Konjunkturperspektiven 2013

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Konjunkturperspektiven 2013 Michael Kahler 1. WIP-Treff 2013 30. Januar 2013

Konjunkturperspektiven 2013 Inhalte I. Rückblick 2012 Konjunkturperspektiven 2013 – Wachstum, Zinsen, Inflation, Schuldenkrise – 30. Januar 2013

Rückblick 2012 Euroland-Schuldenkrise als Belastungsfaktor Sichtliche Abkühlung der Weltkonjunktur ab Mitte 2011 – spürbar in allen wichtigen Wirtschafsregionen, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß Welthandel nahm in den letzten anderthalb Jahren kontinuierlich ab Zurückführbar auf die Anpassungsprozesse im Euroraum: Staat und Haushalte haben damit begonnen, ihre Finanzen zu konsolidieren – Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern wird belastet Sorgen um Solvenz von Staat und Banken in Krisenländern sowie ungeordnete Austritte aus der EWWU verunsichern weltweit Investoren, Konsumeten und Produzenten Auch US-Privathaushalte bemühen sich um Rückführung der Schulden – wirkte dämpfend auf Konsumkonjunktur Zudem Unsicherheit über Zukunft der US-Finanzpolitik: Diskussion um Schuldenobergrenze im Sommer 2011 – Diskussion um Fiskal Cliff Ende 2012 (also automatischen Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen Anfang 2013) – erreichter Minimalkompromiss zu Beginn des Jahres 2013 noch nicht das Ende Deutschland: nach gutem Start im Verlauf d. J. 2012 sichtlich an Fahrt verloren – Anhaltenden Unsicherheit hinsichtlich Schuldenkrise dämpft binnenwirtschaftliche Antriebskräfte – Expansion v. a. Export getrieben, aber zuletzt mit nachlassendem Schwung China: lange Zeit Sorgen hinsichtlich einer harten Landung – am Ende doch etwas mehr als die angestrebten 7,5 % BIP-Wachstum Quelle: Thomson Reuters Datastream, IWF 30. Januar 2013

Konjunkturperspektiven 2013 Im Schatten der Schuldenkrise; Ende des Schuldensuperzyklus Schuldensuperzyklus geht zu Ende – Kreditfinanzierte Überkonsum bei der Mehrzahl der Industrienationen in den vergangenen Jahrzehnten – Finanzkrise und Bankenrettung Erhöhen Verschuldung zusätzlich Schulden sind nun abzutragen – Sparkurs wird mit realwirtschaftlichen Konsequenzen verbunden sein: Weniger Konsum, weniger Staatsausgaben und weniger Investitionen Wie viele Schulden sind zu viele? Wie wenig Wachstum ist zu wenig? Das weiß niemand sicher. Wirtschaftshistoriker Kenneth Rogoff: Schuldenstände von 80 bis 90 % des BIP bremsen reales Wachstum – Schuldenlast schwerer und schwerer auf der jeweiligen Volkswirtschaft. Visualisierung anhand Ampelsystem: 0 -70 % grün; 70 – 100% gelb; mehr als 100 % rot. Addition der Schulden der Unternehmen und privaten Haushalte - Schulden-Superzyklus hat eine Dimension erreicht, die nicht nachhaltig sein kann – durch Wachstum alleine Bedienung der Schulden nicht möglich Schuldenabbauphase steht bevor/hat begonnen Quelle: Internationaler Währungsfonds 30. Januar 2013

Konjunkturperspektiven 2013 Niedrige Wachstumsdynamik in den Industrieländern In Folge des Schuldenabbaus sinkt das Wirtschaftswachstum BIP-Wachstum (Veränderung ggü. Vj.) Für 2012 und 2013 Konsensschätzungen Untersuchung von Phasen des Schuldenaufbaus und Schuldenabbaus in den letzen 30 Jahren (Industrienationen) In Schuldenaufbauphasen steigt das Wirtschaftswachstum in Zeitablauf, in Schuldenabbauphasen sinkt es hingen. In den meisten Fällen fiel der Rückgang der Wachstumsdynamik kräftiger aus, als der vorige Zuwachs => kreditfinanzierter Staatskonsum lohnt sich in der Regel nicht Wachstumszahlen für 2010 und 2011 sowie die Schätzung für 2012 und 2013 für Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien und dem gesamten Euroraum: man kann feststellen, dass in allen Ländern, die ein überzeugendes Konsolidierungsprogramm vorgelegt haben, die Wachstumsdynamik deutlich nachgelassen hat und vermutlich noch längere Zeit deutlich niedriger ausfallen wird als vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007/08 Quelle: Thomson Reuters Datastream 30. Januar 2013

Konjunkturperspektiven 2013 Schuldenkrise: Reformbemühungen zeigen Wirkung Die Schuldenkrise beschränkt sich allerdings nicht nur darauf, dass zu viele Schulden angehaüft wurden. Strukturelle Schwächen, die bisher vom Kreditboom überdeckt wurden bzw. ihren Ursprung überhaupt erst dadurch hervorgerufen wurden (Beispiel Immobiliensektor in Spanien, Irland; außerhalb der EU: USA) Mit Wegfall des Treibstoffs Kredit fallen die erstens die Wachstumsimpulse weg und zweitens treten die Ungleichgewichte und strukturellen Nachteile zu Tage Leistungsbilanzdefizit (als Beispiel klassischen Beispiel für UNGLEICHGEWICHTE drückt zweierlei aus. Auslandskredit: Leistungsbilanzdefizit bedeutet Kapitalexport (zur Begleichung der Importe). Die Finanzierungslücke durch den Kapitalexport muss durch Kapitalaufnahme im Ausland (Kredit) geschlossen werden. Mit Zweifeln an der Bonität drohen die Zahlungsströme jedoch zu versiegen, wie zuletzt geschehen. Manifestiert sich im Anstieg der Target2-Salden Frage nach der Entstehung: Exessiver Konsum (USA) oder Ausdruck mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, welche auf die Exportleistung drückt Wege aus der Krise: Nicht bloß sparen/Steuern erhöhen Harte, wirtschaftliche Vorrausetzungen (was kann ein Land für sich selbst tun / ohne Hilfe anderer tun?) Strukturreformen angehen Ungleichgewichte verringern, Wettbewerbsfähigkeit steigern, damit wird die Basis für Wachstum geschaffen, erst dann können die hohen Arbeitslosenzahlen zurückgehen Ziel: Primärüberschuss – so kann ein weiter Anstieg der Gesamtverschuldung entgegengewirkt werden / überhaupt erst der Abbau gelingen. Politischen Vorrausetzungen Fiskalunion Maastricht 2.0 Quelle: Thomson Reuters Datastream 30. Januar 2013

