Regelhafte Phasen beim Spracherwerb

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Von Christoph Drobnitza und Andreas Lenzen
Advertisements

0 – 12 Monate Alter Artikulation Satzbau Wortschatz
Referentielle Progression
Semantik und Wissensrepräsentation
Deutsch November 2006.
PERFEKT 2 Starke Verben! (Conversational Past)
Heuristiken und Kontexteinflüsse
Hier ist die automatische Flugauskunft des Flughafens München. Wie kann ich Ihnen helfen?Eine Auskunft bitte. Ist der Flug LH 225 pünktlich?Ist der Flug.
Seminar “Kognitionspsychologie meets Ethnologie” SS 2007
Prosodic Structure in Young Childrens Language Production Von LouAnn Gerken.
Das Kontinuum-Modell von Fiske und Neuberg
Intonationsunterschiede zwischen dem Nord- und Süddeutschen
Grammatik als Deduktionssystem
Lexikalisch-Funktionale-Grammatik
Referenten: H. Bayer V. Hagemann
George Herbert Mead Soziale Handlungen: das Verhalten eines Individuums stellt einen Reiz für ein anderes dar, um in einer bestimmten Weise wiederum auf.
Die Entwicklung von Konzepten
- Die wichtigsten Wortarten im Überblick -
Mehrsprachigkeit aus psycholinguistischer Sicht
Direct Objects What are they?. Noun is the subject of the sentence der, die and das are the same –Der Hund ist laut. –Wo ist der Hund? –Das Auto ist laut.
Relativsätze Marie trifft einen Nachbarn. Den Nachbarn hat sie schon lange nicht mehr gesehen. Marie trifft einen Nachbarn, den sie schon lange nicht mehr.
Die sechs Modalverben.
Workshop 2 Praktische Instrumente für den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen Dirk Klein:
Der Spracherwerb des Kindes
© Wortstellung im Deutschen Norbert Fries.
Deutsches Institut Deskriptive Sprachwissenschaft
Verarbeitung von Implikaturen iv Ist die Interpretation von skalaren Implikaturen gegenüber der wörtlichen Interpretation verzögert? Grodner et al
Grunderfahrungen für den Schreib- und Leselernprozess
Leitsymptome der Broca – Aphasie, insbesondere der Agrammatismus
GERMAN 1023 present perfect tense.
„Wuppis Abenteuerreise durch die phonologische Bewusstheit“ ist ein umfassendes Sprachförderprogramm für Vorschulkinder, mit der Leitfigur Wuppi als liebenswerter.
Passiv & Aktiv.
KOMMUNIKATION ... will gelernt sein
Lernen.
Malcolm – 1. Teil Malcolm interpretiert Descartes mit Blick auf die Frage nach der Natur des Denkens (dem cogito) folgendermaßen: Jeder mentale oder bewusste.
MODAL-PARTIKELN.
Elternabend der Schule … vom …
Warum Latein? "Humanistische Bildung ist nicht dazu da, unsere Probleme zu lösen, sondern sie sichtbar und verständlich zu machen. Humanistische Bildung.
Internationale Frankfurter Sommerkurse 2005
Spracherwerb.
KLASSIFIZIERUNG DER VERBEN NACH MORPHOLOGISCHEN KRITERIEN
Tasks UNDERSTAND KNOW COMPREHEND know comprehend understandit ž, n, d, c, r, s, t, a, n, d w, t žn dcr stan dwt [žn] – [dcr] – [stan] – [dwt] SELECTION.
V Dativ - Präpositionen - Verben
Wie erwerben/lernen Kinder Sprache(n)?
Komm Mit! 2 Kapitel 4 Gesund leben.
Grammatikalische Begriffe im Unterricht
EINFÜHRUNG IN DIE MORPHOLOGIE Morphologie = Formenlehre
Grundzüge der Morphologie des Deutschen Hilke Elsen ISBN: © 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Abbildungsübersicht / List of.
Konditionierung Valentin Scheiner.
Wortarten Verben - veränderbare (flektierbare) Wortart, die eine Tätigkeit, ein Geschehen, einen Vorgang oder einen Zustand bezeichnet - konjugierbar.
Deutsch 3 Frau Snell.
Grammatik als Deduktionssystem Theorie, Grammatik, Grammatiktheorie Grammatik Sprache Hypothese Sprachtheorie Theorie Erklärung Theoretisches Konstrukt.
Lexikalische Semantik
Lauterwerb siehe auch Wode, 1988, Kapitel 9.3.
The „Perfekt“ tense The German „Perfekt“ tense is a past tense that is similar to the English present perfect. For weak German verbs the rule for forming.
V Dativ - Präpositionen - Verben
Dative – “Three Objects”. Ich schenke meiner Mutter eine Karte. Subjekt Direktobjekt Indirektobjekt.
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Willkommen Deutsch 13b Helfen Sie bitte bei diesem Umbau.
Bildungsplan 2016/G8 Standardstufe 6
Thema 4: Das Wort als linquistische Grundeinheit Teil 1. Das Wort als sprachliches Zeichen.
Ralf Kuchs 03/06 training unit Trainingseinheit – Wortarten training unit – Grammar / Trainingseinheit – Wortarten AdjectivesAdjektive Adjectives / Adjektive.
VO#1: Lexikologie als sprachwissenschaftliche Disziplin Lexikologie, Matej-Bel-Univeristät in Banská Bystrica, Z. Tuhárska.
VORLESUNG 1 Sprachbau Sememe Sätze Redeteilen Wortformen Wortgruppe Morpheme (Begriffe)
Vo#1:Semantik als Wissenschaft Semantik I Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica Zuzana Tuhárska.
Wortstellung Satzklammer, Satzfeld, Ausklammerung Durrell S
Das Verb RS Josef.
Stolpersteine der deutschen Sprache
TENSES There are six tenses in English + German
 Präsentation transkript:

