Politik - Reichsrecht – Konfession Zur Mechanik des Alten Reichs am Beispiel des Marktes Redwitz im 30jährigen Krieg Einleitung: Stand des Projekts Vortrag:

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Politik - Reichsrecht – Konfession Zur Mechanik des Alten Reichs am Beispiel des Marktes Redwitz im 30jährigen Krieg Einleitung: Stand des Projekts Vortrag: Politik, Reichsrecht, Konfession Bilanz: Worum es mir geht

Die handschriftliche Chronik Q: StBa, GHAP 3327.

Die handschriftliche Chronik Q: StBa, GHAP 3327.

(Geheimes Hausarchiv des Markgrafen von Ansbach-Bayreuth) Vereinbarung - Pro Jahr gibt das Hauptstaatsarchiv Bamberg ab 2013 einen Bestand der Leopoldiana frei und zwar im Zuge der Digitalisierung des Bestands „GHAP“ (Geheimes Hausarchiv des Markgrafen von Ansbach-Bayreuth) - Kosten bis 5 Euro pro Seite übernahm Dr. Reinhard Pöllath

Ziel: eine moderne Edition Digitale Aufbereitung der Leopoldiana Chancen im Rahmen der UNESCO- OpenResource Bewegung (Spezialisten für Medienrecht sind z.B. im Max-Planck-Institut Berlin, die mit UNESCO kooperieren) 3. OCR-Option (=Texterkennung) via Anbindung an InVenod (Lehrstuhl Printmedien, TU Chemnitz), die Interesse haben u. um DFG- Anbindung bitten. 4. Voraussetzung: Freigabe der Leopoldiana dafür in MAK und Bamberg

Was ist InVenod? InVenod - Interaktive Verarbeitung nicht OCR-geeigneter Dokumente „Digitalisate historischer gedruckter Dokumente sind durch die verwendeten Schriften, ihr komplexes Layout und die alten Sprachvarianten sowie diverse alterungsbedingte Probleme der Originale einer vollständigen Texterkennung (OCR) immer noch entzogen. Ergebnis des Vorgängerprojektes VENOD war bereits die Erzeugung frei skalierbare Dokumente, die allerdings die Fachkenntnisse von Nutzern erforderten. InVenod soll nun in einem weiteren Schritt eine interaktive, teils lernfähige Umgebung bereitstellen, die Benutzerkorrekturen konserviert und damit für jedermann zugänglich macht. Das optimierte Endergebnis sind durchsuchbare, frei skalierbare, besser umbrechbare Reproduktionen der Originaldokumente aus dokumentunabhängigen Fonts mit der üblichen Unicode-Zeichenzuordnung. Projektpartner: Universität Bremen (Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik); TU Chemnitz Professur Printmedientechnik Ansprechpartner: Raj Kumar M. Tech“ http://www.tu-chemnitz.de/mb/PrintMedienTech/loadframe.php?token=projekte&type=foprj

Ökumene und Geschichte http://kreuz-und-quer.de/2013/10/28/1116/ http://hsozkult.geschichte.hu- berlin.de/tagungsberichte/id=5260

Politik, Reichsrecht und Konfession Ein Beitrag zur Mechanik des Alten Reichs am Beispiel des Marktes Redwitz im 30jährigen Krieg 1. Zur Rechtsstellung des Marktes Redwitz in der frühen Neuzeit 2. Konfession und bürgerliche Politikfähigkeit 3. Reformation als bürgerliche Emanzipation 4. Der Rahmen des fränkischen Reichskreises und die habsburgische Protektions- und Passagenpolitik 5. Reichsrechtliche Beurteilung der Situation von Redwitz im 30jährigen Krieg 6. Ausschlaggebende Gründe der Habsburger, Redwitz halten zu wollen 7. Durchbruch der markgräflich-brandenburgischen Protektion und Friedenssicherung nach 1648

1. Zur Rechtsstellung des Marktes Redwitz in der frühen Neuzeit Zugehörigkeit zur Egerer Stadtrechtsfamilie Gewohnheitsrecht vs. verschriftlichtes Recht Anlehnung an den Reichsstädteartikel des Augsburger Religionsfriedens (1555) mit Paritätsklausel des Städteartikels (§27 ARF) Einführung der Reformation 1560 Zusammenhang von Konfessionalisierung und politischer Emanzipation im Bezug auf die Bürgerschicht

2. Konfession und bürgerliche Politikfähigkeit Ausschaltung der Bürgerschaften aus der reichspolitischen Sphäre 1555 aus: Keine „cuius regio“ Vollmachten für Bürgermagistrate Bürgerschaften kämpfen bis 1648 um das „ius territoriale“ incl. Reformationsrecht Politisierung des Problems 1582/83, 1618 und 1633-1648 durch die kalvinistisch-schwedische Aktionsfraktion im Reich Kaiser u. katholische Kurfürsten betrachten Magistrate als Administrativorgane mit Gehorsamspflicht Tradition eines bürgerlich-politischen Widerstandsrecht im 1555 verbotenen Kalvinismus

Exkurs: Richtungsprozess um Aachen und die Folgen für die Bürgerschaften im Reich Kurfürst Gebhardt Truchseß von Waldburg zieht die Städte im Kölner Krieg (1582/83) auf seine Seite, die sich gegen den Kaiser verbünden Reichsstädte fordern volle reichsständische Rechte incl. dem ius reformandi Kaiserlich-bayerische Gegenoffensive ab 1583 zur Ausschaltung der Bürgerschaften scheitert an Intervention durch Kursachsen, Kurbrandenburg und die kalvinistisch-schwedische Aktion über 1648 hinaus Mittel der katholischen Reichsfürsten gegen bürgerlich- emanzipatorische Tendenzen: Rigider Antikalvinismus (in Prozessen) Reichsvögtekonzept Avokatorialmandate gegen Reichsrebellen in Kriegszeiten

3. Reformation und bürgerliche Emanzipation in Marktredwitz Angriff auf hochadelige Vorrechte im Jagdwesen Ersitzen eines „ius armorum“ durch Aufbau von zivilen Milizen (Schützenvereine im 16. Jahrhundert) Stille Vernetzung in (auswärtige und) neugläubige Protektionssysteme entgegen dem Verbot eines „ius foederis“ für Bürgerschaften (das 1648 überhaupt erst reichsständisches Vorrecht wurde)

4. Der Rahmen des fränkischen Reichskreises und die habs-burgische Protektions- und Passagenpolitik Redwitz verborgen im fränkischen Reichskreis http://www.hdbg.de/basis/pdfs/downloads/reichskreis1.pdf

Q: Cirkulus Franconi (1681)

5. Reichsrechtliche Beurteilung der Situation von Redwitz im 30jährigen Krieg Gewohnheitsrechtliche Legitimität der lutheranischen Orthodoxie in Marktredwitz bis zum Restitutionsedikt 1629 Knackpunkt des Restitutionsedikts: Definition des „possessio“-Begriffs als „possessio civilis“ (Besitz nach römischen Recht) entgegen der gewohnheitsrechtlichen Lesart der possessio als einer „possessio naturalis“ Revision des Restitutionsedikts 1635 (Prager Frieden) und 1648 (IPO)

6. Gründe der Habsburger, Redwitz halten zu wollen Rolle von Redwitz in der habsburgischen „Passagenpolitik“ als Interventionspunkt von Böhmen nach Franken ins Reich (v.a. in die Niederlande) Im Krieg: Niederländischer Kriegsherd – „langer Türkenkrieg“ (1660er) – spanischer Erbfolgekrieg – österreichischer Erbfolgekrieg etc. Im Frieden: Die Kontrolle der „Königsstraßen“ nach Hof, Halle und Leipzig über die Oberpfalz zur Donau oder in die Maingegend

7. Durchbruch der markgräflich-brandenburgischen Protektion und Friedenssicherung nach 1648 Der Markgraf von Ansbach-Bayreuth setzt sich für den Markt Redwitz ein Am Reichshofrat Auf der Fürstenbank (Westfälischer Friedenskongress) Auf dem Nürnberger Exekutionstag (1649) Markgräfliche Sicherheitsgarantie für lutherische Orthodoxie in MAK durch den Protektionsvertrag vom 8. Februar 1650

Worum es mir geht Bitte um Mithilfe, die Marktredwitzer Leopoldiana für InVenod freizugeben Rechtsgeschichtliche Perspektive weist den 30jährigen Krieg als Staatsbildungskrieg aus. 3. Was ist heute die Friedenshoffung in Redwitz? Persönliche Bitte um Offenheit für die ökumenischen Chancen bis 2017 entgegen tradiert- konfessionskämpferische Geschichtsbilder. Komplexer Rahmen des Alten Reichs erklärt, warum die Konfessionsparteien damals so gekämpft haben.