Dr. Bernd Hansen & Professorin Dr. Hildegard Heidtmann „Hurra, gewonnen!“ – „Mist, verloren!“ Pragmatik und Perspektive: Zwei Stiefkinder der Sprachheilpädagogik?
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann Gliederung Einleitung Teilaspekte der Pragmatik Präsuppositionen, Perspektive und Theory of mind Bilderbücher und Ideen zur Förderung Diskussion 6. Abschluss 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 1. Einleitung ICF: WHO 2001 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 1. Einleitung Beispielsweise heißt es unter d3501: „Eine Unterhaltung aufrecht erhalten: Einen Dialog oder Gedankenaustausch durch zusätzliche Gedanken, Einführung eines neuen Themas oder Wiederaufnahme eines vorangegangenen Themas sowie durch abwechselndes Sprechen oder Geben von Zeichen fortzusetzen und zu gestalten“ (ICF, DIMDI 2005, 102). 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 1. Einleitung Beispiel (vgl. Crystal, 1993, 279) Es geht um den bevorstehenden Schulsporttag. S: Bei welchem Rennen würdest du gerne mitmachen? D: Ich wäre gerne am Sporttag in Rendsburg (= eine von der Schule einige Kilometer entfernte Stadt). S: In Rendsburg? D: Ja. S: Was meinst du? D: Ich meine etwas. 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 1. Einleitung Beispiel (vgl. Crystal, 1993, 279) Fortsetzung D: Nein. In Kiel (=seine Schule) ist Sporttag. S: Was hat Rendsburg dann damit zu tun? D: Nichts. S: Warum hast du dann davon gesprochen? D: Ja, ich habe davon gesprochen. S: Warum hast du davon gesprochen? D: Ich weiß nicht. 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 1. Einleitung Was grammatisch, semantisch, phonologisch oder phonetisch vollkommen richtig ist, kann pragmatisch unangemessen sein. Pragmatik Anwendung von Sprache in der sozialen Interaktion Faktoren, die die Auswahl von Sprache bestimmen Auswirkungen, die diese Auswahl auf andere hat 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
2. Teilaspekte der Pragmatik Verwirklichung von kommunikativen Absichten soziale Organisation von Gesprächen Sprachstil und Korrekturen Präsuppositionen, Perspektive und Theory of mind 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
2. Verwirklichung kommunikativer Absichten Sprechakttheorie Der Sprechakt setzt sich aus drei Teilakten zusammen: dem Äußerungsakt dem propositionalen Akt (Referenz und Prädikation) dem illokutiven Akt (kommunikative Absicht) 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
2. Zur sozialen Organisation von Gesprächen Beispiel E: Kann ich Ihnen noch etwas zu essen oder zu trinken bringen? K: Ja. E: Was denn? K: Beides. E: Und was möchten Sie essen oder trinken? K: Beides. E: Und was denn zu trinken? K: Alles. 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
2. Zur sozialen Organisation von Gesprächen Charakteristika von Gesprächen: das turn-taking (Sprecherwechsel) die Gesprächssequenz der Gesprächsbeginn Einführung bzw. Einigung auf einen Redegegenstand Opening up closing, d.h. das Ankündigen des Gesprächsendes Closing 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
2. Sprachstil und Korrekturen spontan elizitiert Selbstkorrektur Fremdkorrektur Beispiele Tom: Ein Autofage................. Der Autokage/ein Autotschade/de Motakate. 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
2. Sprachstil und Korrekturen Thema des Gespräches: Hunde Le: Ey, bei Transformers (FILM) gibt es echt, ähm. J: Lennart, wir wollen nich über Transformers reden! Kinder korrigieren die Bereiche, an denen sie „gerade arbeiten“. 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 13 13
3. Präsuppositionen, Perspektive und Theory of mind Beispiel: Lehrerin (L) und Schüler (S) in einer 1. Klasse L: Was habt ihr gestern gemacht? S: Wir waren mit dem Fußball im Freizeitcenter. L: Was habt ihr da gemacht? S: Wir waren eine andere Tür unten, wo die Profi sind und alles andere war da nur in eine andere Tür. Und dann waren wir nur dahin reingegangen, wo der war und. 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
3. Präsuppositionen, Perspektive und Theory of mind gemeinsames Wissen, das als bekannt für beide Kommunikationspartner/innen vorausgesetzt wird gemeinsames Wissen : gemeinsames Betrachten von Aspekten der physischen Umwelt Teilhabe am allgemeinen Wissen über die Situation selbst oder über den Kommunikationspartner Berücksichtigung des vorgehenden Diskurses 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
3. Präsuppositionen, Perspektive und Theory of mind Beispiel DENNIS, MARCEL, NINA LIEGEN DENNIS WLL SICH AUFSETZEN Timo: Du bist! Dennis: Ich. Nina: Lass mich! Dennis: Bitte ich. Nina: Nein. 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
3. Präsuppositionen, Perspektive und Theory of mind Perspektivenübernahme das Nachvollziehen von Zuständen wie Denken, Fühlen und Wollen einer anderen Person, dass heißt von psychischen Zuständen und Prozessen Theory of mind Fähigkeit, eigene und fremde Bewusstseinsvorgänge zum Gegenstand des Nachdenkens zu machen 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
3. Präsuppositionen, Perspektive und Theory of mind Definition: „Theory of mind“ „Annahmen über Bewusstseinsvorgänge, von denen der „gesunde Menschenverstand“ ausgeht, um Verhalten zu erklären: „desires“: Bedürfnisse, Wünsche, Motive, Absichten, Intentionen „beliefs“: Erwartungen, Meinungen, Ansichten, Überzeugungen über Sachverhalte Wahrnehmungen Emotionen“ (Bischoff-Köhler 1998, 354) 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 18 18
4. Bilderbücher und Ideen zur Förderung Anton kann zaubern Der Grüffelo, Das Grüffelokind Der wilde Wombat Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte Du hast angefangen! Nein, du! Eine zauberhafte Nacht Fledolin verkehrt herum Hurra, gewonnen! Mist, verloren! Josef Schaf will auch einen Menschen Klar, dass Mama Anna/Ole lieber hat Leon Pirat und der Goldschatz So ein großes Ei 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
4. Bilderbücher und Ideen zur Förderung Aufgaben: Welche kommunikativ-pragmatischen Aspekte sind in dem Bilderbuch enthalten? Wie kann das Bilderbuch zur Unterstützung der Entwicklung z.B. von „Perspektive und Theory of mind“ eingesetzt werden?
4. Bilderbücher und Ideen zur Förderung Beispiel eines Piktogrammes
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 5. Diskussion Entwicklung einer Theory of mind (vgl. Bischoff-Köhler 1998) 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 5. Diskussion Entwicklung einer Theory of mind (vgl. Bischoff-Köhler 1998) Fortsetzung 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann 6. Abschluss Tom: Oh nee, mein Auto, ein Autofage. Th: Ach, du willst Auto fahren, aber wer fährt denn jetzt den Zug? Tom: Nein. Th: Was? Tom: Nein, der Autokate/ein Autotschade/de Motakate. Th: Oh, ein Motorschaden. 31.03.2017 Bernd Hansen & Hildegard Heidtmann
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!