Regelhafte Phasen beim Spracherwerb Referenten: Michael Statnik & Renate Klaszki

Inhalte des Referates: Überblick über die Phasen Lernmechanismen Lexikonaufbau / Lexikonentwicklung Erwerbstheorien und Studien Sprachspezifische Unterschiede

Einleitung Das Kind muss die Regeln der sprachlichen Komponenten und ihres Zusammenspiels erlernen Sprachliche Äußerungen sind hoch strukturiert

Phasen des Spracherwerbs: Vorsprachliche Phase Ein-Wort-Phase Zwei- / Mehrwort - Phase Die ersten Sätze

1. Vorsprachliche Phase beginnt bereits vor dem Gebrauch der ersten Wörter Präferenz für die Muttersprache Wahrnehmung verschiedener Rhythmen und Melodien Realisierung einzelner Phonemen Unterscheidung sprachlicher und nicht-sprachlicher Laute

Kindgerichtete Sprache (im sehr hohen Ton) mit besonderer Funktion Äußerungen wie: “Na, mein kleiner süßer Spatz.” “Schau mal, da drüüüüben.” “Das ist bäääääähhhhhh.” Gurrphase: (2. – 6. Monat) Baby beginnt, Vokallaute zu produzieren und nachzuahmen Lautproduktion in bestimmten Situation

Lallphase: (6. – 9. Monat) Produktion der ersten, silbischen Laute („mamama“, „wawa“, „gaga“ oder „lalala“ ) Lallen als Reaktion auf die Äußerungen der Mutter Hinweisen mittels Gesten auf Objekte Bewusstes Einsetzen der Laute für bestimmte Situationen (z.B: „mmmmm“ bei Wunsch-äußerung)

2. DIE EIN-WORT-PHASE  Erste Worte fast ausschließlich so genannte „soziale Wörter“  Bsp: „Mama“ „da“ „hier“ „auch „Auto“ „Ball“ „nein“ „ ja“  4 Formen von Aussprach-Vereinfachungen: 1. Auslassen schwieriger Laute ( z.B. tinkt statt trinkt ) 2. Ersetzung schwieriger Laute ( fafe statt Kaffee ) 3. Umstellung z.B. von Konsonanten ( Kapser statt Kasper ) 4. Auflockerung von Konsonantenanhäufungen durch Sprossvokale ( Burot statt Brot)

