Referat „Sozialevolution in ethnomethodologischer Perspektive“

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 Präsentation transkript:

Referat „Sozialevolution in ethnomethodologischer Perspektive“ analysiert anhand vom Sozialisationsprozess der ersten Generation ostdeutscher Parlamentarier Hauptseminar: Evolutionstheorie und Politikwissenschaft Prof. Dr. Werner J. Patzelt, Jakob Lempp MA TU Dresden, Institut für Politikwissenschaft Wintersemester 2006/07 Referent: Janko Altenschmidt

Ablaufplan Erkenntnisinteresse Bereitlegen der Analysewerkzeuge a) Ausgangslage  Formulierung der Fragestellung Bereitlegen der Analysewerkzeuge a) Was ist Ethnomethodologie? b) memetische Replikation in ethnomethodologischer Perspektive Empirische Anwendung der Konzepte des EI und der EM Bedarf an weiterer Arbeit

Ausgangslage Aussagen von Abgeordneten über den Beginn ihrer Amtszeit „Als die Wahlen stattgefunden haben, und ich dann wusste, dass ich also Abgeordnete bin, da wusste ich überhaupt gar nicht, was auf mich zukommt. Ich wusste, dass ich in den Landtagssitzungen zu sitzen habe und vielleicht auch mal einen Redebeitrag dort zu einem Thema zu halten habe, aber was Ausschussarbeit bedeutet, wie man sich mit Gesetzesvorlagen auseinandersetzt, wie man Anträge einbringt und wie man zum Beispiel die Arbeit einer Fraktion organisiert und am Laufen hält, davon habe ich also wirklich von Tuten und Blasen keine Ahnung gehabt.“ „Und auf einmal mußte man dann hier in Gesetze reingucken, in Gesetzesentwürfe und das waren mir alles böhmische Dörfer. Das muß Ich Ihnen so sagen, wie es ist. Wenn man also - ich bin auch im Sozialausschuß - was habe ich denn sonst damit zu tun gehabt, außer daß ich selbst Zahnschmerzen hatte? Wahnsinn. Und auf einmal müssen Sie aber entscheiden. Das war so ein Druck. So furchtbar.“ „Am Anfang, die ersten Wochen, war es schon teilweise bedrückend mitzuerleben, dass man eigentlich überhaupt nicht weiß, was hier läuft.“ „Ich wusste, es werden mich ganz viele Dinge ereilen, es werden viele Dinge kommen, von denen ich noch keine Ahnung habe.“ „Ich hatte überhaupt keine Vorstellungen. Ich wußte nicht, wieviel Geld es gibt und wie das Ganze abläuft, ob man nur hier in Dresden sein muß oder irgendwie ... Na ja, das ist eben so. Ich hatte mich auch nie mit jemanden darüber unterhalten.“ Jedoch: ganz offensichtlich ist das (jeweilige) Parlament nicht zusammengebrochen, sondern die bestehenden Strukturen wurden aufrechterhalten, haben sich repliziert. „Und ich will sagen, dass viele natürlich auch mit falschen Vorstellungen Parlamentarier geworden sind. Die sind dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind.“

Fragestellung Evolutorischer Institutionalismus Ethnomethodologie Wie lernen Abgeordnete eigentlich ihr Handwerk und werden eben zu jenen Abgeordneten? Wie werden soziale Strukturen (hier: Parlamente) im alltagspraktischen Handeln reproduziert? Hilfestellung zur Beantwortung dieser Fragen: Analysekategorien des/der Evolutorischer Institutionalismus Ethnomethodologie Angewendet auf: Auszüge qualitativer Interviews mit Vertretern der ersten ostdeutschen Landes- und Bundestagsabgeordnetengeneration 1992-93

Was ist Ethnomethodologie? Ein mikrosoziologischer Ansatz zur Analyse alltagspraktischen Handelns. „Eine der Psycho-‘logie‘ oder Geo-‘logie‘ analoge ... ‚-logie‘ jener Methoden, die von kompetenten Mitgliedern einer ‚Ethnie‘ verwendet werden, um die von ihnen wechselseitig in Rechnung gestellte und ihren gemeinsamen Handlungen zugrunde gelegte Wirklichkeit ... aufzuzeigen zu deuten in Geltung zu halten.“ (Patzelt) genauer...

