Workshop ICF & SAV Prof. Dr. Judith Hollenweger,

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ICF ICF = (International Classification of Functioning)
 Präsentation transkript:

Workshop ICF & SAV Prof. Dr. Judith Hollenweger, Pädagogische Hochschule Zürich Kickoff-Veranstaltung, VSA Zürich, 18. September 2013

Überblick Einbettung SAV in die Aufgaben der Schulpsychologie ICF-CY als gemeinsames Informationssystem SAV – einheitliche Dokumentation der Befunde und Bedarfsabklärung Befunde werden wie bisher erstellt, allenfalls aufgrund des Papiers zur Indikationsstellung weiterentwickelt. Bedarfsabklärung wird neu zwingend als konsens-orientierter Problemlöseprozess gefordert. Universelle Rechtsansprüche müssen lokal ausgehandelt werden – das Recht der Lehrperson, der anderen Schülerinnen und Schüler und des betroffenen Kindes (sowie noch weiterer Personenkreise) müssen gegeneinander abgewogen werden. Konflikte dürfen nicht mit Exklusion umgangen werden. Das verletzt die Menschenrechte des Kindes. Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Ziele des Workshops Sie wissen, für welche Zielgruppe und für welchen Zweck das SAV entwickelt wurde und eingesetzt werden soll – und für welche nicht. Sie können das SAV in den Gesamtkontext Ihrer Aufgaben als Schulpsychogin / als Schulpsychologe einordnen. Sie kennen die konzeptuellen Grundlagen des SAV soweit, dass Sie bei Fragen und Unsicherheiten an den relevanten Stellen nachschauen können (z.B. in der ICF-CY oder im SAV-Handbuch). Sie gewinnen einen Überblick über die Inhalte und Antwortformate im SAV (z.B. Schweregrade). Sie fühlen sich sicher und optimistisch genug, um mit vorhandenen Ungewissheiten und Unsicherheiten konstruktiv umgehen zu können …. zum Beispiel mir, Mirko Baur oder Raphael Gschwend ein Mail mit der entsprechenden Frage schreiben! Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Einbettung SAV in die Aufgaben der Schulpsychologie Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Instrumente an den Schwellen – Förderstufenmodell VSA SAV SSG Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Problemlösezyklus zur gemeinsamen Orientierung Fragestellung, Problem messen, sammeln analysieren, verstehen planen, entscheiden handeln, implementieren kontrollieren, evaluieren Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Analysieren, Verstehen Fokus bei SSG Problem-stellung Abklärende Stelle Diagnose? Erfassen Analysieren, Verstehen Planen, Entscheiden Handeln, Realisieren Prüfen, Evaluieren SSG Ebene Schulhaus und Fachteam Ebene Unterricht oder Therapie Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Schwelle 1: Abklärung von Partizipationseinschränkung Einschränkung der Partizipation Perspektive Entwicklung Perspektive Kompetenz Perspektive Gesundheit Perspektive Beziehung «Probleme in der Schule» Ist Advokat für das einzelne Kind Lehrperson primär für die Gruppe verantwortlich, erst sekundär muss sie für sich erarbeiten, was diese Verantwortung gegenüber jedem einzelnen Kind bedeutet Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Fokus bei SAV SAV SPD Entscheidende Stelle Auftrag zum SAV, Problem-beschreibung messen, sammeln analysieren, verstehen planen, entscheiden handeln, implementieren kontrollieren, evaluieren SPD Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Schwelle 2: Abklärung von Funktionseinschränkungen Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

ICF-CY als gemeinsames Informationssystem Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Beschreiben Sie in einigen Worten: «geistige Behinderung» «Schülerpersönlichkeit» «Aufmerksamkeit» Sind das drei verschiedene Konstrukte? Ist es genau das selbe? Gibt es Überschneidungen? Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