Bedeutungserwerb: Spiegel  Giegel  Auslassen unbetonter Silben („poo“ statt „shampoo“)  Wiederholen von Silben („Baba“ statt „Baby“)  Duplikation von Konsonanten bei schwierigen Wörtern: Spiegel  Giegel Flieger  Gieger Traktor  Tratro Bedeutungserwerb:  Erkenntnis, daß alle Dinge einen Namen haben  Wörter als „Eigennamen“ „Fast mapping“

3 Phasen des Bedeutungserwerbs nach KUCZAJ & BARRETT (1986) 1. Phase: Wörter werden situativ gebraucht 2. Phase: Wörter werden zum Referieren gebraucht 3. Phase : neue Wortarten werden erschlossen und Aussagen modifiziert

CLARK‘ S MERKMALSTHEORIE Theorien zum Bedeutungserwerb: CLARK‘ S MERKMALSTHEORIE 1. Erschließung von Bedeutung mithilfe von semantischen Merkmalen 2. Unmarkiertes (allgemeinere Formen) wird schneller erlernt als markiertes (spezifische Formen), da häu-figer gebraucht - Bsp: „Hut“ = unmarkiert „Jägerhut, Melone, Zylinder“ = markiert

Wortschatz / Lexikalische Entwicklung: Zunächst langsames Anwachsen des Vokabulars (nach 3-4 Monaten „Repertoire“ von ca. 10 Wörtern Im Alter von 18 Monaten “magische Grenze“ von 50 Wörtern danach „vocabulary spurt“

Übergeneralisierung / Überdiskriminierung: Übergeneralisierung = Gebrauch einzelner Wörter für mehrere Objekte oder Ereignisse Bsp: - alle Männer „PAPA“ oder „ONKEL“ - alle vierbeinigen Tiere „HUND“ - alles was süß schmeckt „BONBON“

Beispiel nach THOMSON & CHAPMAN (1977) : dogs apple Bears balls of soap Horses a tomato Cats cherries Hippopotamus = DOGGIE APPLE = peaches Rhinoceros strawberries Lamb oranges Wolf onion Cookie Monster round biscuits

Überdiskriminierung : bedeutet, dass ein Kind z.B. das Wort ESSEN zwar für Brot, Gemüse und Fleisch gebraucht, jedoch aber nicht für Kekse oder Eiskrem Erklärung: Das Kind ist (noch) nicht in der Lage, Einzelobjekte als Elemente einer bestimmten Kategorie zu identifizieren

Constraints als Lernmechanismen: Kind wird beim Erlernen von Wörtern von Annahmen bzw.Constraints“ geleitet, um Bedeutungsmöglichkeiten zu reduzieren  man unterscheidet zwischen: Object scope constraint (Ganzheitsannahme) Taxonomy constraint (Taxonomieannahme) Mutual exclusivity (Disjunktionsannahme) Lexical contrast constraint (Annahme v. Sinnrelationen)

1. Object Scope Constraint (Ganzheits-annahme): Annahme des Kindes, daß neues Wort sich auf das „ganze“ Objekt bezieht. 2. Taxonomy Constraint (Taxonomieannahme) Annahme, daß das neue Wort für Objekte aus derselben Kategorie steht.  MARKMAN‘S Experimente

3. Mutual exclusivity constraint : (Dis-junktionsannahme): durch Überwindung der Ganzheitsannahme folgt Annahme, daß auch Objektteile benannt werden können 4. Lexical contrast constraint: Annahme, daß es semantische Relationen zwischen Wörtern gibt. (Bsp: DACKEL = Unterklasse von HUND)

Syntax und Wortbedeutung: Syntactic bootstrapping:  Analyse der Art und Weise, wie Wörter verwendet werden => dadurch Bedeutungserschließung  syntaktische Merkmale als Hinweisreize auf die Induktion von Wortbedeutungen

Erwerb von Verben durch syntaktische Constraints: mithilfe des „syntactical bootstrappings“ können Kinder bei Sätzen wie: 1. The duck is gorping the bunny. (gorping=Kunstwort) 2. The duck and the bunny are gorping. darauf schließen, dass es im 1.Satz um eine kausative Handlung geht und im Satz 2. um eine synchrone Aktion.

