Arbeits- und Sozialkultur in einer solidarischen Gesellschaft

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 Präsentation transkript:

Arbeits- und Sozialkultur in einer solidarischen Gesellschaft Akademie Solidarische Ökonomie Bernd Winkelmann Stand 18.1. 2014 Arbeits- und Sozialkultur in einer solidarischen Gesellschaft Vorbemerkung: Das Verstehen und der Vortrag dieser Powerpoint-Show setzt die Kenntnis die ausführlich ausgearbeiteten Bausteine gleicher Titel voraus. Gliederung: Die Krise der Arbeits- und Sozialkultur Ursachen und die Entfremdung des Menschen in der Arbeit Das ganzheitliche Verständnis von Wertschöpfung und Arbeit Zielstellung einer befriedeten Arbeits- und Sozialkultur Eckpfeiler einer neuen Arbeitskultur Eckpfeiler eines leistungsgerechtes und solidarisches Lohnsystems Eckpfeiler eines solidarisches Steuer- und Sozialsystem Bedingungsloses Grundeinkommen Systemisches Zusammenwirken verschiedener Systemelemente Befriedete Arbeits- und Sozialkultur - eine Beispielrechung

1. Krise der Arbeits- und Sozialkultur Die Paradoxie unserer Arbeits- und Sozialkultur: Einerseits enorme Steigerung der Produktivität und materiellen Wertschöpfung: > 1960 - 2000 Steigerung der Arbeitsproduktivität um das 4-fache, > des BIP um das 10-fache, > des Geldvermögens um jährlich 7%. Andrerseits keine Umsetzung in Entlastung und soziokulturelle Bereicherung des Lebens, sondern: > Überlastung der einen, Ausschluss der anderen; > steuerliche Entlastung der Vermögenden, Mehrbelastung der Lohnempfänger; > Präkarisierung vieler, wachsende Reichtums-Armutsschere; > Schere zwischen Überangebot und sinkender Kaufkraft; > Überlastung des Sozialstaates; > psychische und soziale Destabilisierung ders Einzelnen und breiter Schichten; > Verlust an Humanressourcen in Familie, Gesellschaft und Kultur.

2. Ursachen und die Entfremdung des Menschen in der Arbeit Ursachen auf mentaler Ebene: Das materialistische Verständnis von Wertschöpfung und Arbeit: Wertschöpfung der Wirtschaft wird allein materiell in Geldwerten gemessen, die geistige, psychische, emotionale, zwischenmenschliche, kulturelle, spirituelle Wertschöpfung wird im Wirtschaften ignoriert. Entsprechend wird der Sinn von Arbeit nur als Erwirtschaften von materiellen Gütern, höchstmöglichem Profit und Lohn gesehen. Ursachen auf struktureller Ebene: die Profitmaximierungsprinzipien kapitalistischer Wirtschaftsweise, ihre Abschöpfungs- Bereicherungs- und Externalisierungsmechanismen (in Finanzsystem, Eigentumsordnung, Unternehmensverfassung, Einkommens- und Steuersystem...) Die „Entfremdung des Menschen“ (Karl Marx) in der Arbeit liegt: in Überlastung, Selbst- und Fremdausbeutung in der Arbeit, im Verlust an Ganzheitlichkeit im Arbeitsprozess (ganzheitliche Entfaltung), durch Ausgrenzung aus Erwerbsarbeit (Arbeitslosigkeit), in massiver Unterbewertung von Eigenarbeit, Familienarbeit, Gemeinnutzarbeit, durch Verlust an Freizeit, Muße, Erholung (Regeneration)...

3. Ganzheitliches Verständnis von Wertschöpfung und Arbeit Ganzheitliche Wertschöpfung Produktive Ebene: Ehrenamtliche Gemeinnutzarbeit: (Bürgerarbeit): Vereinsarbeit, Kulturelle Arbeit, Bürgerinitiativen, Chor, Freiwillige Feuerwehr, Mitarbeit in Parteien, Kirchen, Nachbarschaftshilfe u.ä. Bezahlte Lohnarbeit /Erwerbsarbeit: als Arbeiter, Angestellter, Beamter, als Selbstständiger Unentgeltliche Eigenarbeit: Kinder-, Familien-, Altenarbeit, Arbeit an Wohnung, Haus, Garten, Hobby... Reproduktive Ebene: Regenerative Wertschöpfung in Freizeit, Erholung, Kunst, Kultur, Religion, Spiritualität, Muße, Nichtstun... Wertschöpfung in Erwerbsarbeit in vier Bereichen: a) Materieller Wert: Produktivität, Entlohnung, Gewinn b) Sozialer Wert: soziale Einbindung, Anerkennung, soziale Sicherheit c) Psychischer Wert: Kreativität, Kommunikation, Verantwortung, ganzheitl. Betätigung d) ideeller, ethischer Wert: Sinnfindung, dem Guten dienen Erst in einer ganzheitlichen Entfaltung des Menschen in allen Bereichen der Wertschöpfung wäre die „Entfremdung des Menschen in der Arbeit“ überwunden!