WHO Familie der internationalen Klassifikationen Referenzklassifikationen Abgeleitete Klassifikationen International Classification of Diseases for Oncology, Third Edition (ICD-O-3) The ICD-10 Classification of Mental and Behavioural Disorders Application of the International Classification of Diseases to Neurology (ICD-10-NA) ICF, Children & Youth Version (ICF -CY) Verwandte Klassifikationen International Classification of Primary Care (ICPC) International Classification of External Causes of Injury (ICECI) The Anatomical, Therapeutic, Chemical (ATC) classification system with Defined Daily Doses (DDD) ISO 9999 Technical aids for persons with disabilities – Classification and Terminology I nternational C lassification of D iseases F unctioning, Disability & Health H ealth I nterventions (under development) Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Diagnosen können Lebenssituationen nicht beschreiben Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Diagnosen können Funktionsfähigkeit nicht beschreiben Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

«Diagnosen» können Interventionen nicht vorhersagen Kinder mit “geistiger Behinderung” (N= 32) Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Was ist eine «Behinderung» gemäss ICF-CY? Behinderung ist relativ zu den Erwartungen und Anforderungen der Umwelt. Es gibt keine «a priori» behinderte Menschen; sie werden als solche «definiert». Der Weg dahin ist eine komplexe Interaktion zwischen Gesundheitszustand, Funktions-fähigkeit und der Umwelt. Dies muss in der Definition von „Behinderung“ berücksichtigt werden. Behinderung ist ein Oberbegriff für die Einschränkungen, welche eine Person in einem bestimmten Kontext erfährt – auf der Ebene der Funktionen des Körpers; auf der Ebene der individuellen Fähigkeiten sowie auf der Ebene der sozialen Teilhabe / Partizipation. Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Publikation in den offiziellen Sprachen der WHO 2001 (italienische Version 2002, deutsche Version 2005) Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Version für Kinder und Jugendliche. Genf WHO 2007 (italienische Version, 2007, französische Version 2008, deutsche Version 2011) Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Grundlagen der ICF und der ICF-CY Funktionsfähigkeit - nicht nur Schädigungen Universelles Modell - nicht nur für eine Minorität Integratives Modell - nicht nur medizinisch oder sozial Interaktives Modell - nicht linear progressiv Kontext einbezogen - nicht Person alleine International anwendbar - nicht ausschliesslich lokal verankert Praktisch einsetzbar - nicht nur Theorie Gesamte Lebensspanne - nicht nur für Erwachsene Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Modell der ICF und ICF-CY Gesundheitszustand Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Partizipation Die multiaxionale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) hat versucht, dieser Komplexität gerecht zu werden. Dabei wird das ganze Leben des Kindes seiner Krankheit zugeordnet. Heute ist dieses defizitorientierte Denken veraltet. Wir wissen um die Multidimensionalität des menschlichen Erlebens und der Erfahrung von Einschränkungen. Diese dürfen nicht mehr auf eine Störung reduziert werden. personbezogene Faktoren Umweltfaktoren Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Übung: Welche Inhalte der ICF-CY sind hier relevant? Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Struktur der Klassifikation ICF Klassifikation Part 1: Functioning and Disability Part 2: Contextual Factors Teile Body Functions and Structures Activities and Participation Environmental Factors Personal Factors Komponenten Change in Body Functions Change in Body Structures Capacity Performance Facilitator/ Barrier Konstrukte/ Zusatzkennungen Item levels: 1st 2nd 3rd 4th Item levels: 1st 2nd 3rd 4th Item levels: 1st 2nd 3rd 4th Item levels: 1st 2nd 3rd 4th Item levels: 1st 2nd 3rd 4th Domänen und Kategorien auf verschiedenen Ebenen Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Definitionen zu den Komponenten Körperfunktionen sind die physiologischen Funktionen von Körpersystemen (einschließlich psychologische Funktionen). Körperstrukturen sind anatomische Teile des Körpers, wie Organe, Gliedmaßen und ihre Bestandteile. Schädigungen sind Beeinträchtigungen einer Körperfunktion oder -struktur, wie z.B. eine wesentliche Abweichung oder ein Verlust. Eine Aktivität bezeichnet die Durchführung einer Aufgabe oder Handlung (Aktion) durch einen Menschen. Partizipation [Teilhabe] ist das Einbezogensein in eine Lebenssituation. Beeinträchtigungen der Aktivität sind Schwierigkeiten, die ein Mensch bei der Durchführung einer Aktivität haben kann. Beeinträchtigungen der Partizipation [Teilhabe] sind Probleme, die ein Mensch beim Einbezogensein in eine Lebenssituation erlebt. Umweltfaktoren bilden die materielle, soziale und einstellungsbezogene Umwelt ab, in der Menschen leben und ihr Dasein entfalten. Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Funktionsfähigkeit: Körperfunktionen 1. Mentale Funktionen 2. Sensorische Funktionen und Schmerz 3. Stimm- und Sprechfunktionen 4. Funktionen des kardiovaskulären, des hämatologischen, des Immun- und des Atmungssystems 5. Funktionen des Verdauungs-, des Stoffwechsel- und des endokrinen Systems 6. Funktionen des Urogenitalsystems und der Reproduktion 7. Neuromuskuloskeletale und bewegungsbezogene Funktionen 8. Funktionen der Haut und der Hautanhangsgebilde Körperstrukturen werden parallel dazu in einem separaten Bereich der Klassifikation erfasst Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Beispiel eines vollständigen Items aus der ICF-CY b140 Funktionen der Aufmerksamkeit Spezifische mentale Funktionen, die die Fokussierung auf einen externen Reiz oder auf innere Vorgänge für eine geforderte Zeitspanne betreffen Inkl.: Funktionen, die Daueraufmerksamkeit, Wechsel der Aufmerksamkeit, geteilte Aufmerksamkeit, mit anderen geteilte Aufmerksamkeit, Konzentration und Ablenkbarkeit betreffen Exkl.: Funktionen des Bewusstseins (b110); Funktionen der psychischen Energie und des Antriebs (b130); Funktionen des Schlafes (b134); Funktionen des Gedächtnisses (b144); Psychomotorische Funktionen (b147); Funktionen der Wahrnehmung (b156) b140.3  erhebliche Einschränkung der Funktion der Aufmerksamkeit Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Funktionsfähigkeit: Aktivitäten /Partizipation 1. Lernen und Wissensanwendung 2. Aufgaben und Ansprüche 3. Kommunikation 4. Mobilität 5. Selbstversorgung 6. Häusliches Leben 7. Interaktionen und Beziehungen 8. Bedeutende Lebensbereiche 9. Gemeinschaft, soziales und staatsbürgerliches Leben Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Beispiel eines vollständigen Items aus der ICF-CY d120 Andere bewusste sinnliche Wahrnehmungen Absichtsvoll andere elementare Sinne zu benutzen, um Reize wahrzunehmen, wie die materielle Struktur tasten und fühlen, Süßes schmecken oder Blumen riechen d1200 Orales Explorieren Den Mund oder die Lippen zu benutzen, um Gegenstände zu erkunden d1201 Berühren Die Hände, Finger oder andere Gliedmaßen oder Körperteile zu benutzen, um Gegenstände zu erkunden d1202 Riechen Gegenstände zur Nase zu bringen oder die Nase zu