 Ein-Wort-Äußerungen als Holophrasen bzw  Ein-Wort-Äußerungen als Holophrasen bzw. als erste Versuche, ganze Sätze zu äußern

3. Die ZWEI-WORT und MEHRWORT –PHASE: erste Zwei-Wort-Äußerungen im Alter von 18 – 24 Monaten einige Beispiele: „Mama hier“ „mehr habe“ „Ball weg“ „Tür zu“ „Papa Hut“ „da Hund“ „Kleines Balla“ „will das“ sie sind kontextlos betrachtet immer noch mehrdeutig Bsp: „Tür zu“  „Mach die Tür zu“  „Ist die Tür zu?“  „Ich mache Tür zu“

Zwei-Wort-Äußerungen als eine „TELEGRAPHISCHE SPRACHE“: Äußerungen bestehen am Anfang zumeist aus Inhaltswörtern (Nomen, Verben, Adjektive) - Häufiges Weglassen von Funktionswörtern (Konjunktionen, Präpositionen, Artikel)

8 Arten von semantischen Relationen nach BROWN: „Kinder versuchen durch 2-Wort-Äußerungen, semantischen Relationen Ausdruck zu verleihen“ 1. Handelnder – Handlung : „Mama kommt“ 2. Handelnder – Objekt der Handlung: „Mama Saft“ 3. Objekt - Handlung : „Saft trinken“ 4. Ort – Handlung : „dort weh“ 5. Objekt / Person – Ort: „Zug drauf“ 6. Besitzer – Besitz : „Opa Biene“ 7. Eigenschaft - Objekt / Person : „schön Moritz“ 8. Deixis –Objekt oder Person: „da Bagger“

Entwicklungen der Grammatik:  hohe Sensitivität gegenüber Strukturprinzipien der Sprache  2-Wort-Äußerungen folgen grammatischen Regeln z.B. bezüglich Wortordnung („mehr Saft“ statt „Saft mehr“)  Ausdrücken erster Vergangenheitsformen

 erste Plural und Artikelformen sichtbar  das Partizip Perfekt wird vereinfacht d.h. ohne Präfix ge- verwendet („kommen“ statt „gekommen“)

Modelle zur Interpretation von 2-Wort Äußerungen: 1. Das Grammatikmodell der Pivot-Open-Strukturen von BRAINE (1963):  2-Wort-Äußerungen bestehen am häufigsten aus einem Funktionswort (Pivot) und einem Inhaltswort (Open)  Bsp: P + O: „no milk, more shoe, all broke“ Regeln der Pivot-Grammatik: P + O S  O + P O + O  „Durch diese Regeln lassen sich alle 2-Wort-Äußerungen generieren“

2. Das syntaxorientierte Modell von BLOOM & BROWN:  2-Wort-Äußerungen mit einer Oberflächen, - und Tiefenstruktur und  2 identische Äußerungen mit zwei unterschiedlichen Tiefenstrukturen: beschreibt Handlung (Anziehen der Socke)  „mommy sock“ beschreibt Relation (Mommy‘s Socke)

Pragmatische Kompetenz:  das Kind sucht die Kommunikation  am Anfang: Intentionen äußern mithilfe von Gesten  mit ca. 2 Jahren: Intentionen werden versprachlicht  Kind lernt soziolinguistische Vorschriften (z.B. Höflichkeit)

2-Wort-Äußerungen und ihre Funktion:  HALLIDAY (1975) unterscheidet 7 GRUNDFUNKTIONEN der Sprache: Sprache als ... 1. als Instrument : „Ich will“ 2. zur Regulation: „Mach X“ 3. zur Interaktion: z.B. grüßen, fragen 4. Ausdruck von Gefühlen: „das aua“ 5. zur Planung und Problemlösung 6. zur Imagination: „Ich Pirat“ 7. zur Information: „Mama kommt“

4. SATZPRODUKTION / SPRACHERWERB IM VORSCHULALTER: im Alter von 2 ½ Jahren beginnen Kinder mit der Äußerung ganzer Sätze  Häufig korrekter Gebrauch von: 1. Funktionswörtern, 2. Flexionsmorphemen 3. Kasusmarkierungen, 4. Tempus und Pluralformen

