Konzepte von Interkultureller Pädagogik

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 Präsentation transkript:

Konzepte von Interkultureller Pädagogik Vorlesung zu Kapitel 4.2

Aufklärung der Bildungsorganisationen und Pädagogik als Einwanderungshilfe 8. Vorlesung

Gesellschaftstheoretische Hintergrundannahmen Diskriminierung Gesellschaftsmodell (im Hintergrund): Diskriminierung in Organisationen einer funktional differenzierten Gesellschaft

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Konstruktivismus: Nicht was die Wirklichkeit ist, sondern wie „Wirklichkeit“ beschrieben und zugeschrieben wird, muss analysiert werden. Statt die Konstruierten (Migranten, Jugoslawen etc.) müssen die Konstruierenden untersucht werden. Die zentralen Konstruktionen entstehen in öffentlichen Organisationen und Diskursen.

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Systemtheorie (Niklas Luhmann): Systeme unterscheiden immer zwischen sich und der Umwelt. Systeme sind operativ geschlossen, man kann in sie nicht determinierend eingreifen. Systeme beobachten ihre Umwelt – aber nach ihren eigenen Maßstäben.

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Vier Arten von Systemen, die gleichzeitig existieren können: Psychische Systeme (Bewusstsein des Einzelnen).

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Vier Arten von Systemen, die gleichzeitig existieren können: Psychische Systeme (Bewusstsein des Einzelnen). Interaktionssysteme (Kopräsenz).

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Vier Arten von Systemen, die gleichzeitig existieren können: Psychische Systeme (Bewusstsein des Einzelnen). Interaktionssysteme (Kopräsenz). Organisationssysteme (formale Regeln und Rollen).

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Vier Arten von Systemen, die gleichzeitig existieren können: Psychische Systeme (Bewusstsein des Einzelnen). Interaktionssysteme (Kopräsenz). Organisationssysteme (formale Regeln und Rollen). Funktionssysteme (Teilsysteme der Gesellschaft, die sich auf spezielle Probleme – Wirtschaft, Erziehung – konzentrieren).

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Gesellschaftliche Funktionssysteme In der modernen Gesellschaft haben sich Teilsysteme entwickelt, die sich auf bestimmte Probleme (Recht, Wirtschaft, Erziehung etc.) spezialisiert haben. Jedes Funktionssystem gibt der eigenen Funktion den Primat und behandelt die anderen Funktionssysteme als Umwelt. Es gibt keine übergreifende ordnende Instanz der Gesellschaft mehr.

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Funktions- und Organisationssysteme Funktionssysteme sind abstrakt, sie manifestieren sich in Organisationssystemen. Es gibt für jede Funktion nur ein Funktionssystem, aber eine Vielzahl von Organisationen. Da es zu ihr immer noch Alternativen gibt, muss eine Organisation nicht inkludieren. Sie kann Bedingungen für Ein- und Austritt formulieren.

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Inklusion und Exklusion Statt von Integration in die Gesamtgesellschaft spricht die Systemtheorie von In- und Exklusion in gesellschaftliche Funktionssysteme Inklusion und Exklusion sind Operationen der sozialen Systeme, nicht der In- und Exkludierten. Bsp.: Politisches Funktionssystem inkludiert Deutsche und exkludiert Ausländer

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Inklusion und Exklusion Inklusion und Exklusion werden durch Organisationen realisiert (Bsp.: Wahlbehörde) Menschen werden nicht als Ganze, sondern in Bezug auf ein Funktionssystem inkludiert (z.B. als Studierende). Menschen nehmen daher an vielen Funktionssystemen teil und richten sich an deren (unterschiedlichen) Kommunikationscodes aus.

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Inklusion und Exklusion Problematisch ist es, wenn Menschen aus Funktionssystemen exkludiert werden. Exklusionen können sich wechselseitig verstärken. Keine Organisation übernimmt dann die Verantwortung – weil es immer noch anderen Organisationen gibt, die dies auch tun könnten.

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Inklusion und Exklusion Die „faktische Ausschließung aus einem Funktionssystem – keine Arbeit, kein Geldeinkommen, kein Ausweis, keine stabilen Intimbeziehungen, kein Zugang zu Verträgen und zu gerichtlichem Rechtsschutz, keine Möglichkeit, politische Wahlkampagnen von Karnevals-veranstaltungen zu unterscheiden, Analphabetentum … – beschränkt das, was in anderen Systemen erreichbar ist und definiert mehr oder weniger große Teile der Bevölkerung, die häufig dann auch wohnmäßig separiert und damit unsichtbar gemacht werden“ (Luhmann 1998, S. 630f).

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik

Gesellschaftsmodell der Antidiskrimierungspädagogik Operationen der Organisation: Funktionieren nach eigener Rationalität der Organisation Legitimierung der Operationen: Semantik (u.a. Semantik der interkulturellen Pädagogik) Entspricht die legitimatorische Semantik der operationalen Rationalität oder verschleiert sie sie?

Aufgabe der Antidiskrimierungspädagog(inn)en Beobachten, wann und wie Pädagog(inn)en den Begriff der Kultur benutzen und welche Folgen dies hat.

Aufgabe der Antidiskrimierungspädagog(inn)en Die unterschiedlichen pädagogischen Theorien kennen lernen, mit denen man pädagogische Praxis reflektieren kann Differenz Diskriminierung Defizit ?

Aufgabe der Antidiskrimierungspädagog(inn)en Die unterschiedlichen pädagogischen Theorien kennen lernen, mit denen man pädagogische Praxis reflektieren kann Lernen, was bestimmte Theorien (etwa jene der Interkulturellen Pädagogik) beleuchten (etwa: Kultur) und was sie im Dunkeln lassen (Inklusion in Funktionssysteme). Beobachten, welche (möglicher Weise diskriminierenden) Effekte es hat, wenn man bestimmte Theorien zur Prämisse der eigenen pädagogischen Tätigkeit macht.

Aufgabe der Antidiskrimierungspädagog(inn)en Nicht nur Personen, sondern auch Organisationen können derartige Beobachtungen vollziehen (z.B. Fortbildungsorganisationen). Organisierte Beobachtung von Diskriminierungseffekten (ethnic monitoring) Inklusionshilfen (Sprachkurse etc.) Ausbau des Erziehungssystems zur Inklusion von Migrantenkindern.

Kritik am Antidiskrimierungsansatz Diskriminierung muss nicht ethnisch, sondern kann auch mehrdimensional (z.B. auf Schicht bezogen) sein. Beschäftigung mit öffentlichen Diskursen und Organisationen ist zu einseitig und geht davon aus, dass diese die eigentlichen, wichtigsten Konstruktionen bereitstellen, die dann von den Menschen in ihren Lebenswelten nur noch übernommen werden.

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