Was ist Ethnomethodologie? II Es soll geklärt werden, WIE Menschen es schaffen, ihre Sinndeutungen und Handlungen aufeinander abzustimmen und auf diese Weise mehr oder weniger stabile Situationen und Gefüge von Situationen hervorzubringen. Dazu wird das tatsächliche, alltägliche Handeln dieser Menschen betrachtet 2) Längerfristig und auch in wechselnden Situationszusammenhängen stabil aufeinander abgestimmte Handlungen werden Rollen, längerfristig stabile Rollengefüge werden Institutionen oder Organisationen genannt. Diese gründen ausschließlich darauf, dass ausreichend viele Menschen es schaffen, in einer Vielzahl von Situationen täglich ihre Sinndeutungen und Handlungen in ausreichend gleicher und stabiler Weise aufeinander abzustimmen. Auf diese Weise „entsteht“ soziale Wirklichkeit, deren Existenz kaum bezweifelt werden kann und als „außen“ bestehende Wirklichkeit erfahren wird. Innerhalb solcher erfahrbarer Wirklichkeit nehmen Menschen „Selbstverständlichkeiten“ in Bezug auf mögliche oder sinnvolle Handlungen oder Sinndeutungen ihrer soz. Wirklichkeit wahr. Diese Selbstverständlichkeiten werden von den handelnden Menschen in spezifischen Situationen hervorgebracht, sind aber, einmal etabliert, in ihrer Selbstverständlichkeit so vertraut, dass sie beim praktischen Denken und Handeln unbemerkt bleiben. Diese Selbstverständlichkeiten heißen Durchführungsmittel alltäglicher Sinndeutungen und Handlung. Ihre Hervorbringung, Benutzung, ggf. Veränderung oder Zerstörung untersucht die EM Jene Durchführungsmittel der Alltagspraxis werden hervorgebracht, benutzt, verändert, zerstört durch Praktiken der Sinndeutung, Sinnaufweisung und des konkreten Handelns selbst.

Was ist Ethnomethodologie? Ein mikrosoziologischer Ansatz zur Analyse alltagspraktischen Handelns. „Eine der Psycho-‘logie‘ oder Geo-‘logie‘ analoge ... ‚-logie‘ jener Methoden, die von kompetenten Mitgliedern einer ‚Ethnie‘ verwendet werden, um die von ihnen wechselseitig in Rechnung gestellte und ihren gemeinsamen Handlungen zugrunde gelegte Wirklichkeit ... aufzuzeigen zu deuten in Geltung zu halten.“ (Patzelt) genauer... Die Ethnomethodologie ist ein Ansatz zur Untersuchung der Konstruktion sozialer Wirklichkeit. Ziel der Forschung ist es, die Methoden der Produktion der sozialen Wirklichkeit und ihre situative Verwendung im Detail zu erfassen. Dabei geht es darum, jene grundsätzlich formalen Methoden zu eruieren, mittels derer die Handelnden spezifische Alltagswirklichkeiten erzeugen.

Ethnomethodologie und evolutorischer Institutionalismus Wie lernen Abgeordnete ihren Beruf? Soziale Wirklichkeit Möglichkeit a): Zurkenntnisnahme & Anwenden einer Regel Wissensbestände werden persönlich neu gebaut Deutungsmuster persönlich angemessen zusammengestellt einschlägige szenische Praktiken persönlich ausfindig machen und kompetent an den Tag legen Wissenbestände Deutungsmuster kompetent beherrschte Szenische Praktiken Meme Ethnie / Parlament z.B.: Studium und Befolgung der Geschäftsordnung Aber: Was genau heißt denn „Kopieren“? Was passiert beim „Lehren“ und „Lernen“? Möglichkeit b): Kopieren der Wissensbestände, Deutungsmuster, Handlungskompetenzen, szenischen Praktiken durch Lehren und Lernen, durch Vormachen, Nachahmen und Einüben Replikation Amt erlernen durch Nachahmung des Vorgängers Sehr viele empirische Aussagen verweisen hierauf.