Wortfolge-Strategie: Präferenz, ‘Subjekt-Objekt- Wortfolge-Strategie: Präferenz, ‘Subjekt-Objekt- Verb‘ – Sätze zu äußern Bsp: aus SCUPIN (1907) - Ein 3-jähriges Kind ändert in einem Kinderlied eine Zeile: Backe backe Kuchen Der Bäcker hat gerufen Wer will guten Kuchen backen Der muss haben sieben Sachen Korrektur des Kindes:  Der muss sieben Sachen haben (S-V-O)

Studie zum Erwerb grammatikalischer Morpheme von BROWN & DE VILLIERS (1973) : Erwerb von Morphemen des Englischen erfolgt in einer bestimmten Reihenfolge: 1. Present progressive: -ing 2. Präp. : in 3. Präp. : on 4. Plural: -s 5. Irreguläre Verbform : went 6. Possessiv - Bildung : -‘s 7. “be” als Vollverb 8. Artikel: the, a 9. Past tense regulär: -ed 10. Numerus (3.Person) – regulär: -s 11. Num. (3.Person) – irregulär: does,has 12. Auxilliare: is, were 13. Contractible Copula be: -‘s (That’s a dog) 14. Contractible Aux: -‘s, -‘re (They’re running)

Fazit:  semantisch und syntaktisch weniger komplexe Fazit:  semantisch und syntaktisch weniger komplexe Morpheme werden zuerst erlernt Bsp: past tense “-ed “  2 semant. Features (action, tense) Formen von “be“  3 semant. Features (action, tense, number) Unbetontes (z.B: Artikel) im Englischen wird langsamer erworben als Betontes (Präpositionen)

3 Stufen der strukturellen Reorganisation nach BROWN: 1. rote stage: Das Kind ruft grammatisch korrekte Formen „Männer, gesehen – went, came“, die es auswendig gelernt hat, aus dem Gedächtnis ab und zwar als unanalysierte Einheiten 2. rule stage: unkorrekte Äußerungen wie „foot-s, go-ed, Männer-s, geseht) weisen auf die Erkenntnis des Kindes hin, dass Wörter aus Einheiten bestehen; reguläre Muster werden auf irreguläre ausgedehnt  Übergeneralisierung 3. korrekte Formen: Bildung korrekter Formen (Männer, gesehen, went, came) , die in ein neu erworbenes Regelsystem integriert sind.

rote stage 3 Stufen der strukturellen Reorganisation nach BROWN: correct forms rote stage (Männer/ feet, went) Correct forms rule stage (Männer-s/ foot-st, go-ed U–SHAPED-FORM

Entwicklung in Bezug auf Semantik: Kind setzt Weltwissen bei Interpretation von Sätzen ein Nomen-Verb-Nomen -Strategie Probleme bei Interpretation reversibler Sätze Richtige Interpretation (Weltwissen) von irreversiblen Sätzen wie: „Die Katze wird von dem Jungen gejagt

Studien gegen ausschließlich regelhafte Phasen: Unterschiede in der 1-Wort-Phase in Bezug auf den Lexikonerwerb Abweichungen in Bezug auf die ersten Wortkombinationen Unterschiede in der telegraphischen Phase

Sprachspezifische Unterschiede nach BATES: mehrere Studien zeigen, daß der Erwerb je nach Sprache unterschiedlich sein kann:  Türkische Kinder benutzen grammatische Morpheme (Flexion) schon zu Anfang Italienische Kinder neigen dazu, das Subjekt wegzulassen Serbo-Kroatische Kids ignorieren Wortreihenfolge im Satz

Quantitatives Wachstum des Wortschatzes: Alter Wortschatz 1,5 J. : ca. 50 Wörter 2 J. : ca. 300 3 J. : über 500 16 J. : 60.000 Wortschatz der deutschen Sprache: 300.000 – 500.000 Wörter  im Alter von 18. Monaten : Wortexplosion

Muster /Theorien der Zuwachsgeschwindigkeit : Nach GOLDFIELD (1990): gibt es ein schnelles und sprunghaftes Anwachsen  nach CLARK (1993) : eher kleine treppenförmige Sprünge nach BLOOM (1993) & REZNICK (1990): ein graduelles, lineares Wachstum  nach BATES (1995) : eine exponentielle Wachstumskurve nach GOLDFIELD (1996) : einen abwechselnden Verlauf von (ausgedehnten) Spurtintervallen

