„Citizenship in Europa“

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 Präsentation transkript:

„Citizenship in Europa“ Campus - Seminar des HBS-Kollegs Exklusionsrisiken und Inklusionsstrategien in einem erweiterten Europa am 1. und 2. August 2006 Eine Einführung

Babylonische Sprachverwirrung… „Citizenship“ vs. „Staatsbürgerschaft“ Im englischen und amerikanischen Sprachgebrauch werden mit dem Begriff ‚Citizenship‘ stärker als im Deutschen Bürgerrechte assoziiert = aktive Rolle der Bürger bei der Diskussion und Gestaltung der öffentlichen Angelegenheiten; Staatsbürgerschaft verweist auf ein eher passiv orientiertes, vorrangig rechtlich definiertes Konzept der Mitgliedschaft in einem Staat, obgleich der Begriff auch im deutschen Sprachgebrauch mehr bedeuten kann als die bloße Staatsangehörigkeit und etwa auf den rechtlichen, politischen oder sozialen Status verweist  Unterschiede in der politischen Kultur und der staatlichen Entwicklung zwischen den angelsächsischen Ländern und Deutschland müssen mitberücksichtig werden !!!

„Citizenship“ hat eine lange Tradition… Die Grundlagen der modernen Konzeption von „citizenship“ lassen sich auf die griechische und römische Antike zurückführen erst durch die Aufklärung und mit der Entstehung von modernen National- staaten wurde unser heutiges Verständnis von „citizenship“ geprägt (vgl. Rousseau, Kant, Hegel, Hume usw.) Etwa der Status des Bürgers in den griechischen Stadtstaaten („polis“) beinhaltete Rechte und Pflichten zur Beteiligung am politischen Leben; allerdings galt dies nur für eine sehr begrenzte Anzahl von Privilegierten, den freien männlichen Teil der Bevölkerung (keine Kinder, Frauen und Sklaven) * Agora = oder der Bürgerstatus „Civitas“ in Rom – der erworbenen und aberkannt werden konnte  Bürgerstatus muss nicht unbedingt mit Demokratie im heutigen Sinne einhergehen…

Das moderne Verständnis von „Citizenship“… ist vielschichtig und multidimensional basiert auf der Evolution von versch. (Bürger-) Rechten und Pflichten ==> T.H. Marshall: „Citizenship and Class“ (bürgerliche, politische, soziale Rechte) beansprucht universelle Geltung Die moderne Vorstellung von „citizenship“ wurde bisher am weitest- gehenden innerhalb von territorial begrenzten Gemeinschaften verwirklicht: Inklusion in moderne Nationalstaaten durch Exklusion Das „citizenship“-Konzept erschöpft sich jedoch nicht in der Zuweisung eines bestimmten (Mitglieds-)Status durch Staaten an ihre Bürger Die moderne Gesellschaft ist in unterschiedliche, voneinander unterscheidbare Teilbereiche bzw. Teilsysteme gegliedert Die segmentäre Differenzierung von nationalen Gemeinschaften war die Grundlage von Funktional differenzierte Gesellschaft T.H. Marshall: „Citizenship and Class“: 1) Evolution von Staatsbürgerrechten (politisch, ökonomisch, sozial – kulturell) 2) universelle Bürgerrechte als Grundlage für die Stratifikation der der Gesellschaft (die formale Gleichstellung aller legitimiert Ungleichheit im ökonomischen Wettbewerb)

sozialer Status und soziale Praxis Nach heutiger Auffassung ist „Citizenship“… sozialer Status und soziale Praxis Mitgliedschaft Anerkennung Teilnahme am Kampf um öffentlichen Teilhabe Anerkennung Leben (Partizipation) Rechte und (agency) Pflichten Wahrnehmung von Rechten und Pflichten Citizenship ist mehr als nur ein Status, der einem von einem Staat verliehen wird…

„Citizenship“ - Eine Brücke zwischen Individuum und Gesellschaft… Eigeninteresse   Kollektivinteressen (Personelle Werte (Kollektive Werte und Perspektiven) und Vorstellungen) funktionale Differenzierung Individualisierung Individuum (Bürger) Bezugsgruppen/ Gemeinschaft (Staat) Warum ist citizenship heute so beliebt…???? Es ist immer die Frage zu stellen – auf welche Art von Gesellschaft bezieht sich citizenship – Mitglied von WAS?  Citizenship immer attraktiver bei der Beantwortung heutiger Fragen Seit zehn Jahren erlangt das Konzept von citizenship eine hohe Popularität – Neujustierung im Verhältnis von Individuum und Gesellschaft… Individual-/Gruppenrechte individuelle/kollektive Identität Zugehörigkeit  Inklusion/Exklusion

Zum aktuellen Bedeutungswandel von „Citizenship“… 1) Bedeutungsverlust eindeutiger territorialer und kultureller Zugehörigkeiten 2) Anstieg internationaler Migration (vor allem nach Europa) 3) Wachsendes Spannungsverhältnis von Globalisierung und Lokalisierung 4) Erhöhte politische Aufmerksamkeit für ethnische und religiöse Differenzen 5) zunehmende Fragmentierung von nationalstaatlicher Integration „Citizenship“ heute ein beliebtes entwicklungspolitisches Konzept: - „good governance“ - Maßnahmen zur Verbesserung von Teilhabechancen - Menschenrechtsdiskurs und Entwicklung Seit zehn Jahren erlangt das Konzept von citizenship eine hohe Popularität – Neujustierung im Verhältnis von Individuum und Gesellschaft…

„Citizenship“ im postnationalen Zeitalter… Einerseits Trend zur Ausweitung der Arenen von „citizenship“ und Entgrenzung seiner Reichweite, andererseits Bemühungen zur Bewahrung und Herstellung von Eindeutigkeit Multiple Zugehörigkeiten European/global citizenship postnational/cosmo- politan citizenship Wachsende Befürchtung, dass „citizenship“ heute immer mehr zu einem bedeutungslosen, leeren Konzept verkommt Ich möchte mit einer zweideutigen Einschätzung von Entwicklungstrends enden…