Kopieren eines Mems aus der Perspektive der EM Routinemäßig ablaufende Reflexivitätsprozesse („reality work“) konstituieren lokal-situativ soziale Wirklichkeit Kopieren eines Mems aus der Perspektive der EM Aufbau und Aufrechterhaltung selbstverständlicher Zeichen-Kontext-Beziehungen (=Zeichen-Mem-Beziehungen) = Reflexivitätsprozesse Indexikalität Entindexikalisierung ? im Sinne Egos: Reflexivität MEM Zeichen Welcher Kontext? Beglaubigung korrekter Deutung oder Korrektur Interpretationsverfahren „Schütz‘sche Idealisierung“ Herstellung von Indexikalitätstoleranz Verwendung der Normalitätshypothese Deutung von Normalitätsabweichung als Information MEM Darstellungstechniken / Szenische Praktiken

Interpretationsverfahren a) Verwendung der Schütz‘schen Idealisierung als notwendige Bedingung konzertierten Handelns (Unterstellung der Vertauschbarkeit der Standpunkte, Unterstellung der Kongruenz von Relevanzstrukturen, ggf. Etikettierung eines Akteurs als Außenseiter) b) Herstellung von Indexikalitätstoleranz: Ego geht zunächst davon aus, dass er zwar nicht augenblicklich die Äußerungen Alters verstehen wird, sich bei weiterem Fortschreiten der Kommunikation dieses Verständnis jedoch im für den praktischen Zweck ausreichenden Maß einstellen wird. Dazu werden vier formale Methoden der Verbindung von Zeichen und Memen verwendet: Let-it-pass-Verfahren (Unverstandenes wird einstweilen als solches belassen) Filling-in-Verfahren (Ad hoc versucht Ego, Alters Äußerung mit plausibeln Memen in Verbindung zu bringen, ggf. revidiert er seine Zuordnung) Unless-Annahme (Einstweilen glaubt Ego, Alters Äußerung verstanden zu haben und hält weitere Explikationen für nicht notwendig.) Retrospektiv-prospektive Interpretation (Ego glaubt daran, dass Alters Äußerungen – wenn nicht jetzt, so doch in Zukunft – Sinn machen würden und ist daher bereit, bisher Verstandenes zu revidieren, dergestalt die genannten Verfahren zu kombinieren.) c) Verwendung der Normalitätshypothese (Ego fragt sich, welche Meme in der jeweiligen Situation normalerweise von Bedeutung wären.) d) Deutung von Normalitätsabweichung als Information (Ego nutzt das ‚Nicht-Normale‘ im Kontrast zum ‚Normalen‘, um die richtige Entindexikalisierung der Äußerung Alters zu leisten).

Empirie Wie lernen Abgeordnete ihren Beruf? durch Aufgreifen der Reflexivitätsprozesse ihrer (neuen) Ethnie und dergestalt Weiterführung der Konstruktion sozialer Wirklichkeit in der sozialen Struktur „Parlament“ Durch Erwerb von Wissensbeständen, Deutungsmustern, einschlägiger szenischer Praktiken durch Studium und Anwendung von Regeln X (weitere Modellierung [im Rahmen der EM] vorzunehmen)

Memetische Replikation durch Aufgreifen von Reflexivitätsprozessen Kategorien: „Vorbilder / vorgelebte Praxis“ „Diskussionen“ „Wissenspaten“ – Gespräche mit erfahrenen Abgeordneten

Aufgreifen von Reflexivitätsprozessen Bsp. Analysekategorie „Vorbilder / Vorgelebte Praxis“ „Ich kann ja nun nicht sagen, daß ich als CDU-Politiker über allen Dingen stehe und, sage mal, all das, was z.B. - um ein Beispiel zu nennen - die Kollegen der SPD usw. täglich in ihrer Arbeit praktizieren im Parlament, durch ihre Statements, ihre Auftritte, ihre Reden vorm Rednerpult usw., darstellen usw., [...] daß man daraus nichts entnehmen könnte und für sich daraus profitieren könnte.“ „Ich bin also hier als ganz Neuer - im ersten Gesamtberli­ner Parlament - reingewählt worden, und ich muß natürlich sagen, da hat man natürlich die ersten Wochen - ach, eigentlich Monate, kann man schon sagen, war man erst mal die graue Maus, die in irgendeiner Ecke gesessen hat und zugehört hat. Zugehört hat: wie läuft denn das alles?“ „Man muß als Quereinsteiger oder Seiteneinsteiger natürlich erstmal hinschauen, wie es funktioniert. Am Anfang ist der Anteil des Lernens im Vordergrund.“ Konkretisiert: Benutzung von Interpretationsverfahren