Erklärungsversuche für den Vokabelspurt:  Entwicklung phonologischer Fähigkeiten  Fähigkeit zur Kategorisierung  „alle Dinge der Welt benennbar“ Erwerb einer kritischen Menge früher Wörter als Auslöser

Zusammenfassung der allgemeinen Erwerbsprinzipien : 1.) Betonte Silben und Wörter werden leichter wahrgenommen und erlernt 2.) Endsilben und Wörter in Endstellung von Satzteilen oder Sätzen werden ebenfalls schneller erworben 3.) Semantische Zusammenhänge werden oft mit der Wortfolge in Verbindung gebracht 4.) (Deutsche) Kinder verstehen und produzieren meist Sätze in der SVO-Form

5.) Normalformen werden zugunsten von entdeckten Regelhaftigkeiten aufgegeben (gesingt statt gesungen) 6.) Regelhaftigkeit wir in jedem Fall gesucht, auch wenn sie nicht vorhanden ist (Übergeneralisierung) 7.) Bedeutung kommt vor der Form (d.h. erst wenn etw. verstanden wurde, kann es geäußert werden) 8.) Zur Bedeutungserschließung werden intuitiv neben sprachlichen auch nonverbale Zusammenhänge genutzt (Mutter benennt und zeigt auf ein Objekt)

Empirische Studie zum Lexikonerwerb von C. Kauschke: Untersuchung basiert auf Spontansprachdaten von 32 Kindern im Alter von 13, 15, 21 und 36 M. Ergebnisse: zunächst eine exponentielle, dann lineare Zunahme des produktiven Wortgebrauchs im Zeitraum von 13 - 36 Monaten deutlicher Zusammenhang zwischen der Anzahl der verschiedenen Wörter (types) und deren Verwendungshäufigkeit (token)

Methoden zur Erfassung des kindlichen Lexikons:  Analysen der Spontansprachdaten von Kindern  Angaben der Eltern über die Wörter, die ihr Kind benutzt oder versteht  Gegenstand der Untersuchung: phonetisch konsistente Äußerungen mit einem erkennbaren referentiellen Bezug

Komposition (Wortarten) des Lexikons:  Anfangs relationale Wörter (Bsp.: weg, rein, hier, da) und personal-social words (Bsp.: hallo, nein, aua) vorherrschend  Weiterer Verlauf: personal-social words gehen von über 41% (13. Monat) auf 7,5% (36. Monat) zurück, die relationalen Wörter bleiben eine große Gruppe, gehen aber von 34% auf 16% zurück.

Anteil der NOMEN wächst insbesondere im 2. Lebensjahr an : mit 13 Monaten: 10 % mit 15 Monaten: 15 % mit 21 Monaten: 27 %

mit 15 Monaten: Auftauchen erster VERBEN, die im 3. Lebensjahr den stärksten Anteil am Lexikon ausmachen  ADJEKTIVE sind von Anfang an in geringerer Zahl da

 Bei der Betrachtung der TOKEN-Verteilung fällt das häufige Vorkommen der RELATIONALEN Wörter auf

Individuelle Unterschiede: Keine Geschlechtsspezifische Unterschiede für die Anzahl der types oder token Individuell unterschiedlich ist auch das Vorkommen und die Stärke der Wortarten Im 2. Lebensjahr unterscheidet sich besonders der Anteil der Nomen (0-45%) der personal- social words (9-50%) und der relationalen Wörter (10-66%).

FAZIT: „noun-bias“ – Hypothese nicht bestätigt: nicht Nomen, sondern „relationale“ Wörter und „personal-social“ words scheinen die Sprachverwendung in frühen Erwerbssituationen zu dominieren lineares Anwachsen der Verben anfänglicher, dann abflauender Nomenzuwachs Ein später einsetzender deutlicher Zuwachs der Funktionswörter Jede Wortart wächst zu ihrer bestimmten „Saison“ und erfüllt eine bestimmte Funktion