Pädagogische Fachkräfte im Spannungsfeld der Wertekonflikte

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 Präsentation transkript:

Pädagogische Fachkräfte im Spannungsfeld der Wertekonflikte Einführung in das Thema

Küssen in der Öffentlichkeit, Schinken-Sandwiches, offener Streit, scharfe Klamotten, Kino, Musik, Gedankenfreiheit, Schönheit, Liebe. Salaman Rushdie auf die Frage wie er westliche Werte definiere. Die Welt, 15.10.2006.

Werte, ein Definitionsversuch Werte bilden in enger Verflechtung mit Ideen, Weltanschauungen, Religionen und Ideologien den Kern einer Kultur. Werte markieren allgemeine Zielvorstellungen, Orientierungsleitlinien und -standards, Maßstäbe und Legitimationsgrundlagen für das Verhalten von Menschen. Werte bestehen nicht beziehungslos nebeneinander, sondern weisen mannigfaltige Beziehungen auf: wechselseitige Abhängigkeiten und Verstärkungen, Über- und Unterordnungen, Spannungen und Antagonismen. Richtung und Halt für individuelle Lebensführung kulturelle Identität gesellschaftliche Integrität

Achtung, Anstand, Aufrichtigkeit, Ausdauer, Autorität, Bescheidenheit, Besonnenheit, Beständigkeit, Dankbarkeit, Demut, Dienstbereitschaft, Disziplin, Duldsamkeit, Echtheit, Ehrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Engage-ment, Entschlossenheit, Fairness, Familie, Feiertagsheiligkeit, Fleiß, Flexibilität, Freiheit, Frieden, Freundschaft, Gelassenheit, Gerechtig-keit, Gesundheit, Gewissenhaftigkeit, Glaube, Glaubensfreiheit, Gleich-behandlung, Glück, Gottgläubigkeit, Großmut, Güte, gutes Benehmen, Harmonie, Hierarchie, Hingabe, Höflichkeit, Hoffnung, Kameradschaft, Keuschheit, Kinder, Kleidung, Klugheit, Leben, Loyalität, Lust, materielle Sicherheit, Mäßigung, Meinungsfreiheit, Menschlichkeit, Mitgefühl, Mitleid, Mut, Nächstenliebe, Nahrung, Naturschutz, Obdach, Objektivität, Offenheit, Opferbereitschaft, Ordnung, Partizipation, Preisstabilität, Pünktlichkeit, Rechtschaffenheit, Reinheit, Religion, Respekt, Ritterlichkeit, Ruhe, Sachlichkeit, Sauberkeit, Selbstbeherr-schung, Selbstfindung, Selbstlosigkeit, Selbstverwirklichung, Sicherheit, Sparsamkeit, Solidarität, Standhaftigkeit, Taktgefühl, Tapferkeit, Tatkraft, Toleranz, Treue, Vernunft, Verschwiegenheit, Ver-trauen, Wahrhaftigkeit, Wärme, Weisheit, wirtschaftliche Stabilität, Wirtschaftswachstum, Wohlstand, Zugehörigkeit, Zuverlässigkeit

Werte Welche Werte vermitteln? werden sanktioniert sind Grundlage sozialer und juristischer Normen regulieren Verhalten Unterdrücken Triebe Sozialisationsinstanzen Orientierungshilfe für menschliches Handeln werden vermittelt / Sozialisation Werte Welche Werte vermitteln? in pluralistischer Gesellschaft vielfältig entsprechend den Umweltbe- dingungen wandelbar Kulturell determiniert stehen in Konkurrenz zueinander ändern sich kontinuierlich, „soziokulturelle Evolution“ Kulturell differenziert Verlust an Orientierung

Deutsche Werte - Kaiserreich „Wer sein Kind liebt, der züchtigt es!“ Betonung von Pflicht- und Akzeptanzwerten: Ordnung, Gehorsam, Fleiß, Treue, Pflichtbewußtsein, Zuverlässigkeit, Höflichkeit, Sauberkeit, ... („preußische Tugenden“, „calvinistische Werte“) Selbstverwirklichung nachrangig Triebkontrolle

Deutsche Werte - Weimarer Republik Verzicht auf staatliche Vorgaben sehr differenzierte Wertemodelle (religiöse, ständische und/oder weltanschauliche Prägungen)

Deutsche Werte - Nationalsozialismus „völkische Erziehung“ von „rassebewußten Volksgenossen“ mit „gestählten Körpern“ autoritär, anti-intellektuell, anti- humanistisch, rassistisch, chauvinistisch, intolerant

Deutsche Werte - DDR Ziel: „Sozialistische Persönlichkeit“ Starke Betonung von Pflicht- und Akzeptanzwerten

Welche Werte gelten heute? Verbriefte Werte im Grundgesetz, Auszug Art. 1 (1): Die Würde des Menschen ist unantastbar. ... Art. 2 (1): Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit ... Art. 2 (2): Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. ... Art. 3 (1): Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Art. 4 (1): Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Art. 5 (1): Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten ...

Welche Werte gelten heute? historisches Erbe und Abgrenzung von diesem Erbe Globalisierung, Mobilität und Migration Verlust universaler Wertvor- stellungen fördern gesellschaftliche Auflösung(„Werteverlust“) materieller Wohlstand und steigendes Bildungsniveau fördern Betonung postmaterieller Werte („Wertewandel“) Synthese von Selbstentfaltung und Pflicht/Akzeptanzwerte

Welche Werte gelten heute? Datenquelle: Der Spiegel, 17/2008.

Kann man Werte unterrichten? Erwachsenen/Pädagogen sind Vorbilder - Reflexion eigener Werte unerlässlich „Erziehende Bildung“ - Werte leben und aktiv vertreten kein Fach ohne Werte - Werte- und Wissensvermittlung sind kein Widerspruch Kita und Schule sind kein Reparaturbetrieb der Gesell- schaft

Herausforderungen an Pädagogen Werthaltungen sind wandel- und angreifbar geringes Bewusstsein für Werte in vielen Elternhäusern, 2/3 für „wertfreien“ Unterricht Vielfalt der Werte multikulturelle Gesellschaft braucht Verbindlichkeit Wertbildung als Integrationsinstrumen