Aufgreifen von Reflexivitätsprozessen durch Diskussionen Bsp. Analysekategorie „Diskussionen“ „Reibungsverluste gibt es durch langatmige Disukussionen. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Ostteil der Stadt einfach noch nicht begriffen haben, daß eben eine gewisse Planungsvorgabe geleistet werden muß. Das mag drüben in der damaligen DDR eben ganz anders gewesen sein. Wir haben hier Bezirksämter, wir haben die Hauptverwaltung, eine Hauptverwaltung in Berlin. Dazu muß das Bundesgesetzbuch, das muß alles beachtet werden. Man kannte das in diesem Ausmaß drüben nicht und da gibt es schon innerhalb der Diskussion dann sehr langatmige Beiträge. Aber das ist eben der Lernprozeß in dem wir uns alle befinden.“ „Sie müssen von uns auch ... von uns akzeptieren, daß wir ein bißchen Nachhilfe geben in Demokratie“ politics of reality

politics of reality gliedern sich in die … Die basalen Ethnomethoden der Interpretationsverfahren, Darstellungstechniken und szenischen Praktiken werden zur Geltungssicherung der einen Wirklichkeits(konstruktion) in Auseinandersetzung mit den Geltungsansprüchen konkurrierender Wirklichkeiten und ihrer Konstrukteure eingesetzt. gliedern sich in die … Vorfeldmethoden (Sozialisation, Absicherung von ablaufenden Reflexivitätsprozessen) Entproblematisierungmethoden Ausgrenzungsmethoden

politics of reality - Vorfeldmethoden Bleiben in der natürlichen Einstellung meist völlig unbemerkt Sind das Fundament jeder inhaltlichen Fixierung von Durchführungsmitteln der Wirklichkeits- konstruktion Zwei Teilaufgaben: Sorge dafür tragen, dass bestimmte Inhalte der Wirklichkeitskonstruktion in die sozialen Strukturen der Wirklichkeit einer Ethnie investiert werden, folglich den tatsächlichen Rahmen aller Reflexivitätsprozesse bilden Sorge dafür tragen, dass mit diesem Sinn sozialer Struktur nur so verfahren wird, dass jene Reflexivitätsprozesse nicht gefährdet werden.

Vorfeldmethoden Routinemäßige Nicht-Herstellung von Transparenz bezüglich der Zusammenhänge zwischen einzelnen Wirklichkeitsmerkmalen Routinemäßiger Verzicht auf abweichende Deutungen Routinemäßige Einführung von ‚normalisierenden intervenierenden Variablen‘ Routinemäßige Verwendung normalisierender Kontexte als Zeichen kompetenter Mitgliedschaft Routinemäßige Interpretation von Wahrnehmungen ausschließlich anhand der Hypothese, die eigene Wirklichkeitsbeschreibung sei korrekt Routinemäßige Beseitigung von Falsifikationschancen Routinemäßige Interpretation von Wirklichkeitsmerkmalen aller Art nur im Einklang mit den eigenen Interessen Routinemäßiger Verzicht auf neuartige Sprechweisen

Aufgreifen von Reflexivitätsprozessen durch „Wissenspaten“ Bsp. Analysekategorie „Wissenspaten - Gespräche“ „Durch Kontakte, zum Beispiel mit unserer Partnerfraktion Nordrhein-Westfalen und auch mit dem Berliner Abgeordnetenhaus habe ich durch Gespräche - oder Fragen eigentlich - mich so langsam in diese Arbeit hineingefunden.“ - „In den ersten Wochen und Monaten in den Ausschüssen, wenn wir da über bestimmte Themen gesprochen hatten, kamen Mitarbeiter aus Westdeutschland, die in den Ausschüssen oder im Landtag tätig sind. Und dann haben die so ihre Erläuterungen zum Thema gegeben und ich dachte immer, oh Gott, oh Gott, du verstehst nichts, du verstehst ja überhaupt kein Wort.“