4. Zielstellung einer befriedeten Arbeits- und Sozialkultur Die Entfremdung des Menschen in der Arbeit überwinden, in dem die enorm hohe Wertschöpfung der Wirtschaft so eingesetzt wird, dass die Fremd- und Selbstausbeutung in der Arbeit überwunden wird, eine ganzheitliche Entfaltung des Menschen in der Arbeit möglich ist, eine wesentlich kürzere Erwerbsarbeitszeit ermöglicht wird, wesentlich mehr Freiräume für Eigenarbeit, Familienarbeit, Gemeinwohlarbeit, wesentlich mehr Freiräume für Muße, Kultur, Erholung, Freizeit gegeben sind, keiner aus der Erwerbsarbeit ausgeschlossen wird, jeder von seinen regulären Einkünften ohne Armut leben kann, das Sozialsystem der Gesellschaft die Lasten gerecht verteilt und solidarisch vor Nöten schützt, der Sozialstaat bezahlbar bleibt und nicht überlastet wird. These: Die materielle Wertschöpfung in unserer Gesellschaft ist hoch genug, um diese Ziele zu realisieren. Dies ist möglich, wenn die Prinzipien und Abschöpfungs-Bereicherungs- und Externalisierungsmechanismen der kapitalistischer Wirtschaftsweise überwunden werden, wenn die Wertschöpfung leistungsgerecht und solidarische allen zu gute kommt.

5. Eckpfeiler einer neuen Arbeitskultur Besondere Wert der Erwerbsarbeit: Hineinnahme des Menschen in den ökonomischen Prozess von > Arbeit, > Produktion, > Einkommen, > Konsumtion, > Steuer- und Sozialsystem Hineinnahme aller arbeitsfähigen Menschen in den ökonomischen Prozess: 1. beste Grundlage eines stabilen und tragfähigen Sozialsystems, 2. beste Grundlage einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, 3. wesentlicher Teil sozialer Integration und Wertschätzung des Menschen. (Beteiligungsökonomie: Inklusion statt Exklusion). Das Recht auf Erwerbsarbeit ist als ein Grundrecht des Menschen verfassungsmäßig zu verankern. Eckpfeiler einer solidarischen Arbeitskultur: 1. Teilung des Arbeitsvolumens durch Herabsetzung der Regelarbeitszeit (z.B. auf 30 Stundenwoche) 2. Hohe Flexibilisierung der Arbeitszeiten (auch des Renteneintrittsalters) 3. Sichern und Erfinden ganzheitlicher Arbeitsplätze 4. Für Eigenarbeit, Familienarbeit und Gemeinwohlarbeit wesentliche höhere Wertschätzung, größere Freiräume und materielle Stützen schaffen

6. Eckpfeiler eines leistungsgerechtes und solidarisches Lohnsystems ● Im bisherigen Lohnsystem erkennbar: > Kriterien für Arbeitsleistung: 1. Leistungsintensität, 2. Qualitätsanspruch und Ausbildungsgrad, 3. Verantwortungslast. > Arbeitsleistungsvermögen schwankt zwischen 0,5 und dem 5-fachen der Durchschnittsleistung eines guten Facharbeiters. > Übliche Tariflöhne liegen zu 80% in ihrer Spreizung bei 1:3; konkret zwischen 1.400 € (Arzthelferin) und 6.300 € (Geschäftsführer). Max. Spreizung 1 : 10 (1 : 20). > Fazit: „Löhne“ die weit über dem 5-fachen des Durchschnittslohnes liegen, sind nicht durch eigenen Leistung erarbeitet; sind als „Raublöhne“ abzulehnen. ● Eckpfeiler eines leistungsgerechten und solidarischen Lohnsystems 1. Generelle Bezahlung jeder Erwerbs- und Berufstätigkeit nur nach Tariflöhnen. 2. Lohnspreizung im Mindestlohn 0,5 des Durchschnittslohns, im Spitzenlohn bis zum 5-fachen der Durchschnittslöhne (max. 10-fachen) (z.B. bei 2.500 € Durchschnittslohn Spreizung von 1.250 bis 12.500 €) 3. Für Künstler, Freiberufler, Sportler und ähnliche Berufe statt „Knappheitskriterium“ variablen aufwands-leistungsgemäße Pauschalsätze 4. Solidarischen Lohnausgleich für sehr leistungsschwache Tätigkeiten (Mindestlohn)

