Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt

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 Präsentation transkript:

Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut für Sexualforschung und Forensiche Psychiatrie Sexualtherapie-Sexualpsychotherapie Therapie der Sexualität Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt PSYGYN Krems 11.12.2010

Sexuelle Gesundheit „ist der Zustand körperlichen, emotionalen, geistigen und sozialen Wohlbefindens bezogen auf die Sexualität. Sie ist nicht primär das nicht Vorhandensein einer Krankheit, Dysfunktion oder Behinderung. Sexuelle Gesundheit erfordert sowohl eine positive, respektvolle Herangehensweise an Sexualität und sexuelle Beziehungen als auch die Möglichkeit für lustvolle und sichere sexuelle Erfahrungen frei von Unterdrückung, Diskriminierung und Gewalt. Um sexuelle Gesundheit zu erreichen und aufrechtzuerhalten müssen die sexuellen Rechte aller Personen respektiert, bewahrt und erfüllt werden“. (Übers.v.A.; WHO, 2002; 3).

Sexuelle Probleme vs Sexuelle Störungen Sexuelle Verhaltens- und Erlebensweisen oder Beeinträchtigungen sollten nur dann als Störung bezeichnet werden, wenn entweder der- oder die Betroffene selbst darunter leidet oder andere, die in unmittelbarem Kontakt mit der betroffenen Person stehen, in Mitleidenschaft gezogen werden.

Wann ist eine Beeinträchtigung krank? Eine Beeinträchtigung der sexuellen Funktionsfähigkeit kann eine adäquate Reaktion auf bestimmte Lebensumstände sein Beispiel: Sexuelle Erregungsstörung nach dem Tod der an Krebs erkrankten Frau

Probleme vs Symptome Probleme brauchen Beratung Symptome brauchen Therapie

Welche Diagnosen gibt es? Impotenz Frigidität Perversion Transsexualität Keines dieser Probleme findet man in den Klassifikationssystemen!

Diagnosen im ICD 10 zu Störungen der Sexualität der sexuellen Funktion der sexuellen Präferenz (Paraphilien) der Geschlechtsidentität (Transsexualität) Nicht dazu gehören: Beeinträchtigungen der Reproduktion Folgen sexueller Traumatisierungen Beeinträchtigungen der Bindungsfähigkeit

Sexualtherapie Wurde lange Zeit gleichgesetzt mit dem Behandlungsansatz von Masters und Johnson zur Behandlung von Paaren bei Vorliegen einer Sexuellen Funktionsstörung

Therapieansatz Sexuelle Funktionsstörungen sind gelernt bzw. Sexuelles Verhalten konnten nicht erlernt werden und können daher durch Übungen behandelt werden. Voraussetzung: Partner muss vorhanden sein Keine Außenbeziehung Kontrazeption muss geregelt sein Keine Partnerkonflikte

Methodischer Ansatz Koitusverbot Gleichberechtigte Sexualität (Vetoregel) Erkundendes nicht sexuelles Streicheln Erkunden des eigenen Körpers und des Körpers des Partners Erfahrung mit Masturbation Spielerischer Umgang mit Erregung

Sexualtherapie heute Umfasst alle therapeutischen Ansätze zur Behandlung der Diagnosen zur Sexualität und Geschlechtsidentität, die im ICD 10 enthalten sind d.h. Ausweitung des Begriffs Sexualtherapie: In der Regel eine Spezialform innerhalb der Psychotherapie mit verschiedenen Grundausbildungen, VT, TP oder PA

Voraussetzung für „Sexualtherapie“ Psychotherapeutische Ausbildung? Um den verschiedenen Anforderungen zu entsprechen Unterscheidung: Curriculum I: Sexuologische Basiskompetenz / Sexualberatung (70 Std) Curriculum II: Sexualtherapeutische Weiterbildung (eigentlich Sexualpsychotherapie) Sexualmedizinischer Basiskurs für Ärzte

Hamburger Studie Untersuchung von Psychologischen Psychotherapeuten Wie oft sprechen Sie über Sexualität Wie oft stellen Sie eine bzw. welche Diagnose Wie oft behandeln Sie Sind sie ausgebildet in Sexualtherpie

Geschlechterverhältnis N w m PTK Hamburg 1290* 68% 31% Studie (Rücklauf 39%) 263 (193) 73% (70)27% Alter X (SD) 53,2(7,3) 53,6(6,7) Psych. tätig X(SD) 19,0 (7,3) 20,6(7,0) Niedergel. X (SD) 14,7(6,4) 15,9(7,4) *davon 777 in der Praxis ohne nur KJP

Geschlecht der Patient(inn)en weibl.Pat. männl.Pat. PTinnen 78 % 22% PT 55% 45% Psychotherapeutinnen sehen mehr Frauen

Sexualität Thema in der Behandlung (2006) PTin PT Pat. kommen wegen sex.Probl 49% 68% Pat. wegen Sex beh. 50% 75%

Männliche Therapeuten: Werden signifikant häufiger wegen sex. Probleme aufgesucht Sprechen sign. häufiger mit Pat. über Sexualität Haben 2006 häufiger Pat. mit sexuellen Störungen behandelt Haben insgesamt häufiger Pat. mit sexuellen Störungen gesehen

Rangreihe der Häufigkeit der behandelten Störungen bei Therapeutinnen und Therapeuten (Eine hohe Zahl bedeutet seltener!) PTin PT Folgen sexueller Traumatisierungen 1 2 Appetenzstörung 2 1 Mang. sex. Befriedigung 3 6 Orgasmusstörung 4 8 Erektionsstörung 7 2 Dyspareunie 5 11 Sex. Aversion 6 14 Sexsucht-Pornographiekons. 10 4 Gest.sex. Verlangen 8 7 Vaginismus 9 15 Ejaculatio Präcox 15 5

Psychotherapie der Sexualität 2 Beispiele Autoaggressive Umgang mit dem Körper Sexuität als Abwehr von Intimität

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit