Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Einzelaspekte: Was steht genau in der BRK?
Advertisements

Die Zuständigkeitsverlagerung im selbständigen Wohnen – Die Stadt Essen als Projektregion Eine Informationsveranstaltung der Stadt Essen und des Zentrums.
INKLUSION eine Herausforderung an Schule, Behinderten- und Jugendhilfe
Von der Hilfebedarfserhebung zur Teilhabeplanung
Gesetz zur Gleichstellung von behinderten Menschen
Behinderung – was ist das ?
Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche
nach dem Konzept „Netzwerke Offener Hilfen (NetOH)“
Inklusion in Kirchengemeinden „Da kann jede/r und kommen!“
INKLUSIVES UND SELBSTBESTIMMTES WOHNEN
Dr. Valentin Aichele, LL.M.
Sozialraumorientierung als moderne Maxime für Professionalität in der Sozialen Arbeit - Gesellschaftspolitische, fachliche und organisatorische Umsetzungsbedingungen.
Zugänglich für alle? Das Ziel einer barrierefreien Gesellschaft
International Disability Alliance
LIGA- Fachtag In Ruhe alt werden?! Bedarfe alt gewordener Menschen mit Behinderung.
Grundsätzliches Grundgesetz Artikel 3, Absatz 3 Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat.
Wohnformen für ältere Menschen mit geistiger Behinderung
Frauen sind anders – Männer auch Geschlecht und Behinderung
12. Forum Frühförderung am 8. September 2010 in Potsdam
Einzelfallhilfe-Manufaktur e.V.
Sozialräumliches Arbeiten in den Dörfern und Städten Südtirols
Paradigmenwechsel Inklusion in der Lebenshilfe Österreich
Stadt Rheine Die Bürgermeisterin Fachbereich Jugend und Soziales
„Inklusion in der Bildung“
Rahmenkonzept Frühe Hilfen in der Stadt Wetzlar
Inhaltsverzeichnis Hintergrund und Ziele der ICF Grundbegriffe der ICF
Gewußt Wo – Vernetzen in Worms
Dr. Remi Stork Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.
Die Zuständigkeiten des LWV Hessen Integrationsvereinbarung
Das Persönliche Budget – Umsetzung und Perspektiven
Inklusion Ein neuer Begriff für einen einfachen Ansatz Inklusion zielt die volle gesellschaftliche Teilhabe von allen Menschen am gesellschaftlichen Leben.
Offener Dialog: Wie geht das?.
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste Offene Hilfen in der Landeshauptstadt Düsseldorf – ein Streifzug durch die Geschichte … Dr. Johannes.
Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung
Inklusion/Exklusion von Menschen mit Behinderung
Völker- und europarechtliche Wirkungen der UN- Behindertenkonvention – am Beispiel des Behindertenbegriffs Univ.-Prof. Dr. Werner Schroeder, LL.M.
Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
Auch WIR arbeiten in Europa! Eine europäische Partnerschaft für Menschen mit einer geistigen Behinderung August Juli 2012.
Teilhaben und selbstbestimmt leben
Wohnformen von Menschen mit Behinderungen
…im täglichen Leben … für Menschen mit Behinderungen
Entscheidungsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen Univ.Prof. Dr. Michael Ganner Universität Innsbruck
Inklusiver Graefe-Kiez - Barrierefreies Lebensumfeld.
PARTicipation Basis Workshop Inklusion
Nachteilsausgleich /Dr. Greve/MK
1 Ganner UN-Behinderten- rechtskonvention. 2 Ganner Allgemeines qÜbereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung vom.
LVR-Dezernat Soziales und Integration Teilhaben und Teil sein – wie die inklusive Gesellschaft entstehen kann. Eine Zukunftsaufgabe des LVR Vortrag vor.
Evaluationsprojekt PerSEH Evaluationsprojekt PerSEH Prof. Dr. Albrecht Rohrmann und Dipl. Gerontol. Cordula Barth Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer.
Im Intihaus Friedrichstr Berlin Tel.: / 60 Fax.:
Bremisches Behindertengleichstellungsgesetz Rückblick sowie Vorstellung und Diskussion von Eckpunkten zur inhaltlichen Notwendigkeit der Überarbeitung.
Wie geht das? – Berufseinstieg mit Handicap
Fachtagung der Bundesvereinigung Lebenshilfe: Migration und Behinderung: Zugangsbarrieren erkennen – Teilhabe ermöglichen 29.–30. September 2015 in Berlin.
Eingliederungshilfe nach § 35a SGB VIII
Disability Mainstreaming Impuls auf der 4. Sitzung der ressortübergreifenden Arbeitsgruppe „Leitlinien der Berliner Seniorenpolitik am Christine.
„Inklusion in frühkindlicher Bildung und Schule“
Die UN-Behindertenrechtskonvention Aufgaben, Ziele, Spannungsfelder, Perspektiven Vortrag bei der Jahreshauptversammlung des Landesfrauenrates Hessen am.
Diskriminierung von Menschen mit Behinderung
Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Dr. Johannes Schädler Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste (ZPE), Universität Siegen Sozialraum als Chance zur Teilhabe behinderter Menschen.
Die Initiative der Caritas für selbstbestimmte Teilhabe 1 Die Initiative der Caritas für selbstbestimmte Teilhabe 2009–2011.
Eine „inklusive Haltung“ – was soll das sein?. Exklusion.
Integrierte Sozialplanung im Landkreis Bad Tölz – Wolfratshausen Seniorenpolitisches Gesamtkonzept Stabsstelle Integrierte Sozialplanung Landkreis.
Österreichs schwieriger Weg zur Inklusion Impulsreferat im Rahmen des Trialoges der Lebenshilfe Österreich St. Pölten, 17. November Dr. Erwin Buchinger.
M 08 Inklusion Werte und Normen Marianne Wilhelm PH Wien.
Marianne schulze human rights consultant Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen:
10 Jahre Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser die Marke MGH in Brandenburg die Marke MGH in Brandenburg.
Das persönliche Budget ASG Treffen vom Vortrag Irene Goldschmidt Lebenshilfe Delmenhorst und Landkreis Oldenburg e.V.
Gesellschaftlich akzeptiert?
W.J. Kainz 1 Mittagessen in Werkstätten für behinderte Menschen – eine Leistung der Eingliederungshilfe? Willi Johannes Kainz Richter am Bayerischen Landessozialgericht.
Inklusion als Chance für Alle
 Präsentation transkript:

Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste der Universität Siegen

Gemeinwesen = Gemeinschaft?

Gliederung Was ist das Gemeinwesen? Bedeutung des Gemeinwesens für Menschen mit Behinderung Perspektiven gemeinwesenorientierter Unterstützung von Menschen mit Behinderungen

Gemeinwesen als öffentlicher Raum Familie, Gruppe Individuum

Strukturierung des Sozialen Raums (in Anlehnung an Bourdieu) Materielles Kapital Kulturelles Kapital Soziales Kapital Die Struktur des Raumes realisiert sich durch Praktiken der Unterscheidung (Habitus) im alltäglichen Leben

Örtliches Gemeinwesen Das Lokale als Zusammenspiel privater Haushalte, Unternehmen und polit. Akteure Ort sozialer Differenzen (Segregation) Ort sozialer Gemeinsamkeiten (Geschichte, Kultur, Wissen) Inklusion als Aufgabe lokaler Akteure unter der Moderation der Kommune

Gliederung Was ist das Gemeinwesen? Bedeutung des Gemeinwesens für Menschen mit Behinderung Perspektiven gemeinwesenorientierter Unterstützung von Menschen mit Behinderungen

Behinderung „Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnes-beeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.“ (Behindertenrechtskonvention Artikel 1) „Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.“ (§ 2 Abs. 1 SGB IX)

Bedeutung des Gemeinwesen für Menschen mit Behinderungen Dezentrale Unterstützungsangebote Barrierefreiheit Gemeinwesen / Sozialer Nahraum Selbstorganisation / Selbsthilfe/ Sebstvertretung Zugang zu Diensten und Einrichtungen

Gliederung Was ist das Gemeinwesen? Bedeutung des Gemeinwesens für Menschen mit Behinderung Perspektiven gemeinwesenorientierter Unterstützung von Menschen mit Behinderungen

Gemeinwesenorientierung in der Tradition der Behindertenhilfe Menschen mit Behinderungen sind aus dem Gemeinwesen verschwunden Delegation der Unterstützung und Förderung an Sondereinrichtungen Unterstützung orientiert sich an der Behinderung als einem individuellen Defizit

Prinzipien gemeinwesenorientierter Unterstützung (Wolfgang Hinte) Ausgangspunkt jeglicher Arbeit sind der Wille/die Interessen der leistungsberechtigten Menschen. Aktivierende Arbeit hat grundsätzlich Vorrang vor betreuender Tätigkeit. Bei der Gestaltung einer Hilfe spielen personale und sozialräumliche Ressourcen eine wesentliche Rolle. Aktivitäten sind immer zielgruppen- und bereichs-übergreifend angelegt. Vernetzung und Integration der verschiedenen sozialen Dienste sind Grundlage für funktionierende Einzelhilfen.

Die Konvention zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen Prinzip der Inklusion und der Teilhabe Reagiert auf Menschenrechtsverletzungen Menschenrechtsverletzungen in entwickelten Sozialstaaten durch ausgrenzende Hilfen Behinderung wird zu einem Menschenrechtsthema

Artikel 19 Unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft Die Vertragsstaaten dieses Übereinkommens anerkennen das gleiche Recht aller Menschen mit Behinderungen, mit gleichen Wahlmöglichkeiten wie andere Menschen in der Gemeinschaft zu leben, und treffen wirksame und geeignete Maßnahmen, um Menschen mit Behinderungen den vollen Genuss dieses Rechts und ihre volle Einbeziehung (inclusion) in die Gemeinschaft und Teilhabe (participation) an der Gemeinschaft zu erleichtern, …

Artikel 19 indem sie unter anderem gewährleisten, dass a) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben, und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben; b) Menschen mit Behinderungen Zugang zu einer Reihe von gemeinde-nahen Unterstützungsdiensten zu Hause und in Einrichtungen sowie zu sonstigen gemeindenahen Unterstützungsdiensten haben, einschließlich der persönlichen Assistenz, die zur Unterstützung des Lebens in der Gemeinschaft und der Einbeziehung in die Gemeinschaft sowie zur Verhinderung von Isolation und Absonderung von der Gemeinschaft notwendig ist; c) gemeindenahe Dienstleistungen und Einrichtungen für die Allgemeinheit Menschen mit Behinderungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung zur Verfügung stehen und ihren Bedürfnissen Rechnung tragen.

Inklusives Gemeinwesen Fragt nach ausgrenzenden Bedingungen entlang des Lebenslaufen Folgt einem dynamischen Verständnis von Behinderung im sozialräumlichen Kontext Setzt spezialisierte Dienste in ein ergänzendes, nachrangiges Verhältnis zu allgemeinen Diensten (‚Mainstreaming‘)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!