Memetische Replikation durch Studium und Anwendung von Regeln Kategorien: Lesen Kurse „Wissenspaten“ - Partnerschaften (Parlamente, Parteien „im Westen“)

Studium einer Regel durch Lesen Analysekategorien „Lesen von: Theoretischer Literatur / Regelwerke / Fachtexte“ „Ich habe zum Beispiel von der Haushaltsordnung keine Ahnung gehabt. Habe dann nächtelang gesessen und habe mich mit der Haushaltsordnung beschäftigt, weil wer sollte mir das beibringen?“ „Ich habe viel gelernt bei der Arbeit mit der Verfassung.“ „Dann habe ich mich natürlich mit Literatur eingedeckt - also ich bin eine Art Autodidakt, will ich mal sagen ‑, Grundgesetz, alles was so das Wichtigste ist.“ “Ja, am Anfang haben wir alle als Laienspieler, ahnungslos, voll Enthusiasmus angefangen. Sicher auch mit viel Unsicherheit. Wer kannte schon die parlamentarischen Spielregeln? Gut, da kann man in der Geschäftsordnung nachlesen. Aber ich war mir am Anfang sehr unsicher gewesen, die Möglichkeiten - ja, die parlamentarischen Möglichkeiten eben richtig einzusetzen und zu nutzen: Wann stelle ich einen Antrag? Wann stelle ich kleine Anfragen?”

Studium einer Regel durch Kurse Analysekategorie „Kurse“ „Ich habe verschiedene Veranstaltungen z.B. bei der Friedrich-Naumann-Stiftung besucht und habe mir auf diese Art und Weise jedenfalls einen Teil des Rüstzeugs erworben, was ich heute auch gebrauche und verwende.“ „Ich hatte mich an einem Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung beteiligt. Und ich muß ganz ehrlich sagen, das hat mir eigentlich sehr viel gegeben. (Weil) man dort doch so auch mit dem ganz normalen Handwerkszeug ein bißchen vertraut gemacht wurde.“ „Im vergangen Jahr kaum eine Möglichkeit ausgelassen, bei der Friedrich-Naumann-Stiftung Seminare mit zu besuchen, sei es über Liberalismus, Wahlkampf, Leitung von Versammlungen, Geschäftsordnungen usw.“ „Ich glaube, es gehört noch dazu, daß ich dann verschiedene Seminare besucht habe, die gerade föderale Strukturen - wie das funktioniert - Teils Konrad-Adenauer-Stiftung. Ich habe aber mehrheitlich oder überwiegend bei der Hans-Seidel-Stiftung (CSU?) mich beteiligt - das sind ja neutrale Ausbildungen, die dort vor­genommen worden sind.“

Studium einer Regel über „Wissenspaten“ Analysekategorien „Wissenspaten - Besuche“ Bsp.: Partnerschaften – Besuche westdeutscher Parlamente - „Ich habe also zunächst auch das mal beobachten können in Baden-Württemberg. Ja, ich bin also dabei gewesen bei einem Besuch, bevor hier in Sachsen das Land gegründet wurde, wo wir also mal erste Bekanntschaft damit gemacht haben, wie also Länderparlamentarismus funktioniert, und, ja, was also dort gemacht werden muß ... natürlich im Verlauf der Beschäftigung mit der Verfassung sehr viele Dinge dort gelernt.“

X – Weitere Schritte Weitere Kategorien in der Auswertung der Interviews: Qualifikation im Vorfeld - Fachwissen durch Beruf - Fähigkeiten durch Beruf (Führung, Organisation) - Strukturwissen durch Tätigkeit in parlaments- ähnlichen Gremien (Synoden, Kreistage, Volkskammer) Erwartungen aus Negativerfahrung (DDR) Medien

Abschluss... - Wir haben einen (hoffentlich guten) Einblick erhalten, wie Abgeordnete ihren Beruf erlernen, wie parlamentarische Strukturen repliziert werden... ...unter Zuhilfenahme erster ethnomethodologischer Kategorien Vieles bedarf einer weiteren Bearbeitung und Diskussion... ...also BITTE..