherungen bedeutsam durch die besondere Bedeutung der leiblichen Ausdrucksbewegungen)

Sexuelle Handlungen sprechen einen besonders ausdrucksstarken Organdialekt z.B.: Vaginismus: „Nein“ geringe Scheidensekretion: keine Einladung Ejaculatio praecox: zieht sich aus dem Verkehr Erektionsschwäche: hält sich von vorn herein heraus

Jede individuelle sexuelle Störung ist immer auch ein Ausdruck kultureller Bedingungen

Grundprinzip einer individualpsychologischen Behandlung sexueller Störungen ist die Ermutigung