7. Eckpfeiler eines Solidarisches Steuer- und Sozialsystems ● Vier Prinzipien eines solidarischen Steuer- und Sozialabgabensystems: 1. Einheitsprinzip: Abgaben von allen Bürgern und allen Einkünften (Bürgerversicherung); 2. Solidarisches Prinzip durch progressive Besteuerung: höhere Anteile der wirtschaftlich Stärkeren zu Gunsten der wirtschaftlich Schwächeren; 3. Paritätisches Prinzip: zu gleichen Anteilen zahlen Unternehmen und Angestellte Sozialabgaben (Bismarcksche Sozialsystem); 4. Lenkungsprinzip: Höhe der Abgaben nach sozialen und ökologischen Zielorientierungen. ● Eckpfeiler eines Solidarischen Steuer- und Sozialsystems: 1. gemeinsame gesetzliche Kranken- und Sozialversicherung für a l l e Bürger (Bürgerversicherung, Umlagefinanzierung) 2. Soziales Grundeinkommen für alle Bürger 3. Steuerfinanziertes Sozialsystem: Ablösung der Sozialabgaben in den Unternehmen durch Wertschöpfungsabgabe (statt arbeitsplatzgebundene Abgaben) 4. Besteuerung der Unternehmen nach ökologischen, sozialen Kennziffern 5. Besteuerung der Bürger durch Einkommensteuer und Sozialsteuer progressiv, 6. Verbrauchs- und Ressourcensteuer ökologisch und sozial zielorientier

Gesamtschau eines vereinfachten Steuer- und Sozialsystems

8. Bedingungsloses Grundeinkommen ● Idee und Begründung: Jeder Bürger erhält allein auf Grund der Tatsache, dass er Bürger eines Sozialwesens ist, als soziale Grundsicherung eine bedingungsloses Grundeinkommen (BGE). ● Vorteile: 1. Soziale Grundsicherung als Menschenrecht unabhängig von Leistungsfähigkeit; 2. Keine entwürdigende Bedürftigkeitsprüfung; 3. Radikale Entbürokratisierung. ● Funktion: Das BGE tritt an Stelle der bisherigen Sozialleistungen: Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, Kindergeld, Grund-Bafög, Grundrente... ● Das Aufkommen des BGE wird erbracht: a) aus Sozialabgabe der Erwerbstätigen, Wertschöpfungsabgabe der Unternehmen, b) aus Verbrauchssteuern. ● Fünf umstrittene Varianten: a) relativ geringes BGE; mit Teilen des Arbeitsvolumens durch reduzierter Erwerbsarbeitszeit (Engler u.a.) b) sehr hohes BGE, damit Arbeit zur freiwilligen Betätigung wird (Götz Werner u.a.) c) Sozialhilfe puls Bürgergeld für Gemeinwohlarbeit (U.Beck, Spieth u.a.) d) Grundeinkommen nach Negative Einkommensteuer verrechnet (Kessler u.a.) e) Bedingungsloses Grundeinkommen mit hoher Steuerprogression Vorsicht! Ein bedingungsloses Grundeinkommen allein löst die Arbeitskrise nicht, sondern nur ein Zusammenwirken verschiedener Bausteine!

9. Systemische Zusammenwirken verschiedenen Systemelemente Teilung des Arbeitsvolumens - ca. 30-Stundenwoche - Arbeitsplätze für alle - hohe Flexibilisierung der Arbeitszeit Bedingungsloses Grundeinkommen anstelle Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Kindergeld, Bafög, Grundrente... - z.B. Erwachsene 600 € - Kinder 300 € Paritätisch steuerfinanziertes Sozialsystem: - Ablösen der Sozialabgaben von Arbeitsplätzen, - dafür Wertschöpfungsabgabe der Unternehmen - nach Arbeitsplatzkoeffizient Ausgleichendes, leistungsgerechtes Lohnsystem - „Zeit statt Geld“ für hohe Löhne, - Mindestlöhne in Niedriglohnbereich - Leistungsgerechte Löhne von 0,5 bis zum 5-fachen • So Hineinnahme a l l e r in ökonomischen Prozess von Arbeit, Produktion, Einkommen, Konsumtion, Steuer- und Sozialabgaben. • Zugleich große soziokulturelle Befreiung und Bereicherung im Zusammenspiel von Familien- und Eigenarbeit, Erwerbsarbeit, bürgerschaftliches Engagement Freizeit und Muße!