Gegenständen, um sie zu erkunden d1203 Schmecken Den Geschmack von Nahrung oder Flüssigkeit zu erkunden durch Beißen, Kauen, Saugen d1201.2  mässige Einschränkung des absichtsvollen Berührens zur Erkundung von Gegenständen Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Kontextfaktoren Umweltfaktoren 1. Produkte und Technologien 2. Natürliche und vom Menschen veränderte Umwelt 3. Unterstützung und Beziehungen 4. Einstellungen 5. Dienste, Systeme und Handlungsgrundsätze Die Umweltfaktoren bilden zusammen mit den personbezogenen Faktoren die sogenannten Kontextfaktoren. Für die personbezogenen Faktoren liegt bisher keine Klassifikation vor. Personbezogene Faktoren sind der spezielle Hintergrund des Lebens und der Lebensführung eines Menschen und umfassen Gegebenheiten des Menschen, die nicht Teil ihres Gesundheitsproblems oder -zustands sind. Diese Faktoren können Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Alter, andere Gesundheitsprobleme, Fitness, Lebensstil, Gewohnheiten, Erziehung, Bewältigungsstile, etc. umfassen. Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Zwei Beispiele vollständiger Items aus der ICF-CY e330 Autoritätspersonen Personen mit Entscheidungsverantwortung für andere, die infolge ihrer sozialen, ökonomischen, kulturellen oder religiösen Rollen in der Gesellschaft sozial definierten Einfluss oder Befugnisse haben, wie Lehrer, Arbeitgeber, Supervisoren, religiöse Führer, Vertreter im Amt, Vormund, Treuhänder e330+2 Autoritätspersonen stellen einen mässig ausgeprägten Förderfaktor dar e410 Individuelle Einstellungen der Mitglieder des engsten Familienkreises Allgemeine oder spezifische Meinungen und Überzeugungen der Mitglieder des engsten Familienkreises, die eine bestimmte Person oder andere Dinge (z.B. soziale, politische und ökonomische Themen) betreffen, und die individuelles Verhalten und Handlungen beeinflussen e410.4 Individuelle Einstellungen etwa der Eltern stellen eine voll ausgeprägte Barriere dar Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Was findet man nicht im Informationssystem der ICF? Zahlreiche Konstrukte, die im pädagogischen Bereich verwendet werden, müssen disaggregiert (= heruntergebrochen) werden. Konstrukte, die auf Beziehungen verweisen, können nicht direkt abgebildet werden, weil die ICF sich auf die Situation einer Person bezieht. Beispiele: «Wahrnehmung» «Sprache» «Selbständigkeit» «Autonomie» «Beziehungsfähigkeit» «Gewalt» «Vertrauen» «Liebe» Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Übung zu Zweit: «Diagnosen und Funktionsfähigkeit» Teilen Sie die folgenden Diagnosen unter sich auf (Alternative: wählen sie zwei unterschiedliche Diagnosen von zwei Ihnen bekannten Kindern) Down Syndrom Autismus Welche Lebensbereiche sind mit hoher Wahrscheinlichkeit beeinträchtigt (Aktivitäten und Partizipation)? Was ist der Unterschied zwischen Down Syndrom und Autismus (respektive zwischen den von Ihnen gewählten Diagnosen) bezüglich…. Beeinträchtigungen von Körperfunktionen und -strukturen? Beeinträchtigungen von Aktivitäten? Beeinträchtigungen von Partizipation? Unterlagen: ICF-CY, v.a. Klassifikation 2. Ebene zur Übersicht Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