Konjunkturperspektiven 2013 Schuldenkrise: Zinsentwicklung als Fieberkurve … Zeit, die die Marktakteure Ländern wie Spanien und Italien nicht geben wollten Die EZB hat versucht, die Problematik zu lindern, mit umfangreichen Liquidtätmaßnahmen, mit zwei dreijährigen Tendern über insgesamt 1 Bio. Euro … Hat immer kurz zur Beruhigung beigetragen, aber nicht nachhaltig Brandrede Draghis im Sommer hat hingegen bis heute eine sichtliche Beruhigung bewirkt Getreu dem Motto „don‘t fight the Fed“ hat sie damit den Akteuren Zeit verschafft, die Probleme anzugehen Sichtliche Entspannung bei den Renditen der Peripheriestaaten Prognose: Zinsen dürften bis auf weiteres auf niedrigem Niveau verharren. EZB wird weiterhin eine ultralockere Geldpolitik verfolgen, um die Realwirtschaft über günstige Finanzierungskonditionen zu stimulieren um den Peripheriestaaten die Finanzierungsbedingungen zu erleichtern Deutsche Bundrenditen dürften angesichts der Entspannung grundsätzlich zulegen, aber nur moderat. Umfeld noch fragil, Status als sicherer Hafen noch immer intakt, zudem wird die hohe Liquidität auch in die Anleihenmärkte strömen Zudem werden sich Bundrenditen tendenziell nicht von den US-Vorgaben abkoppeln können. FED hat jüngst ihr monatliches Engagement um das Zinsniveau am langen Ende künstlich niedrig zu halten, auf 85 Mrd. US-Dollar im Monat verdoppelt Quelle: Thomson Reuters Datastream 30. Januar 2013

Konjunkturperspektiven 2013 Inflation: Güterpreisinflation vorerst kein Thema 187,4 114,0 110,5 Grafik: Anstieg der Zentralbankgeldmenge (Achtung, keine absoluten Zahlen, sondern indexierte Entwicklung) Die expansive Geldpolitik der EZB hat zwar einen Anstieg der Zentralbankgeldmenge bewirkt, es ist aber nicht in der Realwirtschaft angekommen. Mangelndes Vertrauen im Interbankenmarkt; unsichere Perspektiven bremsen Expansion des Kreditvolumens der Geschäftsbanken Seit Anfang 2008 ist die Geldbasis um 92,5 % gestiegen, die Geldmenge M3 nur um 13,8 % (deutlich hinter der Zielmarke von rund 25 % -> 4,5 % p. a. angestrebt) Kreditvergabe stieg lediglich um 10,3 % Güterpreisinflation für 2013 und weite Teile 2014 kein Thema – danach wird zu beobachten sein, ob und wie die EZB die hohe Liquidität entziehen kann Aber VERMÖGENSPREISINFLATION. Die Liquidität fließt nicht in der Realwirtschaft, sondern wird entweder bei der EZB geparkt, oder fließt in der Vermögenswerte Aktien, Staatsanleihen, Immobilien … 2,2 % 2,1% 30. Januar 2013

Konjunkturperspektiven 2013 Schwellenländer: Wachsende Bedeutung – gesunde Relationen Schwellenländer haben (wirtschaftlich) sichtlich weniger Probleme als die Industrieländer Globales Machtgefüge verschiebt sich, Schwellenländer sind eindeutig die Wachstumszentren der Weltwirtschaft; Relevanz der Schwellenländer auf den internationalen Kapital- und Gütermärkten deutlich erhöht hat und weiter erhöhen wird. Vor 10 Jahren waren chinesische Konjunkturdaten etwas für „Liebhaber“, heute interessieren sie eine Vielzahl von Wirtschaftsakteuren. Noch hat China da eine Vorreiterrolle, es ist aber durchaus denkbar, dass Indien oder Brasilien in fünf oder zehn Jahren ähnlich große Aufmerksamkeit auf sich ziehen Schwellenländer erwirtschaften die Hälfe des globalen BIP, in der Grafik nur China, wird auf absehbare Zeit die USA als größte Volkswirtschaft ablösen halten mehr als 70 % der weltweiten Währungsreserven, deutlich geringere Verschuldung, deutlich höhere Leitzinsen Fiskalpolitik und Notenbanken haben noch Spielraum zur Stimulierung, sofern die Inflation das erlaubt Wandel des asiatsichen Wachstumsmodells: Weg von der Dominaz des Exports und der damit verbundenen Abhängigkeit, hin zur Stärkung des privaten Konsums und des innerasiatischen Handels Wachstum der Schwellenländer damit zwar immer noch überdurchschnittlich, aber die Zeiten von prozentual zweistelligem Wachstum wie im Falle Chinas dürften damit der Vergangenheit angehören. Quelle: Thomson Reuters Datastream 30. Januar 2013