10. Befriedete Arbeits- und Sozialkultur - eine „Beispielrechung“ Umsetzung konkret – eine Beispielrechnung: Mann und Frau mit drei Kindern müssten nicht in alter Weise zusammen mit 60 oder 80 Stunden voll arbeiten, um den Unterhalt ihrer Familien zu erarbeiten. Sie würden beide in Teilanstellung zusammen etwa 45 Wochenstunden einer Erwerbsarbeit nachgehen (z.B. er 30 Stunden, sie 15 Stunden) und hier etwa 1.800 € netto verdienen. Dazu käme ein Grundeinkommen von ca. 1.900 € (bei negativer Einkommenssteuer für die Eltern zweimal 500 €, für die Kinder dreimal 300 €). Mit zusammen 3.700 € Monatseinkommen wäre ein ausreichendes Auskommen gegeben. Es bliebe viel Zeit für Freizeit, Muße, Eigenarbeit und Familie, für gemeinsame Kindererziehung. Die Geburtenrate würde steigen. Es wäre viel Zeit da für Kultur und für ehrenamtliches Engagement in Vereinen, Kirchengemeinde, zivilgesellschaftliche Gruppen, Parteien... Sowohl die Überlastung in der Erwerbsarbeit wie auch die Existenzangst vor Arbeitslosigkeit würden sich auflösen. Die Entfremdung des Menschen in der Arbeit wäre in wesentlichen Teilen überwunden.

Literaturhinweise Franz Alt: „Das ökologische Wirtschaftswunder. Arbeit und Wohlstand für alle“, Berlin 1997 Joachim Bauer, „Arbeit, warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht“, Blessing-Verlag 2013 Jürgen Borschert: „Sozialstaatsdämmerung“, RiemannVerlag 2013 Ulrich Beck (Hg.): „Die Zukunft von Arbeit und Demokratie,“ Frankfurt a.M. 2000 Hr.: U. Becker, Fr.Segbers, Michael Wiedemeyer: „Logik der Ökonomie – Krise der Arbeit. Impulse für eine solidarische Gestaltung der Arbeitswelt“, 2001 Wolfgang Belitz, Hans-Udo Schneider; Jürgen Klute: „Zukunft der Arbeit in einem neuen Gesellschaftsvertrag“, Münster 2004 Joachim Bischoff, Julia Müller: „Allgemeines Grundeinkommen“ Fundament für soziale Sicherheit?“ Herwig Büchle, Lieselotte Wohlgenannt, Sozialakademie Österreich: „Grundeinkommen ohne Arbeit. Auf dem Weg zu einer kommunikativen Gesellschaft“, 1985 Christian Felber: „Neue Werte für die Wirtschaft. Eine Alternative zu Kommunismus und Kapitalismus“; 2008 Wolfgang Engler: „Bürger, ohne Arbeit. Für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft“ 2005 Matthew Fox: „Revolution der Arbeit. Damit alle sinnvoll leben und arbeiten können“, 1996 Reinhard Höppner: „Arbeit aus, alles aus? Politik am Ende der Arbeitsgesellschaft“; 2005 Maynard Keynes „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zins und des Geldes“ und Aufsatz von 1943; hier widergegeben nach Karl Georg Zinn „Rezeptionslücken des Keynesianismus“, Hamburg 2008 Manfred Linz: „Was wird aus der Wirtschaft? Über Suffizienz, Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit“, 2006 Günther Moewes: „Geld oder Leben. Umdenken und unsere Zukunft nachhaltig sichern“, 2004 Niko Paech: „Nachhaltigkeit zwischen ökologischer Konsistenz und Dematerialisierung: Hat sich die Wachstumsfrage erledigt?“ in Natur und Kultur 6/1 2005 Fritze Reheis: „Entschleunigung. Abschied vom Turbokapitalismus“, 2004 Jeremy Rifkin: „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“, Frankfurt 1995 Götz W. Werner: „Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen“ Stuttgart 2006