SAV – einheitliche Dokumentation der Befunde und Bedarfsabklärung Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Daten – Informationen – Wissen Spezifisches Fach- und Erfahrungswissen von den verschiedenen beteiligten Personen kann in eine gemeinsame Sprache übertragen werden Indikationslagen – Information organisiert entlang der Entwicklungsbereichen (Statt Funktionsbereichen) – wird konzeptuell übertragen in die ICF und dann geklärt bezüglich Operationalisierung – respektive wie die Daten aus Assessmentinstrumenten gelesen werden müssen. Beispiele machen zu Intelligenztests Was messen sie genau? -Kognitive Funktionen (b164 Höhere kognitive Funktionen) -Für kognitive Verarbeitungsprozesse zentrale Funktionen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis) -Mit Kognition eng verbundene Funktionsfähigkeiten (Lernfähigkeit, Problemlösefähigkeit, eng mit Sprache verbunden – Wortschatz, allgemeines Wissen etc.) Beobachtungen und andere Daten aus verschiedenen Situationen können verglichen, ergänzt und allenfalls relativiert werden Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Daten – Informationen - Wissen Aus Daten Informationen und Wissen generieren: Beobachtungen festhalten, Beobachtungskategorien festlegen, Informationen ableiten Testverfahren auswerten, Übertragung der Ergebnisse in vorgesehene Form Informationen aus Befragungen ziehen (z.B. Anamnese, standardisierte Fragebogen) und in eine systematische Form bringen Aus Wissen relevante Informationen ableiten: Konstrukte und Begriffe definieren und in einem einheitlichen Informationssystem erfassen Implizites Wissen oder subjektive Theorien explizieren und einordnen Information von einem System in ein anderes übertragen Befunde aus verschiedenen Assessmentinstrumente in der ICF repräsentieren Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Wissen und Problemstellungen Aufgaben und Anforderungen Kognition Mobilität Soziale Aktivitäten Bildung Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Daten und ihre Verortung in der ICF b1 . . . . b130 b134 b152 b180 b1801 s299 s710 s720 s730 s73001 s73011 . d170 d230 d360 d410 d415 d430 e110 e115 e120 e125 e135 e150 Vorgehen beim Verlinken: 1. Beschreibung der Konzepte klinischer Verfahren 2. Identifizierung der Einheit, die es zu verlinken gilt 3. Auswahl der angemessenen Code(s) 4. Ausmass des Problems wird durch Beurteilungsmerkmale festgehalten 5. Gibt es weitere Daten zur Validierung von A/P? vgl. Cieza et al. 2005 Verfahren 6 Verfahren 5 Verfahren 4 Verfahren 3 Verfahren 2 Verfahren 1 .   http://apps.who.int/classifications/apps/icf/icfinstrumentmap Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Quantitative Befunde einheitlich dokumentieren b210 Sehfunktionen Mässige Einschränkung der Sehfunktionen Benötigt eine Brille, Kontaktlinsen … 10/20 Erhebliche Einschränkung der Sehfunktionen Benötigt eine Operation … 2/20 Komplette Einschränkung der Sehfunktionen Benötigt Assistenz, Anpassungen in Umwelt … 1/20 Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Ausprägung von Problemen – auch im SAV Beurteilungsmerkmale (Aktivitäten/Partizipation) in der ICF dxxx.0 Problem nicht vorhanden (ohne, kein, unerheblich …) 0-4% dxxx.1 Problem leicht ausgeprägt (schwach, gering …) 5-24% dxxx.2 Problem mässig ausgeprägt (mittel, ziemlich …) 25-49% dxxx.3 Problem erheblich ausgeprägt (hoch, äusserst …) 50-95% dxxx.4 Problem voll ausgeprägt (komplett, total …) 96-100% dxxx.8 nicht spezifiziert dxxx.9 nicht anwendbar Beurteilung von Körperfunktionen: bxxx.1 Schädigung leicht ausgeprägt Beurteilung von Umweltfaktoren: exxx.1 Barriere oder Hindernis leicht ausgeprägt exxx+1 Förderfaktor leicht ausgeprägt Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Weshalb braucht es die ICF-CY? Diagnosen Oft nicht verfügbar (60% der Kinder im Pilotversuch zum SAV) Diagnosen ≠ Behinderungskategorien im schulischen Kontext Erstellen einer «Diagnose» wird missbraucht zum «Kategorisieren» Geringe Beschreibungskraft angesichts der oft komplexen Problemkonstellationen Diagnosen können Therapien nicht vorhersagen Kategorialer Zugang: keine Möglichkeit, Schweregrade zu unterscheiden Erfassung der Funktionsfähigkeit verhindert eine voreilige und inadäquate Reduktion auf eine Problemkategorie. Beschreibung der Funktionsfähigkeit bietet eine Brücke zwischen «Syndromen» und «Kompetenzbeschreibungen» und somit die klinische und schulische Perspektive Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Grundmodell hinter dem SAV Bildungs- und Entwicklungsziele professionelle Umwelt und Massnahmen Schaffen von Bildungschancen / Möglichkeitsräumen Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Unterscheidung Basis- und Bedarfsabklärung Basisabklärung Bedarfsabklärung Bildungs- und Entwicklungsziele professionelle Umwelt und Massnahmen “Bedarf” Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Organisation SAV Indikationsbereiche Entwicklungs- und Bildungs- ziele Bedarfs- einschätzung Haupt- förderort, Massnahmen- vorschlag Bedarfsabklärung Standardisiertes Abklärungsverfahren Indikationsbereiche persönliche Angaben Frage- stellung profes- sioneller Kontext familiärer Kontext Funktions- fähigkeit kategoriale Erfassung, Diagnose Basisabklärung Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Umgesetzt in ein elektronisches Tool Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Funktions- fähigkeit (ICF) Bedarfsabklärung … Kompetenzen Curriculum Störung (ICD) Funktions- fähigkeit (ICF) Bedürfnisse? Entwicklung Entwicklungsaufgaben Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

… bedeutet, immer folgende Fragen zu stellen: Die Einschätzung des Bedarfs muss alle vier Dimensionen berücksichtigen: Sollen vorhandene Funktionseinschränkungen direkt therapiert werden? Braucht es kompensatorische Massnahmen, so dass eine Schädigung sich möglichst minimal auf zukünftige Lern- und Entwicklungsprozesse auswirkt? Muss etwas unternommen werden zur Unterstützung / Sicherung der Entwicklung (z.B. altersspezifische Entwicklungsaufgaben bewältigen)? Muss etwas unternommen werden zur Unterstützung / Förderung der Kompeten-zen / der im Bildungssystem definierten Zielbereiche (z.B. Grundkompetenzen in der Schulsprache, Lehrplan 21 vs. individuell festgelegte Ziele)? Daraus ergibt sich die Bedarfseinschätzung: Typ des Bedarfs (sonderpäd. Massnahmen, päd.-therap. Massnahmen, Beratung und Unterstützung, Betreuung, med.-therap Massnahmen) und Intensität/Ausmass des Bedarfs (kein besonderer Bedarf, kann mit lokal verfüg-baren Ressourcen abgedeckt werden, verstärkte Massnahmen erforderlich) Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013

Fragen und Bemerkungen? Nützliche Links: http://apps.who.int/classifications/icfbrowser (Browserversion der ICF und ICF-CY in englischer Sprache, erlaubt die Suche nach Codes über Stichworte) http://apps.who.int/classifications/apps/icf/icfinstrumentmap/   (Verbindet Testverfahren mit der ICF, Grundlagen für das Mapping von Konzepten in Testverfahren zu den Konzepten in der ICF) http://www.icfillustration.com/ (ICF illustration library, enthält Zeichnungen, welche den Inhalt jedes Codes illustrieren) http://cirrie.buffalo.edu/icf/crosswalk/ (Verbindet Studien zu Assessment und Evaluation mit spezifischen ICF Codes) http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icf/index.htm (ICF-Seiten des DIMDI, Projekte, deutsche Browser-Version: http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icf/kodesuche/index.htm) (Code-Suche zur ICF in deutscher Sprache, kostenlose Anmeldung ist notwendig) http://www.vsa.zh.ch/ > Schulbetrieb & Unterricht > Sonderpädagogisches > Schulische Standortgespräche http://www.szh.ch/sav-pes/ und http://www.edk.ch/dyn/23728.php (Standardisiertes Abklärungsverfahren) Kick-off SAV-ZH Workshop zu ICF und SAV 18.09.2013